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kommen aus den entgegengesetzten Teilen meines Reiches, von 1862. der Weichsel und vom Rhein her, mit denselben Gesinnungen. Sie haben das übel, woran wir jetzt leiden, richtig bezeichnet. Die Ursache davon liegt in der Unwahrheit, mit welcher meine Absichten entstellt werden. Es tut not, diesem Geiste der Unwahrheit entgegenzutreten. Ich erwarte daher, daß Sie die treuen Gesinnungen, welche Sie gegen mich ausgesprochen haben, auch in Ihren Kreisen immer weiter verbreiten; denn ich bin überzeugt, daß, wenn meine Untertanen über meine Absichten belehrt werden, ich das Volk hinter mir haben werde. Ich habe mich nicht verändert; die Gesinnungen, die ich bei Antritt meiner Regentschaft und vom Throne herab ausgesprochen, erfüllen mich noch heute; aber man verfolgt jezt teilweise Ziele, auf welche ich nicht eingehen kann. Die Reorganisation der Armee, um welche es sich hauptsächlich handelt, ist von mir allein ausgegangen. Ich habe dadurch den älteren Landwehrmännern eine Erleichterung verschaffen und die allgemeine Wehrpflicht zur Wahrheit machen wollen. Darum kann und werde ich dieselbe nicht aufgeben. Ich habe demungeachtet auf die weitere Forderung des Steuerzuschlags von fast vier Millionen verzichten können, der übrigens in den vorhergegangenen Jahren ohne Schwierigkeiten eingegangen ist. Die Mehrausgaben der Armee habe ich dadurch bestreiten können, daß fast in allen Zweigen der Verwaltung ein Überschuß der Einnahmen sich gezeigt, was doch ein Zeichen für den Wohlstand meines Landes ist. Es tut mir leid, daß ich jetzt ohne festgestelltes Budget regieren muß. Das ist freilich ein Ausnahmezustand. Es wird in die geregelte Bahn wieder eingelenkt werden; indessen muß die Landesvertretung auch an ihrem Teile dazu mithelfen, daß dies möglich werde, und von ihren verfassungsmäßigen Rechten nicht einen Gebrauch machen wollen, der meine Regierung lähmen und das Land wehrlos machen würde. Ich kann die Rechte der Krone nicht preisgeben. Sehen Sie nur zu, daß auch Sie an Ihrem Teile mithelfen, gute Gesinnungen in Ihrer Heimat zu verbreiten.

1862.

1. An die am 24. November empfangenen Deputationen des christlich-konservativen Vereins in Berlin, der Kreise Westhavelland, Löwenberg, Fraustadt und Kosten. Ihnen allen kann ich nur danken für die patriotischen Ge24. 11. fühle, welche Sie am Throne niederlegen. Ich hoffe, daß die konservativen Grundsätze, welche ich als die Grundlagen in meinem Programm vom Jahre 1858 ausgesprochen habe, welche aber vielfach unrichtig ausgelegt worden sind, wieder mehr und mehr zur Geltung kommen werden. Die Verfassung, welche ich von meinem hochseligen Bruder überkommen und beschworen habe, bildet die Grundlage des Staates; ich werde aber nie zugeben, daß Wege betreten werden, die ebensowenig in der Verfassung begründet, als mit den Rechten der Krone verträglich sind. Sie haben mir besonders für die Armeereorganisation Ihren Dank gesagt. Ich habe es schon wiederholt hier ausgesprochen, daß dieselbe mein eigenstes Werk ist. Ich werde nie vergessen, daß die Landwehr in früheren Jahren Großes geleistet hat; aber bei dem industriellen Aufschwung, den das Land seitdem genommen hat, und aus anderen volkswirtschaftlichen Gründen ist sie in dieser Form nicht mehr zu halten, und ich mußte deshalb andere Wege betreten, um die allgemeine Wehrhaftigkeit zur Wahrheit zu machen. Gegen meine Erwartung habe ich dabei großen Widerstand gefunden; und das ist eine schmerzliche Erfahrung für mich gewesen, da das Werk der Armeereorganisation ebenso zum Wohle des Ganzen als jedes Einzelnen gereichen muß und eine Finanzüberbürdung nicht stattfindet, wie man dies darzustellen versucht. Die Widersacher wollen teilweise freilich überhaupt keine Armee, weil sie auch keine Regierung mit Macht und Autorität wollen. Meine Herren, ich weiß, daß die konservative Gesinnung in Ihren Kreisen ihre Vertretung findet; seien Sie nun aber auch bemüht, dieselbe in anderen und weiteren Kreisen zur Geltung zu bringen. Dann können wir gewiß sein, daß wieder bessere Zeiten kommen werden. Vertrauen Sie darauf mit mir, meine Herren, denn Gott hat Preußen noch nie verlassen. —

