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auch die Höhe von Elle. Ist er zu kurz, so können sich die Blumen nicht recht entwickeln und die Hyacinthe ist verunstaltet. Ein schwacher Stångel beugt sich unter der Last der Blumen zur Erde, und die Hyas cinthe verliert ihr Ansehen. Freilich kann man sie mittelst eines Stäbchens und des Anbindens schirmen, allein die Hyacinthe_sollte einer solchen Krücke nicht bedürfen. Die Dicke befördert die Festigs keit. Indeß, hohe Sträußer müssen gestångelt werden, damit Wind und Regen sie nicht umbrechen.

In Rücksicht der Blumen wird theils auf ihre Farbe, theils auf ihre 3 ahl und Größe, theils auf ihre Stellung und Füllung gesehen. Von den Farben ist schon oben etwas gesagt worden. In neueren Zeiten schäßt man vorzugsweise die gelben und schwarzen Hyacinthen. Die weißen sind von verschiedenem Weiß, und gefüllt, gewöhnlich mit einem röthlichen Kerne versehen. Die mannichfaltigs sten sind die blauen und rothen. Gleichstarke Farben sind nicht die beliebtesten; lieber hat man die schattirten, und bei gefüllten eine åhnliche aber starke Farbe. Je mannichfaltiger die Schattirung der gefüllten ist, desto herrlicher ist die Blume. Ferner hat man gerne eine große Anzahl von Glocken. Es gibt welche zu 40 Glocken; diese bilden dann eine wahre Pracht-Pyramide. Je größer die Glocken, desto geringer ihre Zahl, und umgekehrt, je größer die Zahl, desto. kleiner die Glocken. Für gewöhnlich schöne Hyacinthen werden jene gehalten, welche 12-20 Glocken auffeßen; die unter 12 tragen, find von geringem Werthe, die Monstreusen ausgenommen. Die Größe ist verschieden. Die unteren Glocken sind gemeiniglich größer als die oberen, und es gehört mit zur Schönheit, wenn dieß an einer Hyacinthen-Pyramide vorkommt. Die Größe muß allmålig abs nehmen. Der Umfang einer schönen Glocke muß wenigstens 14 3oll betragen. Bei ausnehmenden Pracht - Exemplaren ist er aber oft von der Größe eines Laubthalers. Doch diese tragen dann nicht mehr als etwa 4-5 Glocken, nebst einigen abwelkenden Knospen, da die Blume durch diese Gewaltanstrengung erschöpft wird. Was die Stels lung der Glocken anbelangt, so ist die ausgezeichnetste die, Py ramidenform, wobei die untersten Blumen auf långeren Stielen, als die oberen stehen; doch dürfen sie weder aufwärts, noch abwärts gerichtet seyn, sondern sie müssen horizontal abstehen, und das das rum, damit man den lieblichen Nymphen gerade ins Auge sehen könne. Die Blumenstiele sollen sanft gebeugt und weder schwach noch steif seyn. Diejenigen Hyacinthen, deren Glocken einseitig erscheinen, oder die nur hie und da eine Blume ansehen, oder herunter hången, oder aufwärts stehen, werden wenig geschägt. Man fordert ferner, daß die Glocken gleich weit von einander entfernt seyen, weil dadurch keine das Auge beleidigende Lücken entstehen. Dess wegen muß darauf gesehen werden, daß man keine Blumen unvors fichtiger Weise ausbreche, denn damit wird die Continuität unterbrochen, und der schöne Anblick verhunzt.

