Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Dazu lässt sich mit Recht ein grofses Fragezeichen setzen. xλéttεiv kann nie mit „nachahmen" übersetzt werden. S. 75 lesen wir von der Dichoyos iorogia des Porphyrios: „Aus der Euseb. Praep. evang. X 3 und Clem. Alex. Strom. VI 2 ein wertvolles Bruchstück eines Dialogs (der Sprecher ist Longinos) über Plagiate im Altertum erhalten haben". Clemens († c. 220) kann schon aus chronologischen Gründen den Porphyrios (233-c. 305) nicht benützt haben. Auch ist Longinos nicht der Sprecher, sondern der Wirt des Symposions. S. 85 Anm. 1 lesen wir: Ein langes Zitat in den Schol. Arg. IV 264 kehrt wörtlich wieder in den Schol. Aristoph. Nub. 397, ein einzig dastehender Fall in unserer Scholienüberlieferung". Dazu möchten wir

[ocr errors]

bemerken: Viele Scholienstellen zu Apollonios Rhodios, Lykophron, Theokritos, Nikandros decken sich mit Notizen bei Stephanos von Byzanz (vgl. Apoll. 4, 1636 Steph. s. Kάo̟nа9оs; Apoll. I 29 = Nik. Ther. 461 und Steph. s. Zorn u. a.), so dafs daraus die Reste der gemeinsamen Quelle, Theons, herausgeschält werden könnten, eine dankenswerte Arbeit, die noch offen steht. S. 15 lies Strabon XIII 594 (st 549). S. 29 ist das Strabonzitat 838 willkürlich verändert; S. 94 ergänze beim Cicerozitat (Brut. 153): <cum) ad te . . . de ratione <Latine> loquendi . .

Indes ändern diese und ähnliche Versehen nichts an dem Gesamturteil, dafs Gudemans Grundrifs ein praktisches Handbuch ist. München. Dr. E. Stemplinger.

Prof. Dr. Brockelmann, Semitische Sprachwissenschaft. Leipzig, G. J. Göschensche Verlagshandlung, 1906. 160 S. Sammlung Göschen 291. Preis 0.80 M.

Die Lösung der Aufgabe einer vergleichenden Grammatik der semitischen Sprachen ist durch zahlreiche und wertvolle Spezialuntersuchungen vorbereitet. Es war daher eine dankenswerte Leistung, die zerstreut vorliegenden Resultate zusammenfassend darzustellen, wie es durch Wright und Zimmern geschehen ist. Seitdem hat die Forschung nicht geruht und eine neue Darstellung wird in vielfacher Beziehung von den bisherigen Versuchen abweichen müssen. Das in Aussicht gestellte Erscheinen einer solchen und zwar aus der Feder eines Semitisten wie Brockelmann (vgl. die Vorbemerkung)1) wird darum jeder Fachmann mit Freuden begrüfsen. Gewissermassen als Vorläufer mag vorliegendes Büchlein angesehen werden. Es will nur die gesicherten Ergebnisse der seitherigen Arbeiten in gedrängter Skizze geben ohne auf Erörterungen im einzelnen sich einzulassen, was bei dem karg bemessenen Raume auch gar nicht möglich war. Was aber geboten wird, geschieht in klarer und überzeugender Form. Wollte seinerzeit Zimmern blofs die wichtigsten Partien der ver

1) Inzwischen sind bereits 2 Lieferungen erschienen: „Grundrifs der vergleichenden Grammatik der semitischen Sprachen", Berlin, Reuther und Reichard, 1907.

gleichenden Grammatik in ihrem Tatbestande vorführen, weshalb der Schwerpunkt auf die vergleichenden Tabellen gelegt wurde, so bietet unser Büchlein im Grunde mehr, indem es nicht allein die vergleichende Grammatik, also die innere Entwicklungsgeschichte, sondern auch die äufseren Schicksale der semitischen Sprachen ins Auge fafst. Der Stoff gliedert sich in drei Abschnitte: der erste handelt von den semitischen Sprachen überhaupt (S. 14-49), der zweite von der semitischen Schrift (S. 49-53), dann folgt als dritter die vergleichende Grammatik als Laut- (S. 54-95) und Formenlehre (S. 96-160); die vergleichende Syntax blieb Raummangels halber unberücksichtigt. Was die klar entwickelte Lautlehre betrifft, so sei darauf aufmerksam gemacht, dafs die allgemeinen phonetischen Grundgesetze, die ja auch für die Semitistik gelten, als bekannt vorausgesetzt werden. (Gut orientiert darüber z. B. Meringer, Indogermanische Sprachwissenschaft, Sammlung Göschen 59). Eine ausführliche Inhaltsangabe erleichtert das Aufsuchen. So bietet das schlichte, aber inhaltreiche Büchlein ein wertvolles Hilfsmittel zur schnellen und leichten Orientierung nicht allein für den Fachmann sondern auch für jene, die Interesse an derartigen Studien haben. Auf Einzelheiten soll hier nicht eingegangen werden, da die nähere Begründung und Erörterung strittiger Punkte erst abgewartet werden mufs und Verfasser dies in seinem gröfseren Werke zu tun verspricht. Möge die Fertigstellung desselben nicht zu lange auf sich warten lassen!

