Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

zu schildern und so vornehmlich die deutschen Staaten gegen uns 1866. aufzuheben. Dies ist das Lügengewebe, welches nun zum Kriege führt. Einem solchen Verfahren darf ein Staat, der sich achtet, nicht ruhig zusehen. Alle meine Vorstellungen in Wien gegen ein so perfides Benehmen, blieben fruchtlos, und seit dem Februar sistieren auf diesem Terrain jedwede Verständigungen mit Wien. Dennoch beschloß ich im Conseil des 28. Februar, zu keinem Rüstungen zu schreiten, sondern alle Mittel auf indirektem Wege (Rußland, England) zu verfolgen, um einen Bruch mit Österreich zu vermeiden. Da schritt Österreich am 13. März ganz unerwartet zu Truppenkonzentrationen an Preußens Grenzen, unter den lügenhaftesten Vorwänden, die wir durch die ja bekannt gewordenen Aktenstücke entlarvten. Volle 14 Tage zögerte ich mit Gegenmaßregeln, die sich nun gegenseitig so steigerten, daß die Armeen sich vollzählig gegenüberstehen. Nochmals ist die Hand zum Frieden geboten in einer Konferenz zu Paris, die ich sofort ergriff, von Österreich aber schon so gut wie verworfen ist. Am Bundestage hat vor vier Tagen Österreich den Gasteiner Vertrag einseitig, ohne Preußens Vorwissen zerrissen, und die Herzogtümerfrage, die zwischen uns und nicht am Bundestage geschlichtet werden sollte, gegen den Vertrag, jenem vorgelegt. So folgte fich Perfidie, Lüge, Vertragsbruch unaufhaltsam seitens Österreichs! Da haben Sie in kurzem Abriß die Lage, in welche Breußen geworfen ist! Ich habe mit meinem Gott im Gebet gerungen, um Seinen Willen zu erkennen, und nur so habe ich, Schritt vor Schritt Preußens Ehre im Auge haltend nach meinem Gewissen gehandelt. Nach diesem Exposé werden Sie sich überzeugen, daß wir einem Kampfe um Preußens Existenz entgegen= gehen und wird nur dann ein Bruderkrieg werden, wenn Deutschland, durch Österreich aufgestachelt, sich unberufen mit demselben gegen mich verbündet. Daß ich freiwillig keinen deutschen Boden aufgebe, weiß die Welt, und Ströme Blutes müßten geflossen sein, ehe dies geschähe. Beten Sie für mich und für Preußen. Dann begegnen sich unsere Herzen am Throne Gottes, dessen Wille geschieht, wie im Himmel, so auf Erden! Amen!

Ihr ergebener König Wilhelm.

1866.

16. 6.

1866.

385] An den Ministerpräsidenten Grafen v. Bismarck.')
Berlin, 16. Juni 1866.
So sind denn die Würfel geworfen! Gott allein kennt
den Ausgang dieses Anfangs!

Entweder wir siegen oder werden mit Ehren tragen, was der Himmel über Preußen beschließt!! Ihr Wilhelm.

386] An den Herzog Leopold von Anhalt.

Berlin, 17. Juni 1866.

Du wirst es natürlich finden,1) wenn ich in einem so wichtigen 17. 6. Augenblick neben den Schritten meiner Regierung bei der Deinigen mich auch noch direkt persönlich von Fürst zu Fürst wende, auf dessen Entschluß, nach Deinem für Preußen so günstigen Votum vom 14. d. Mts., ich den größten Wert lege. Meinen Gefühlen nach kann der Entschluß nicht zweifelhaft sein, wenn ich an die vielen und alten Beziehungen unserer Häuser denke und an die oft und glücklich bewährte Waffenbrüderschaft unserer Dynastien.

Mein Ersuchen an Dich geht dahin, daß das anhaltische Kontingent möglichst schnell mobil gemacht und an das preußische Heer angeschlossen werde. Dieses Verlangen ist so sehr in allen unseren Beziehungen begründet, daß ich mit Zuversicht auf die Erfüllung rechnen darf. Es versteht sich von selbst, daß bei Annahme meines Vorschlages Du des vollen Besikstandes Deines Landes und Deiner Souveränität sicher sein kannst, wofür ich mich verbürge und dieselbe mit aller Kraft gegen jeden Angriff oder jede Schädigung zu verteidigen bereit bin.

