Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Saule, und beyde sind in der Falze bevestiget. Jede Säule trågt in ihren runden Ausschnitten einen kurzen Stab, worauf ein wagrechtes Eisen, 6 Zoll lang und 2 Linien dick, unbeweglich steckt. Sie heißen Flügel. (f. Flügel) Auf diese Flügel werden diejenigen Stäbe gehangen, so die gedachten Rohrstifte bevestigen, damit jene darauf vest und unbeweglich bey dem Einsetzen der Stifte liegen. Jeder Stab des Blatts, welcher bald dicker bald dünner ift, nach, dem das Blatt groß seyn soll, bildet eine halbe Walze, und zwischen zwey solchen Ståben, die mit ihrer glatten Fläche fich berühren, und an den Enden zusammengebunden find, steckt ein Ende oder eine Spiße jedes Riedts. Das obere Paar dieser Ståbe heißt bey manchen Oberschweif, das untere Paar aber Unterschweif. Der Blattmacher seht daher die paarweise zusammengebundenen Ståbe mit ihren Enden auf die beyden Flügeleisen. Die Länge dieser Eis fen bestimmt die Breite des Blatts, und die Dicke dersel ben den Abstand der beyden Stäbe, zwischen welchen die Rohrstifte stecken. Mit der Schraube der Säulen auf der gedachten Vorbank (f. Vorbank) kann der Professionist die Eisen mit den Stäben gehörig ausspannen, um die Stifte bequem einseßen zu können. Er legt alsdenn ein dünnes Stäbchen zwischen die Walzen, welches den Abstand dieser runden Stäbe bestimmt, und bevestiget das Stab, chen mit Pechdraht, indem er solchen ins Kreuz zweymal um die Ståbe umwindet. Denn seht er einen Rohrstift in die beyden Ståbe so dicht neben das darinn bevestigte Stäbchen ein, als es der dazwischen gewickelte Pechdraht erlauber. Denn der Pechdraht bestimmt die Entfernung eines Stifts von dem andern, deswegen derselbe nach Verhältniß bald dicker, bald dünner seyn muß. Man bewis Felt bende Enden des in die Stäbe eingeseßten Stifts wie der übers Kreuz mit Pechdraht, und treibt mit einem ab gestußten Messer den Stift so dicht wie möglich an den Pechdraht des kurz vorher eingesetzten Stäbchen. So vers fahrt er mit allen Stiften, und am andern Ende des Riedts feht er wieder zum Beschluß ein solches Stäbchen als zu Anfange ein. Hiernächst beschneidet er alle hervorragende Stiftspißen, machet alles glatt und eben, und alsdenn vergleicht er noch alle Rohrstifte mit einem Eisen, welches er Hobel nennt. (f. Hobel) Er hålt nämlich das Blatt vor sich, und mit der scharfen Klinge dieses Eisens fährt er zwischen alle Stifte, und beschneidet sie recht gleich und eben, damit alle Ungleichheiten weggeschafft werden, und bey dem Weben nicht hinderlich sind. Bey dem Blattse hen der Blätter mit Eisenstiften hat er überdem weiter nichts zu beobachten, als daß er die geglåtteten Drahtstif: te mit Bley abreibet, um hiedurch ihre scharfe Kanten, die fie durch das Feilen erhalten, wegzuschaffen, und sie zu poliren. Denn die Stifte erhält er bereits geplåttet, (f. plåt ten) und er thut also weiter nichts, als daß er folche wie die Rohrstäbe einscht. Endlich werden noch die runden Ståbe des Blatts mit Papier beklebet, damit der Pech draht bey dem Weben, wenn er warm wird, nicht hin. derlich sey. (f. meinen Schauplah Theil III. Tab. II. Fig. Ill.)

[ocr errors]

Blattmacher, Blattjerter, Blätterbinder, ist eine unzünftige Profession, welche die Riedtblätter des Weberstuhls und der Weber aller Art verfertigen.

Blattreif, (Böttcher) ein breiter eiserner Reif, der im Fall der Noth um ein Faß geleget wird, wenn die Reisen springen, bis neue Reifen darum gelegt werden können. Blatt schießen, (Jäger) einen Rehbock schießen, wenn er auf das oben angeführte Blatten herbey komt.

Blatt schlagen, (Jäger) ist ein Spaß bey fürstlichen Jagden, da solchen Hofbedienten, die nicht weidemannisch reden, von dem Oberhaupt der Jäger drey Schläge vor den Hintern gegeben werden, und zwar mit dem Weidemesser.

