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Deichank

Wellenschläge zu befürchten hat, kann man das Verhält niß bey derben und thonigten Erdreich wie 3: 1. ansehen, und bey lockerer und brüchiger Erde, wie 4: 1. höchstens im Nothfall wie 6: 1. Die jedesmalige Bestimmung dieses Verhältnisses hångt theils von der Beschaffenheit der Erde, theils von der Wuth des Strohms und der Wellen ab. Den größten Schuß erhält drittens ein Deich von feinem Vorlande. Dieses widerstehet nicht nur den heftig ften Bewegungen des Wassers von Grund aus, sondern ist auch als ein Gegengereicht zu betrachten, so der ungeheuern Last des Deiches widerstehet, daß er nicht das User in die Fluth hineinschiebet, und am Ende gar versinket. Denn wenn sein Fuß das Vorland verlohren hat, so geråth er in Abbruch, und denn folgt der Deich schlechter dings nach. Dieß sind die vorzüglichsten Grundsäge des Deichbaus. Denn das übrige hängt von der Gegend ab, wo der Deich angeleget werden soll. Die Absicht, um de rentwillen Deiche endlich angeleget werden, theilet dieselben in verschiedene Gattungen. Unter diesen ist der Haupt deich der vornehmste, ferner der Schlafdeich, der Soms merdeich, der Kayoder Vordeid, der Tothdeich, der Binnendeich, der Grodendeid. (s. alle diese Wör ter.)

Deichanter, f. Deichfuß.

Deichanschlag, (Wasserbau) diejenigen vorher be stimmten und ausgerechneten Kosten, welche zur Erbauung eines Deichs gehören. Hierzu gehöret: 1) Die Auss rechnung des Inhalts des Deichkörpers, wieviel Kubikfuß Erde, die Schwindung und Versenkung mit eingerechnet, nöthig sind. 2) Wieviel es kosten würde, diese Erde auf auführen und herben zu schaffen, und 3) wieviel Arbeiter dazu erfordert werden nebst ihrem Lohn und den Geräth schaften, als: Schippen, Karren, Brettern zu den Deich banken 2c. Die Ausfüllung der Gruben und Wasserrisse neben dem Deiche muß mit in Betrachtung kommen. Fer: ner muß bey einem Deichanschlage auch auf die Kosten Rücksicht genommen werden, wenn die User hin und wie der durch Packwerke, Holzungen und Buhnen zu verwah ren sind; ferner auf die Kosten der sogenannten Raydeiche, die bisweilen nur nöthig find, (s. Kaydeich) muß man Rücksicht nehmen, wie auch auf die Sielen und andere Borkehrungen, wodurch das Binnenwaffer abgeleitet wird, welches gleichfalls Aufwand verursachet. (f. Deichbede: cfung.)

Deichbau, (Wasserbau) die wirkliche Errichtung eis nes Deichs oder Walls gegen die Fluth des Wassers. Das erste, was man bey dem Bau eines Deichs zu beobachten, ist, bie Deichlinie vest zu sehen und solche zu finden. (f. Deichlinie.) Alsdeun geht man zum Deichbesteck über. (f. diesen.) Sobald man beydes bestimmt hat, und der Anschlag des Deichbaues gemacht, ferner alles mögliche überlegt und vorher angeschafft, auch wel gar erst ein Raydeich aufgeführet ist, so wird mit Ausstechung des Maylandes oder des Lagers des Deichs der Anfang ge macht, und die Soden oder Rasen, wenn dergleichen vor: handen sind, werden abgestochen, und bis zur Bekleidung