Freising.

Schühlein.

Klassische Dramen und Epische Dichtungen für den Schulgebrauch erläutert. XII: Die Odyssee als Kunstwerk in der Lektüre des Gymnasiums und anderer höherer Schulen. Von Dr. H. Heubach, Professor am Gymnasium zu Eisenach. Langensalza, Hermann Beyer und Söhne (Beyer und Mann), 1906. 8°. X und 172 S. Preis 1.80 M.

Das Buch ist für den angehenden Lehrer berechnet und will ihm in der Behandlung der schulmäfsigen Homerlektüre den rechten Weg zeigen. Es ist aber auch für die Hand strebsamer Schüler bestimmt und mit Rücksicht auf diesen Zweck in einer entsprechenden Form und Sprache, wie sie in die Schule gehört, gegeben. Den Schülern freilich bietet der Verfasser, um dies gleich hier zu bemerken, wohl des Guten zuviel: wer sein Buch in Händen hat, dem vermag der Lehrer wenig mehr zu sagen. Das Meiste von dem, was in dem Werkchen steht, soll im Unterricht erarbeitet werden, was der Verfasser ja selbst wenigstens teilweise zugibt (S. 11). Von diesem Bedenken abgesehen berührt an Heubachs Buch der Umstand sehr angenehm, dafs die breite, wortreiche Darstellung des Inhalts des Epos, wie sie sich in den ästhetischen Kommentaren Kammers zur Ilias und Sitzlers zur Odyssee geltend macht, vermieden ist. Nach einer kurzen Einleitung wird unter A die Gliederung der Odyssee als eines Ganzen gegeben, dann unter B zu der der einzelnen Gesänge übergegangen.

Diese sind nach einem festen Schema besprochen, wie es der Verfasser auch in seiner Erläuterung des Nibelungenliedes (Das Nibelungenlied als ein einheitlicher Organismus und als ein künstlerisches Ganzes für die oberen Klassen der höheren Lehranstalten behandelt und erklärt 1901) verwendet hat. Dieses Schema ist folgendes: 1. Zeit, 2. Ort, 3. Gliederung der Handlung, 4. Wechsel der Momente, 5. Zweck und Bedeutung der erzählten Ereignisse, 6. Charakteristik der auftretenden Personen, 7. Kulturgeschichtliches, 8. Exkurse, 9. Kanon für die Lektüre. Die Nummer 4 des Schemas: Wechsel der Momente fortschreitende, hemmende, zurückgreifende, vorausdeutende soll dazu dienen die Eigenart des epischen Stiles im Gegensatz zum knappen dramatischen Stil einerseits und zum modernen Epos oder Roman andererseits zu charakterisieren. Unter Nummer 9 gibt H. an, welche Verse des betreffendes Gesanges nach seiner Auffassung bei der Schullektüre wegbleiben sollen.

Mit der von H. gebotenen Behandlung der Odyssee kann man im ganzen sich einverstanden erklären. Es ist kein Zweifel, dafs der den Homer in der Schule erklärende Lehrer reichen Stoff und mannigfaltige Anregung aus den Darlegungen des Verfassers schöpfen kann. Auch die didaktischen Bemerkungen der Vorrede wirken erfreulich. Es hat heutzutage besonderen Wert, wenn ein Schulmann sich gegen die gedruckten Präparationen erklärt und entschieden die Forderung erhebt, dafs der Schüler arbeiten lernen soll (vgl. die treffenden Bemerkungen H. Bouriers über diesen Punkt in dessen Programm: Das produktive und rezeptive Moment beim Unterricht in den antiken Sprachen; Augsburg, Gymn. St. Stephan 1906 S. 31 f.). H. vertritt auch die richtige Ansicht, dafs man nicht Dichter und Prosaiker nebeneinander in der Schule lesen, sondern erst ausschliefslich Homer, dann Prosa und umgekehrt treiben solle. Die „gute alte Sitte" zwei Stunden Homer, drei Prosa bedeutet, wie er mit Recht sagt, eine ganz unglückselige Verzettelung. Endlich wird vom Verfasser mit Nachdruck die Wichtigkeit des sinngemäfsen Lesens des griechischen Textes betont und das laute, dem Inhalt möglichst angemessene Vorlesen als das beste Mittel bezeichnet um die Schüler dahin zu bringen, dafs sie am Homer in der Ursprache wirklich ihre Freude haben.

