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Bomarsund. Landung auf der Krim.

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guter Ordnung. Er erwartete die Sieger ihm auf den Fersen folgen und den Sturm auf die Nordseite von Sebastopol unternehmen zu sehen, das verbot aber diesen ihre Erschöpfung und der Mangel an Reiterei. Erfolg versprach der Angriff auch nur unter Mitwirkung der Flotte, aber die Admirale wollten nichts davon wissen, ihre hölzernen Batterien mit der Aussicht auf

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sichere Vernichtung gegen die Steinbollwerke dran zu sehen. Am 23. an der Katscha angelangt, vernahmen die Verbündeten gewaltige Detonationen; sie verkündeten, daß die Russen einen Teil ihrer Flotte, fünf Linienschiffe und zwei Fregatten, am Hafeneingange in den Grund gebohrt hatten, um Sebastopol von der Seeseite unverwundbar zu machen. Mit ihnen versanken die Berechnungen der Verbündeten. Auf der Landseite hatte zwar Nikolaus bereits 1837 die Anlegung von Befestigungen angeordnet, gebaut war aber nur ein einziges Fort worden; erst im Frühjahr hatte man die Arbeiten wieder auf

genommen, um sich wenigstens gegen einen Handstreich zu sichern. Jest wurde unter der Leitung des Oberstleutnants Totleben Tag und Nacht an den Erdwerken gearbeitet. Um nicht von seinen rückwärtigen Verbindungen abgeschnitten zu werden, entschloß sich Mentschikow, das südliche Plateau zu räumen und sein Heer nach Baktischiserai zu führen; die Verteidigung der Nordseite von Sebastopol übertug er dem General Kornilow, die der Südseite dem Admiral Nachimow. Auf die Thatkraft der Verbündeten wirkte lähmend, daß St. Arnaud, durch zunehmende Krankheit genötigt wurde, am 26. den Oberbefehl an Canrobert abzugeben, drei Tage darauf starb er. Während Europa durch die angeblich von einem Tataren nach Bukarest gebrachte Nachricht vom Falle Sebastopols getäuscht wurde, zogen die Verbündeten um die Festung herum nach Balaklawa, wo sie die Verbindung mit den Flotten hatten. Beide Heere kreuzten sich demnach durch einen doppelten Flankenmarsch; die Engländer stießen dabei auf Mentschikows Nachtrab und nahmen ihm seine Bagage ab.

Für einen sofortigen Angriff, den später Sachkundige wie Niel und Tot= leben nicht für aussichtslos erklärt haben, erschienen die Festungswerke zu stark. Man entschloß sich daher zum regelrechten Angriff. In der Nacht zum 10. Oktober begann die Aushebung der Laufgräben und damit eine der denkwürdigsten Belagerungen, von denen die Geschichte weiß. Als die Russen am Morgen diese Arbeiten entdeckten, war ihre Freude groß. Nun blieb ihnen Zeit, die Werke, die unter Totlebens Leitung wie durch Zauber aus der Erde wuchsen, zu vollenden und mit schweren Schiffsgeschüßen zu bewaffnen. Auf diese Weise gelang es ihnen, die allgemeine Beschießung, welche die Verbündeten, von ihren Flotten unterstüßt, vom 17.-19. Oktober aus mehr als 1100 Feuerschlünden unternahmen, mit überlegenen Kräften zurückzuweisen. Kornilow fand dabei den Heldentod. Die Hoffnung auf eine rasche Überwältigung der Festung mußte aufgegeben werden, es blieb nichts übrig, als zu der bei der felsigen Beschaffenheit des Bodens doppelt mühsamen Arbeit der Parallelen zurückzukehren. Von da an schickte Rußland ein ganzes Jahr lang, was es an Streitkräften irgend welcher Art besaß, an diesen Punkt im äußersten Süden. Tausende von Erschöpften besäeten den langen Weg mit Toten und Kranken und die, welche in zerfeßten Kleidern, geschwächt, an Zahl und Lebenskraft ihr Ziel erreichten, fanden statt der Erholung einen unter einem höllischen Feuer liegenden Plaß, der besser mit Kugeln als mit Brot versehen war.

Plöglich wurde die Aufmerksamkeit der Belagerer auf ihre eigene Verteidigung abgelenkt. Nach dem Eintreffen der durch die Räumung der Donaufürstentümer freigewordenen Verstärkungen ließ Mentschikow von General Liprandi am 25. Oktober einen Überfall gegen das verschanzte Lager bei Balaklawa unternehmen, das, nur von 4350 Engländern und Türken besezt, für eine so geringe Zahl viel zu ausgedehnt und zu weit vorgeschoben Der erste über die Tschernaja kommende Stoß entriß den Türken ihre

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