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besondere Freyheiten, Gewohnheiten und Rechte so steif und vest halten, als die Bortenwürker. Wenn ein Ge felle Meister werden will, so macht er zum Meisterstück eine Bandtresse, und eine polnische Eichel. Diese lehtere ist ein breites und hohles Band, das den Namen von seiner Gestalt hat, und so gewebt wird, als die Ach selschnåre. (s. diese) Sie wird gemeiniglich zum Degen gehenk gebrauchet. Im übrigen fallen beym Meister wer den, so wie bey allen Handwerken, verschiedene Unkosten vor, die bald mehr, bald weniger betragen, nachdem man bem jungen Meister wohl will. In einigen Städten, z. B. in Berlin haben sie auch noch das Recht, neben ihren eige nen verfertigten Waaren mancherley kleine Waaren, als leinene Schnupftücher, Strohhüte, womit sie sich vor: züglich abgeben, Strümpfe, Kanten und dergleichen öffentlich in einem Laden feil zu haben. In nur gedachter Stadt und in Potsdam ist aber ihre beste Nahrung, daß fie für die preußische Armee Treffen, Schleifen, Schär pen und andere wollene und leinene benöthigte Bortenwür kerarbeit liefern. Die Regimenter sind jeßt unter den ålte sten Meistern vertheilet.

Bortenwürkerstuhl, ist die Maschine, worauf der Bortenwürker seine Bänder, Treffen und Borten verfertis get. Das Ganze dieser Maschine ist ein längliches Viereck aus starken Latten zusammen geseht. Man kann es als drey übereinander gesetzte Gestelle ansehen, wovon jedes an Länge von dem nächst untern abweicht, und das oberste das kürzeste ist. Außerdem ist hinterwärts noch ein viertes Gestelle angebracht. Alle diese Abschnitte sind 24 Fuß breit, Länge und Höhe nimt aber stuffenweise ab. Die un terste größte Länge ist s Fuß, und die größte Höhe 74 Fuß. In der Mitte der drey vordern Gestelle erblickt man folgende Theile. Ganz unten im Gestelle liegen die Fußtritte, welche auch die großen Tritte genannt werden. Sie füllen die ganze Breite des Stuhls aus, und ihre Länge nimt die halbe Länge des Stuhls ein. Ein vollståndiger Stuhl hat 36 Tritte. Sie stecken vorne alle beweg lich auf einem Bolzen, so daß jeder befonders getreten und bewegt werden kann. An dem andern oder beweglichen `Ende derselben ist eine Schnur angebunden, wodurch ein jeder mit einem Queertritt verbunden ist. Diese sind gleichfalls dünne Latten, welche der Queere des Stuhls nach von beyden Seiten der Hauptlatte des Stuhls auf ei nem Bolzen gleichfalls berveglich angebracht sind, so daß an jeder Seite der langen Latte des Stuhls die Hälfte oder 18 Stück liegen, und sich die vordern Enden begegnen. -Wenn die eine Hälfte der großen Tritte mit dem linken Fuß getreten wird, so werden die vordern, und wenn die andere Hälfte mit dem rechten Fuß getreten wird, die hintern Queertritte bewegt. An der beweglichen Spitze dieser Queerlatten sind zwey Bindfaden angebunden, welche über zwen Rollen (f. Rollen) auf den obersten Abschnitt oder das oberste Gestelle geleitet sind. Diese beyden Schnüre tragen einen Hochkamm (s. Hochkamm,) so daß die eine Schnur nur über eine Rolle, die andere aber über beyde gehet, um die Bewegung zu erleichteru. Da nun jeder