In Bezug auf die Füllung theilt man die Hyacinthen in zwei

Hauptordnungen ein, in Einfache und Gefüllte. Jede Ordnung hat ihren eigenen Werth. - Iene einfachen Sorten, die nur mit 10-12 Glöckchen versehen in unsern Gårten vorkommen, sind nicht viel werth; doch gibt es wieder manche, die sehr ges schågt werden, z. B. Rose incarnate, der agatblaue Eu ripides, das rosenfarbige Ossenblöd u. s. w. Es gibt weiße, blaue, porzellainfarbige, agatblaue, dunkelblaue, schwarze, rosenrothe, rothe und purpurfarbige einfache Hyacinthen. Sie kom men zeitlicher zur Blüthe, und bilden bei dem Hyacinthenheere ebenso den Vortrab, wie die frühen Tulpen bei der Tulpenflur. Weil ihre Geschlechtstheile frei liegen, so bringen die Einfachen sehr leicht guten Samen. Die größte Aufmerksamkeit aber verdienen unstreitig die Gefüllten. Sie haben weniger Glocken, und sind viel fleischiger. Die äußeren Blåtter sollen nicht gerade stehen, aber sich auch nicht zusammenrollen und kråuseln. Ersteres verhindert den freien Anblick, lehteres verkleinert die Blumen. Sie mögen sich vielmehr sanft hinbeugen und die Blumen sollen einander berühren, so bilden sie ein abgeschlossenes Ganzes. Die Füllung soll voll seyn, das sind dann die Doppeltgefüllten, weil nämlich mehrere Kronen in einander gewachsen zu seyn scheinen, ohne Bertiefung. Die Gefüllten, segen selten Samen an, und bringen ihn noch selte= ner zur Reife. Einige Glocken sind kegelförmig, andere wal: zenförmig, andere pyramidalisch.

Die Blüthenzeit ist verschieden. Die später Blühenden haben den Vorzug, weil sie sich besser entwickeln können. Die früher Blühenden leiden oft durch den Witterungswechsel. Beide Arten sollen nicht unter einander geseht werden. Das Auge stößt sich an die Lücken.

Cultur der Hyacinthen.

Sie ist im Allgemeinen eben nicht zu schwer; sie hat aber doch ihre Schwierigkeiten.

Zuerst ist die Lage des Hyacinthen - Beetes zu berücksichtigen. Sie fey frei, in der Abend oder Morgengegend des Gartens. Von Manchen werden gegen Mittag gelegene Beete vorgezogen, aber sie haben im Winter ihre Nachtheile. Die oft zeitlich im Frühjahre warm hervorbrechenden Sonnenstrahlen schmelzen nämlich den ihnen damals noch zur Decke dienenden Schnee weg, und doch friert es des Nachts wieder stark, wodurch das entstehende Eis nachtheilig einwirkt. Nur darum erfrieren in manchen Jahren so viele Hyacinthen. - 1

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Hat man einen gelegenen Plaß aufgefunden, so muß man auf eine passende Erde denken, auf welche eigentlich das Meiste ankommt. Dung, besonders Pferdedung, ist ihnen äußerst schådlich. Man hat verschiedene Recepte für Hyacinthen-Erde. Oben, §. 10, sind mehrere angegeben worden, worunter man die beliebigste wählen kann. Nun wird das Beet Fuß hoch eingefaßt, und 14

Fuß tief ausgegraben. In die Tiefe kommt eine Lage Kuhdung und darauf die Erde. Es ist höchst überflüssig, das Beet 3-4 Fuß tief aufzugraben. In der Mitte wird es um einige Zoll höher, damit das überflüssige Regen- und Schneewasser allenfalls ablaufen könne.

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Die beste Zeit zum Legen ist von Michaelis bis halben Ocs tober. Man muß dabei heiteres Wetter und trockenes Erdreich abs warten, denn sonst werden die Zwiebeln leicht anbrüchig und faulen, che sie Wurzeln fassen. Es ist durchaus schädlich, das bestellte Zwies belbeet zu begießen; man überlasse solches der Natur. Ein späteres Einlegen ist nicht zu rathen. Theils können die Zwiebeln, keine Wurzeln mehr fassen, theils ist weniger auf heiteres und trockenes Wetter zu rechnen. Je kräftiger sie im Herbster umwurzeln, desto herrlicher werden fie blühen. Bevor sie unter die Erde gebracht werden, ist eine genaue Durchsicht davon zu nehmen. Man nimmt die alte, oft vom Schimmel angegriffene Schale vorsichtig weg, wischt sie mit einem wollenen Tuche recht sauber ab, entfernt das Faule oder Modrige mit dem Messer, bestreut die Wunden mit ges schabter Kreide oder gebranntem Ziegelsteine und löst die Brut ab. Hat man recht viele Zwiebeln, und das von verschiedener Größe, so theilt man das Beet in mehrere Quartiere oder Quadrate ein, um sie nach ihrer Größe unterzubringen. Gleich in das erste Quartier kommen lauter Zwiebeln von erster Größe u. s. w. Man zicht der Långe nach und in die Queere mittelst einer Gartenhaue 5-6 3oll weit von einander entfernte, gerade Linien. Hierauf macht man 4-5 Zoll tiefe Löcher, worein man die Zwiebeln legt und wohl eindrückt, auch bedeckt. Je flåcher die Hyacinthen liegen, desto mehr zertheilen sie sich; je tiefer man sie einpflanzt, desto stärker und kräftiger werden sie. Das ist die gewöhnliche Ma nier, die Hyacinthen zu cultiviren.

