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1863. ausgedrückt hat und nun sieht, daß er Fiasko damit machte. Ich glaube, er muß über dergleichen rektifiziert werden.

W[ilhelm].

1863.

8. 10.

335]

An die Dorfgemeinde Steingrund.

Baden-Baden, 8. Oktober 1863.

Aus der Eingabe vom 3. d. Mts. habe ich die treue Gesinnung ersehen, von welcher die Gemeinde Steingrund beseelt ist, und will deshalb die an mich gerichtete Anfrage gern beantworten.

Wenn die Gemeinde bei den Wahlen mir ihre Treue bekunden will, so kann dies nur durch die Wahl solcher Männer geschehen, welche den festen Willen haben, meine Minister in der Durchführung der ihnen von mir übertragenen Aufgaben zu unterstützen. Ein feindliches Verhalten gegen meine Regierung läßt sich mit der Treue gegen meine Person nicht vereinigen; denn meine Minister sind durch mein Vertrauen in ihre Stellungen berufen und haben mich in der Erfüllung meiner großen und ernsten Pflichten zu unterstüßen.

Das Werk, dessen Durchführung ich ihnen vor allem aufgetragen habe, ist die Feststellung der Heereseinrichtungen, welche ich für die Sicherheit des Vaterlandes als notwendig und in der Erleichterung des Dienstes für die älteren Wehrmänner als nüßlich und gerecht erkannt habe. Ich würde die Pflichten gegen mein Volk verletzen, wenn ich dieses Ziel nicht mit voller Ent= schiedenheit erstrebte. Sobald dasselbe erreicht ist, wird der Friede im Lande sich neu und dauernd begründen und die Ausführung meiner Absichten für die weitere gedeihliche Entwicklung der Gesetzgebung auf dem Boden der Verfassung gesichert sein.

Daß dahin die Bestrebungen meiner Minister in Übereinstimmung mit meiner eigenen Willensmeinung gerichtet sind, darauf kann die Gemeinde kraft meiner Versicherung vertrauen. Wilhelm.

336] Antwort an den Oberpräsidenten v. Wihleben.

25. Oktober 1863.

25. 10.

Ich habe bereits heute bei dem Betreten des Domes1) der 1863. daselbst versammelten Geistlichkeit meine lebhafte Freude zu erkennen gegeben, daß es mir vergönnt gewesen, an dieser großen Gedächtnisfeier in dem Gotteshause teilzunehmen, welches meinem in Gott ruhenden Vater seine würdige Erneuerung verdankt, und welches nicht minder von meinem seligen Bruder geliebt und hochgehalten worden ist. Was ich dort ausgesprochen, ich wiederhole es hier.

Die mir soeben aufs neue entgegengebrachte Versicherung der alten Treue nehme ich als ein sicheres Pfand und halte es fest. Ich erwarte, daß von den hier Versammelten ein jeder, wo er auch stehe, in seinem Beruf und Kreise in diesem Geist mit ganzer Kraft wirke.

Ich fühle die schwere Last des Kampfes,2) den Gott uns auferlegt hat, aber ich weiß auch, daß ich es meinem Volke und der auf mich vererbten Krone der Hohenzollern schuldig bin, ihn standhaft auszukämpfen; was daher auch kommen möge, ich werde unerschütterlich bei dem beharren, was ich als notwendig für die Wohlfahrt und die Unabhängigkeit des Vaterlandes erkannt habe. Ich werde von dem von mir eingeschlagenen Wege nicht weichen, und beharren Sie in der angelobten Treue, so wird der endliche Sieg nicht fehlen!

337]

Unterredung mit dem Herzog Friedrich
von Augustenburg.')

18. November 1863.

18. 11.

Der König war äußerst wohlwollend und teilnehmend. Er 1863. sprach mir seine völlige Sympathie und sein Einverständnis mit meinem Schritt aus. Er wünschte sehr, mich unterstützen zu können. Er sei aber durch das unglückliche Protokoll gebunden. Preußen

Zu 336) 1) Bei der Dombaufeier in Magdeburg. — 2) Mit dem Abgeordnetenhause über die Armeereorganisation.

Zu 337) 1) Nur in indirekter Form bekannt.

1863. und Österreich hätten früher den Oldenburgschen Antrag nicht angenommen, um zu verhindern, daß nicht die übrigen Protokoll= mächte gleich sich hineinmischten. Sollte Christian IX. die neue Verfassung bestätigen, dann läge die Sache allerdings anders, namentlich da gerade der Erbfall hinzukäme. Vorläufig könne Preußen aber nur sein Votum am Bund für die Gültigkeit des Protokolls abgeben. Preußen werde aber gar nichts tun, um für seine Ansicht zu werben und werde sich freuen, wenn es überstimmt werde, was gern möglich sei. Er habe schon heute mit Bismard darüber gesprochen, was in dem Fall zu tun sei, ob Preußen als Großmacht sich einem solchen Beschluß fügen könne (es schien, daß dies als möglich erachtet wurde).

1863, 19. 11.

Ich suchte dem König namentlich den Gedanken ans Herz zu legen, daß, wenn auch Preußen als Großmacht das Protokoll unterschrieben, wenn es auch glaube, danach beim Bunde votieren zu müssen, dennoch es anerkennen könne, daß andere Ansichten beständen und von diesem Gesichtspunkt auch für die zeitweilige Ausschließung beider Gesandten stimmen könne. Es käme zunächst alles darauf an, daß durch die Zulassung des dänischen kein Präjudiz geschaffen würde. Dies schien ihm als zulässig zu erscheinen und hierauf wird gewirkt werden müssen.