Queertritt 2 Rollen hat, gehören zu einem vollständigen Stuhl 72 Rollen. Jeder langer Queertritt feht, wie gefagt, einen Hochkamm in Bewegung, und daher müssen auch 36 Hochkamme in einem Stuhl seyn. Wenn also ein Quertritt durch den Tritt der großen Latte gezogen wird, so hebt dieser vermittelst seiner zwey Schnüre über der Rolle einen Hochkamm in die Höhe. Die übrige Einrichtung hångt von dem vierten hintersten Abschnitt ab. Unter diesem Abschnitt liegt die Leiter (f. Leiter,) auf welcher die Rollen des Anschweifs oder der Kette eines Bandes oder einer Tresse stecken. Die Fåden des Anschweifs werden von den Rollen durch das dicht vor der Leiter hängende Hinterriedt (f. dieses) geleitet. Vor dem Riedt aber, etwas unter dem Anschweif, steckt in den Latten des Gestelles ein Draht, worauf Rollen mit feiner Seide, zum Beves stigen der langen Lahnfäden bey reicher Arbeit stecken, wel che sowohl, wie die Anschweiffåden durch die Lade (f. Lade) geleitet werden. Wenn der Anschweif in Tressen oder Band verwandelt wird, so wird diese fertige Arbeit über eine kleine Rolle nach einer größern geleitet, welche durch ein Sperrrad und Sperrkegel angehalten werden kann. Die übrige künstliche Einrichtung dieses Stuhls befindet sich gleichfalls in diesem hintersten Gestelle, und be stehet aus den Wellen (f. Wellen,) wodurch die künstli che Arbeit der geblümten Bänder und Treffen hervorgebracht wird, indem daran die Korten (f. diese) angebunden werden, welche man durch die Hochkämme zieht; und nachdem dieselben nach dem Muster eingelesen sind (f. Ein lesen,) so werden nach dem Zug der Wellen beym Treten der Fußtritte die Hochkämme in die Höhe gehoben, und mit denselben zugleich diejenigen Anschweiffäden, welche zur Bildung der Figur das Ihrige beytragen sollen, sobald nämlich eine Welle durch den Kegel gezogen wird, das fie nunmehr mit ihren Korten arbeiten soll. Endlich gehört noch das Vorderriedt zu einem Bortentürkerstuhl Cf. Vorderriede, ) welches in der Lade steckt, und womit der Einschlagfaden beym Würken angeschlagen wird; als auch die Rämmchen (s. diese;) wodurch die Anschweiffåden gezogen sind, und welche an die Korten angebunden, und durch solche in Bewegung geseht werden. (s. m. Sch. D. Z. M. Th. IV. Tab. II. Fig. IX.

Bortfilet, Franzfileten, Schwanzfileten, Filet, (Buchbinder) ein oünnes Eifen, so beynahe nach dem vierten Theil eines Zirkelkreises gekrümmt ist, und mit eis ner Angel in einem hölzernen Heft steckt. Auf der Stirne des Eisens, die zwey, drey auch vier Linien dick ist, find mancherley Zierrathen, nämlich Laubwerk, Karreau, halbe Zirkel und dergleichen eingeschnitten, womit die Ränder, Borten, auch den Bund der Bücher mit Goldblätter verzieret werden. Das Eisen wird warm gemacht, und das zu schmalen Streifen geschnittene Blättergold wird auf die Stellen geleget, welche verzieret werden sollen. Die Stellen sind mit Eyweiß schon vorher überstrichen, und der Buchbinder prägt mit dem warmen Eisen das Gold auf der Stelle ein, und theilt zugleich auf derselben die auf dem Fileteisen befindlichen Zierrathen mit. Das über,

fluffige

flüffige Gold wird hernach mit einem wollenen Lappen as oder Gips nicht trocknet. (f. auch modelliren.) Wie gerieben; das Figurirte aber ist vest eingebrannt. Borwisch, F. Raubkopf.

Böschung, Dossirung, Abdachung, (Kriegsbau kunst) ist die schrage abhangende Seite des Walles oder eines jeglichen andern Vestungswerkes, so daß es unten breiter als oben ist, und also nicht leicht nachschießen kann. Man sagt daher z. B. der Wall hat 2 oder 3 Fuß Bö schung, d. i. er ist unten soviel breiter als oben. Man macht dergleichen auch bey Graben und Deichen, gleichfalls aus angeführter Ursache.

Bose, Buse, Pause, (Bergbau) eine gewiffe be stimmte Zeit beym Bergbau, und 3 Bosen machen eine Schicht aus.

Bose Libetten, Garkråt, (Saygerhütten) fo wird das Kupfer genannt, welches zu Grünthal in Sachs fen von den Garschlacken gewonnen wird. Diese werden ganz ohne Vorschläge durch einen Frischofen geschmolzen, und das davon fallende Kupfer in kleine runde Pfannen, wie Testpfannen, gegossen. Sind die Garfchlacken von fchlechtem Kupfer gefallen, so erhält das aus diesen Schla cen noch gewonnene Kupfer den Namen böse Libetten, im Gegentheil aber heißt es gute Libetten, wenn die Schlacken von gutem Kupfer entstanden sind.

