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gnädigsten Herrn sagen, daß Euer Majestät ihm Ihre Gnade 1864.
unverändert bewahrt haben?" worauf Se. Majestät der König
im Weggehen mit Wärme sagte: „Gewiß dürfen Sie das.“

348] An den Ministerpräsidenten v. Bismarck.

18. Januar 1864.

18. 1.

Ich berichte Ihnen, daß ich mich doch entschloß, den Samwer 1864. bei meinem Sohn zu sehen, ungefähr sechs bis zehn Minuten in dessen Gegenwart. Ich sprach ihm ganz im Sinne der projektierten Antwort, aber noch etwas kühler und sehr ernst.1) Vor allem sagte ich bestimmt, daß der Prinz keinenfalls nach Schleswig einfallen dürfe. W[ilhelm].

3491 An den Ministerpräsidenten v. Bismarck.

Berlin, 2. Februar 1864.

2.2.

Da ich bis jetzt noch keine Benachrichtigung von Ihnen habe, 1864. ob aus Wien eine Antwort eingegangen ist, so würde ich bitten, mir morgen früh nochmals die verschiedenen Redaktionen1) zu senden, denn nachdem nun wirklich Feindseligkeiten in Schleswig stattgefunden haben, und Mezas2) Antwort beweist, daß wir uns jezt schon als vom Londoner Vertrage erlöst betrachten können, so fragt es sich, ob wir die Antwort nach London nicht weniger weitgehend geben sollten. Sollten wir die Dannewerke nehmen und ist damit Preußens und Österreichs Waffenehre zusammengekittet, so kann Österreich nicht mehr abspringen, und daher glaube ich, können wir fester gegen England auftreten, das nach le fait accompli ganz anders sprechen wird, als vorher. Dies einsehend, will es uns noch mehr die Hände binden in seinem Sinn, der nicht unserer ist. Jedenfalls würde ich morgen noch das Conseil versammeln, um die Sache zu durchsprechen.

Zu 348) 1) Vgl. Nr. 347.

Wilhelm.

Zu 349) 1) Durch englische, auch russische Einmischungen veranlaßte Verhandlungen zwischen Berlin und Wien über die Integrität Dänemarks. 2) Kommandierender dänischer General.

Anhang

Antary,

1864.

21. 2.

1864.

350]

An Kaiser Franz Joseph von Österreich.

21. Februar 1864.

Unsere Politik1) wäre eine verfehlte, wenn wir sie nicht zu befriedigendem Abschlusse führten; ich lege hohen Wert auf Englands Freundschaft, glaube aber nicht, daß England oder irgend eine andere Macht es in ihrem Interesse finden wird, uns anzugreifen, so lange wir vereint bleiben; aber auch wenn die Gefahr näher läge, als meiner Meinung nach der Fall ist, so gibt es doch Umstände, unter welchen ich es für nicht möglich halte, davor zurückzuschrecken, und so glaube ich, daß nichts geeigneter ist, sie herbeizuführen, als ein Verhalten, welches irgend eine Besorgnis vor derselben verraten würde.

351] An den Ministerpräsidenten v. Bismarck.

Berlin, 16. April 1864.

Ich habe die halbe Nacht nicht geschlafen, wegen unserer 16. 4. Antwort nach Paris! Der erste Punkt, der mich inquietiert, ist, daß wir vergaßen, die Äußerung Goltz'1) zu besprechen, was Napoleon unter „Gegenleistung“) versteht? wenngleich maliziös genug die Rhein-Grenzrektifikation perhorresziert wird. Was haben Sie darüber selbst für eine Ansicht aufgefaßt und haben Sie darüber an Talleyrand3) etwas gesagt? Wenn nicht, so muß dies an Goltz in der Depesche als ein Hauptpunkt erfaßt werden, der in keinem Fall unerörtert bleiben darf.