Blattsetzer, s. Blattmacher.

Blattsilber, Schlagsilber, (Goldschläger) das aus gediegenem Silber zu den feinsten Blättern geschlagene Silber. (f. Goldschläger.)

Blattstechen, (Tuchmacher) wenn die neue Kette eis nes Tuchs auf den Stuhl gebracht, und der Tuchmacher zwey Fåden der Kette, wovon einer in den Vorderkamm und einer in den Hinterkamm eingezogen wird, zwischen zwey Riedtstifte des Blattes durchzieht, so nennt er dieß Blattstechen. Auch geschieht dieses, wenn er sein Ges schirr mit einem alten Drohm, der hier Lådel heißt, sowol im Blatt, als auch in den beyden Kämmen versieht, und die Fåden paarweise nach oben gedachter Art mit dem Drohm ins Blatt einzieht. Dieses sind gemeiniglich solche Fåden, die im Geschirr bleibt, und womit die nächste Kette durchs Geschirr gezogen wird.

Blattstück, (Tuchscherer) ist der oberste Balken in dem Tuchrahmen, worinn die Tücher ausgespannt und völlig ausgebreitet werden.

Blattstück, Rieschholz, Hauptbalken, Rahmstück, (Zimmermann) ein langes Holz, welches auf den Sau len oder Stielen eines hölzernen Gebäudes liegt, die darinn eingezapft sind, und von solchen gerade zusammen gehal ten werden. Sie müssen also gerade so lang, wie die Schwellen seyn, denn zwischen den Schwellen und den Blattstücken stehen die Stiele.

Blattung, f. Bladung.

Blattvergoldung, Blattversilberung, Steinvergoldung, (Schwerdfeger, Langmesserschmid.) Diese Me tallarbeiter verstehen die Kunst, außer der Vergoldung mit dem Amalgama, auch mit Blattgold zu vergolden, das ist, die Goldblåtter auf eine veste Art mit der metallenen Arbeit zu vereinigen. Die gegossene Arbeit wird aber als denn nicht polirt oder verschnitten, sondern sie bleibt so, wie fie aus dem Guß komt. Bloß der Auswuchs des Gusses wird weggeschafft, weil die Goldblätter auf den verschnit tenen Kanten zerreißen würden. Die Fläche, welche man vergolden will, wird mit Bimsstein geschliffen, und hiedurch der Zusammenhang des Goldblatts mit dem Me tall erleichtert, weil die Flächen hiedurch etwas scharf wer den. Wenn es geschliffen, wird das Metall auf Kolen gelegt, wo man es braunglühend werden läßt, und alsdenn trägt man das Gold- oder Silberblatt mit der Goldjange

Ee 3.

zange auf. In eben dem Augenblick reibt man die Coldoder Silberblätter mit einem Jaspis oder Blutstein an, und legt das Metall wieder auf glühende Kolen. Auf die sen muß es so lange liegen, bis etwas Baumwolle, wenn man fle gegen die Vergeldung hält, braun wird. Afsden wird es vom Feuer genommen, und mit eben der Baume wolle das Gold in die Fugen auf das genaueste einge drückt. Zuicht wird es in den Schraubestock gespannt, und der Vergoldung erst durch den Jaspis, und zuletzt mit Blutstein der Glanz mitgetheilet. Auch pflegen diese Auch pflegen diese Professionisten Metall zugleich zu vergolden und zu versil bern, indem sie auf die erst beschriebene Art mit SuberBlättern versilbern, und alsdenn auf einige Stellen hin und wieder Goldblåtter legen, und wie vorher verfah ren. Hat aber sein vergoldetes Gefäß erhabene Stellen, worauf man die Vergoldung angebracht hat, so werden "diese anstatt des Jaspis mit Bunjen polirt. (f. Matt und Glanz verzieren.)

Blattversilberung, f. Blattvergoldung.

Blattzinn, Binnhütte) Zinn, welches in Blätter ge gossen ist, im Gegensatz des Bergzinns, Ingleichen Zinn, welches zu dünnen Blättern geschlagen ist. Cf. Stanniol.)

Blau, eine von den fünf Hauptfarben, welche bey dem Farben, Drucken und Malen gebraucht, und nach diesem verschiedenen Gebrauch auch aus verschiedenen Ma terialien zubereitet wird, auch in verschiedene Schattiruns gen ausfällt. f. blaue Farbe.) Man hat nur zwey gute Farben zum Blau, Waid und Indig, unter welchen der Färber dem lehtern den Vorzug giebt. Blauholz giebt ein unechtes Blau. Die Schattirungen der blauen Farbe Find: Dunkelblau, Türkischblau, Königsblau, Mittelblau, (Bleumourant) Perlfarbe, Himmelblau, Hellblau, Por zellanblau, Franzblau, Lazur. (f. auch Violet und Säch. Fischblau.)