Bose Wetter, f. Schwaden.
Boßckel, f. Posetel.

Wachs wird anders verfahren. (f. Wachsboßirer.)

Boßirer, ein Künstler, welcher die Kunst versteht, aus mancherley weichen oder erweichten Körpern verschiede ne Bilder zu erheben und auszuarbeiten. Die Bildhauer verstehen diese Kunst am besten.

Boßirgriffel, f. Boßirholzer.

Boßirholzer, Pußirhölzer, Pußirgriffel, (Bild: hauer) dünne Stäbchen von hartem Holz, oder auch Elfenbein, die an einem Ende mancherley Gestalten haben, und bald gerade, flach, rund, hohl, gebogen, halbrund, und entweder gleich oder aufgeworfen, d. i. im Knie gebogen sind. Sie werden zum Modelliren oder Boßiren gebraucht, und man wählet eins oder das andere, je nach dem seine Gestalt sich zu dem Plaß schicker, der gerade boßiret werden soll.

Boßirstuhl, Pußirstuhl, (ebenderfelbe) en hölzer nes Gestells auf vier Füßen, worauf oben eine runde Plat te ruhet, durch deren Mittelpunkt ein Zapfen gehet, der eine Scheibe trägt, welche vermittelst des Zapfens in dem Fußgestelle herumgedrehet werden kann. Auf dieser Schei be lieget die Masse, woraus der Boßirer fein Bild boßiren will, und er kann bey jedem Vorfall die Scheibe mit der Masse nach seiner Bequemlichkeit und nach den Umstánden umdrehen, ohne daß er genöthiget wird, zu einer an dern Stelle hinzugehen. Daher kann er auf seinem Ort sihen oder stehen bleiben. (f. Sp. H. u. K. Saml. 9.

Bofeln, d. i. Kegel schieben. Ist nur in der niedern Tab. II. Fig. XII.) Redeart üblich.

Boßemann, f. Botbsmann.

Bokireisen, (Bildhauer) Unter dieser Benennung versteht der Bildhauer alle diejenigen Eisen, mit welchen er einer Statie oder andern Bildern von Holz die Bildung aus dem Groben giebt, und deren es von allen Gestalten gerade, schiefe, gebogene, flache, hohle und dergleichen mehr giebt, die auch von Linie zu Linie ab und zuneh

men.

Boßiren, Pußiren, Modelliren, (Bildhauer, Former, Modellirer) Diejenige Arbeit, da man mit höl zernen dünnen Stäbchen in Thon, Gips und Wachs erhabene Arbeiten bildet, indem der Boßirer mit den Boßir Hölzern die Materie immer an den bildenden Klumpen an Streichet, welche unter seinen Handen nach der vorgeschrie: benen Zeichnung die Schöpfer der verlangten Figur werden. Der Künstler legt nämlich seine Masse, woraus er boßiren will, auf den Boßirstuhl (f. diesen,) bildet erst mit den Hånden das große aus, und mit den Boßirhölzern nimt er as oder sebet zu, und bearbeitet nach Befinden mit den Hölzern die Flächen und Höhlungen, woben er aus der Menge verschieden gestalteter Boßirhölzer dasjenige wählet, das ihm zu jeder Stelle am schicklichsten dünkt. Wenn ein Theil des Modells zur Vollkommenheit gebracht ist, so ebnet man dasselbe, wenn es Thon oder Gips ist, mit einem nassen Pinsel, wodurch man das Feine mancher Züge noch zu erheben sucht. Wird die Arbeit unterbrochen, so wird die Stige mit einem naßfen Tuch bedeckt, daß der Thon

Boßirwachs, Pußirwachs, (Boßirer) wird aus 4 Theilen Wachs, 3 Theilen weißen Terpentin und etwas Baumoi oder Schweinefett zusammen geschmolzen, so man mit Mennig, Zinnober oder Bolus roth färbet. Terpentin macht das Wachs bindend, das Del oder Fett geschmei dig, und die rothe Farbe benimt dem Wachs das halb durchsichtige, so den Künstler beym Boßiren hindern wür de, Licht und Schatten gehörig zu unterscheiden. Dieses Wachs wird beym Wachsboßiren gebraucht (f. dieses.) Will man sich aber dieses Wachses zu einem Abguß bedie nen, z. B. eines Medaillons, so schmelzt man weißes Wachs und etwas Kolofonium zusammen, damit die Masse steif wird, und seht etwas Zinnober hinzu, wenn es ge färbt seyn soll. Bleibt es weiß, so pflegt man beym Schmelzen zu dem Wachs etwas Mastir und Schieferweiß hinzuzusetzen. Der Mastir giebt dem Wachs gleichfalls eine Steifigkeit und Haltbarkeit.

