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gegen türkische Schiffe oder Häfen erlaube, in den Grund gebohrt werden würde. Damals veröffentlichte die englische Regierung die Unterhaltungen des Kaisers Nikolaus mit Seymour. Am 12. März 1854 schlossen die Westmächte mit der Hohen Pforte ein Bündnis zur Verteidigung ihres Gebietes, den 27. erklärten sie an Rußland den Krieg, am 10. April wurde zwischen ihnen zu London ein Bund geschlossen zu dem Zwecke, „den Frieden zwischen Rußland und der Hohen Pforte auf dauernden Grundlagen wieder herzustellen und Europa gegen die Wiederkehr so bedauerlicher Verwickelungen zu schüßen, welche leider selbst den allgemeinen Frieden gestört hätten." Anderen Mächten wurde der Beitritt offen gehalten; unter diesen verstand man außer den deutschen auch Schweden, welches durch Finland geködert werden sollte.

Österreich und Preußen sahen sich aber auch von der entgegengesezten Seite umworben. Bereits im September 1853 hatte Nikolaus persönlich im Lager von Olmüß und in Berlin einen vergeblichen Versuch gemacht, sie zu sich herüberzuziehen. Keinen besseren Erfolg hatte die Sendung des Grafen Orlow nach Wien und Berlin Ende Januar 1854. Die Anmaßlichkeit, mit den er fast im Stile Mentschikows auftrat, machte seine Forderung einer bewaffneten Neutralität, die in Wahrheit auf ein Schuß- und Truzbündnis gegen England und Frankreich hinauslief, den beiden deutschen Mächten nicht schmackhafter. Österreich verstärkte im Gegenteil sein an der siebenbürgischen Grenze stehendes Armeekorps auf 30 000 Mann. Von allen bitteren Erfahrungen dieser Monate war für den stolzen Selbstherrscher dieser „Undank" Österreichs, das er für ganz unterthänig gehalten hatte, die bitterste. Ernstes wurde in Petersburg die Frage erörtert, ob dieser Macht nicht durch Aufwiegelung der den Russen stammverwandten Slawen beizukommen sei. Mehrere Generale wie Paskiewitsch, Jomini, Sumarokow, bekannten sich zu dem Saze, daß der Weg nach Konstantinopel über Wien gehe; dieses müsse man nehmen und Österreich zerstückeln, ehe man die Türkei zerstückeln könne. Der Plan dazu war bereits ausgearbeitet. Was Preußen dazu sagen würde, darum fümmerte man sich nicht im entferntesten.

In Berlin stritten zwei entgegengesetzte Anschauungen heftig miteinander, die Spaltung ging bis in die höchsten Kreise. Die Kreuzzeitungspartei sah in dem vergötterten Kaiser Nikolaus fast mehr ihren Landesherrn, als in dem eigenen Könige und trug gerade dadurch viel dazu bei, daß die Petersburger Staatsmänner von vornherein den richtigen Maßstab für den Wert des preußischen Verhaltens verloren. Anderseits waren für die öffentliche Meinung ziemlich in ganz Deutschland Russenfreundschaft und Reaktion gleichbedeutend und viele treue Patrioten begegneten sich in der Überzeugung, daß vor allem das russische Joch abgeschüttelt werden müsse. Zwischen inne zwischen beiden hörte der König mehr auf die Stimme seines Gefühls als auf die der politischen Einsicht, aber ein günstiges Geschick führte ihn doch auf den Weg des Heils für Preußen und Deutschland. Im Mai 1852 hatte er auf den Kaiser Nikolaus

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