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zu Weimar; von 1881 bis 1898 leitet er als Direktor das Gymnasium in Eisenach um dann seinen kurzen Lebensabend wieder in Weimar zu verbringen.

Seine wissenschaftliche Tätigkeit bewegte sich auf verschiedenen Gebieten der idg. Sprachwissenschaft und der Exegese altklassischer Schriftsteller (bes. von Catull, Aristophanes und Hippokrates; über letzteren wird hier ein umfangreicher Aufsatz veröffentlicht). Dem Referenten sind nur seine,,Etymologischen Untersuchungen" (1. und einziger Teil, Halle 1861) bekannt, an denen besonders die Verbindung von Etymologie und Bedeutungslehre anzuerkennen ist. Ein gröfseres, durchschlagendes Werk zu schaffen war W. nicht vergönnt; seine Berufstätigkeit liefs ihm nicht die nötige Zeit ein wissenschaftliches Lexicon Homericum auszuarbeiten, wofür er ganz der Mann gewesen wäre den Plan führte dann bekanntlich H. Ebeling mit seinen Mitarbeitern 1874 bis 1885 aus wie er auch später aus demselben Grunde darauf verzichten mufste die Resultate seiner Forschungen in der litauischen Sprache in einer ausführlichen Grammatik zusammenzufassen. Von seiner feinen Beobachtung des Sprachlebens gibt manche Bemerkung in seinen Reden Zeugnis.

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Als Schulmann vertritt Hugo Weber das streng humanistische Prinzip, das er in den Reden, z. B. in der programmatischen Rede zum Antritt seines Rektorates in Eisenach, ohne rhetorischen Prunk, mit schlichter Gediegenheit und mit selbständiger Formulierung auch des Oftgesagten entwickelt. Doch liegt dem jüngeren Geschlecht hier manches schon etwas fern. Was er sonst über Erziehung und Unterricht aufsert, zeigt gesunden, an Goethischer Weisheit geschulten Sinn, so in der ruhigen Anerkennung der Grenzen, die allem pädagogischen Tun gezogen sind, in der Ablehnung alles Übertriebenen, Gemachten und Schablonenhaften. Im Gegensatz zu vielen gerade mittel- und norddeutschen Schulmännern hielt er wenig von dem engen Anschlufs an ein formales didaktisches System und von dem direkten Hinarbeiten auf ethische Wirkung (,,Gesinnungsdrill"); er war der Ansicht, dafs Beherrschung des Stoffes und praktischer Takt die rechte Methode, die nicht für alles die gleiche sei, aus sich zu erzeugen vermöchten, und dafs die erziehenden Momente z. B. in der Geschichte ohne aufdringliche moralische Belehrung sogar besser wirkten. Der geistigen Weiterbildung des Lehrers stellt er die Aufgabe,,durch die Anhäufung gewohnheitsmäfsiger Anschauungen hindurch bis auf den gewachsenen Boden der Wissenschaft vorzudringen" (S. 155). Wenn er auch an einer anderen Stelle (S. 85) selbst zugibt, dafs dies nicht überall zu erreichen ist, so zeigt sich doch gerade in dieser Forderung der beherrschende Zug in dem Bilde, das wir uns von Hugo Weber nach diesem Buche machen: wissenschaftlicher Ernst.

Eine weniger wissenschaftlich gerichtete Natur ist Gustav Weicker (Gymnasialdirektor in Schleusingen 1869 bis 1878, in Stettin 1878 bis 1904), wenn er auch weit davon entfernt ist den Wert der Forschung zu unterschätzen; doch tritt bei ihm mehr das positiv Religiöse hervor. So gut nun die aus seinem Nachlafs mit

geteilten Reden und Ansprachen ihren Zweck jedenfalls erfüllt haben, so sympathisch uns aus ihnen sinniger Ernst und warme Empfindung entgegentreten, so haben sie doch über den Kreis der persönlich Interessierten hinaus schwerlich eine Bedeutung. Die Geschichtsbetrachtung z. B. hält sich ganz in den herkömmlichen Bahnen.