Bótel, (Landwirthschaft) s. Blåuel. Bôtel ist nie: dersächsisch, und bedeutet ursprunglich einen Knittel. Boteln, (desgleichen ) f. bleueln.

Both, Boot, ein kleines Fahrzeug, welches sehr geschwinde segelt, und bey großen Schiffen hinabgelassen wird, sowohl wenn der Anker ausgeworfen oder gelichtet wird, als auch, wenn ans Land zu fahren ist, um Wasser oder andere Bedürfnisse zum Schiffe zu holen. Auf den gró ßern Schiffen hat man zwey auch drey Bothe von verschie dener Größe, welche sämmtlich auf dem Verdeck des Schiffes ruhen. (f. Packerboth.)

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Both,

Both, f. Bothe.

Bothe ben Jünften. Die gewöhnlichen Bothen bey den Zunften und Gewerken sind die Jungmeister, wel che die sämmtlichen Meister eines Gewerks zum Gewerk zusammen berufen, oder wie man zu sagen pflegt, verbochen müssen. (f. dieses) Außerdem giebt es noch bey gro Ben Gewerken Bothen, oder alte Gefellen, die das wöchent lich: Geschenk für die einwandernden Gesellen einfordern, und überdem Sprechbothen (f. Sprechbothen)

Bothe (die) Both, Bündel, Stauche, (Landwirth schaft) eine Hand voll Flachs. Wenn die Böllen oder Knoten von dem Flachs abgezogen sind, so bindet man den Flachs mit einigen Halmen Flachs in kleine Bündel oder Bothen, um ihn bequemer in die Wasserröste zu bringen. Nach dem Rösten müssen zwar diese Bündel wieder aufgebunden werden, um den Flachs auf dem Felde zum Austrocknen auszubreiten: Allein wenn er nach dem Trocknen wieder auf dem Felde aufgenommen wird, so verwandelt man ihn abermals wieder in Bothen, und 15 Bothen werden in ein Bund zusammen gebunden. In Bothen wird der Flachs im Ofen gedörret, gebötelt und auch geschwungen. Daher kann man diese Bothen noch unterscheiden, wenn man den Flachs in Steinen und Ließpfunden kaufet, und eine selche Handvoll fertigen Flachses behält auch alsdenn noch gedachten Namen. Doch heißt es hiebey: Ländlich, fittlich! und man redet nur von solchen Gegenden der Mark Brandenburg, wo viel Flachs gebauet, und die Wasserroste und das Bôteln üblich ist; nicht von solchen, roo die Thauroste und statt des Bötelns das Brechen im Gebrauch ist.

Bothenmeister, in großen Posthäußern mancher Städte ein Aufseher über die Postbothen. In der berli nischen Post stehen die Bothen unter den Wagemeistern. Auch ist ein Bothenmeister über die Borhen der Landeskollegien.

Bothsgefelle, 1. Bothsknecht.

Bothshaken, Bootshaken, (Schiffahrt) eine große Karke Stange mit einem eisernen Hafen, womit man die Schiffe an das Ufer des Landes anziehet, auch davon ab Kößet.

Bothsknecht, Bootsknecht, Boosknecht, Boths: geselle, find solche Personen, welche auf den Schiffen zu allen Schiffsarbeiten, besonders zum Tau- und Segelwerk gebraucht werden.

Bothsleute, f. Bothsmann.

Bothsmann, Bootsmann, Bothsleute, sind gleich falls Leute, welche auf dem Schiff mit dem Tau und Se gelwerk zu thun haben, und unter dem Steuermann stehen, aber gewissermaßen Vorgesetzte der Bothsknechte find. Gegenwärtig müssen die Matrosen auf großen Schiffen ins gemein die Verrichtung der Bothsknechte und Bothsleute übernehmen.

Bothsfeil, Bothstau, ist dasjenige Tau oder Seil, womit das Both, wenn das Schiff im Hafen liegt, hin ten an demselben bevestiget wird.