2. Golh schreibt: Wenn la consultation du voeu national1) für Preußen ausfiele, so usw. Daher steht diese Konsultation in

Zu 350) 1) Die Besorgnis vor einem Eingreifen Englands und einem englisch-französischen Bunde, falls die Preußen und Österreicher die Grenze Jütlands überschritten, legte in Wien die Absicht einer Trennung Österreichs von Preußen nahe. Deshalb wurde General v. Manteuffel mit obigem Brief und einer eingehenden Instruktion nach Wien geschickt.

Zu 351) 1) Preußischer Gesandter in Paris. 2) Ausdrücklich hatte der französische Minister, indem er die Abtretung der Herzogtümer an Preußen als angemessen bezeichnet, erklärt, daß Frankreich dafür nicht die geringste Landabtretung fordere, sondern mit Kompensationen auf anderen Gebieten zufrieden sei. — 3) Französischer Gesandter in Berlin. — 4) Abstimmung durch das Land entweder durch Plebiszit oder Volksvertretung.

erster Linie noch aus in Paris. Wenn diese aber für den Augusten- 1864.
burger ausschlägt, wie es natürlich ist und eigentlich in den
letzten Tagen schon geschehen ist, wie kann dann der andere Plan
noch auftreten? Die Konsultation muß aber auch von uns in
erster Linie erhalten werden, indem wir dieselbe sogar gegen
Österreich festgehalten haben. Wie ist also der Pariser Plan
dann überhaupt möglich?

3. Ich wiederhole, daß dieser Plan alle gegen uns koalisieren wird, denn es treibt die Mitteldeutschen in das österreichische Lager, indem sie in dieser Annexionspolitik zum ersten Male nach 50 Jahren ihr Alpdrücken sich realisieren sehen und daher ihr Schicksal darin erblicken wollen! Also Österreich, Deutschland, England und Rußland müssen gegen uns sein, und wir stehen allein nur mit dem Erzfeind und unerforschlichen Führer desselben verbunden?? Das ist mehr wie gefährlich! ...

Haben Sie Ihre Mitteilungen an Talleyrand schriftlich schon redigiert als Basis einer Depesche an Golk? Dann bringen Sie dieselbe heute zum Vortrag mit um 1/24 Uhr.5)

W [ilhelm].

352] Anrede an die für den Sturm auf die Düppeler Schanzen dekorierten Offiziere und Mannschaften. Gravenstein, 21. April 1864.

21. 4.

Meine Herren! Ich bin hierher gekommen, um der tapferen 1864. Armee persönlich meinen herzlichen Dank auszusprechen für die außerordentlichen Leistungen, für die bewundernswerte Ausdauer bei den gehabten unendlich großen Strapazen, für die umsichtige, vorzügliche Führung der Truppen, für den großen herrlichen Sieg! Gern wäre ich in diesem Feldzuge mitten unter Ihnen gewesen, leider aber gestattete dies zurzeit die Stellung, die ich jezt einzunehmen berufen bin, nicht; andere Verhältnisse bedingen meine Abwesenheit von den im Felde stehenden Truppen, und dies, ich versichere Ihnen das, tut meinem Soldatenherzen

5) Danach kann das Datum des Briefes „,16.“ verlesen sein, denn Bizmards Antrag ging schon am 14. ab, oder dieses Datum ist irrig überliefert.

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1864. wehe. Sie haben die Augen von ganz Europa auf sich gezogen und überall, wo man hinhört, das größte Lob eingeerntet. Das ist die Frucht des guten Geistes, der, wie allbekannt, die ganze preußische Armee beseelt und gewiß nie in derselben erlöschen wird. Den Sturmkolonnen werde ich für die im höchsten Maße bewiesene Bravour und Unerschrockenheit, mit welcher sie den großartigen Sieg herbeiführten, ein ganz besonderes Denkzeichen verleihen. Adieu! meine Herren. Teilen Sie allen Mannschaften meine Allerhöchste Anerkennung mit und sagen Sie ihnen meinen Königlichen Dank.