In den neuesten Zeiten hat man in der allg. praktischen Gars tenzeitung wieder das tiefe Legen als neue Methode zur Sprache gebracht. Man lese Jahrgang 1829, Seite 321 ff. Diese Methode ist aber durchaus nicht neu. Schon der alte Schmahling in seiner Blumen-Aesthetik dringt auf 8-9 3oll tiefe Löcher. Er vers theidigt das tiefe Legen zugleich aus dem Grunde, weil der Frost nicht leicht so tief eingreift, die Zwiebeln nur einer geringen Bes deckung bedürfen, und endlich, weil sie im Frühjahre langsamer, aber um so kräftiger und ståmmiger treiben, und zulegt, wenn sie an die erwärmte Oberfläche kommen, um so freudiger aufschießen. Auch behauptete er ferner, daß die Zwiebeln sich so nicht leicht zers theilen, sondern wegen befferer Nahrung immer mehr zunehmen und eine außerordentliche Größe erlangen. Selbst die Brut soll dadurch in 2 Jahren schon blühbar werden. Diesem gemäß legen nun Viele ihre Hyacinthen in gute, aber nicht zu schwere Gartenerde, worauf früher Kohl oder Gurken standen. Ist sie zu mager, so mischt man wohl verweste Kuhdungerde dazuz ist sie zu fett, so

hat man Sand beizugeben. Das Beet wird 14 Fuß tief ausges graben. Die Erde wird durchgeworfen. Nun gråbt man erst die im ausgehobenen Beete befindliche Grunderde noch einmal 1 Fuß tief um, und vermischt auch diese mit Sand. Ist kein guter Untergrund vorhanden, so muß der schlechte herausgebracht, und guter hineingeschafft werden. Derselbe wird nun bei 1 Fuß hoch niedergefüßelt. In der Mitte Octobers kommen nun die Zwiebeln, 9 Zoll weit von einander entfernt, darein; sie werden wohl ange drückt und vorläufig mit Erde bedeckt, daß kein Zwischenraum bleibe. Nunmehr wird das Beet eingeräumt und stets niedergetreten. Sie erhalten dadurch 11⁄2 Fuß hoch Erde über sich und werden ohne Bedeckung der Natur überlassen. Im ersten Jahre treiben sie im Juni und blühen im Juli außerordentlich kräftig; im zweiten Jahre geht diese Operation früher vor sich. Im dritten Jahre erscheint eine außerordentliche Nachkommenschaft, die das Beet ganz überzieht. Nun wird es Zeit, sie aufzunehmen. · Daß diese Behandlung in der Natur der Gewächse besser gegründet fey, als das jährliche Aufnehmen, ist sehr wahr, und deswegen ist sie sehr zu empfehlen.

Die Vermehrung der Hyacinthen geschieht theils durch Brut, theils durch Samen. Die Brut wird auf besondere Quartiere gebracht und daselbst bis zu ihrer Tragbarkeit unberührt gelassen. Sodann, wenn sie das erste Mal geblühet hat, hebt man sie aus, und sortirt sie zu den alten Zwiebeln. Durch die Brut werden nun die vorhandenen Sorten vermehrt, aber keine neuen erzeugt. Dieses geschicht nur durch den Samen. Hat man guten, reifen Samen, so baut man denselben in Kåsten, Töpfe oder selbst ins freie Land im April an, begießt die Saat fleißig und ftellt sie an einen warmen, sonnigen Ort. Man verpflanzt die Såmlinge nicht, sondern läßt sie in Kästen oder Töpfen stehen, austrocknen und bringt sie den Winter über in frostfreie Behälter. Dafür hat man wohl zu sorgen, ‍daß sie nicht naß und dadurch schimmelig und faul werden. Im Lande wird die Saat mit Moos oder Laub wohl bedeckt, im April gereinigt und wie die Brut behandelt. Unter mehreren Tausenden von Såmlingen erhält man erst wieder eine ganz neue Sorte, aber dafür manche schöne bekannte Spielarten. Daß die Anzucht aus Samen langsam von Statten gehe, ist natürlich; man erhält dadurch erst in 5—6 Jahren tragbare Zwiebeln.