bes Deiches aufgehoben. Das entblößte Erdreich wird auf
einem guten Spaden oder Fuß tief umgegraben, damit sich
die Füllerde desto besser mit dem mürben Grunde verbinde
Wird solches nicht beobachtet, so ziehet sich das Wasser
theils durch die vermoderten Gräsereyen, wie durch einem
Schwamm, theils aber findet es auch seinen Weg zwischen
dem Deichfuße und Lagergrunde, weil beydes sich nicht
genau verbunden hat. Dieses Lager ist jederzeit so breit,
Alsdenn schaffet
als die Summe der Kappbreite und der Grundlinien ben
der Dogirungen zusammen genommen.
man die Füllerde auf Prahmen und zu Lande auf Karren
von den weitesten Gegenden am ersten herben, weil bey
dem Anwuchs des Deichs die Herbeyschaffung der Erde
ohnehin mühsamer wird. Daher wird die nächste Erde
aus den Deichgruben oder Pütten zuletzt genußet. Man
fängt am Ende der innern Doßirung oder nach der Lands
seite zu am ersten an, und schüttet Lage auf Lage, aber
nicht horizontale Lagen, sondern nach schrägen Linien auf,
bis der Deich fertig ist, und bey der äußern Doßirung der
Beschluß der Arbeit gemacht wird. Die Ursache, warun
man das Ausfüllen nicht nach horizontalen, sondern nach
schrägen Flächen veranstaltet, ist keine andere als diese,
weil die Erde nicht durchgehens von einerley Güte ist. Schüte
tet man daher die Erde nach horizontalen Lagen auf, so
könnte es geschehen, daß eine lockere Lage horizontal durch
den ganzen Deich liefe, und daselbst ein Durchbruch ent
stünde, welches aber bey schrägen Lagen vermieden wird.
Alle Steine und Baumwurzeln müssen vorher von Grand
aus vom Deichlager weggeschaffet werden, indem sonst sehr
nachtheilige Höhlungen durch Senken der Steine und Ver-
faulung der Wurzeln und Stubben entstehen würden.
Bey starken Regengüffen muß man mit der Deicharbeit
aufhören, sonsten fließet eben soviel wieder weg, als man
auftråget, und die in Klumpen zusammengeballte Erde
giebt keine veste Masse. Demi Deich das Besteck zu geben,
werden Stangen aufgerichtet und Stricke an dieselben ge-
Der widrigste
bunden, durch deren Anspannung die Abdachung bestimmt
wird, wonach gearbeitet werden kann.
Zufall bey diesem Bau ht, wenn keine taugliche Erde be
quem zu haben ist. Sand ist hiezu am unbrauchbarsten,
weil sich das Wasser durchseigert. Man bekleidet gerne
Deiche von Sand mit guter Erde, allein diese Bekleidung
entspricht nicht ganz der guten Absicht. Andere rathen
daher, die gute Erde lieber dem Wasser entgegen zu setzen.

Deichbedeckung, die Bedeckung der ganzen Oberfläche
des Deichs, um diesem hiedurch Haltbarkeit zu geben.
Denn ein unbedeckter Deich verschlimmert sich nicht nur
durch Fluth und Wellenschlag, sondern auch selbst durch die
Witterung von Jahr zu Jahr. Nasse Jahre spülen von
Witterung von Jahr zu Jahr.
der Kappe und Abdachung Erde weg, und trockne Jahre
verwandeln die Oberfläche in Staub, so vom Winde weg
gestöbert wird. Deswegen ist eine Deichbedeckung sehr *.
nothwendig. Die Oberfläche der Strohmdeiche wird
insgemein mit Rasen oder Soden bedeckt, weil diese im
füßen Wasser begrafen und sich bewuchern. Besser ist es
aber, wenn man sie mit Korbweiden bescht, und ihnen
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durch

durch solche Bepflanzung, die in den ersten Jahren zu Faschinen niedergedrückt werden können, einen unüberwind lichen Panzer anleget. Mit den Seedeichen hat es eine ganz andere Bewandniß, weil das salzige Meerwasser we der Soden noch den Anbau der Weidenreiser verstattet. Es müssen also hieselbst kostbarere Mittel erwählet werden, dem Einsturze solcher Deiche vorzubauen. Einige beholzen den Deichfuß, aber in zwanzig Jahren hat die Witterung diese hölzerne Bekleidung wieder verzehret. Andere be Andere be pflastern den Deichfuß mit Steinen, da von dem obern Theil des Deiches an der Abfall von Stoß oder Strecke zu Strecke mit vorgeschlagenen Pfälen und mit Steinen bepflastert wird. Der unterste Stoß der Abdachung wird mit unordentlich vorgeworfenen Steinen beschlossen. Bey den Seedeichen ist diese Bedeckung sehr gut, denn die Wellen brechen sich auf diesen Stufen, verlieren alle Geralt, den Deich zu beschädigen, und die Steine werden nicht so leicht von ihrem Grundlager verlassen. Den einzigen Feh ler hat diese Bedeckung, daß sie theuer ist. Wo keine Steine vorhanden sind, da bedecket man den Deichfuß mit einem Strohdach, welches von den ländlichen Strohdå chern wenig verschieden ist. Die Schefeln werden auf gedeckt, und mit Strohkrampfen und Nadeln aufgehef tet. Dieser Bedeckung fehlet weiter nichts, als die Dauerhaftigkeit. Die Wellen brechen sich auf dem Stroh noch leichter, als auf den reflektirenden Steinen, und es ist gut, wenn man die Strohschefeln verkehrt aufleget, so daß die Sturzenden aufwärts stehen. Alsdenn fangen sie Schlick, und der Deich wird gar bald mit Stroh und Schlick überzogen. Stroh, welches von der Sonne nicht beschienen wird, vermodert nicht leicht, Schilf und getrocknete Seefräuter, deren man sich an einigen Orten gleichfalls bedienet, noch weniger.