Bothstau, f. Bothsfeil,

Bottane, eine Art Zeug, womit in Lion ein großer Handel getrieben wird.

Böttcher, Rüfer, Binder, Faßbinder, Großbinder, Schwarzbinder, ein Handwerksmann, der aus Holz nicht allein wasserveste Gefäße mit doppelten Biden, sondern überdem auch noch mancherley Ge fäße, welche besonders in der Haushaltung gebraucht werden, verfertiget, als Waschwannen, Eimer, Jober u. dal. Außerdem macht er auch Fässer und Tonnen, worinn trockne Waaren eingepackt und verschickt werden. Im weitläuftigen Verstande machen alle diese Handwerks leute, so diesen allgemeinen Namen führen, alle gedachte Gefäße, und werden schlechtweg Böttcher genannt. Allein im engern Verftande führen sie diesen Namen vor: nämlich besonders in Oberdeutschland von der Verfertigung des Bottichs, so nur einen Boden hat, und werden auch Binder genannt, weil das Binden ihre vornehmste Arbeit ist. Daher heißen sie denn auch Groß oder Schwarzbinder zum Unterschied einer andern Gattung der Böttcher, die nur kleine Arbeiten aus weiß- und rothbüchenen Holz verfertigen, und Kleinbinder oder Weißbinder auch Rothbinder genannt werden. Die Böttcher thei len sich in den mehresten Städten Deutschland also in zren Gattungen ab, und werden in Groß und Kleinbinder unterschieden. In den Weinländern auch Seestädten ist noch eine dritte Art, die fich Küfer nennen, und sich bloß mit der Verfertigung der großen Kufen und Fässer zum Wein abgeben, auch die Kunst verstehen, die Weine zu zurichten. (f. Weinküper.) Die Böttcher lernen ihr Handwerk in 3 Jahren, wenn sie ein Lehrgeld geben, außerdem aber müssen sie 4 bis 5 Jahr lernen. Die Gesel= ten müssen 3 Jahre wandern, wenn sie Meister werdes wollen." Sie haben ein freyes und geschenktes Handwerk, und machen mit dem Meister, bey dem sie in Arbeit kom men, nach 14 Tagen das Wochenlohn aus, welches nach der Fertigkeit jedes Arbeiters bestimmt ist.. Giebt der Meister den Gesellen den Abschied, so kann sich dieser wie der nach Arbeit an eben dem Ort umschauen; nimt er aber selbst seinen Abschied, so muß er weiter wandern. Zum Meisterstück machen sie eine Fuß hohe Kufe. Die Weite muß mit der Höhe ein anständiges Verhältniß haben, welches dem neuangehenden Meister zu bestimmen selbst überlassen wird. Ferner ein Faß, worinn 200 Quart gehen; und dann einen Brunneneimer, welcher gefimmt wird, und keine Bänder hat. Das Holz au allen diesen Dingen muß durchgehens auserlesen und 2 Zoll stark seyn. Das Meisterstück wird von dem ganzen Gewerk besichtiget, die kleinen Fehler werden mit Gelde bestraft, wenn es aber untauglich ist, wird es ganz und gar verworfen, und er muß ein neues machen. Ihre Arbeit wird unter dem Artikel Bottich und Tonne erklä

ret werden.

Botte, f. Butte.

Botte, Botta, ein italienisches und spanisches Weingefåß, welches ohngefähr 6 Eimer hält. Auch nennt man also gewisse Delgefäße, die man auch Pipe nennt, ynter wel

chem

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chem Namen sie in Deutschland auch bekannt sind. Eine spanische Botte hält 30 Arrobes, eine Arrobe aber 2s Pfund. Gemeiniglich wiegt eine portugisische und spanische bis 1000 Pfund, auch etwas weniger, nach den verschiedenen Provin zen. In Venedig hält eine Botte eine halbe Amphora, und hält 2 Bigots, (f. diese) der Bigot 2 Quart, und die Quarte 4 Tisaufferas.

Bottelier, Fr. Bouteiller, (Schiffahrt) derjenige, der die Mundbedürfnisse unter seiner Aufsicht hat, und fol che unter die Besahzung des Schiffs vertheilet.