Was die ästhetischen und kritischen Aufstellungen des Buches, die man fast durchaus als wohl erwogen und gut begründet erklären mufs, anlangt, so läfst sich naturgemäfs über Einzelnes streiten. So geht H. zu weit, wenn er in Nausikaas Stellung zu Odysseus Keime des Tragischen finden will oder wenn er es als tragisch bezeichnet, dafs der Widder, von dem Polyphemos Rettung erhoffe, den Odysseus aus der Höhle des Kyklopen trage. Schon die Behauptung, Polyphemos hoffe Rettung von seinem Widder, ist nicht richtig; der Kyklop setzt in seiner Anrede an diesen ja nur den unmöglichen Fall, dafs das Tier ihm den Aufenthalt seines Widersachers zu verraten imstande wäre. Von einem Volksepos, an welchem viele gearbeitet, sollte man jetzt nicht mehr sprechen, nachdem die ziemlich

unklaren und unbestimmten Vorstellungen von Volkspoesie, welche die Homerkritik nicht zum Besten der Wissenschaft so lange Zeit beeinflusst haben, glücklich überwunden sind. Dafs die Abenteuer bei den Kikonen, Lotophagen und mit Aiolos kurz, die Erlebnisse des Odysseus bei den Kyklopen und bei Kirke ausführlich erzählt werden, daraus lässt sich kein Widerspruch begründen. Diese Tatsache scheint eher auf einen, den Stoff klug verteilenden und auf Abwechselung in der Darstellung bedachten Verfasser dieser Erzählungen hinzuweisen. - Wenn H. den Gedanken, Odysseus in der Unterwelt mit seinen gefallenen oder sonstwie verstorbenen Waffengefährten zusammenkommen zu lassen, mit Sitzler (Ästhet. Komm. z. Odyssee S. 110) als eine so glückliche Erfindung preist, so ist dazu doch zu bemerken, dafs, sobald der Dichter seinen Helden einmal das Haus des Hades betreten liefs, jener Gedanke nahe genug lag um selbst von einem mittelmäfsigen Kopfe gefunden und verwertet zu werden. Ob die Stimmung, die im XIV. Gesang herrscht, mit dem Verfasser als Humor bezeichnet werden kann, ist recht zweifelhaft. Richtiger kennzeichnet man die Stimmung in diesem Abschnitt als Spannung und ernste Erwartung des kommenden Furchtbaren. Verfasser sagt selbst, dafs für die Freunde des Odysseus der Himmel noch mit Wolken bedeckt sei, während die ganze Situation für die Freier tragische Ironie atme. Da ist für den Humor kein Platz. Über den schweren Anstofs, den die toşov 9éos erregt, den Widerspruch zwischen der sonst als unerschütterlich geschilderten Treue Penelopes gegen den Gemahl und ihrem plötzlichen Entschlufs dem zu folgen, der den Bogen zu spannen vermöge, geht H. zu leicht hinweg. - Doch solche Bedenken, die man einzelnen Auffassungen des Verfassers gegenüber geltend zu machen veranlafst ist, tun dem Gesamtwerte seiner Arbeit keinen Eintrag. Eine dankenswerte Beigabe bilden die anhangsweise verzeichneten Verse und Stellen, die sich zum Memorieren eignen, sowie ein über alles wichtigere orientierendes Sachregister.