25. 11.

m. An die am 25. Nov. empfangene Deputation der Patriotischen Vereinigung in Berlin. Alles, was Sie in Ihrer Ansprache und in der eben vorgelesenen Adresse hervorgehoben haben, umfaßt dasjenige, worauf

mein Bestreben beständig gerichtet gewesen ist. Es freut mich, daß 1862. Sie zusammengetreten sind, um meine nur zu oft entstellten Absichten dem Volke klar zu machen. Dagegen schmerzt es mich, es aussprechen zu müssen, daß gerade in der Residenz eine Verwirrung der Gemüter sich geltend macht, welche eine klare Ansicht der Dinge nicht aufkommen läßt. Sie haben mit Recht die Reorganisation der Armee als mein eigenstes Werk bezeichnet, wie ich schon wiederholt ausgesprochen habe. Ich habe manche Modifikation eintreten lassen, soweit dies geschehen konnte, ohne das Prinzip aufzugeben, von welchem ich nicht lassen werde. Ich habe daher das große Opfer gebracht, die Vollendung desselben länger hinauszuschieben, und Beschränkungen eintreten zu lassen, um es möglich zu machen, daß keine neue Lasten dem Volke auferlegt, vielmehr bestehende erleichtert würden. Sie meinen, daß die Krisis, in der wir leben, eine hoffentlich kurze sein werde. Ich wünsche Ihren Bemühungen den besten Erfolg, kann aber diese Hoffnung nicht teilen. Die Versicherung gebe ich jedoch, daß, wie auch immer die Sachen sich wenden mögen, die Zeit mich fest finden wird, und daß ich dem Parteitreiben mit Ruhe und Besonnenheit entgegentreten werde. Auch von Ihnen erwarte ich, daß Sie dahin wirken werden, die Meinung im Publikum zu bessern; denn die Presse wirkt nicht in diesem Sinne, vielmehr mißbraucht sie vielfach die Freiheit, welche ihr in so reichem Maße geboten und nie verkümmert worden ist; sie richtet einen Schaden an, welcher durch die Gutgesinnten auf demselben Felde schwer zu heilen ist. Alle Worte, die hier gesprochen werden, kommen in die Öffentlichkeit, und ich bin damit wohl zufrieden; aber sie werden geflissentlich entstellt. Ich kann vieles ertragen, weil ich über den Parteien stehe; aber einen Fall muß ich nennen, der mich aufs tiefste ge= schmerzt und erschüttert hat. Die Berliner Presse hat sich so weit vergessen, daß sie die Worte aus einem geistlichen Gesange, der in aller Munde und Herzen ist — „Gott sigt im Regimente" bei Erwähnung der Anrede eines Geistlichen mißdeutet hat, als wenn meine Person zur Gottheit gemacht werden sollte. Man sollte nicht meinen, daß eine solche Entstellung in Preußen möglich sei, da sie nur darauf berechnet sein kann, das Volk glauben zu

1862. machen, der König denke an solche Deutung! Schwer wird es deshalb Ihnen werden, Ihr vorgesetztes lobenswertes Ziel zu erreichen; ich wünsche Ihnen dazu Glüð und vor allem Mut!