Blau anlaufen lassen, Fr. Couleur d'eau, (Eisen arbeiter) eine bekannte Verzierung des Eisens und Stahls. Man giebt nämlich dem verarbeiteten Eisen oder Stahl in gewissen Fällen, nachdem es gut poliret ist, eine blaue Farbe, und dieses geschieht vermittelst des Kolenfeuers. Be fenders der chirurgische Instrumentenmacher, der Büchsen macher und Schlösser lassen die gedachten Metalle zum öfs tern blau anlaufen, und jeder hat seine eigene Art, doch Läuft alles im Grunde auf eins hinaus. Nachdem nåm lich die Sache, die blau anlaufen soll, aufs beste poliret ist, so legt mau fie so lange auf glühende Kolen, bis fie blau ist, und steckt sie alsdenn in Sand, damit das Me: tall schnell abkühle, und die blaue Farbe sich nicht wieder durch die anhaltende Hiße verliere. Alles aber, was blau enlaufen soll, muß erst gut gehärtet werden. Der Büch Lenmacher hat schon eine andere Art, wie er den Lauf et ner Büchse oder Flinte blau anlaufen låßt. Dieser wird zwar nicht gehärtet, allein durch das starke Reiben vermit telst eines Harten Holzes mit Schmirgel und Baumit giebt man dem Eisen eine harte Rinde, und schafft zugleich die Schwärze desselben weg. Alsdenn nimt man sein gefieb,

ten Schmirgel mit Baumil, und reibt mit einem weichen Holz das Rohr so lange, bis es bläulicht wird. Den volligen Glanz aber erhält es erst, wenn es mit zwey Theilen zerstoßenem Blutstein und einem Theil Zinnober polirt wird, welches gleichfalls mit einer Schlichtfeile von weis chem Holz geschieht. Denn läßt der Büchsenmacher auf eine gedoppelte Art das Rohr blau anlaufen. Entweder er reibt das Rohr mit einem Baumollappen ab, damit die Asche, die er durch ein leinenes Tuch aufstreuet, auf dem selben hangen bleibe, und das Rohr liegt so lange auf glü‹ henden Kolen, bis es blau anläuft; oder aber er steckt nachh dem Poliren einen glühenden Dorm, den er Kolben nennt, in die Seele des Laufs, und den Lauf selbst reibe er mit Blutstein, sobald durch die Hiße des Dorms das Rohr anläuft. Der Schlösser legt seine polirte Arbeit, die er gleichfalls blau anlaufen lassen will, auf Kolenfeuer, wo fie erst gelb, und hiernächst blau anläuft. Denn steckt er die Arbeit sogleich in heißen Sand, wie schon gesagt ist. Noch schöner aber wird der blaue Anstrich, wenn man das Eisen nicht auf glühende Kolen, sondern dagegen auf erhißten Sand leget. Man kann auch das blau angelaufene Eisenwerk mit mancherley Blumenwerk verzieren, ins dem mau die Blumen darauf abzeichnet, und unerhalb ihrer Umrisse einen Delfirniß aufträgt, die leeren blauen Stellen aber zwischen dem aufgetragenen Blumenwerke mit einem distillirten Effig, welcher darauf gegossen wird, wegbeizet. Die Blumen, welche mit Del überzogen sind, bleiben blau. Den Delgrund wischt man sauber mit einer Kole weg.

Blaue Asche, Fr. Cendre bleue, (Malerey) eine bey der Wassermalerey sehr gewöhnliche Farbe, die aus eis nem kupferhaltigen Gestein zubereitet wird, das man in Kupferbergwerken findet.

