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DC289

I. Abtheilung.

Bis zur Capitulation von Sedan und dem Sturze des Kaiserthums.

„Es treten im Leben der Völker entscheidende feierliche Stunden ein, wo Gott ihnen Gelegenheit gibt, zu zeigen, was sie sind und was sie vermögen."

Diese große Wahrheit, womit ein halbamtliches Pariser Blatt während der ersten Kriegsereignisse einen seiner verlogensten Artikel einleitete*), ist wohl noch nie so klar hervorgetreten als im deutschfranzösischen Kriege von 1870. Und niemals zeigte sich die göttliche Nemesis, die auf den Frevel die Züchtigung und auf den Leichtsinn das Unglück folgen läßt und die Sünden der Väter noch an den Kindern und Enkeln heimsucht, gewaltiger als in der ungeheuren Katastrophe, die über das unglückselige Frankreich so jählings hereingebrochen ist. Aber andererseits ist auch lange Arbeit, ernstes Streben, treues Ringen noch nie so rasch und überschwenglich durch den Erfolg belohnt worden, als jene Arbeit, welche das deutsche Volk seit den Freiheitskriegen der Heldenväter seiner innern Wiedergeburt gewidmet hat.

Es ist noch nicht an der Zeit und das Publikum hat jezt Wichtigeres zu thun, als über die Ursachen dieser wundergleichen Begebenheiten philosophische Betrachtungen anzustellen. Desto nöthiger scheint es, noch während des Krieges sich die wesentlichen Momente desselben in die Erinnerung zurückzurufen. Das Gedächtniß der Menschen ist so kurz und im Drange der Ereignisse vergißt sich so leicht der Anfang und Verlauf noch vor dem Ende! Namentlich ist von der vergeßlichen Gutmüthigkeit des deutschen Volkes sehr zu besorgen, daß es aus unzeitigem Mitleid jenen falschen Propheten sein Ohr leihe, die es schon jezt um die Frucht seiner theuer erkauften

*) Vergl. unten pag. 97.

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