Bottich, Boddich, Poddich, (Böttcher) ein zirkelrundes oder ovales großes Braugefäß von Holz, welches sowohl zu Wasserkünften, als auch zum Malzen, Meeschen 2c. der Brauer und Brannteweinbrenner gebraucht wird, und deswegen mancherley Namen nach seinem verschiedenen Ge brauch annimt, als Gårbottich, Meeschbottich, Be gießbottich, Stellbottich, Weichbottich u. f. w. (f. diefe Wörter.) Man hat sie von solcher Größe, daß bis 5 Wispel Getreide darinn geschüttet werden können. Er hat zwar nur einen festen Boden, der manchmal 9—12 Fuß lang, und allmählig länglichrund ist; allein zuweilen, z. B. bey dem Meeschbottich, ruhet in einiger Entfernung von dem Fußboden noch ein falscher durchlöcherter Bo den auf Unterlagen, den man theilweise heraus nehmen kann. (f. brauen.) Die 6 Mittelstücke im Boden eines Bottichs sind die längsten. Nach diesen wird auf beyden Seiten immer ein Stück angelegt, welches ståts einen Fuß an Länge abnimt. Der-gonze Boden besteht aus 14 Stü cken, wovon jedes, wenn der Boden 9 Fuß lang ist, 7 Zoll breit ist. Die äußersten beyden Bodenstücke sind die kürzesten, und erhalten eine Rundung an den Kanten. Wenn man die Bodenstücke besichtiget, ob sie etwa krumm and windschief find, und sie in diesem Fall durchs Feuer gezogen und nun gerade gebogen hat, alsdenn wer'den die Bodenstücke mit krummen und geraden Messern beschnitten, und mit der Fügebank (f. diese) aus dem Groben gestrichen oder gleich gemacht. Dann wird der Boden nach dem Maaßstabe im Zirkel abgemessen, und die Lócher zu den Döbeln, durch welche die Stücken an einander gefügt werden sollen, werden auf den Fugen aller Stücke abgezeichnet. Alsdenn werden die Bodenstücke auf einer wohl eingerichteten Fugebank abgezogen, und nun zusam men gedobelt. (f. döbeln.) Aroischen jeder Fuge, außer der mittelsten, wird Schilf gelegt, und dieses mit Kleister von Mehl angestrichen. Alsdenn wird der zusammengesetzte Boden mit dem Schrot- und Schlichthobel abgehobelt, ab gezogen, (f. abgezogen) abgezirkelt, und nach der Zirkelli nie mit der Sage bestoßen, gestammt (f. gestämmt) und geschabet, bis er am Rande seine vollkommene Gleichheit hat. Denn werden drey Riegel auf dem Boden dergestalt angebracht, daß solche an beyden Enden 2 Zoll über das Bodenstück überstehen, und an beyden Enden abgeschärft, damit sie mit dem Boden in die Dauben eingekimmt wer den können. Die Dauben eines Bottichs find 3 Fuß lang, 6 Zoll breit, 2 Zoll dick, und es sind ihrer an der Zahl 75. Sie werden auswendig mit dem Schneidemesser

(s.

gerade, inwendig aber ein wenig hohl geschnitten. Denn werden sie auf der Fügebank aus dem Groben gestrichen, und so wie die Bodenstücke gedöbelt und mit Schilf verse hen, so wie der Boden. Alsdenn wird für die Riegel mit dem Abreiffer die Kimme abgerissen, und auf den 6 Ricgelstaben wird erst ein Loch mit dem Kimmmaaß abgejeichnet, und hernach werden die Riegel in die ausgeftâm:ten Löcher eingepaßt, doch so, daß diese Dauben des Bottichs unten vor den Riegeln und dem Boden hervorragen, daß der Bottich nicht unmittelbar auf der Erde zu stehen komme, und die Luft unten durchstreichen kann. Alsdenn werden die Kimmschläge auf allen Stäben mit dem Kimm maaß abgemessen, mit dem Abreißer abgerissen, mit dem Kimmeisen und Kimmbeil aufgeschlagen, und mit dem scharfen Ende des Rimmeisens ausgestoßen, (f. alle diese Wörter) wobey eine besondere Genauigkeit nöthig ist, da: mit die Kimmschlage aller Stäbe zusammenpassen, und kein Stab höher als der andere werde. Hierauf werden die Stäbe mit der feinen Fügebank gestrichen, und die Löcher auf den Fugen eingedöbelt, d. i. eingebohrt. Sobald zwen benachbarte Stäbe unten an den Boden angefimmt sind, so werden beyde oben gleich mit ihren Döbeln zusammen bevestiget, und solches geschieht bey allen benachbarten Dauben. Nur muß dabey beobachtet werden, daß bey dem Ankimmen keine Fuge der Dauben auf eine Fuge der Bodenstücke falle, sondern daß immer ein ganzer Stab in seiner Mitte auf die Fuge des Bodens anschließe, und so auch umgekehrt ein ganzes Bodenstück in seiner Mitte auf eine Fuge zweyer Stabe. Wenn der ganze Bottich seine Gestalt bekommen hat, wird er außerhalb sauber mit dem Schneidemesser und Hobel abgeschabet und behobelt, und nachher, wenn er von dem Schmid mit 4 eisernen Båndern gebunden ist, so wird oben sein Rand gleichgeschnitten, mit frummen und geraden Schneidemessern abgestammt, und die Fugen werden inwendig mit einer Scha be glatt gestrichen, und nach der Rundung ausgearbeitet, Ein Bottich wird jederzeit von Eichenholz verfertiget.