Der

Blaue Druckfarbe, (Kattundruckerey) hierzu nime man . B. 4 Loth Indig, 6 Loth ungelöschten Kalk, 4 Loth Pottasche, 4 Loth Auripigment oder Arsenik (Au# ripigment ist aber besser) auf ein Quart Wasser. Indig wird in einem fupfernen Refsel mit einem. fonis schen Boden, vermittelst einer eisernen Kugel, in dem Wase ser so lange gerieben, bis er ganz klein und fein ist. Als denn werden die andern Materien zerstoßen und zerriebens hinzugethan, und man läßt diese Mischung auf dem Feuer so lange stehen, bis sie so heiß ist, daß man kaum den Fins ger darinn leiden kann. Es zeigt sich alsdenn statt des Schaums eine Haut, welche als Kupfer aussieht, und wenn man diese durchstößt, so zeigt sich eine grüne Farbe, alsdenn ist die Brühe gut. Diese wird alsdenn mit aras bischen Gummi, auf ein Qyart 3 Pfund gerechnet, verdis det, und alsdenn kaun man mit der Farbe drucken. Die blaue Druckfarbe der Wachsleinewandtapetenfabrik könnte auch Indig seyn, da aber dieser gern anschmußt, so uimt man dagegen lieber Berlinerblau, so mehr eder weniger mit Bleyweiß vermischt wird, je nachdem die Far be dunkler oder lichter seyn soll. Diese Farbe wird gerie, ben und mit Firniß vermischt.

Blaue Farbe, f. Blaufarbe.

Blaue

*

Blane Farbe der Fårber, f. Blau fårben.

Blaue Farbe der Maler. Diese wird auf verschiede Re Art und von verschiedenen Materien zubereitet. Die Ultramarinfarbe, die man aus dem Lafurstein (Lapis Lazuli) verfertiget, wird besonders bey der Miniaturmate tey gebraucht, sonst ist sie aber bey großen Stücken zu theuer und hat zu wenig Körper. Das Berlinerblau wird vorzüglich zu allen Arten von Malerey gebraucht, nur verandert es gern seine Farbe, und wird unvermischt in der Folge grün. Die Smalte dunkelt zwar etwas nach, doch kann der Maler hiedurch besonders die Luft ausdruden, nnd sie ist auch in der freyen Luft beständig. Der Indig, der vor der Erfindung des Berlinerblau stark ge braucht wurde, wird mit Ultramarin glafiret. Er verschießt, und ist also schlechter, wie das Berlinerblau. Sollen die fe Farben zur Delmalerey gebraucht werden, so muß man fie auf dem Reibeftein sehr fein mit einem reinen Leinol reiben, und in einer Schweinsblase zum Gebrauch aufhe ben. In der Blase seht sich auf der Farbe keine Haut, und wenn man sie brauchen will, so sticht man mit einer Nadel in die Blase, druckt auf die Palette so viel, als man braucht, und erfrischt die Farben mit einem Malerfirniß, wenn sie aber sehr hell ist, mit Nuß oder Mohudl, weil sie sonst gelblich wird. Soll die Farbe zur Wasserfarbe gebraucht werden, so wird solche mit Pergaments leimwasser auf dem Reibestein fein abgerieben, und bey dem Gebrauch mit warmen Leimwasser angefrischt und flüßig gemacht. Bey kleinen Partien und in der Minia turmalerey wird sie mit Gummiwasser angerieben, und auch damit aufgetragen.

[ocr errors]

Blaue Glasur, (Töpfer) Sie wird aus zehn Theilen Smalte, einem Theil Mennig, einem Theil Salz und Sand gemacht. Ohne Beyfaß des Mennigs ist die Smalte Ich verflüßig. Einige nehmen auch Kupferwasser und Men nig, fo aber eine grünliche Glasur giebt. Soll die blaue Farbe dunkel seyn, so seht man auch Braunstein hinzu, andere nehmen auch Kobalt dazu, dessen Gift im Feuer verflieget. Noch andere Saffra, Zaffer, ein blaulichmines ralischer Stein, der vom Kobalt und weißen Quarz oder Kieselstein entsteht. Alle diese Glasarten zur Glafur wer: den, nachdem sie klein zerstoßen, auf der Glötmühle gemahlen, mit Wasser verdünnt, und entweder zur Glas fur, oder zum Malen auf die Töpferwaare aufgetragen. Blåuel, f. Bleuel.

Blåuel, Botel, (Landwirthschaft) heißt in manchen »bersächsischen Gegenden eben das, was in andern Gegen den Beutel oder Bötel fagen will, nämlich ein Klopfholz, womit der Flachs nach dem Trocknen geschlagen wird. In gedachten Gegenden heißt die nur gedachte Verrichtung

Blåueln, Bóteln, so mit baken eine gleiche Bedeutung hat. Cf. baken.)

Blåueln, wird erstlich gesaget, wenn die gebrühete und naß auf einander gelegte Wäsche mit dem Wäschbläuel gefchlagen wird, damit man sie beym Auswaschen nicht so sehr reiben darf; zweytens von dem Stockfisch, der, ehe er gewässert wird, mit einem hölzernen Schlägel auf einem

.