[ocr errors]

Für eine zweite Auflage, die dem nützlichen Werkchen zu wünschen ist, sei dem Verfasser folgendes zur Berücksichtigung und Verbesserung empfohlen:

S. 2 ist für Hippokrates zu setzen Hipparchos. S. 10 findet sich die unschön klingende Wortbildung,,Ithakeasier". - Unberechtigt ist die Beanstandung der Anwendung des Epithetons duvuov auf den Ehebrecher und Mörder Aigisthos (S. 22); wird das genannte Beiwort ja doch sehr häufig, wenn nicht in den meisten Fällen ohne Rücksicht auf die moralische Beschaffenheit von solchen gebraucht, die durch Geburt, Rang, Gestalt oder Waffentaten ausgezeichnet sind. S. 23 steht ayvoά st. ayoga. S. 30 liest man,,ein (sic) res superSeit wann wird das Zeitwort kontrastieren in transitivem gegenüberstellen, in Gegensatz stellen (S. 33) gebraucht? Unschön ist,,Marie Stuart" (S. 36). Der in der Fufsnote S. 39 zitierte Verfasser der,,Untersuchungen über die Entstehung der Odyssee" heifst Hartel, nicht Hartl. S. 54 ist xvavós in xvavos zu verbessern. S. 57 und an anderen Stellen begegnet man dem undeutschen

flua".

Sinn

=

[ocr errors]

[ocr errors]

Worte Sport; warum nicht einen deutschen Ausdruck wählen, z. B. Leibesübungen? S. 73 liest man: Die Vorstellungen von dem Hades. Es mufs heifsen: Vorstellungen von der Unterwelt, von dem Reiche des Hades; denn bei Homer ist Aidns mit einer einzigen Ausnahme (244) immer Person. S. 87 entbehrt doors des Akzentes, ebenso 5. 92 άφιξις. - S. 132 sind die Verse v 80 f. ausgeschrieben und übersetzt, obwohl das bereits S. 128 geschieht. S. 137 stört der Druckfehler,,anmutiger" statt,,unmutiger". Der Vergleich der Wortkargheit Penelopes in mit dem infans pudor des Horaz (sat. I 6, 75) läfst sich selbst durch den Spruch,,omne simile claudicat" kaum rechtfertigen. M. Seibel.

Passau.

Euripides' Phönissen. Zum Gebrauch für Schüler herausgegeben von Prof. Dr. Christian Muff. Bielefeld u. Leipzig, Velhagen & Klasing, 1906. Text VI u. 107 S. Kommentar 57 S. 8.

Das Verdienst des Verfassers besteht in der Einrichtung des Stückes für die Schule. Die Art der Einrichtung ist auch ein Zeichen der Zeit (Sammlung lateinischer und griechischer Schulausgaben von Müller & Jäger). Jedem Teile des Textes geht eine Inhaltsangabe voraus, welche bei Chorgesängen fast zu einer Übersetzung wird, so dafs oft der griechische Text von deutschen Ausführungen und daneben von metrischen Zeichen und Bezeichnungen der Versfüfse ganz überdeckt ist, und der Kommentar erklärt hinterher nicht selten die einfachsten Dinge wie „,ἀργόν, noch ungetan. — λαβόντα Τειρεσίαν, nachdem er den Tiresias geholt hat mit dem Tiresias". Dabei hat der Schüler ungefähr eine Tätigkeit zu entwickeln, wie ein Knabe, welcher mit dem Baukasten Häuser baut. - Kurz und bündig belehrt die Einleitung über die griechische Tragödie vor Euripides, über Leben und Werke des Euripides, über die Phönissen, über das Theater und die Aufführungen (den Gedanken an eine erhöhte Bühne legen die aus dem letzten Jahrzehnt des 5. Jahrh. stammenden Stücke Philoktet von Sophokles und Orestes sicher nicht nahe), über den Chor in der Tragödie, wo sich wieder der nicht einwandfreie Gedanke findet, dafs der Chor die öffentliche Meinung vertrete.

[ocr errors]

In 201 ist áλλýλas gewissermafsen die bessere Überlieferung und dem Sinne, da von gegenseitiger Verleumdung die Rede ist, weit entsprechender als das: ein Zweifel an das ist nicht statthaft. Ebensowenig an doάunua 1379: doóunua ist eine unrichtige Bildung. Die Emendation von Seidler 9' aquara 1562 ist evident.

Manche Korruptel wird durch eine gezwungene Erklärung verdeckt wie 129 dσтошлòs év yoagalov, sternfunkelnd auf einem Gemälde, d. h. wie man einen solchen auf Gemälden sieht". Die schöne Verbesserung Αστήρ ἵπως (lieber Αστήρ οἷος ?) scheint dem Verfasser entgangen zu sein. Zu 325 heifst es dugì gehört zu dusíßoμai“: ist ein ἀμφαμείβομαι denkbar? Ebenso scheint mir 793 άρματι καὶ ψαλίοις τετραβάμοσι unmöglich und diese Unmöglichkeit durch die Er

« ZurückWeiter »