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1884. andere Art verschlucken! In Spanien scheint unser kleiner Freund) schweren Tagen entgegenzugehen. Mehrere Male hat er mir versichert, er werde im Kampfe in seinem Lande eher sein Leben einsetzen, als fléchir. Er könnte aber eher einer Entthronung unterliegen, als sein Leben opfern! Qui vivra, verra, sagte mir Metternich in London 1848 und dachte wohl an eine bessere Zukunft noch für sich!

1884.

Ihr Sohn hat mir gleichfalls die besseren Nachrichten über Ihre Gesundheit bestätigt, obgleich Sie sich vielleicht schon zu viel mit nicht immer heiteren Dingen beschäftigen! Der Fürstin kann ich nur wie Ihnen einen Fortschritt in der Besserung wünschen! Ihr dankbarer Wilhelm.

625]

An Frau v. Tümpling.

Berlin, 16. Februar 1884.

Bei unserer so langen Bekanntschaft kann ich nicht unter16. 2. lassen, Ihnen meine aufrichtige und herzliche Teilnahme auszusprechen bei dem schweren Schlag, den Ihnen die Vorsehung auferlegt hat! Der General v. Tümpling1) ist seinen langen Leiden erlegen und von denselben auf Erden erlöst, die er mit solcher Standhaftigkeit ertrug. Das lindert den Schmerz wohl für die Hinterbliebenen, aber nicht deren gerechte Trauer!

1884.

7. 5.

Es ist ein Ehrenmann weniger, und was die Armee in ihm hatte, der Erfahrung, Handlung in seinen Dienststellungen im Kriege und im Frieden bewährte, wird sein Andenken nicht erlöschen lassen!

Möge der Himmel Ihnen das Schwere, was er Ihnen
auferlegt, auch durch Ihn tragen helfen. Das wünscht von ganzem
Gemüt
Ihr treu ergebener König Wilhelm.

626] An den Reichskanzler Fürsten v. Bismarck.

Berlin, 7. Mai 1884.

Nach ärztlichem Rat soll die Kaiserin, da sie aus Überzeugung Luftveränderung für nötig hält, am Sonnabend nach

5) König Alfons.

Zu 625) 1) Gestorben am 13. Februar 1884.

Baden abreisen. Auf gleichen Rat soll ich, aber nur auf acht 1884. Tage auf Genesung! - nach Wiesbaden mich begeben, was leider auf die Debatten des Sozialistengesetzes fallen dürfte,1) was mir sehr unangenehm ist, namentlich wenn es zu Auflösung des Reichstags käme, was wegen der von mir zu unterzeichnenden Order schwierig sein würde. Halten Sie meine Anwesenheit hier daher für unumgänglich nötig, so entscheiden Sie, um darüber zu beraten. Ich kann Sie heute nur abends sprechen, da ich im Neuen Palais mit dem Prinzen von Wales diniere. Um 7 Uhr bin ich aber zu sprechen. Wilhelm.

627] An den Staatssekretär Staatsminister v. Boetticher. Bad Ems, 2. Juli 1884.

2.7.

Es hat mir zur besonderen Genugtuung gereicht, daß der 1884. Gesezentwurf über die Unfallversicherung nach eingehenden Verhandlungen die Zustimmung des Reichstages1) in der soeben ge= schlossenen Session gefunden hat. Ich habe auf das Zustandekommen dieses wichtigen Gesezes um so größeren Wert gelegt, als damit zugleich ein wesentlicher Teil des in meiner Botschaft vom 17. November 1881 aufgestellten wirtschaftlichen Programms zur Erfüllung gelangt. Zur Erreichung dieser Ziele haben Sie in anstrengender unermüdlicher Arbeit durch die ernste, sachgemäße Vertretung des Entwurfes in so hervorragendem Maße beigetragen, daß es mir ein Bedürfnis ist, Ihnen für diese ersprießliche Tätigkeit meinen Dank und meine Anerkennung auszusprechen. Wilhelm.

628] An den Reichskanzler Fürsten v. Bismarck.