Klok geschlagen wird, damit er besser erweiche. In vers schiedenen Gegenden, so wie auch in der Mark Brandenburg, fagt man dagegen klopfen, und der Blauel heißt daher Alopfholz.

Blauels, Blaufel, blaue Stärke. Niedersächsisch. Blauelzapfen, (Bergwerk) ein krummer Zapfen am Blåuel.

Blåuelzapfen, (Mühlenbau) sind die eisernen Zapfen in der Pansterwelle. (f. diese) Sie müssen an dem Blauel Ellen lang, und am hintern Ende in ebenmäßiger Breite seyn. Am vordern Ende sind fie aber einen Zoll schmåler, und also hinten 18 Zoll und vorne 17 Zoll brett. Der Bläuel selbst aber muß Zoll dick seyn, und der Keil von der Walje auch fast ganz durchgehen. Die daran befindliche Walze mußs Zoll lang und 41 Zoll dick seyn. Blauen, f. Blaun.

Blauen, (Wäscherin) Nesseltuch, klarer und anderer feinen Leinewand nach dem Waschen mit hellblauer Stärke in Wasser aufgelöst einen bläulichen Schimmer geben.

Blauer. (Färber) Ein Schönfärber, der gut mit der Blaukúpe umzugehen weiß, heißt ein geschickter Blauer. Blauerey, (Fårber) ein kleines mit einer dünnen Mauer umgebenes Behältniß in manchen Färbereyen, worinn die Küpen stehen. Es ist nicht in allen Fårbereyen wol aber eine Art von Schorstein oder Esse, so bis auf den Fußboden geht, um welchen herum die Blaukupen und Kessel stehen, und innerhalb der gedachten Esse gehei zet werden.

Blauer Montag, (Handwerker von aller Art) alte Gewohnheit der Handwerksgesellen, daß sie zuweilen des Montags den ganzen Tag oder doch nachmittags nicht ars beiten, sondern sich lustig machen. Es gehört dieses, so wie viele andere Dinge, zu den übeln Gewohnheiten der Handwerksgesellen, die auch durch Landes- und Reichsgesehe noch nicht haben getilget werden können.

Blauer Schluf, eine blaue Thenerde, so man bey Angerburg bricht, und von den Töpfern gebraucht wird. (f. Schluf.)

Blauer Vitriol, wird aus Vitriolkies und Kupferabschnitten zubereitet. abschnitten zubereitet. Der, so hoch an Farbe ist, heiße cyprischer oder romanischer.

Blaue Stärke, Blausel, (Wäscherinn) deren giebt es zivey Arten, helle und dunkle. Die helle ist das sogenann. te holländische Blau, und wird bloß bey solchen Zeugen gebraucht, die man nicht stärkt, sondern nur blauet, z. B. klare feine Leinewand, Schnupftücher . Die dunkele ist die Smalte, die in verschiedene Arten eingetheilet (f. auch blaue Farbe) und zum Blauen unter die weiße Stärke genommen wird.

Blaufarbe, blaue Farbe, blaue Stärke, Smalte, so heißt im gemeinen Leben die blaue Farbe, welche in den Blaufarbenwerken aus Kobalt, Saud, oder zerriebenem Kiesel und Portasche verfertiget wird. Es ent steht daraus ein Glas, welches durch den Kobalt seine For be erhält, und hernach durch das Mahlen und Schlem men zu einem Pulver gemacht wird. Wenn man eine