3. 12.

n. An die am 3. Dezember empfangene Deputation aus dem Kreise Gerdauen. Es gereicht mir zur besondern Freude, daß Sie aus der Provinz Preußen hergekommen sind, um in ähnlicher Weise wie so viele andere meiner Untertanen Ihre treu bewahrten Gesinnungen der Hingebung und des Vertrauens zu mir und meiner Dynastie auszusprechen. Empfangen Sie dafür meinen aufrichtigen Dank. Ihre Worte haben meinem Herzen wohlgetan; denn mir ist nichts lieber, als wenn ich sehe, daß meine Absichten, die stets nur auf das allseitige Wohl meines Landes gerichtet sind, auch in richtiger Weise gewürdigt werden. Leider ist die richtige Beurteilung meiner Maßnahmen in dieser Zeit meinem Volke sehr erschwert worden durch die unheilvollen Bestrebungen einzelner, die darauf ausgehen, meinen besten Absichten fortgesetzten Widerstand zu leisten. Die von Ihnen erwähnte Armeereorganisation, welche ich nach der reiflichsten Überlegung zur Förderung des Staatswohls durchaus notwendig erachte, und an der ich deshalb unter allen Umständen festhalten muß, hat man als Mittel benußt, die Massen aufzuregen, unter dem Vorgeben, als wollte ich dem Lande unnötige und zu große Lasten auflegen. Das will und werde ich nie tun. Ich habe es dem Lande bewiesen, daß ich mich nach der Decke strecke, indem ich auf den Zuschlag von beinahe vier Millionen verzichtet habe. Die Erleichterung des Landes in betreff der Abgaben ist es auch gar nicht, worauf es gewissen Wortführern ankommt. Ich weiß, was sie wollen. Man hat es zwar lange zu verhüllen gesucht, zuletzt aber ist es offen ausgesprochen, und es ist mir lieb, daß es offen ausgesprochen ist. Denn nun wissen wir, woran wir uns zu halten haben. Das Heer hinter dem Könige will man nicht, man will ein Parlamentsheer. Nicht der König, sondern eine Partei soll über die Armee zu gebieten haben. Damit wäre es aber mit Preußens Machtstellung aus und die Wohlfahrt des Landes auf immer gestört. Seit fünf Jahren liegen dem Volke meine Re

gierungsmaximen und Handlungen vor, und mein Gewissen gibt 1862. mir Zeugnis, daß ich weder Grund zum Mißtrauen gegeben, noch zu Klagen über Mißbrauch meiner Macht Veranlassung gegeben habe. - Aber trotz aller Verkennung werde ich auf dem durch mein Programm von 1858 vorgeschriebenen Wege fortfahren, für das wahre Wohl meines Volkes nach allen Seiten hin Sorge zu tragen. Ich hege das vollste Vertrauen zu meinem Volke. Denn ich weiß, daß mein Volk mich liebt, und ich liebe es wieder; ich weiß, daß mein Volk nur durch das Parteitreiben irregeleitet und in seiner großen Mehrzahl sich des Zieles nicht bewußt ist, wohin man es führen will. Gebe Gott, daß mein ganzes Volk zum Vertrauen zu meiner Regierung zurückkehre. Dann wird es wieder besser werden, dann aber auch nur dann ist ein rechter Fortschritt in dem Wohle unseres Vaterlandes wieder möglich. Darum, meine Herren, helfen Sie mir mit allen denen, welche mit Ihnen diese Adresse unterzeichnet haben, allen hemmenden Einflüssen des Mißtrauens und des Parteieifers entgegenzuwirken, und verbreiten Sie, soviel Sie es können, meine Worte in Jhrer Heimat. Nochmals danke ich Ihnen für den Ausdruck Jhrer getreuen Gesinnungen; derselbe hat mich tief bewegt. Ich entlasse Sie mit dem Wunsche, daß Gott Jhren Kreis und mein ganzes Land und Volk segnen möge!

0. An die am 15. Dezember empfangenen Deputationen des Preußischen VolksVereins und aus den Kreisen Königsberg N. M. und Angerburg.

Meine Herren! Ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind. 15. 12. Was Sie gesagt haben, daß es eigentlich betrübend sei, daß ein Teil meines Volkes noch kommen müsse, um mich seiner Treue zu versichern, ist zwar richtig, aber ich baue dennoch fest auf die Treue meines ganzen Volkes. Mein Vertrauen auf die alte preußische Treue ist nicht erschüttert. Allerdings gibt es Leute, die an dieser Treue rütteln wollen und denen es mitunter gelungen ist, die Ansichten über das, was Ich erstrebe, zu verwirren. Jezt haben sie es aber so weit getrieben, daß ihre Ziele jedem klar geworden sind, auch dem, der nicht sehen wollte, und ich rechne das für einen Vorteil. Ihre Angriffe sind nicht gegen die Armeereorganisation,

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