Ich hoffe auf eine baldige zusagende Antwort und schleunige

Zu 385) 1) Am 16. überschritten die Truppen die österreichische Grenze. Am 14. Juni hatte der König nach der Annahme des Bundesbeschlusses der Königin in Coblenz telegraphiert: Mit der heutigen Bundestags-Abstimmung sind also die Würfel gefallen. Gottes Wille geschehe.“ Ähnlich auch an Prinz Karl von Preußen.

Zu 386) 1) Ähnliche persönliche Schreiben werden voraussichtlich auch an die anderen deutschen Fürsten gegangen sein, deren Anschluß an Preußen zu

erwarten war.

Erteilung der Befehle, die die Verbindung der anhaltischen Truppen mit den meinigen zum Zweck haben, und bleibe mit alter Freundschaft Dein treuer Freund und Better

Wilhelm.

387] An den Ministerpräsidenten Grafen v. Bismarck. Berlin, 25. Juni 1866.

25, 6.

Die Zurückweisung des Adjutanten des Königs von Han- 1866. nover1) mit einem Brief an mich, die Kapitulationsbedingungen wahrscheinlich enthaltend durch General Faldenstein, ist ganz unzulässig. Ich muß den Inhalt des Briefes vor 10 Uhr morgen früh kennen, weshalb ich anliegendes Telegramm an den Herzog von Koburg senden muß, um dem König die Möglichkeit zu geben, mir den Inhalt des durch ein Versehen zurückgewiesenen Briefes sofort telegraphisch von Gotha aus zugehen zu lassen. Denn sonst kann ich es nicht verantworten, den Angriff zu gestatten, da ich die Antwort, die abgegangen war, nicht erhalten habe. Freilich sieht die Sendung des Adjutanten nach Eisenach statt nach Gotha nach Absicht von Verschleppung wegen Vacha2) aus. Wilhelm].

388]

An den Herzog Ernst II.
von Sachsen-Koburg und Gotha.

[25. Juni 1866.]

25. 6.

Ich habe bisher keine Eröffnungen des Königs von Han- 1866. nover erhalten, wohl aber die Nachricht, daß bayerische Truppen bis Vacha vorgerückt. Ich habe befohlen, daß bis heute, Dienstag, 10 Uhr vormittags, keine Feindseligkeiten erfolgen sollen. Bestätigt sich aber der Anmarsch der Bayern im Rücken meiner Truppen, so würde ich die Abrede als gebrochen an= sehen und demgemäß verfahren. Sende sogleich einen Offizier an den König von Hannover mit dem Ersuchen, mir jedenfalls vor 10 Uhr zu telegraphieren, was er mir auf Alvenslebens Verhandlungen mitzuteilen hat. Wilhelm.

Zu 387) 1) Oberstleutnant Rudorff. Vogel v. Falckenstein hielt seine Sendung für eine „hannoversche Finte“. — 2) Bei Vacha sollte die Vereinigung der Bayern und Hannoveraner erfolgen.

[ocr errors]

Kaiser Wilhelms des Großen Briefe usw. II.

9

[ocr errors]

1886. 389] An den General der Infanterie v. Steinmez. Schloß Sichrow bei Turnau, 1. Juli 1866.

1. 7.

1866.

Durch die mir nunmehr zugegangenen Meldungen des Kronprinzen, meines Sohnes, als Kommandierenden der Zweiten Armee, erweisen sich die viertägigen Siege,1) welche Sie, Herr General, mit Ihrem tapferen, ausgezeichneten V. Armeekorps erfochten haben, von solcher Wichtigkeit und Entschiedenheit für die Operationen der gesamten Armee, zugleich aber von solchem Umfange am 27. und 28., daß sie einer selbständig gelieferten zweitägigen Schlacht gleichkommen, so daß ich Ihnen für die ausgezeichnete Führung und Leitung derselben meine Königliche Anerkennung im höchsten und vollsten Maße hiermit aussprechen muß. Nur Ihrer Energie und Ihrer Einwirkung auf Ihre braven Truppen ist es zuzuschreiben, daß dieselben durch ihre Ausdauer und Tapferkeit täglich frischen und überlegenen feindlichen Korps die Stirne bieten konnten und sie jedesmal besiegten. Und Sie, Herr General, haben somit die Ehre, die schwierige Operation größtenteils gelingen zu machen, die ich der gesamten Armee gestellt hatte, deren Konzentration aus Schlesien und Sachsen in Böhmen zu bewirken.