Deichbeschau, s. Deichschau.

Deichbested, Deichbestick. Das Profil des Deiches on jedem Ort, oder ein Durchschnittriß, welcher nach Maaßgebung desjenigen Orts, wo sich der Deich hinlagern soll, angefertiget werden muß. So oft sich nun die Fläche des Manfeldes erhebet oder erniedriget, oder die Richtung gegen Strohm und Sturm sich ändert, so oft muß auch das Besteck anders ausfallen. Man siehet auf der aufgenommenen Deichkarte die Linie der höchsten Fluth und zugleich die Erniedrigung der Erdfläche unter dersel ben, und dieser Saß bestimmt die an jedem Orte nöthige Höhe des Deichprofils. Zu dieser Höhe muß nicht allein die Hervorragung der Kappe über die höchste Fluth hinzu gethan werden, welche insgemein 2 Fuß betråget, (zur höchsten Fluth muß man aber nicht sowohl den Wasserspie gel, als vielmehr die gewöhnliche Wellenhöhe annehmen) sondern auch wieviel vom Lager des Deiches, d. i. vem Mayfelde ausgestochen werden muß, um dem Deich einen haltbaren reinen Grund; mit dem er sich verbinden soll, zu verschaffen, und wie viel die daselbst vorräthige Erdart bey der Austrocknung schwinde. Alsdenn ist die Höhe des Deiches an jedem Orte der Deichlinie bestimmet.

Deichbruch, Durchbruch, (Wasserbau) wenn bey Fluth und Sturm der Fluß oder die tobende See durch den Deich oder Wall durchbricht, und dadurch das Land überströhmet wird. Die erste Gefahr bey diesem Durchbruch zeiget sich an der Abdachung, wenn hin und wieder lecke Stellen entstehen, von denen das Wasser herabfließet. So lange dieses Wasser hell bleibt, hat es keine unmittel bare Gemeinschaft mit der Fluth, sondern es ist nur ein Zeichen, daß es durch gröbere Sandlagen durchgepresset werde, wo es denn unterwegens sich vom Schlicke fäubert. Diesem Unheile begegnet man, wenn frühzeitig genug ge= gengedeichet wird. Diese Gegendeichung muß so stark seyn, daß die Last der Erde den wasserflüssigen Sand aufhalte, damit er nicht allmählig ausgemahlen werde, und im Deiche kein Loch entstehe. Ist aber der Durchfluß trübe, so hat das Wasser mit der Fluth Gemeinschaft. Schießet es wie aus einem Zapfenloch, so sind die Mäuse an diesem Unglücke Schuld, und man muß, um diesem Unfall abzuhelfen, einen langen konischen Zapfen schneiden, dessen Durchmesser dreymal so groß ist, als der Durchmesser des Lochs, womit man das Loch zukeilet. Damit aber der Druck des Wassers den Keil nicht heraus treibe, so schlägt man einige Pfahle ein, legt ein Brett auf den Keil und beschnüret das Brett mit Stricken, daß es nicht_fortgestoßen werde. Oder man gräbt das Loch auf drey Fuß aus, und ver stopset es mit guter Kleverde. Allerdings ist es vortheilhaster, wenn man das Loch von außen zu verstopfet, wenn man nur dazu kommen kann. Wollen gedachte Anstalten nichts verfangen, denn hat sich das Loch bereits innerlich erweitert, und der Deich kann dadurch in Gefahr gerathen, wenner noch so stark ist, verloren zu gehen. Wenn man nun zu den äußersten Gegenmitteln greifen will, so macht man erst einen Versuch), die Oeffnung mit Stroh und Mist, besonders Kuhmist zu verstampfen, mit Bret tern zu überlegen, Pfähle neben her einzurammen, und mit Queerstangen, die mit Stricken und Ketten an den Pfählen bevestiget und angespannt sind, die Bohlen anzudrücken. Daß diese starke Verstopfung nöthig sey, erhellet daraus, daß eine Oeffnung von einem Quadratfuß, über welcher das Vorwasser 10 Fuß stehet, einen Druck von 650 Pfund gegen die Verstopfung äußert. Im Anfange der entstandenen Wasserfluth ist die gedachte Vorsichtigkeit und getroffene Anstalt hinreichend den völligen Durchbruch zu verhüten, und wenn man die beschädigte Stelle hoch mit Erde, wie mit einer Pyramide belastet, so hält sie auch wol den ganzen Sturm aus. Wird aber diese Bedeckung von dem Wasser weggerissen, so muß man zu dem letzten Hülfsmittel schreiten. Dieses bestehet darinn, daß man zwey starke und lange Stangen, an beyden Seiten an einem Segel bevestiget. Es ist gut, wenn man mehrere Segel übereinander schlagen kann. Diese Plane schiebet man vermittelst der Stangen längst der äußern Dossirung herab, bis man das Loch trifft. Im Augenblick verstopfer sich der Durchbruch, der mit Mist und Kleyerde ausgestampfet und mit einer starken Erdpyramide, die zum Gegengewichte dienet, verschlossen wird.