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Cultur der Hyacinthen in Topfen, oder Hyacinthens Treiberei.

Man bestimmt dazu die größten, schönsten und vortrefflichsten Sorten. Die Brut wird von den Zwiebeln ganz entfernt. Nun füllt man_mittelgroße, ziemlich tiefe Töpfe mit Hyacinthen-Erde, und legt die Hyacinthen um Michaelis so tief ein, daß sie 1 Zoll hoch mit Erde bedeckt sind.. Am besten ist es, eine Zwiebel in einen Topf zu legen; man kann aber in größere Töpfe auch 2-3 Stück bringen.

Hat man fortirte Hyacinthen, so muß man die Numern beistecken, damit sie nicht unter einander kommen. Nun stellt man die Töpfe auf eine Stellage und überläßt sie der Natur. Stellen sich Nachtfröste ein, so bringt man sie an einen geschüßten_luftigen Ort und läßt sie daselbst abtrocknen. Sind sie abgetrocknet, so kommen fie in ein frostfreies Zimmer oder dergleichen Kammer, auch selbst in einen trockenen Keller. Sie werden nicht begossen, sondern so bis zu dem Zeitpunkte aufbewahrt, in welchem man sie treiben will. Die Früh-Hyacinthen kann man jedoch gleich in Trieb bringen, oder man muß sie wenigstens zuerst vornehmen. Man kann sie partienweise von 8 zu 8 Tagen ins warme Zimmer bringen. Sobald das geschieht, werden sie begossen und nun an die Fenster gebracht. Bei 10-16 Grad Wärme blühen sie in 4-6 Wochen herrlich, wenn man es anders mit dem Begießen nicht versieht. Sie dürfen von nun an nicht mehr trocken gehalten, aber auch ja nicht in die Nähe des Ofens gebracht werden, widrigenfalls sie sien bleiben oder verkrüppeln, oder wenigstens sehr mangelhaft blühen.

Viele treiben die Hyacinthen auch auf Wasser. Man hat dazu eigene Glåser, die unten weiter, oben aber so schmal sind, daß eine Zwiebel in das mit Wasser gefüllte Gefäß zum vierten Theile hinein zu stehen kommen kann. Man benügt dazu Regen- oder geschmolzenes Schneewasser, das aber nicht zu kalt seyn darf. Vermindert es sich, so gieße man welches nach, ohne die Zwiebel viel zu berühren. Alle 8 Tage kann es vorsichtig ab und zugegossen werden. Die Wurzeln dürfen dabei nicht zerrieben oder zerbrochen werden. Ich halte diese Wassertreibèreifür Frevěl, weil damit die Zwie beln verdorben werden; wenigstens ist sie eine unnöthige Spielerei.

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Die abgeblühten Hyacinthen lassen sich zum zweiten Male nicht mehr treiben; deswegen ist es vortheilhaft, sie in eine Grube sammt dem Ballen ins Land zu stürzen. So erholen sie sich viel leichter.

Krankheiten und Feinde der Hyacinthen.

An der Spige der Uebel steht das Ausarten. Die Klagen darüber sind allgemein. Von allen Seiten her hört man, daß die holländischen Zwiebeln in Zeit von einigen Jahren ganz gemeine Blumen liefern. Viel ist darüber schon geschrieben worden. Aber, obwohl sich in dieser Hinsicht sehr schön theoretisch reden läßt, so hat man es doch kaum irgendwo so weit gebracht, echte Harlemer Hyacinthen auf deutschem Boden zu erzielen. Verschiedene Umstånde wirken auf die Manier der Holländer zu günstig ein, als daß wir es ihnen gleich zu thun im Stande wåren. Mag man darüber weinen oder lachen, ernstlich reden oder spotten, die Sache spricht faktisch für sich, und dieß ist überzeugend. Jedoch, sind wir auch nicht im Stande, Hartemer Hyacinthen zu erzeugen, so sind wir doch im Stande, ihrer völligen Ausartung vorzubeugen.

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