Kobale

Kobaltart probiren will, ob sie zur blauen Farbe genutzt werden kann, so nimt man nur einen Theil des Minerals und zwey Theile Borax, reibt_solche untereinander, und läßt es im Feuer schmelzen. Man wird alsdenn aus der Farbe des daraus entstandenen Glases gar leicht urthei len können, ob das Mineral zur Smalte oder blauen Farbe dienlich sey oder nicht. Findet man, daß es dazu gebraucht werden könne, so muß man durch viele Versuche im Kleinen ausfindig zu machen suchen, ob dieser Kobalt das Rösten erfodere, und in was für Quantität er den Materien zum Glasmachen zugeseht werden müsse, um eine feine blaue Farbe herauszubringen. Denn wenn die Vere suche anzeigen, daß das Glas zu dunkel und schwarz aus fällt, so muß man weniger Kobalt zusehen, und so auch umgekehrt das Gegentheil. Die Bestandtheile der blauen Farbe bestehen gemeiniglich aus zwey Theilen weißen Kiefel, Quarz oder Sand; zwey Theilen Pottasche oder andern alkalischen Salze, worunter auch Glasgalle, wenn sie gut und weiß ist, desgleichen gebrannter Alaun mit Nußen ge, braucht werden können; und einem Theil gerösteten oder andern Kobalt. Defters ist auch ein geringerer Theil von Kobalt hinlänglich, als worinn es auf die obengedachte Vers suche ankomt. Alles dieses wird vorher zart gerieben, und auf das allerbeste mit und unter einander vermischet. Man schmelzet sodann diese Materie einige Stunden mit dem Gebläse oder mit einem durch die Lust stark erregten Feuer, und die Probe, daß das Schmelzen gehörig ges. schehen, ist, wie bey dem Glasmachen, daß die Materie, wenn sie mit einem Pfeifenstiel umgerühret wird, sich daran hänget, und in dünne Fåden ziehen läßt. Die also geschmolzene Materie wird, wenn sie noch glühend ist, mit kaltem Wasser abgelöschet. Bey kleinen Arbeiten sprengt man das kalte Wasser in den Tiegel, bey großen Arbeiten aber wird die glühende Smalte in dazu vorhandene Ge. fåße mit Wasser gestürzet; nachdem man die Speise oder den König, der sich bey großen Arbeiten oben im Ties gel fammlet, abgegossen hat. Denn wenn dieser König mit ins Wasser káme, so würde er umschlagen und Unglück anrichten. Wollte man die Ablöschung mit kaltem Was fer ganz und gar unterlassen, so würde die Farbe allemal viel matter und schlechter ausfallen. Wenn die Farbe gut roerden soll, so muß die auf diese Art ausgebrachte Glas masse überall dunkelblau und fast ganz schwarz aussehen. Denn sieht dieses Glas nur hellblau ans, so verliert sich diese Farbe im Zerreiben fast gänzlich. Dieses Glas wird alsdenn auf die zu dem Ende vorhandenen Blaufarben mühlen (f. diese) gebracht, und darauf zu einem zarten Pulver sechs Stunden gemahlen. Dieses Pulver wird so dann ferner geschlämmt, wozu gleichfalls bequeme Anstal ten im Blaufarbenwerke sind. (f. Schlämmen) Wenn sie rein genug geschlämmt ist, so wird sie auf Reibebrets ter (f. diese) geschüttet, die großen Stücke werden ge pucht. und das übrige mit Reibehölzern sein zerrieben, auf dem Reibeheerd in Haufen geschoben, und alsdenn auf die Farbenbretter gebracht. Auf diesen wird sie auf der Reibebank auf ein lediges Faß geseßt, mit den Hån

den auf den Brettern eben gemacht, in der Trockenstu be (s. diese) auf Gerüste gestellet, und nach 24 Stun den, nachdem solche getrocknet, in den Siebkasten durch verschiedene Haarsicbe durchgesiebet. Wenn solcher voll ist, wird sie etwas mit Wasser besprengt, damit sich die Farbe gut in die Fässer einpacken läßt. Dieses durch das Schiẩmmen erhaltene Pulver ist nun dasjenige, was man blaue Farbe, Smalie, oder auch blaue Stärke nennt. Man macht davon, nach Maaßgebung der Güte, verschiedene Sorten, die den Kaufleuten unter allerley Zeichen bekannt und von ihnen verkauft werden. Bey aller dieser Zubereitung komt es hauptsächlich auf die gute Beschaffen. heit der Oefen, Puchwerke und Mühlen, und überhaupt auf alle daben vorkommende Arbeiten an, wenn sie gut. gerathen soll. Allein daß Geheimnisse hicbey die Güte der Farbe bewürken sollen, ist ungegründet. Unterdessen da doch wirklich die Smalte an verschiedenen andern Ör ten nicht so gut ausfällt, als in Sachsen, so belohnet es sich wol der Mühe, daß man sich davon näher unterrichtet. Daß man ehedem wol in Sachsen ein Geheimniß aus dieser Zubereitung machte, solches ist wol gewiß, denn es hat die ertheilte Saflor und Kobaltordnung und die nachherige Verbesserung derselben niemals gedruckt werden dürfen. Allein eine Arbeit, die unter so vieler Menschen Hände und Augen verrichtet wird, kann wol nicht ein Ges heimniß bleiben, und ist folglich schon mehr als zu bekannt geworden. Daß dieser bekannt gewordene Prozeß richtig sey, folches bezeugen die vielen Chymisten, die nach dieser Vorschrift die Smalte im Kleinen verfertiget haben. Wenn also die Smalte nicht an allen Orten, so wie in Sachsen geräth, so muß solches zuverläßig an der unge, schickten Verfahrungsart liegen, oder sonst seine natürli‹ chen Ursachen haben. Es komt hauptsächlich auf drey Stücke an, wenn man gute Smalte verfertigen will: 1) Auf eine gute Versetzung der verschiedenen Kobalte mit einander. 2) Auf eine gute Wahl der Kieselsteine oder des Sandes, den man zum Smaltmachen braucht.. Endlich 3) auf die Beschaffenheit des Wassers, welches zum Schlämmen und Abkühlen gebraucht wird. Den er sten Punkt anlangend, so ist leicht zu sehen, daß, da der Kobalt die Ursache der blauen Farbe in der Smalte ist, es gar viel auf deffen Güte und Beschaffenheit ankom men müsse, daher auch ein Kobalt bessere blaue Farbe giebt, als ein anderer. Es ist auch ganz gewiß, daß die Versehung verschiedener Arten Kobalte mit einander östers eine bessere Farbe hervorbringen kann, als eine jede Art vor sich nicht giebt. Die Erfahrung bestätiget solches, und die Ursache davon ist diese: Die Eigenschaft, die Gläser blau zu färben, liegt in der metallischen Erde des Kobalts verborgen, wozu die zwey hauptsächlichsten Grundtheile des Kobalts, nämlich der Arsenik und die Eisenerde, die vornehmsten sind. Da die Natur in ihrer unterirdi schen Werkstatt zufälligerweise wirket, so wie sie die Ma. terialien vor sich findet, so ist es natürlich, daß diese ben den hauptsächlichsten Bestandtheile nicht allemal in dem besten Verhältnisse, wie sie zu der Güte der blauen Farbe