Das an dritter Stelle genannte Buch macht uns genauer bekannt mit Gottfried Scheibert, dessen sich vielleicht mancher aus dem 2. Bande von Paulsens ,,Geschichte des gelehrten Unterrichts" erinnert. Im Jahre 1836 hatte Scheibert, damals Oberlehrer an einem Stettiner Gymnasium, eine Schrift,,Das Gymnasium und die höhere Bürgerschule" veröffentlicht. Er gab darin, wie Paulsen S. 369 sagt, eine ,,höchst eindringende, aus Erfahrung stammende und von Herzen kommende Kritik des damaligen preufsischen Gymnasiums und forderte zur allgemeinen Vorbereitung für die rein praktischen Berufsarten der Landwirtschaft, der Technik, des Forst- und Baufaches eine eigene höhere Schule. Die Schrift erregte Aufsehen; als daher 1840 in Stettin eine derartige Schule gegründet wurde, berief man ihn an deren Spitze und der Kultusminister gewährte ihm freie organisatorische Befugnis auf Jahre hinaus. So hatte er Gelegenheit seine Gedanken zu verwirklichen. Rühmte sich das Gymnasium seiner formalen, besonders ästhetischen Bildung, so sollte hier ein substantielleres Denken gepflegt, namentlich aber sollten auf christlich-deutscher Grundlage selbständige Charaktere fürs praktische Leben ausgebildet werden. So entstand eine Schule, die ganz von seiner starken Persönlichkeit getragen gewifs segensreich wirkte. Der Kampf für seine Ideale, die von allen möglichen sowohl rück- als fortschrittlichen, amtlichen und nichtamtlichen Seiten angefochten wurden, die Bemühungen, für die ,,höhere Bürgerschule" und ihre Stellung im Staate aus einer Fülle von Anregungen das Beste zu gewinnen, nahmen ihn viele Jahre in Anspruch und drohten selbst seine kräftige Natur aufzureiben. Bevor aber noch seine organisatorischen Ideen an der Neuregelung des preufsischen Realschulwesens 1859 scheiterten, war er in einen ganz anderen Wirkungskreis versetzt worden: er trat 1855 als Schulrat für die evangelischen Gymnasien Schlesiens in das Provinzialschulkollegium in Breslau ein. Haben sich bis dahin die mitgeteilten Briefe hauptsächlich mit Schulfragen beschäftigt, so tritt jetzt die Politik in den Vordergrund, namentlich werden die Ereignisse von 1866 und 1870/71 mit lebhaften Betrachtungen begleitet, die ihn freilich auf einem exklusiv preufsischen Standpunkt zeigen und den grofsen Ereignissen nicht immer gerecht werden. Sch. ist beständig in Sorge, Preufsen möchte seinen besiegten Feinden, dann seinen Bundesgenossen zu weit entgegenkommen; auch fürchtet er, der aufserpreufsische Liberalismus möchte die alte echte Preufsenart schädigen. Denn in seinem politischen wie in seinem religiösen Glaubensbekenntnis ist er schroff konservativ. ,,Warum wird Preussen gehafst?" so fragt er einmal in einem Briefe (S. 100) -,,bis auf den Tod gehafst? Seine ernste, feste, stramme Zucht wird von dem verwaschenen, genufssüchtigen, willenlosen Geschlechte gehafst, wie

die ernste, gottgegründete, feste Kirche von dem gesinnungs-, glaubensund gottlosen Geschlechte gehafst wird". Wir finden es begreiflich, dafs er unter dem Ministerium Falk nicht lange mehr wirken konnte, sondern 1873 in den Ruhestand trat. Mit bewunderungswürdiger Geistesfrische war er dann noch bis zu seinem Tod (im 95. Lebensjahre, 1898) für seine politischen und pädagogischen Ideen in Vereinen und in der Presse, durch Briefwechsel und Broschüren tätig. Die hier abgedruckten Briefe dieser dritten Periode fassen seine reichen Lebenserfahrungen oft in wahrhaft bedeutender Weise zusammen.

Es tritt uns in dem vorliegenden Buche eine Kernnatur entgegen, eine festgeschlossene Persönlichkeit, deren Härten und Einseitigkeiten jedenfalls nicht aus Selbstsucht und kleinlichem Wesen entspringen, sondern mit ihren besten Eigenschaften, einem starken, reinen Wollen, einer lebendigen Staatsgesinnung, einem frohen Kampfesmute eng verbunden sind. Auf dem Gebiete seines engeren Berufes war er ein geborener Erzieher, wie z. B. die S. 256 ff. mitgeteilten Beobachtungen an Kindern beweisen, dazu ein organisatorisches Talent. So hat das Buch seinen Wert für die Geschichte des Unterrichtswesens im 19. Jahrhundert, aber es zeigt auch Leben und Denken eines preufsischen Mannes von dem Typus, der seine edelste Ausprägung wohl in Albrecht von Roon gefunden hat. Freilich würde das Buch mehr wirken können, wenn die Auswahl der Briefe und Briefstellen noch strenger gewesen wäre es fehlt nicht an ermüdenden, für die Allgemeinheit wenig interessanten Partien und wenn diese Auswahl in ein etwas reicher ausgeführtes Lebensbild eingefügt worden wäre. Doch ein solches war nun einmal nicht beabsichtigt; jedenfalls ist die Sorgfalt, mit der die Ausgabe der Briefe hergestellt, namentlich alles Persönliche erklärt worden ist, nur anzuerkennen. R. Thomas.