Deichdamm, ein kleiner Damm, so das Wasser von die Gewalt der Wellen gleich anfangs etwas zu hemmen,

einem Deich abhält.

Deiche, f. Deich.

Deichen, Diecken, einen Deich aufführen oder ausbef fern. (. Deichbau.)

Deichengen entstehen, wenn ein Strohm von beyden Seiten bewallet wird, oder von der dem Deich entgegenge feßten Seite Anhöhen hat, und der Deich auf der einen Seite dem Strohm zu nahe angelegt wird, so daß beyde Deiche, oder auch die Anhöhe der einen Seite, und der Deich der andern Seite zu nahe an einander liegen. Als denn stopset sich das Eis gern, und verursachet die gefähr lichsten Deichbrüche.

Deicher, der Arbeiter an einem Deiche."

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Deicherde, diejenige Erde ist die beste zum Deichbau, die vorzüglich schwer ist, sich in ihren Theilen vest zusam menschließet, sehr langsam vom Wasser durchdrungen wird, und bey der Austrocknung wenig schwindet. Diese Eigen schaften trifft man beysammen in der Thonerde an, wenn fie stark mit Sande untermenget ist. Grober Sand läßt sowohl, als Torf und Morast das Wasser wie durch ein Sieb laufen, und taugen beyde nicht zum Deichbau. Der gelbe Lehm wird gar leicht im Wasser aufgelöset, ob er gleich dasselbe nicht so leicht durchfließen läßt. Ueberdem hält er die Nässe sehr lange an sich, begrünet nicht, und ist sehr mürbe. Die Thon- oder Letterde ist schwerer wie Lehm, ift nicht so mürbe, bindet stärker, ist auch zäher, und läßt das Wasser nicht durchließen, aber sie schwindet sehr, und wenn nicht hin und wieder Lücken und Höhlungen bleiben Die sollen, so muß sie wol gar gestampft werden. Schwindung der Erde bey den Deichen ist hauptsächlich nöthig zu untersuchen. (Schwindung.) Der seine Sand ist schwerer, als Kleyerde, schwindet zwar nicht, aber seine Theile hangen nicht zusammen, und er begrünet sich auch nicht so, als wie die Kleverde. Also ist eine gute Kleverde mit Sand vermischt die brauchbarste und vesteste Deich: masse, welche zugleich wexigere Doßirung nöthig hat, als alle übrigen Gattungen Erde.

Deichfuß, Deichanker, der veste Boden (Basis) neben dem Ufer, worauf der Damm ruhet.

Deichgruben, Pütten, diejenigen Löcher oder Gruber, die außerhalb der Wallung nach der Wasserseite zu gegraben werden, um daraus die nöthige Füllerde zu dem Deich zu erhalten, wenn die von entfernten Orten herbeygeschaffte schon gebraucht ist. Man muß mit vieler Ueber legung diese Deichgruben graben. Sie müssen dergestalt abgesteckt werden, daß einmal vor dem Deiche eine unbe rührte Berme oder ein Abfah, wenigstens von 3 bis 12 Ruthen Breite, je nachdem der Deich hoch ist, stehen bleibe. Zweytens, alle 10 Ruthen muß zwischen den Deich gruben ein Steg stehen bleiben, welcher sie von einander trennet, theils um des Auskarrens willen, theils damit nicht eine offene Wasserlake vor dem Deiche entstehe. Drittens muß auch Erde zwischen dem Wasser und den Deichgruben, es sey nun See oder Strohm, übrig bleiben,