erfødert

erfodert werden, in dem Kobalt vorhanden sind; sondern daß öfters der eine Theil zu wenig, der andere Theil aber zu überflüßig vorhanden, und daß folglich die Eigen schaft blau zu färben nicht in ihrer Vollkommenheit vor handen ist. Da kann alsdenn wol von guter Wirkung feyn, wenn die eine Art Kobalt mit der andern verseht wird, und mithin die eine der andern dasjenige mittheilet, was zu ihrer Vollkommenheit ermangelt. Zu dem Ende fomt es darauf an, daß ein geschickter Mann feine unter den Händen habende Kobalte zu beurtheilen weiß, ob sie viel oder wenig Arsenik und metallische Erde haben, und daß er nach Beschaffenheit derselben nach verschiedenen Ver hältnissen mancherley Zusammenseßungen mache, und damit Versuche im Kleinen anstelle. Es kann alsdenn wol nicht fehlen, daß nicht eine sehr feine blaue Schmalte her vorgebracht werden sollte. Es ist sehr dienlich, wenn man diese zusammen zu seßende verschiedene Arten des Kobalts mit einander röstet. Sie wirken alsdenn ungleich stärker in einander, und der eine kann folglich dem andern dasje nige mittheilen, was ihm zur vollkommenen Erzeugung der Farbeneigenschaft ermangelt. Es komt darauf auch nicht an, daß man Kobalte mit röstet, die an sich selbst gar keines Röstens bedürfen. Sollten aber alle Kobalte das Rösten nicht erfordern, wie sich doch so leicht nicht er: eignet, so kann man sie klar gepocht, nach dem in kleinen Versuchen gefundenen Verhältnisse, mit einander vermis schen, und in dieser Vermischung eine zeitlang liegen las sen. Die Auswahl der Kieselsteine, der Quarze oder des Sandes, den man zum Smaltmachen anwendet, ist der zweyte Hauptpunkt, den man zu beobachten hat. Je weißer diese Materialien sind, desto schöner wird allemal die blaue Farbe werden, und zwar muß diese Weiße ent weder im Feuer beständig seyn, oder erst durch das Glühen hervorgebracht werden. Denn es giebt Kiesel, die an sich selbst nicht weiß aussehen, die aber durch das Glühen eine schöne weiße Farbe erhalten. Diese sind eben so gut, als die an sich weißen, die sich im Feuer auch so erhalten. Dahingegen giebt es Kiefel und Quarze, die zwar sehr weiß, im Glühen aber braun oder röthlich sind. Diese taugen zum Smaltmachen gar nichts. Deswegen müß sen solche mit aller Sorgfalt probiret, und auch nach dem Glühen und Ablöschen ünter den würklich guten alle diejenigen ausgelesen werden, die sich nicht vollkommen weiß erhalten haben. ・ Auch müssen sogar nach dem Glühen alle diejenigen Kieselsteine ausgesucht werden, die allzusehr kalkigt sind. Da die Kiesel und Quarze von be schriebener Beschaffenheit öfters rar sind, so muß man eis nen weißen Sand mit zur Hülfe nehmen, als welcher eben die Dienste thut, und eben so gefunden wird, daß er sich im Glühen weiß erhält. Wenn der Sand zuweilen nach dem Glühen seine weiße Farbe verliert, so ist öfters nur eine von außen anklebende Materie Schuld daran, und wenn man über den Sand Wasser gießt, und solches eine zeitlang darauf stehen läßt, so verliert er die Eigenschaft, daß er seine weiße Farbe im Feuer verändert, und er ist alsdenn zum Smaltmachen gut. Auf die Beschaffenheit Technologisches Wörterbuch I. Theil.