Schloß Babelsberg, 1. September 1884.

Der heutige Erinnerungstag, welcher mir aus den bisherigen 1884. 22 Jahren unseres Zusammenwirkens eines der hervorragendsten

Zu 626) 1j Am 10. Mai gratuliert der Kaiser dem Fürsten zur Annahme der Verlängerung des Sozialistengesezes in zweiter Lesung, die Bismarck durch eine große Rede am 9. im Reichstage erreicht hatte.

Zu 627) 1) Angenommen am 19. Juni 1884.

1. 9.

1884. Ereignisse vergegenwärtigt, führt meine Gedanken auch darauf hin, daß Sie mir an diesem Tage und während zweier Kriege nicht nur als hochbewährter Mann des Rates, sondern auch als Soldat zur Seite gestanden, und daß es in Preußen einen Orden ,,für das Verdienst" gibt, den Sie noch nicht besitzen. Wenn auch die Bedeutung dieses Ordens eine spezifisch militärische sein soll, so hätten Sie ihn doch schon längst haben müssen; denn Sie haben wahrlich in mancher schweren Zeit den höchsten Mut des Soldaten bewiesen, und Sie haben auch in zwei Kriegen an meiner Seite voll und ganz betätigt, daß Sie neben jeder anderen auch auf eine hervorragend militärische Auszeichnung den vollsten Anspruch haben. Ich hole also Versäumtes nach, indem Ich Ihnen den beifolgenden Orden pour le mérite verleihe, und zwar sogleich mit Eichenlaub, um hierdurch darzutun, daß Sie ihn schon längst hätten haben sollen, und daß Sie ihn wiederholt verdient haben. Ich weiß in Ihnen so sehr das Herz und den Sinn eines Soldaten, daß ich Ihnen mit diesem Orden, den ja viele Jhrer Vorfahren mit Stolz trugen, eine Freude zu machen hoffe, und mir selbst gewähre ich hierdurch die Beruhigung, daß ich dem Manne, den Gottes gnädige Führung mir zur Seite gestellt, und der so Großes für das Vaterland getan, auch als Soldat die wohlverdiente Anerkennung zuteil werden lasse. Ich freue mich in der Tat herzlich und sehr, Sie künftig den Orden pour le mérite tragen zu sehen. Wilhelm.

1884.

629]

An die Hof- und Domprediger.

Berlin, 31. Dezember 1884, 10 Uhr abends. Ich schließe das Jahr mit einem Dankesworte für die 31. 12. Wünsche, die mir die Domgeistlichkeit für das zu betretende Jahr dargebracht. Sie berühren den mächtigen Schuh und die Seg= nungen, die Gottes Gnade sichtlich mir angedeihen ließ, die ich unverdient empfangen!! Einen besonderen Dank muß ich wiederum der Vorsehung darbringen, daß ein Verbrechen, welches, fein gesponnen, ein Jahr lang unentdeckt blieb,1) wiederum durch

Zu 629) 1) Das bei der Einweihung des Niederwalddenkmals geplante und nur durch Naßwerden der Zündschnur verhinderte Massenattentat. Der Prozeß hatte vom 15. bis 22. Dezember in Leipzig stattgefunden.

des Allmächtigen Willen verhütet wurde! Dieser Gedanke ver- 1884. läßt mich nicht und stimmt mein Herz und Seele zu dem tiefsten Dank! So trete ich in das neue Jahr in Demut und Ergebenheit zu Gott!

630]

An den Magistrat von Berlin.

Wilhelm.

Berlin, 5. Januar 1885.

5. 1.