und nachmals zu verhüten, daß das Wasser den mitgebrach ten Schlick nicht wieder wegspüle, sondern die Deichgruben nach und nach wieder ausfülle und ausschlicke. Man muß allemal vorher die Länge, Breite und Tiefe der Deich gruben nach Verhältniß der benöthigten Füllerde berechnen, und nachforschen, wie tief die gute Erde sey, darnach denn die Länge und Breite der Gruben angeordnet wird. Nicht gern sticht man die Gruben hinter den Deichen aus, um Grundbrüche zu verhüten; muß es aber seyn, so muß man die höchsten Gegenden erwählen, und nie über zwey Fuß tief ausgraben lassen, jedoch so, daß noch eine innere Berme dem. Deiche bleibe. Man kann auch wol durch Einlassung des trüben Fluthwassers die innern Deichgruben nach und nach wieder ausschlicken, allein es bleibt allemal eine kostbare und mißliche Sache. Kostbar ist sie, um der erforderlichen Gele willen, und gefährlich, wenn ein solcher Siel schadhaft wird. (f. Siel.)

Deichkamm, f. Deichkappe.

Deichkappe, Deichkamm, die Dicke des Deichs, ohe ne die Abdachung oder Doßirung von beyden Seiten. Diese Dicke zeigt sich bloß oberhalb auf dem Deich, wo sie oft statt der Landstraße, oder doch im Nothfall bey Aus besserungen statt eines Weges dienet.

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Deichland, ein eingedeichtes Land, oder so durch einen Deich vor Ueberschwemmungen gesichert ist.

Deichlinie, hiedurch versteht man diejenige Linie, nach welcher der Deich, und zwar insbesondere der Hauptdeichs, der Länge nach aufgeführet werden muß, das Land gegen Ueberschwemmungen zu schüßen. Ehe man diese finden kann, muß die zu bedeichende Gegend durch einen genauen Grundriß aufgenommen werden, auf welchem theils die Uferlinien, theils die Wassertiefe vor dem Ufer, theils die Anhöhen und auch die Vertiefungen der Oberfläche des Erdbodens, mit allen Sümpfen, Kolken und abfließenden Gewässern auf das genaueste, nebst Bemerkung der Kompaßnadel, abgetragen werden. Diefer Grundriß wird auch die Lage der Wiesen, Necker und Waldungen, so ferne sie fich der Deichlinie nähern, andeuten, und wo besonders das Erdreich seine Lage gegen den Horizont ändert. In dem letzten Fall müssen Profile angebracht werden, damit man wissen könne, wie hoch sich dasselbe über die niedrig fte Wasserhöhe erhebe. Auf eben diesen Profilen wird die Linie der bemerkten höchsten Ueberschwemmung gezogen, um zu wissen, wonach man sich mit der Höhe der Deiche zu richten habe. Eine solche Karte ist mum die Grundlage, wonach die Deichlinie ausfindig zu machen ist. Mit die ser Karte in der Hand untersuchet man die Gegend und den Boden, der bedeichet werden soll. Die Vestigkeit des selben, so wie auch die Schartufer werden mit Aufmerk samkeit besichtiget, damit man wisse, ob tiefere Einrisse zu besorgen find, und ob man durch vorgelegte Werke dem Abbruch Einhalt thun, oder ob man nicht auf eine oder die andere Art die Einbrüche wieder ergänzen, und die genåherte Strohmtiese ablenken könne, weil es nicht rathfam ist, da einen Deich anzulegen, wo man weiß, daß in Fff 3