Diese

des Wassers komt es hauptsächlich an, daß man eine schöne Smalte erhält. Denn ein weiches Wasser, welches man zum Ablöschen, Pochen und Schlammen derselben gebrau chet, ist allemal besser, als ein hartes, und jemehr es mineralische Theile bey sich führet, desto mehr hat man Ursache, sich davor zu fürchten. Besonders sind die Wasser schad lich, die Schwefel, Vitriol oder Kupfer und Eisen bey sich führen, welche alle insgesamt der schönen Farbe der Smalte hinderlich sind. Denn der Schwefel und der Vitriol machen mit den alkalischen Salzen, die zur Zubes reitung der Smalte gebraucht werden, eine braune Far be, wie alle Versuche ergeben, wenn Schwefel und Alkall im Feuer zusammen kommen, und indem die Smalte glühend in das Wasser komt, so müssen die darinn enthal tene Schwefel- und Vitrioltheile allerdings ihre Wirkung auf die der Smalte anklebende alkalische Salze haben u. f. w. Es ist also ausgemacht, daß eine vorsichtige Auswahl der drey Bestandtheile eine vorzügliche gute Smalte hervorbringt.

Blaufarbe, f. Küpenblau.

Blau farben, (Färber) man fårbet in der Blaukupe, die entweder mit Judig oder mit Waid angestellet ist (f. unten) sowohl Wolle, als auch leinenes Garn und Zeuge. Wolle und Leinen wird vor dem Färben in heißes Wasser geneßt, und beyde werden hiedurch zur Annehmung der Farbentheilgen vorbereitet, indem die Zwischenräume sich gut öffnen. Zur Wolle bedient man sich der Waidklipe, zum Leinen aber einer Indigküpe. (f. Blaukupe) Die ungesponnene Wolle und die in Strehnen, so wie auch das leinene Garn wird, nachdem die Küpe erwärmt, (doch zum Leinen nur måßig) und der Einsenker hineingelegt worden, in erforderlicher Menge hinein gethan, und dar inn gut ausgebreitet. Man rühret sie zuweilen mit einem Stab in der Küpe um, und läßt sie, nachdem sie dunkel werden soll, länger oder kürzer darinn die Farbe einziehen. Sobald sie erforderlich gefärbt ist, so zieht man sie aus der Küpe, und wirft sie auf eine Tragebabre, so auf die Mun bung der Kupe gelegt wird, damit die Farbenbrühe aus der Wolle in die Küpe abläuft. Die Wolle muß man aber nicht ausringen, weil sie sonst ihren Farbenglanz verliert. Der gefärbte Körper kömt stets grünlich aus der Küpe, er wird aber blau, wenn er nur einige Minuten in der Luft ist. Die Strenen werden nicht in die Küpe hineinge worfen, sondern sie werden auf einen Stock gehangen, und darauf fleißig in der Farbenbrühe herumgedrehet, bis sie hinlänglich gefärbt sind, und alsdeun werden sie auf den Windestock (f. Windestock) gehangen, daß die Farben: brühe ablaufen kann. Beydes, sowohl die ungesponnene als die gesponnene Wolle und Garn, wird in einem Flug gespület, und nachher getrocknet. Der gewebte Zeug wird auf einer Winde über der Küpe beym Färben so lange in die Farbenbrühe gehaspelt, bis er hinlänglich gefärbet ist. Alsdenn wird er auf einen Windenagel gehangen, daß die Farbenbrühe ablaufen kann, gespült und getrocknet. Will der Färber verschiedene Schattirungen machen, so zieht er die zu fårbenden Sachen öfters heraus, läßt sie grünen (f. Ff

gränen)

« ZurückWeiter »