1864

353]

Antwort auf eine Adresse des Grafen
v. Arnim-Boyßenburg u. a.

23. Mai 1864.

Ich habe gern die Adresse entgegengenommen, in welcher 23. 5. Sie mir Zeugnis geben von der Bereitwilligkeit des preußischen Volkes, mich bei einer Lösung der schleswig-holsteinschen Frage zu unterstüßen, die für den Preis des mir teuren Blutes fo vieler Landeskinder einen würdigen Lohn gewähre. Diesen Lohn werden wir in der Erreichung der Ziele finden, für welche ich im Bunde mit dem Kaiser von Österreich die Waffen ergriffen habe. In Gemeinschaft mit meinem erhabenen Verbündeten werde ich, soweit Gott es in unsere Macht gestellt hat, dafür Sorge tragen, daß unseren Landsleuten in den Herzogtümern volle Sicherheit gegen die Wiederkehr der Bedrückung durch dänische Herrschaft gewährt werde, und daß wir wirksame und dauernde Bürgschaften gegen die Gefahren fernerer Störungen des Friedens an der deutschen Nordgrenze gewinnen.

Für dieses Ziel haben die verbündeten Mächte auf dem Schlachtfelde gekämpft, und auf der Konferenz erstreben wir es gegenwärtig mit der vollständigen Freiheit der Entschließung, zu welcher wir durch das Verhalten Dänemarks und durch die Ereignisse berechtigt sind. Welche Form wir der Lösung unserer Aufgabe zu geben gedenken, darüber werden Sie, während die Verhandlungen schweben, keine Äußerung von mir erwarten.

Aber wie Sie die Gewißheit haben müssen, daß ich Preußens 1864.
Ehre unter allen Verhältnissen wahren werde, so wollen Sie
auch mit mir an dem Vertrauen festhalten, daß die Opfer, welche
wir der deutschen Sache gebracht haben, auch für die Interessen
unseres engeren Vaterlandes fruchtbringend sein werden.

Dieses Vertrauen wird in mir durch die Worte gekräftigt, welche Sie an mich gerichtet haben, und für welche ich Ihnen von Herzen danke, indem ich denselben einen neuen Beweis der warmen und einmütigen Hingebung entnehme, auf welche ich bei dem preußischen Volke in allen Fällen rechnen darf, wo es sich um die Größe und die Wohlfahrt des gemeinsamen Vaterlandes handelt.

354 An den Ministerpräsidenten v. Bismarck.

Berlin, 27. Mai 1864.

27. 5.

Wir haben gestern nicht festgestellt, wie Bernstorff1) wegen 1864. des Erbprinzen von Augustenburg instruiert werden soll. Mir scheint, daß wir franchement ihn nennen müssen, um nicht gegen Österreich und die andern zurückzubleiben.2) Zweitens ist die Grenze zu beleuchten zwischen Nord- und Südschleswig. Eigentlich müßten wir bis zur Königsau gehen; wenn aber einmal Teilung proponiert oder doch akzeptiert werden muß, so muß Preußen im Siegesbewußtsein die Linie Apenrade-Tondern bestimmt verlangen, so daß wir uns höchstens bis Flensburg-Tondern herunterhandeln lassen könnten.3) Drittens wollen wir kurz und determiniert die Abstimmung durch Stände selbst nun vorschlagen, wenn die Schwierigkeit der Grenzlinie zu groß würde?

Um 4 Uhr erwarte ich Sie.

W[ilhelm].

Zu 354) 1) Preußischer Gesandter in London. 2) Die Instruktion fiel um so vorsichtiger aus, als Österreich und der Bundestag die Einseßung des Erbprinzen beabsichtigten. - 3) Die nördlichen Grenzstriche Schleswigs sollten Dänemark überlassen werden. Die Feststellung der Grenze machte indessen noch große Schwierigkeiten. England beabsichtigte, sie zu Dänemarks Gunsten weit südlicher zu ziehen.

Anhang

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