Regensburg.

Handbuch für Lehrer höherer Schulen. Bearbeitet von A. Auler, O. Boerner u. a. Leipzig und Berlin 1906, Druck und Verlag von B. G. Teubner. Gr. 8°. XIV u. 704 S. Geb. 13 M.

Zu dem Verdienste, das sich B. G. Teubners Verlag durch die Publikation des trefflichen und vielseitig verwendbaren Werkes von Morsch,,Das höhere Lehramt in Deutschland und Österreich" 1905 erworben hat, fügt er in rascher Aufeinanderfolge ein weiteres, sehr schätzbares, durch das vorliegende Sammelwerk von Auler und 19 Mitarbeitern, das einem weitgehenden Bedürfnis in erwünschtester Weise abzuhelfen geeignet ist. Will es doch allen, die an der Schule Anteil und Interesse haben, also nicht blofs Lehrern und Eltern sondern auch Fernerstehenden, die gerade heutzutage so gerne über und vor allem gegen die Schule ihre Stimme zu erheben pflegen, freilich nicht selten,,von allen Detailkenntnissen unbeeinflufst", eingehend und lebhaft vor Augen führen, von welcher Art und Weise, aber auch von welchem Werte die ganze Arbeit unserer Schule ist, schon nach ihrer unterrichtlichen Seite hin, denn diese wird vorwiegend zur Darstellung

gebracht. Julius Ziehen tut in seinem Vorworte zum Werke gut daran auch das Interesse der Hochschullehrer für dasselbe in Anspruch zu nehmen um dessentwillen, weil sie sich stets bewufst bleiben sollen, wie gerade die Vorbereitung unserer Gymnasiallehrer für ihren Lebensberuf als Lehrer und Erzieher an höheren Schulen einen Hauptteil ihrer Tätigkeit bilden mufs und wie ihnen, so möchte unsererseits immer wieder hervorgehoben werden, die vielfachen Zusammenhänge zwischen Hochschule und unseren Mittelschulen, wie wir in Bayern diese Schulgattung zu nennen pflegen, stets gegenwärtig sein mögen, wenn vom Hochschulkatheder in die Schule hinein nützliche und erfreuliche Beziehungen lebendig bleiben sollen. In der ersten Reihe freilich werden und sollen als fleifsige Benützer des Buches stehen die Lehrer aller Mittelschulen, ältere wie jüngere, und zwar alle, denen es darum zu tun ist, einen vertieften Aus- und Umblick in die Gesamtheit der Lehr- und Erziehungsarbeit zu tun, welche der ,,Lebensgemeinschaft" eines Lehrerkollegiums obliegt. Auch wer sich durch dezennienlange Tätigkeit Erfahrung auf verschiedenen Gebieten gesammelt hat, wird nicht ohne Nutzen und Anregung das eine und andere Kapitel sich näher besehen, auch wenn er da und dort mit den von den Verfassern abgeleiteten Urteilen oder aufgestellten Forderungen nicht oder nicht ganz übereinzustimmen vermag. Es ist eben nicht blofs ein Handbuch für Lehrer höherer Schulen, wie es sich nennt, sondern wie schon Menge angedeutet, ein ,,Handbuch über höhere Schulen".