kurzent

kurzen kein Land mehr vorhanden fern dürfte. Hat man sich solchergestalt des Ufers versichert, so nimt man die einwärts gebogenen Winkel der Userlinie zuerst vor, bestimmt sowohl in Ansehung der Wassertiese, als auch der zum Deis che erforderlichen Erde, die Breite des Vorlandes, oder den Abstand des Deiches vom Wasser. Auf der Karte werden diese Punkte mit geraden Linien zusammengezogen. Alsdenn hat man vors erste die möglichst kürzeste und da her möglichst wohlfeilste Deichlinie ausfindig gemacht. Denn je kürzer die Deichlinie ist, desto weniger Kosten werden auch zur Ausschüttung erfordert. Auch ist es noth wendig, daß man von den am meisten einwärts gebogenen Ufern so weit mit seinem Deiche entfernt bleibe, als die Sicherheit und die allemal vor dem Deiche auszugrabende erforderliche Erde solches erheischet. Diese Linie wird endlich nach folgenden Gesehen verbessert und berichtiget. 1) Alle Kolke, Moräste und Grundwasser müssen soviel, als es die übrigen Umstände erlauben, vor dem Deiche liegen bleiben. Folglich muß diese Linie hin und wieder land wärts zurück gezogen werden. 2) Sollte aber zuviel fruchtbares Land bey stark vorspringenden Ufern unbrauchbar werden, und der zu erwartende Nußen des Groden übertreffe die Bau- und Erhaltungskosten des Deiches, so wird die Deichlinie daselbst vorgerückt, wobey man dey Lehrsah der Geometrie nicht zu vergessen hat, daß die ZirFellinie, und zunächst derfelben das Quadrat, unter allen Figuren mit der kürzesten Linie die möglichst größte Fläche in sich schließen. Man hüte sich auch vor gar zu spikig vorspringende Winkel, weil selbige viel Unkosten verursachen, und dennoch wenig Land bedeichen. 3) Alle Aecker und Wälder bleiben hinter der Deichlinie liegen, weil jene keine Ueberschwemmung vertragen können, und diese mit ih ren ausgerotteten Bäumen und Wurzeln sehr unsicheres Mayfeld geben würden, zumal wenn die zurückgebliebenen Wurzeln nachmals verfaulen. 4) Muß kein Deich hinterwärts abschüßiges Land haben, zumal wenn er sich ho ben Ueberschwemmungen widersetzen soll. Kann man ihn also an einem sich erhebenden Grundboden anlegen, so ist dieser der stärkste Rückhalt, und das Wasser müßte ihn bergan schieben, wenn er ausweichen sollte, da er sich denn mit seiner Last gegen diese Gewalt frauben würde. Es schadet auch nichts, wenn man, um diesen Vortheil mitzu nehmen, die Deichlinie, besonders an süßen Wassern, um einige Ruthen zurückziehen müßte. s) Endlich hat man auch auf Grund und Boden zu sehen, und wenn derselbe nicht fähig ist, die Last des Deiches zu tragen, so beugt man, so gut wie man kam, rechts oder links aus, wo nicht, so sieht man sich genöthiget, den Deich auf einer oder der andern Seite, zuweilen auch auf beyden Seiten, mit Hol. zungen einzufassen, damit der Grund unter dem Deiche nicht ausweiche. Bey Abzeichnung der Linie eines Secdei ches sind wenigere Punkte zu beobachten. Da die Absicht und der Endzweck bey Anlegung dieser Deiche blos derjeni ge ist, daß der Seestrandsbewohner durch denselben seine Wohnung und sein Leben retten will, und daher es ihm auch gleichviel seyn kann, nach was für einer Linie fein

Deich gezogen wirs, wenn er hinter demselben har trocken und sicher dem Sturm zusehen kann. Diese Deiche sind ferner wegen ihrer Größe und Stärke sehr kostbar, und sowohl der Bau, als auch die feruere Unterhaltung dersel--ben kostet viel. Daher sucht man sich durch Nuhung des bedeichten Landes schadloß zu halten. Folglich hat man bey Ziehung einer Seedcichlinie vornämlich darauf zu sehen, daß man mit einer möglichst kürzesten Linie die möglichst größte Fläche einschließe. Denn wo das Seewasser hinspiders kann, wächset kein Gras. Das zweyte Augenmerk ist die Streichlinie des gewöhnlichen heftigsten Sturms. Ungern seht man eine gerade, und noch feltner eine einwärts gebogene Linie diesem Sturm senkrecht entgegen. Man weis chet daher soviel, als die Lage des Vorlandes es leiden will, von dieser Linie ab, und wo man schlechterdings dem HauptSturm die Spike biethen muß, beuget man nicht nur die Deichlinie in einen auswärts gehenden Bogen, daß er sich wie ein Gewölbebogen dem Stoße der Fluthen widersehe; sondern man giebt ihm auch die stärkste Abdachung, und ficht sorgfältig dahin, das Vorland durch Bühnen zum Anwachs zu bringen.

Deichlücke, ein Loch, so das Wasser an den Seiten des Deichs ausgråbt.

Deichmaaß, die Ausmessung eines Deichs, vorzüglich aber der Maaßstab, dessen man sich bey Anlegung der Deis che bedienet. Es ist z. B. eine Ruthe von 20 Schuh, und jeder Schuh oder Fuß ist wieder in 12 Zoll abgetheilet.