Bottichbank, Schraben, (Böttcher) eine niedrige s Fuß lange und Fuß breite Bank von einer Bohle, worauf die Bottiche verfertiget werden.

Bottichbärme oder Bottichhefen, (Bierbrauer), die Hesen, so von dem Bier im Bottich abgenommen werden. Sie sind die wirksamsten Oberhesen.

wel

Bottichzirkel, (Böttcher) ein großer hölzerner Stellzirkel, der mit zwen eisernen Spihen an den Schenkeln versehen ist. Beyde Schenkel sind in der Mitte durchboh ret, wodurch ein hölzerner gekrümmter Riegel geht, cher statt einer Stellschraube dienet, damit der Zirkel, wenn er geöffnet wird, sich nicht so leicht wieder verrücke, welches geschehen würde, wenn die Schenkel bloß vom Gewind des Kopfs gehalten würden. Denn der Riegel geht sehr gedrängt durch die eingestämmten Löcher der Schenkel und daher können auch die Schenkel sich so leicht nicht verrücken.

Bottlerey, (Schiffahrt) der Ort in einem Schiff, wos die Mundbedürfnisse desselben aufbehalten werden, und im 213

untersten

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untersten Raum des Schiffes nicht weit vom Hinterthell desselben ist.

Boucafine, eine gewisse Art steifer Leinewand oder grober Drillich und Zeug von Ziegenhaaren, so mit Gum, mi bestrichen, gerollt und unterschiedentlich gefärbt ist. Boucasfine von Smirna find baumwollene Tücher, die mit Léim oder Kleister gestärkt werden. Sie sind ziemilch fein, and die ostindischen Boucassinen find gemalet.

Bouche, eine Art feiner englischer gesponnener Wolle, welche, ungeachtet des sehr scharfen Verbots, doch aus England nach Frankreich, und von da auch bis nach DeutschLand komt. Sie hat ihren Namen von der Art, wie sie gepackt liege, erhalten. Sie ist gedreht und liegt in Pas cken, die den Wischlappen zur Säuberung der Pferde ähn lith sehen. Sie ist sehr fein, und wird gemeiniglich zu den feinsten Zeugen und Bändern gebraucht.

Bouddehnung legen, (Schiffsbau) wenn zuvor der Flaack oder außerste Boden des Schiffs und darüber die Bauchstücken geleget sind, so wird das Schiff inwendig verkleidet oder ausgefuttert, welches auch Geneert genennt wird, indem die Bolen oder Planken von der Kiel fchwinne (Fr. Contrequille) zu beyden Seiten nach der Länge des Schiffs bis an das erste und unterste Verdeck über die Inhölzer genagelt und bevestiget werden, außer daß an beyden Seiten der Kielschrinne solche nicht bevestiget werden, um sie aufheben zu können, um den dar unter gesammleten Unflath herauszuschaffen, und damit ferner der Weg, worauf das Wasser bey dem Pumpen abs läuft, desto breiter sey. Dieses Verkleiden heißt nun die Bouckdehnung legen.

Bouge, ein feiner, weißer und klarer Etamin, woraus Hemden für die Mönche gewebt werden, die vermöge ihrer Ordensregeln feine leinene tragen dürfen.

Bouille Charmay, Chasmay, eine Gattung feibes ner Zeuge, nach Art der Gros de Tour, von Rebhüner farbe.

