Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[ocr errors]

suchten, keine Rücksicht auf ihren Rang zu nehmen haben. Beförderungen für die Fähigen allein. Für die Unwissenden, aber übrigens gut gesitteten Militärs, welche sich vor dem Feinde durch Muth, durch tapfere Thaten auszeichnen, Ordensverleihungen, und nach Umständen Personalzulagen.

So würden bald die Unfähigen und Schwa÷ chen sich, zum Besten des Dienstes, aus einer Armee entfernen, wo nur der talentvolle, fleißige Offizier den Vorzug der Beförderung genöße.

II.

Der Feldzug 1795 in Italien.
Nach öftreichischen Originalquellen beschrieben
vom Major Aulich
des F. k. Generalquartiermeisterstabes.

Einleitung.

Nach dem Gefechte bei Dego *) war in dem verflossenen Feldzuge auf beiden Seiten der Kämpfenden Ruhe eins getreten. Die Franzosen hatten sich nach diesem Gefechte in die Riviera zurückgezogen, und somit das Thal der Bormida di Cairo bis an den Gebirgsrücken der Appeninnen freiwillig geräumt, deffen Übergang bei Ca di bona fie jedoch besest hielten.

Von Seite der Verbündeten, sowohl als von jener der Franzosen, waren nun Vorbereitungen für die Winterquartiere eingeleitet worden, welche beiderseits durch die nach und nach immer mehr mit Schnee, bedeckten Gebirge der Alpen, See-Alpen und Appeninnen eine sehr gute Deckung bekamen; und da die genannte Gebirgskette schon im Oktober größtentheils ungangbar war, so wurden die Winterquartiere im Laufe der zweiten Hälfte dieses Monats bezogen.

*) Man sehe: den Feldzug 1794 in den Alpen welcher in des Jahrgangs 1834 VII. und IX. Hefte abgedruckt ist.

Die französische, genannt italienische Armee, unter dem Befehle des Generals Scherer, hatte ihre Quartiere an der Meeresküste von Bado bis Nizza genommen. Ihre Postenkette *) zog sich von Bado über Savona auf den Höhenzug der Appenin= nen nach Ca di bona, und von hier längs demselben bis in die Gegend von Ormea, allwo sie das TanaroThal durchschnitt, dann aber sich auf die Höhe des Col de Termini wendet, und längs diesem Höhenzuge und jenem des Hauptrückens der See-Alpen bis an den Col della Maddalena fortlief, wo sie an jene der Alpen-Armee anband, die sich bis zum großen St. Bernhard erstreckte.

Die Vorposten der Verbündeten standen an den nördlichen und östlichen Abfällen dieser Gebirge in mei stens bebautem und fruchtbarem Lande, und waren mit Bedürfnissen aller Art gut versehen; was bei den längs unwirthbaren rauhen Höhen stehenden Franzosen viel weniger der Fall war.

Die E. t. lombardische Armee, unter dem Befehle des F3M. Grafen Olivier Wallis, welcher unter dem Oberbefehle des zu Mailand als Lan= desgouverneur befindlichen Erzherzogs Ferdinand stand,

hatte bis gegen Ende Novembers Quartiere in der Gegend won Acqui bezogen. Als nun aber die in beide Bormida-Thäler führenden Gebirgsübergänge auch gänzlich verschneit waren, und eine feindliche Unternehmung durch diese Thäler nicht mehr befürchtet wurde; so mar schirte diese Armee mit dem größern Theile in die Winterquartiere nach der Lombardie zurück. Der Rest derselben, nämlich: die Vorposten und die zu deren Un

*) Siehe die Karte von Bacler d'Albe.

terstüßung bestimmten Truppenkörper, welche Lettere als Besaßungen nach Alessandria und Tortona kamen, blieben unter dem Befehle des FML. Baron Wenkheim in Piemont stehen.

Die übrigen Truppen der Verbündeten, nämlich: die piemontesische Armee, das dem Turiner Hofe vertragsmäßig gestellte t. E. Hilfstruppenkorps und die E. neapolitanische Reiterei, hatten die Winterquartiere dergestalt bezogen, daß das unter dem k. k. FML. Colli gestandene Korps zwischen dem oberen Po und der Bormida, jenes des Herzogs von Montferrat, das ganz aus Piemontesern be: stand, am linken Ufer des Po, und die neapolitanische Reiterei in die Lombardie nach Lodi und Umgegend zu liegen kamen.

Mit dem Schlusse des verflossenen Feldzuges was ren also die Franzosen im Besige aller besseren Übers gänge der Alpen nach Piemont. Eben so waren sie Meister der Grafschaft Nizza und der westlichen genuesischen Meeresküste (riviera di ponente) bis über Savona, mit den Gebirgsübergängen der SeeAlpen und aller jener über die Appenninen in das Tanaro- und in die beiden Bormida-Thäler füh renden Verbindungen.

Durch den Besiß der Grafschaft Nizza und der Riviera waren die Franzosen, zur Verlegung des Kriegsschauplages in das Innere von Italien, in sehr günstiger Stellung; weil es hier viel leichter war, das vorliegende Gebirge mit Heeresmacht zu überschreiten, als dieß bei den Alpen möglich ist. Das Hochgebirge der Alpen ist beinahe durch drei Viertheile des Jahres mit Schnee und Eis bedeckt, und bildet auch in besserer Jahreszeit Östr. milit. Zeitsch. 1835. IV. B

für eine Armee eine schwer zu übersteigende Schranke. Für größere Heereszüge eignen sich nur die Übergänge, welche über den kleinen St. Bernhard, Mont Cenis und Mont Genèvre bestehen. Außerdem bilden die Thäler an der westlichen Seite der Alpen, nämlich: jene der Isere, der Are und der Durance, durch welche die Straße nach den genannten Übergangspunkten führen, Defileen, die sich noch an der östlichen Seite, mit dem Übergange der Wasserscheidung selbst, - durch das Aosta- oder Susa-Thal bis zum Eintritte in die Ebenen Italiens erstrecken, in ihrer Ausdehnung mehr als 20 Meilen * betragen, und theils im Innern, theils an den Ausgängen durch feste Punkte gesperrt waren.

[ocr errors]

Die Ausführung eines Kriegszuges nach Italien durch dieses theilweise gang unwirthbare Gebirge, und dessen Gelingen in den damaligen Verhältnissen, würde demnach besondere Voreinleitungen erheischt has ben, nämlich: Anhäufung hinlänglicher Lebensmittel, sowohl für den Vormarsch als auch für den möglichen Rückzug, falls die Unternehmung mißlänge. Der Durchzug müßte möglichst schnell vollzogen werden, um die fruchtbare Ebene baldigst zu erreichen, und den Geg= nern keine Zeit zur Vereinigung ihrer auf ausgedehnter Bogenlinie stehenden Streitkräfte zu lassen. Endlich müßte über die Unternehmung selbst bis zur Ausführung ein dichter Schleier gezogen bleiben, damit die im Po-Chale zu liefernde Schlacht mit überlegenen Streitkräften den nicht gesammelten Verbündeten geliefert werden könnte.

*) Es wird hiermit bemerkt, daß hier immer von östreichischen Meilen die Rede ist, von welcher eine 4,000 Wie: ner Klafter enthält; wenn sonst nichts angegeben steht.

« ZurückWeiter »