Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[merged small][merged small][merged small][graphic][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

Der Feldzug des Jahres 1809 in Süddeutschland.

(Mit Karten und Plänen.)

Nach österreichischen Originalquellen.

(Fortsetzung.)

[ocr errors]

Zweiter Abschnitt.

Von der Schlacht bei Abensberg bis zum Rückzug hinter die Donau bei Regensburg. (Hiezu Tafel No. 28 mit gleichzeitiger Benützung der Tafel No. 2.)

Dieser ganze Abschnitt umfasst blos die fünf Tage vom 19. bis 23. April. Aber welche Tage! Welche Ereignisse! Fast jeden Tag eine Schlacht; bei Hausen und Dinzling, bei Abensberg, bei Landshut, bei Eggmühl und Regensburg. Man möchte fast sagen, dass kaum eine Stunde verstrich, in welcher nicht gefochten wurde.

Die Geschichte dieses Feldzuges wird nie klar verstanden werden, wenn man nicht die ganze und folgenschwere Bedeutung dieser fünf Gefechtstage richtig auffasst und abwägt, nicht jene feinen Fäden blosslegt, an denen die Geschicke von Thronen und Völkern hingen, wenn man nicht mit sicherem Kriterium die Ursachen aufsucht und entwickelt, welche so tiefgehende Wirkungen hervo brachten. Vielleicht bieten nur wenige Kriege-ähnliche ereignissreiche, so rasch auf einander gefolgte und entscheidende Momente, regen ein grösseres Interesse an, und sind desshalb lehrreicher als der Feldzug, welchen wir hier pragmatisch zu schildern versuchen. Denn zwischen dem 19. und 23. April nahm der ganze Gang der Operationen eine völlig veränderte Wendung; die Rollen wechselten; folgenschwer, wie selten, lasteten die erlittenen Unfälle fortan auf Allem, was der Generalissimus unternahm und liessen die, auch vom Gegner offen anerkannte Tapferkeit des österreichischen Heeres unterliegen. Der Krieg trat von da ab in eine völlig neue Phase. Seit Napoleon's unbestrittenes Feldherrngenie sicher und rasch die Trennung beider österreichischen Flügel durchgesetzt und selbe in divergirenden Richtungen zum Rückzug gebracht, wurde die Lage des Kaiserstaates bedenklich, wenn auch keineswegs verzweifelt, und der Generalissimus musste in sich die doppelte Pflicht erkennen, diese Armee für das Letzte und Äusserste zu erhalten.

Zwar wurde auch nach der Räumung von Bayern, innerhalb der Monarchiegrenzen, noch mit aller Erbitterung gestritten. Noch einmal lächelte auf Asperns Feldern die Glücksgöttin dem Doppelaare, noch einmal schien der Gott des Krieges auf die Seite des Rechtes treten und die Anstrengungen des erlauchten Führers und seiner tapferen Truppen belohnen zu wollen, deren Heldenmuth mit goldenen Lettern in die Tafeln der Geschichte gegraben ist. Aber die Riesenschlacht bei Deutschwagram und der zweitägige Kampf vor Znaim, obgleich der französische Kaiser sich dabei keines vollständigen Sieges in der ganzen Bedeutung des Wortes rühmen konnte, stellten Alles wieder in Frage, das Glück wendete sich abermals den franzöÖsterr. militär. Zeitschrift. 1862. XVIII. (3. Bd.) (Abth. VI. 21.)

26

sischen Adlern zu, und Österreich, das nur für Recht und Völkerfreiheit zum Schwert gegriffen und dafür das Höchste eingesetzt, dafür willig sein Herzblut verspritzt hatte, musste, vom neunzigtägigen Ringen ermattet, dem Unterdrücker jeder Selbstständigkeit das Feld überlassen, und die Friedensbedingungen des gewaltigen Eroberers unterzeichnen. So wahr ist es, dass die Schicksale der Nationen äusserst wandelbar sind und bleiben, das gute Recht nicht immer den Erfolg zur Seite hat, und die potenzirteste Opferwilligkeit, der höchste Muth, die glänzendste Hingebung eines Heeres oft nur die Waffenehre fleckenlos zu bewahren, aber keine Siege zu erringen vermögen.

Bevor wir aber die Ereignisse dieses kurzen Zeitraumes mit möglichster Vollständigkeit abschildern, müssen wir einen flüchtigen Blick auf jenes Kampffeld werfen, auf dem sich selbe zutrugen, und worunter wir den Terrainabschnitt zwischen der Donau, Abens, Isar und den Tiroler Vorbergen verstehen 1).

Die Donau ist hier die erste Operationsbasis, und ihr Lauf von Ulm bis Regensburg ziemlich gerade; bei letzterer Stadt aber beschreibt sie einen Bogen, welcher sich nach Süden öffnet und fliesst sodann in östlicher Richtung nach Österreich hinab. Der vom europäischen Hauptrücken an der Grenze von Tirol und Vorarlberg kommende Lech fliesst fast senkrecht auf die Donau oder bildet wenigstens bei seiner Mündung mit ihr einen Winkel, welcher sich nicht über 110 Grade öffnet. Die gleichfalls aus Nordtirol und namentlich aus den Haller Salzbergen kommende Isar fliesst Anfangs parallel mit dem Lech, wendet sich sodann mehr östlich gegen Freising, und mündet unter einem ziemlich spitzen Winkel, ungefähr 20 Stunden abwärts, von Regensburg in die Donau. Südlich der Strasse von München auf Landsberg ist dieser Terrainabschnitt reich an Seen von grösserem oder geringerem Umfang; die Communicationen waren wenigstens damals dort viel spärlicher und schlechter und leisteten den Heerbewegungen nur spärlichen Vorschub. Mit grösseren Massen liess sich kaum operiren. Ungefähr dasselbe gilt auch von der Terrainstrecke zwischen Isar und Inn, südlich der Strasse von München nach Wasserburg.

Der Inn ist nur etwa 15 Stunden von der Isar entfernt, sein Lauf fast parallel mit derselben. Zwischen beiden Gewässern liegt gewissermassen eine Sackgasse, aus welcher eine östliche Armee sich nur durch Flussübergänge heraus wickelt und ganz leicht in die Lage gerathen kann, in einem dieser Terrainabschnitte eingeschlossen zu werden. Vom Inn bei Mühldorf, über Landshut bis zur Donau bei Neustadt beträgt die Entfernung höchstens 36 Stunden oder fünf gewöhnliche Märsche.

Die Altmühl entspringt der bayerischen Hochfläche im Norden der Donau und würde somit eigentlich nicht in den Kreis unserer flüchtigen Betrachtung fallen; indesen wollen wir der Vollständigkeit halber selbe gleich hier abthun. Anfangs fliesst sie von Nord gegen Südost, wendet sich alsdann ganz östlich, fast parallel mit der Donau, beschreibt bei Beilngries und Dietfurt einen nach Süden gekehrten, Bogen, und fällt nur sechs Stunden oberhalb Regensburg, bei Kehlheim, in den Strom. Ihr Thal ist schmal, hat steile Ränder und scharfe Vorsprünge. An und für sich wäre

grossen

1) Siehe: „Karte des Kriegsschauplatzes vom Jahre 1796 in Deutschland“, Jahrg. 1861, 3. Band.

« ZurückWeiter »