Bouille Cotons, dergleichen Zeug, dessen Kette von Baumwolle, der Einschlag aber von Seide ist.

Bouillon Blüteau, eine Art von Etamine. Bouillonsieb, (Koch) ein feines Haarsieb, dessen Rand bepnahe einer großen Düte ähnlich, und an dessen stumpf zugespitztem Ende das Sieb ausgespannt ist. Man braucht es in den Küchen, die Brühe durchzuschlagen, und die Kno chen abzusondern.

Boulanger de Camp, eine Art Tuchrasch oder Serge, so den Namen ihres ersten Erfinders, auch weil es aus lauter spanischer Wolle von Campo gemacht wird, den Bepnamen Campo führet. Sie wird in Frankreich, vor nämlich zu Breuil und andern Orten in Poitau ver fertiget.

Boulinie, f. Boleine.

Bourdaloue, eine Art Leinervand mit Figuren, die zu Caen und an andern Orten in der Tormandie ge: macht wird.

Bourdon, (Musiker, Orgelbauer) die tiefste Baßsais te auf einer Baßgeige; anch der Baß in einer Sackpfeife,

welcher immer einerley Klang von fich giebt; ferner ein Orgelregister von acht, sechgehen, auch zwey und dreyßig Fuß Ton, welches stark, aber dabey lieblich brummet und summet.

Bourdonys, eine Art wollener Zeug von unterschiede ner Gattung und, mancherley Farben, melirt, geflammt, gestreift, ganz und halb fein. Es wird in Gera verfertiget. Bourme, Bourmio Legis, persianische Seide von der zweyten Art.

Bourre, Fr. moherée, ein mohrartiger Zeug, dessent Kette von guter Seide, der Einschlag aber nur Floretseide ist. Er ist zuerst aus der Levante gebracht, nachher aber auch in Marseille und andern Orten nachgemacht worden. Allein dieser ist nicht so gut, als de, so aus der Levante

fomt.

Bourree, (Tanzmeister) ist nach der Menuet und Kurante der dritte Fundamentaltanz, und kann von gwen, vier, auch acht Personen getanzt werden, und be fteht aus lauter Floretten. Er hat ordentlich einen Vier vierteltaft, und vier in der ersten, auch vier in der letzten Reprise. Die Eigenschaften einer Bourreemelodie sind, zufrieden, gefallig, unbekummert, gelassen, nachläßig, gemachlich und doch artig.

Boussole, (Feldmesser) ist ein Kompaß auf einer meffingenen Platte, die auf einem Stativ bevestiget ist, und Dioptern hat. Bey Aufnehmung eines Feldes kann man die Neigung zweyer Linien, und folglich jeden Winkel nachh feiner Größe abnehmen, und auch solchen hinwiederum sogleich, ohne Zuthuung eines andern Instruments, richtig auf das Papier übertragen. Es besteht solche aus einer Büchse von Messing oder Holz, worinn sich die Magnetnadel befindet, und die oben mit einer Glasscheibe bedeckt wird. Die etwas lange Magnetnadel ruhet in der Mitte der Büchse auf einem senkrechten Stift, worauf sie sich frey beweget; auf dem Rande des Bodens der Büchse aber ist ein messingener Ring oder Kreis bevestiget, der in seine 360° richtig eingetheilet ist. In der Mittagslinie werden zwey oder vier Dioptern aufgerichtet. Man bedienet sich dieses Instruments bey dem Feldmessen, indem man solches auf ein Stativ seßt, und mit demselben auf eine sehr be queme Art auf dem Papier die Figur entwirft, die einer andern im Felde ganz ahnlich ist. Bornämlich thut solches in Holzungen gute Dienste, weil man da nicht weit vor sich sehen kann, und also immer kurze Linien machen muß, die gar leicht einen merklichen Fehler verursachen können, wenn man sich anderer gewöhnlicher Instrumente bedienet. Es laffen sich auch durch dieß Instrument die Win fel sehr leicht, ohne Besorgung eines Fehlers, aufs Papier bringen. Der einzige Fehler, den es hat, ist dieser, daß, wenn der Wind nur ein wenig wehet, die Nadel solchen gleich empfindet, und also schwerlich oder gar nicht zum Einspielen gebracht, und folglich langsam damit gearbeitet werden kann. (1. Kompaß.)

Boutade, (Musiker) eine Phantasie aus bloßer Einbil dung mit einer hurtigen Bewegung.

Boutade,

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