Als Anerkennung Ihres hohen Verdienstes sowie in Anerkennung der heldenmütigen Leistungen Ihrer Truppen verleihe ich Ihnen meinen hohen Orden des Schwarzen Adlers sowie das dazugehörige Großkreuz des Roten Adlers, dieses aber mit Schwertern. Ich bin stolz darauf, diese höchste Auszeichnung zum ersten Male seit meinem hochseligen Vater und Könige, wie er dies in den Befreiungskriegen vermochte, für hohe Auszeichnung vor dem Feinde verleihen zu können! Armee und Nation wird dadurch auf Ihrer Brust lesen, was Sie durch und für sie leisteten.

Ihr dankbarer, treu ergebener König Wilhelm. 390] Ansprache an die Behörden der Stadt Gitschin.

2. Juli 1866.

Ich kann diesen einzelnen Fall nicht untersuchen; denn da 2. 7. die Sachsen abgezogen sind, so fehlt jeder Zeugenbeweis. NichtsZu 389) 1) Sieg bei Nachod (27. Juni), Skaliz (28. Juni), Schweinschädel (29. Juni).

destoweniger ist das Faktum richtig, daß in verschiedenen Städten 1866. auf meine Truppen geschossen worden ist, und daß sich eine große Unbereitwilligkeit der Einwohner zeigt, meine Soldaten zu verpflegen. Alle Behörden und viele der wohlhabendsten Einwohner sind geflohen, so daß dadurch Einquartierung und Verpflegung erschwert wird. Auch hier in Ihrer Stadt ist das der Fall. Ich führe aber keinen Krieg gegen Ihre Nation, sondern nur gegen die Armeen, die mir gegenüberstehen. Wollen die Einwohner sich indessen wirklich auf diese Weise feindlich gegen meine Truppen benehmen, so werde ich mich zu Repressalien genötigt sehen. Meine Truppen sind keine wilden Horden und verlangen nur das zum Leben unbedingt Notwendige. Ihre Sorge ist es, ihnen keine Veranlassung zu gerechten Klagen zu geben. Sagen Sie den Einwohnern, daß ich nicht gekommen bin, um Krieg gegen friedliche Bürger zu führen, sondern die Ehre Preußens gegen Verunglimpfung zu verteidigen.

391]

An die Königin Augusta.

Horricz, den 4. Juli (1866).

4. 7.

Am 2. verließ mich Fritz Karl um 3 Uhr nachmittags nach 1866. einem Kriegsrate, in welchem beschlossen wurde, den durch Märsche und Kämpfe erschöpften Mannschaften ein bis zwei Ruhetage zu gönnen. Um 211 Uhr abends traf jedoch General VoigtsRheh wieder bei mir ein, um die Ausbeute der Rekognoszierungen des Tages zu melden, die dahin ging, daß bedeutende feindliche Massen von Josephstadt nach Königgräß diesseits der Elbe sich von 8—3 Uhr bewegt hätten, Gefangene aussagten, die Armee konzentriere sich zwischen Elbe und Bistrik und Königgräß; es wurde mir daher vorgeschlagen, den günstigen Umstand, daß die feindliche Armee sich diesseits der Elbe schlagen zu wollen scheine, zu benutzen und ihr die Schlacht anzubieten. Zu dem Ende sollte sich die Erste Armee mit dem 2., 3., 4. Korps im Zentrum, Sadowa vor sich habend, aufstellen, General Herwarth mit seinen 11⁄2 Korps über Nechaniß in die linke Flanke, Fritz mit der Zweiten Armee, Garde, 1., 5., 6. Korps, von Königshof, seinen linken Flügel längs der Elbe, in die rechte

« ZurückWeiter »