Deichmeister, eine sachverständige Person, so die An lage oder Ausmessung eines Deichs übernimt. Deichschaart, ein Einschnitt auf einem Deich zur Viehtrift.

Deichschau, eine Feyerlichkeit, da eine verordnete Deich kommission, mit Zuziehung der Hauptinteressenten, jähr lich die Deiche besichtiget, über deren Beschaffenheit urtheilet, und die Verbesserung schadhafter Stellen anveiset, welches eine sehr nützliche und löbliche Veranstaltung ist, und wobey man auf folgende Punkte sehen soll: Ob der Deich aller Orten die gehö: ige Höhe und Kappenbreite ha be? Das erstere kann man durch die sogenannte Pågel (f. diese) erfahren. Wie ferner die inwendige und auss wendige Abdachung, und wie die Bedeckung beschaffen; ob der Deich Vorland hat; ferner ob das Binnenland höher oder niedriger, als das Vorland sey? Ersteres ist gut, wenn es aber niedriger ist, so steht man in Gefahr, Grundwasser hinter dem Deich zu bekommen, wodurch der Deich fuß von beyden Seiten erreicht wird, und sich während der Fluth fenket. Ob Kôlke vor oder hinter dem Deiche vorhanden, ob nicht einige ausgefüllet, andere mit einem Deichschlosse zu umringen find, damit ihr Quellwasser sich nicht über das Land ergieße; ob man Schartufer ansichtig werde, und wie dasselbe zu decken; ob die Sielen, wenn welche vorhanden sind, haltbar genug sind, daß sie nicht bey hoher Fluth ausreissen? Ferner ob man darauf bedacht sey, längst der Deichlinie die Biber, Ottern, Maulwürfe, Rahen und Mäuse auszurotten, damit sie nicht den Deich durchgraben, und der Fluch den Weg zum Durchflusse ers

onen,

1

Effnen. Man sieht auch endlich darauf, ob die Deichauf
feher auch sicher das Ihrige thun, und ob die Deichanneh
mer zur Rettung bey Deichbrüchen das nöthige Geräthe
bey der Hand und im Stande haben?

Deichschloß, Qualmdeich, heißt derjenige Nothdeich,
der um eine Bracke oder Kolk herumgeführet wird, und
fich an den Hauptdeich anschließet, den Austritt des aus
dem Grunde hinter dem Deiche hervorbrechenden Drangs
Er wird, so wie alle Nothdeiche,
wassers zu verhüten.
in Form eines Bogen angebracht. (f. Nothdeiche.)

Deichsel, Deichselstange, Deißel, Teichsel, platt deutsch Diestel, Iftel, (Stellmacher) ist ein Hauptstück at dem Vordertheil eines Wagens. Es ist gemeiniglich sechs Ellen lang, nnd von einem runden jungen Birken baum verfertiget, der in seiner natürlichen Dicke gelassen roird, blos daß ihn nur der Stellmacher mit dem Schnei demesser glatt beschneidet. Auf dem hintersten dicken Ende ift er etwas viereckig, weil dieses Ende zwischen den Armen der Vorderachse steckt, und daselbst entweder vest und un beweglich vermittelt der Deichselringe, zuweilen auch einis ger Bolzen zwischen den Armen bevestiget ist; oder aber nach Belieben zurückgeschlagen oder herausgenommen und wieder eingeschoben, und vor dem Gebrauch mit einem an der Seite durch die Arme und Deichsel durchgesteckten ei fernen Nagel oder Bolzen bevestiget werden kann. Die Deichsel dienet nicht nur, die vor dem Wagen gespannten Pferde etwas von einander zu entfernen, und dieselben, indem sie vorne mit den Brust- und Haltketten daran hän gen, an dem Wagen vest und in Ordnung zu halten; son dern vorzüglich auch, den Wagen selbst dadurch nach Gefallen zu lenken, und wenn er im schnellen Lauf ist, sonderfich wo es bergab geht, dadurch vermittelst der Haltketten aufzuhalten.

Deichselarme, (Stellmacher) zwey hölzerne Arme oder halbrunde Stangen, welche mit einem Ende in die Vors derachie des Wagens von einander gebreitet, eingelassen And, vorne aber, wo die Deichsel zwischen denselben eingeschoben wird, enger zusammenlaufen, wo sie denn durch die eisernen Deichselringe mit der Deichsel vereiniget, und beyde zusammen bevestiget werden. Denn die Ringe gehen sowohl um die beyden vordern Ende der Armě, als auch um die zwischen den Armen eingeschobene Deichsel, und vereinigen beyde. Statt der beyden Ringe sind bey Kutschen und Chaisen zwey Bolzen vorhanden, daher man ben diesem Wagen die Deichsel bequem abnehmen kann.