Durch die Adresse, welche der Magistrat aus Anlaß des 1885. Jahreswechsels an mich gerichtet hat, bin ich wiederum hoch erfreut worden. Ihre Glückwünsche zum neuen Jahre, welche mir an diesem Zeitabschnitt zum Bedürfnis geworden sind, haben darin einen warmen Ausdruck gefunden; ich fühle mich gedrungen, sie mit dem aufrichtigsten Danke zu erwidern. Mit ungetrübtem Blick schaue ich in das vergangene Jahr zurück, das sich in meinem Hause und für das gesamte Land als ein gesegnetes erwiesen hat. Wie ich des Allmächtigen Gnade preise, welche die Kaiserin,1) meine Gemahlin, mit neuer Stärke zu fernerem Wirken ausrüstet, so erkenne ich dankerfüllt an mir selbst das Walten der göttlichen Vorsehung, welche mich an meinem Lebensabend durch Erhaltung meiner Kräfte zu pflichttreuer Ausübung des fürstlichen Berufes befähigt. Wenn ich darin selbst Anstrengungen und Beschwerden nicht scheue, so finde ich außer der eigenen Befriedigung, welche jede ernste Arbeit im Vollbringen gewährt, Ermutigung dazu in dem Bewußtsein, daß sie der Förderung nationaler Wohlfahrt gewidmet sind und durch treue Liebe meines Volkes reich vergolten werden. Getragen von solchem Vertrauen, gereicht es mir zur besonderen Freude, daß meine Bemühungen um die Befestigung des Friedens durch die persönliche Begegnung mit den beiden Herrschern unserer großen Nachbarstaaten2) von glücklichem Erfolge begleitet gewesen sind. In der Bürgschaft des äußeren Friedens liegt zugleich die Gewähr für eine segensreiche Entwidlung der inneren Verhältnisse. Bei der Lösung dieser zwar

Zu 630) 1) Die Kaiserin war längere Zeit schwer krank gewesen. — 2) Am 6. August zu Jschl mit dem Kaiser von Österreich, am 15. September mit dem Kaiser von Rußland zu Skierniewice.

1885. umfassenden, aber auch dankbaren Aufgabe wird der Magistrat in der Fürsorge für die zunehmenden Erfordernisse der Reichshauptstadt nicht zurückbleiben. Ich werde sein Bestreben, das gemeinsame Interesse der Mitbürger zu fördern und mit bessernder Hand für das vielgestaltete Gemeinwesen Berlins neue durchgreifende Einrichtungen zu treffen, stets mit dem lebhaften Anteil begleiten. Wilhelm.

1885.

631] An den Reichskanzler Fürsten v. Bismarck. Berlin, 1. April 1885.

Mein lieber Fürst! Wenn sich in dem deutschen Lande und 1. 4. Volke das warme Verlangen zeigt, Ihnen bei der Feier Ihres 70. Geburtstages zu betätigen, daß die Erinnerung an alles, was Sie für die Größe des Vaterlandes getan haben, in so vielen Dankbaren lebt, so ist es mir ein tiefgefühltes Bedürfnis, Ihnen heute auszusprechen, wie hoch es mich freut, daß ein solcher Zug des Dankes und der Verehrung für Sie durch die Nation geht. Es freut mich das für Sie als eine wahrlich im höchsten Maße verdiente Anerkennung, und es erwärmt mir das Herz, daß solche Gesinnungen sich in so großer Verbreitung kundtun; denn es ziert die Nation in der Gegenwart und es stärkt die Hoffnung auf ihre Zukunft, wenn sie Erkenntnis für das Wahre und Große zeigt, und wenn sie ihre hochverdienten Männer feiert und ehrt. An einer solchen Feier teilzunehmen, ist mir und meinem Hause eine besondere Freude, und wünschen wir Ihnen durch beifolgendes Bild1) auszudrücken, mit welchen Empfindungen dankbarer Erinnerung wir dies tun. Denn dasselbe vergegenwärtigt einen der größten Momente der Geschichte des Hohenzollernhauses, dessen niemals gedacht werden kann, ohne sich zugleich auch Ihrer Verdienste zu erinnern.

Sie, mein lieber Fürst, wissen, wie in mir jederzeit das vollste Vertrauen, die aufrichtigste Zuneigung und das wärmste Dankgefühl für Sie leben wird! Ihnen sage ich daher mit diesem

Zu 631) 1) Die Kaiserproklamation in Versailles von A. v. Werner.

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