Der König meinte, es würde alles darauf ankommen, was das Land, namentlich die Stände jetzt täten. Schließlich gab er mir den Rat, womöglich nach Frankfurt zu gehen. Er teilte mir mit, Oldenburg habe am selbigen Morgen angezeigt, es erkenne den Prinzen Christian nicht an in den Herzogtümern im Verfolg seiner früheren Reservationen.

338] An den Ministerpräsidenten v. Bismarck.

Berlin, 19. November 1863.

Ich habe vergessen zu fragen, welche Stellung das Ministerium zur Preßfrage im Abgeordnetenhause einnehmen will? Mir scheint es nur auf Verteidigung der Rechtmäßigkeit der Verordnung vom 1. Juni anzukommen und nicht auf eine scharfe Verteidigung der Beibehaltung derselben, nach Antrag des

Herrenhauses.1) Ich bitte nur um ein paar Worte als Antwort 1863. und empfehle vor allem Mäßigung, wenn auch Ernst, weil wir doch schon erreicht haben, was wir wollten, fünf Monate Ruhe!2) W[ilhelm].

339] Königliche Konseil-Sizung vom 26. November 1863.

26. 11.

Der König wies in längerer Rede auf die Aufregung in 1863. Deutschland hin, welche zwar patriotisch, aber doch auch mit einzelnen revolutionären Elementen gemischt erschien, so daß es nötig sei, ihr die heilsame Richtung durch tatkräftiges Handeln zu geben. Einstweilen sei Preußen noch an den Londoner Vertrag gebunden. Zwar sei der Erbprinz von Augustenburg dem Verzichte seines Vaters nicht beigetreten, Preußen aber und Österreich hätten in London die Sukzession Christians IX. unter Wahrung der Rechte der Herzogtümer anerkannt. Troß der Verletzung der letzteren durch Dänemark seien die Dinge heute noch nicht so weit gekommen, daß Preußen sich von dem Londoner Vertrage bereits lossagen dürfe. Deshalb seien die Rechte der Herzogtümer gegen den neuen König wie gegen dessen Vorgänger zunächst durch eine Bundesexekution zu schützen, was viele Kleinstaaten eben deshalb bestritten, weil die Exekution die Anerkennung Christians in sich schlösse. Sei dem aber, wie ihm wolle, unter allen Umständen sei es dringend, daß Holstein so bald als möglich in die Hände deutscher Truppen komme. Preußen sei aufgefordert, dazu eine Reserve zu stellen; es sei aber bei der nahen Möglichkeit größerer Verwidlungen unerläßlich, die Rüstungen weiter auszudehnen. Er, der König, werde also die Mobilisierung der 6. (brandenburger) und 13. (westphälischen) Division und, als weiteren Rüdhalt, des Gardekorps befehlen. Acht Tage nach dem Bundesbeschlusse müßten die Truppen marschfertig sein. Eine Vorlage an den Landtag, die Kosten be

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Zu 338) 1) Genehmigte die Preßordonnanzen am 18. November. 2) Die Regierung hob die Preßordonnanzen am 21. November auf. Für die Stellung, die der König zu dieser Maßregel einnahm, scheint dieser Brief sehr bezeichnend.

1863. treffend, müsse gemacht werden. Derselbe könne die Bewilligung nicht weigern,1) da der Bund für die Exekution eine Matrikularumlage beschließen werde.

1863.

Der König forderte darauf die Minister zum Ausdruck ihrer Ansicht auf.

340] An den Ministerpräsidenten v. Bismarck.

1. Dezember 1863.

Sie sollten den heutigen Leitartikel in der Spenerschen 1. 12. Zeitung noch vor der Sizung lesen, da er mir sehr vernünftig

1863.

4. 12.

erscheint und ruhig. Jedenfalls wünsche ich, daß Sie im Laufe
der Diskussion nicht die Ansicht aussprechen, daß Ihnen ein
selbständiges Holstein aus gewissen Gründen nicht genehm sei —
da dies nicht meine Ansicht ist weshalb ich große Vorsicht
empfehle, da die Sache zu ernst und groß ist, um sich durch
ein Wort zu binden.1)
W[ilhelm].

Hierbei ein Räsonnement meines Sohnes.

341] An den Ministerpräsidenten v. Bismarck.

Berlin, 4. Dezember 1863, 12 Uhr mittags.

Erst gestern abend las ich zwei Überraschungen in den Zeitungen: 1. daß morgen schon die Bundestagssißung sein soll, 2. daß der König von Dänemark die Verfassung in Schleswig promulgiert hat!!1)

Ich war Ihnen zu schreiben im Begriff, als ich einliegendes

Zu 339) 1) Der Landtag lehnte bekanntlich in seinem Mißtrauen gegen die Ehrlichkeit des Ministeriums Bismarck mit 275 gegen 51 Stimmen am 22. Januar die Bewilligung der Kosten ab.

Zu 340) 1) So übergab Bismarck denn auch nur mit wenigen Worten eine schriftliche Erklärung der Regierung, die eine finanzielle Vorlage für die Notwendigkeit kriegerischer Maßregeln in Aussicht stellte.

Zu 341) 1) Nach dem Tode König Friedrichs VII. hatte König Christian IX. von Dänemark die Verfassung, durch die Schleswig Dänemark einverleibt wurde, unterzeichnet, während der Erbprinz von Augustenburg den Antritt seiner Regierung Schleswig-Holsteins verkündigte. Am 7. Dezember beschloß die Bundesversammlung die sofortige Vollziehung der Exekution.

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