Deichfeleisen, (Grobschmid) ist im eigentlichen Verkande ein fast bis über das Knie gehender Steigbiegel, oder eine vom Knie bis unter den Fuß gehende, oben über dem Knie etwas gebogene, unten aber wie ein Steigbiegel gebildete breite und starke eiserne Schiene, welche oben mit einem Riemen an der rechten Seite des Sattels bevestiget ift, und verhindert, daß die Deichsel des auf dem Sattelpferde fihenden Fuhrmanns Bein nicht beschädige oder gar zerschmeiße.

Deichfeltette, f. Haltkette.

Deichselnagel, ist ein eiserner Nagel oder Bolzen, womit die Deichsel in den Deichselarmen bevestiget wird. Der Schaft desselben ist nicht eckig, sondern rund, mit einem starken runden Kopf, und am Ende mit einer Spalte versehen, wodurch ein Splint gesteckt wird, damit der Nagel nicht abfallen kann. Vorzüglich bey Kutschen wird die Deichiel durch zwey dergleichen Bolzen in den Armen be vestiget.

Deichselpferde, Stangenpferde, (Fuhrmann) die Pferde, welche an beyden Seiten der Deichsel gespannt. werden, im Gegensah der Vorderpferde, welche vor die Deichsel gespannt werden.

Deichselring, (Grobschmid) derjenige eiserne Ring, der bey Fuhrwagen die Deichselarme mit der Deichsel vereiniget und bevestiget. Zwey solche Ringe bevestigen die Deich sel, dagegen bey Kutschen zwey Deichselnagel angebracht

werden.

Deichselsteg, Fußbrett, Fußtritt, Fr. coquille, (Stellmacher) dasjenige schräge gerichtete Brett über den Deichselarmen, worauf der Kutscher seine Füße setzt. Bey Prachtkutschen erhält es nicht allein mancherley Gestalten, in Anschung der Form, fondern ist auch mit Bildschnitzer. arbeit versehen, so wie die Vordersattelhölzer, werauf dieß Brett sich stüßt. Ben gewöhnlichen Kutschen hat es nur auf seiner obern Fläche nach seinem ganzen Umfange eine Leiste, die mit dem Gesimshobel oder dem Kehlzeuge gestoBen ist, und mit Nägeln auf dem Fußtritte bevestiget wird. Es erhält an seiner hintern schmalen Seite zwey Zapfen, die in den Schemel der Vorderachse cingelassen, und von dem Grobschmid mit Beschlägen bevestiget werden. Deichsohle, s. Deichfuß. Deichufer, 1. Deichanter. Deichwall, f. Deich.

Deilen, Eilen, Luppen, (Eisenhutte) die großen Stücken Eisen von einem oder mehr Zentnern, wie man sie aus dem Frischfeuer unter den Hammer bringt, wos selbst sie erst zertheilet und zu Stäbe geschmidet werden.

Deinsen, (Seefahrt) zurück weichen, wenn nåmlich in einem Seetreffen ein Schiff übel zugerichtet ist, und gezwungen wird, aus der Flotte zurück zu weichen. Deißel, f. Deichsel.

Dekampirung, Fr. Décampement, (Kriegskunst) der Ausbruch eines Heers, um sich vortheilhafter zu lagern, oder dem Feinde zu entgeher.

Deklinationsuhr, Lat. abweichende Sonnenuhr, wird überhaupt eine jede Sonnenuhr genannt, die entweder auf einer bleyrecht stehenden Fläche beschrieben ist, und die den Hauptvertikalzirkel unter einem schiefen Winkel durchschneidet; eder eine Uhr auf einer Fläche, welche in der Mittagslinie die Horizontalfläche unter einem schiefen Winkel durchschneidet. Der ersten Art oder der senkrechten Sonnenuhren giebt es wieder viererley Arten, als: 1) Eine von Mittag gegen Morgen abweichende Uhr, da ihre Fläche nach solcher Gegend sieht, die zwischen Ost und Süd liegt. 2) Die von Mitternacht gegen Morgen abweicht, da ihre Fläche nach einer zwischen Nord und Öst

liegen

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