In

Gegenstand desselben sind die ,,höheren Schulen Deutschlands"; mancher hätte es vielleicht gerne gesehen, wenn auch auf unsere Nachbargebiete mit deutscher Unterrichtssprache, so vor allem auf Österreich manchmal ein Blick geworfen wäre, wie es auch Morsch herangezogen hat; berühren sich doch seine Unterrichtsverhältnisse und seine Schuleinrichtungen mit den unsrigen so vielfach. Näherliegender noch und begründeter ist der Wunsch, dafs in der Behandlung der einzelnen deutschen Unterrichtsgebiete manche auffällige Ungleichheiten zugunsten Preufsens noch etwas mehr vermieden worden wären. Sachen der Prüfungsordnung, der Stellung der Lehrer, der Lehr- und Schulbücher, auch in den Darlegungen über Lehrpläne in einzelnen Fächern u. a. ist z. B. Bayern unstreitig mehrfach zu kurz gekommen. Wir möchten gleich an dieser Stelle anmerken, dafs durch die soeben perfekt gewordene Einrichtung der Oberrealschulen auf breiter mathematisch-naturwissenschaftlicher Grundlage verbunden mit ausgedehnten Schülerübungen und mit voll entsprechender Berücksichtigung der modernen Fremdsprachen unser engeres Vaterland auch nach dieser Richtung einen länger vermifsten, bedeutsamen weiteren Schritt in der Entwicklung des Mittelschulwesens vorwärts gemacht hat; auch sonst stehen manche Mafsnahmen in Aussicht, welche den Wünschen nach weitergehender Berücksichtigung der ,,modernen Fächer", wie man sie zu nennen beliebt, auch im Lehrplane der humanistischen Gymnasien in etwas Rechnung tragen, indem der Unterricht in einzelnen solchen Fächern nicht nur erweitert sondern auch vertieft

werden soll; freilich denen, welche nach den neuesten Rezepten dem humanistischen Gymnasium ein Mehr von 23 Wochenstunden allein in Mathematik und Naturwissenschaften aufbürden wollen, werden wir nie genug tun können und es ist wirklich nicht überflüssig, wieder einmal mit allem Nachdruck an den ,,Schulfrieden" zu erinnern, der

vor wenig Jahren so feierlich in Aussicht gestellt worden ist. Doch zurück zu unserem Handbuch! Es halten die Verfasser fast durchaus eine richtige unparteiische Mittellinie bei der Beurteilung von derlei allgemeinen Fragen ein. Wenn auch z. B. Julius Ziehen (S. 13 ff.) die Reformschule in hohen Tönen preist, so verhehlt er uns doch auch nicht die Gegengründe, die von anderen geltend gemacht werden. Obschon sich in das grofse, vielgestaltige Gebiet, das in 22 Abschnitten behandelt ist, nicht weniger als 20 Mitarbeiter, zum grofsenteil Namen besten Klanges, geteilt haben, so kann doch im grofsen ganzen dem Werke ein gewisses richtiges Ebenmafs und eine im wesentlichen gewahrte Gleichartigkeit in den einzelnen Teilen nachgerühmt werden. Ohne Unebenheiten, Lücken oder auch Wiederholungen in wenigen. Fällen kann es naturgemäfs kaum abgehen.

In dieses Gebiet fällt z. B. die recht ungleichartig geratene Behandlung im Rückblick auf die Geschichte einzelner Unterrichtszweige; so ist von den dem Hebräischen zugewiesenen 10 Seiten die Hälfte freilich nicht in deutlich ausgeschiedener Weise -- der Geschichte des hebräischen Unterrichts gewidmet; im Abschnitt für den katholischen Religionsunterricht von W. Capitaine ist sogar eine Geschichte des katholischen Unterrichtswesens überhaupt versucht und für den sehr ausgedehnten Abschnitt über die evangelische Religionslehre von H. Vollmer ist auch ein Dritteil dem geschichtlichen Rückblick zugewiesen, dagegen fehlt bei der sonst so bedeutsamen Behandlung des deutschen Unterrichts von Lyon der geschichtliche Abschnitt ganz; jetzt kann ja freilich hiefür auf das umfangreiche Werk von Matthias ,,Geschichte des deutschen Unterrichts" München (1907) verwiesen werden, auf welches wir an anderer Stelle eingehender zu sprechen kommen wollen; für die so wichtige Vorgeschichte des neusprachlichen Unterrichtswesens vor dem 19. Jahrhundert werden wir einfach auf die 2 Abhandlungen von Boerner und Stiehler im letzten Jahrgange der .,Neuen Jahrbücher" verwiesen, während das 19. Jahrhundert wieder im Handbuch selbst in mehr als 30 Seiten behandelt wird; auch für das Lateinische vermissen wir einen solchen Rückblick gänzlich, für das Griechische ist er völlig ungenügend; für die von Auler behandelte ,,Geschichte" hinwiederum, die aus einem äufseren Grunde auffälligerweise ganz ans Ende gestellt erscheint, ist die Zeit bis zum letzten Dezennium des letzten Jahrhunderts mit vollen 15 Seiten bedacht und ist hiefür der in diesem Abschnitt leider auch sonst zuviel gebrauchte Kleindruck verwendet worden, ähnlich wie bei den neueren Sprachen. Gröfsere Ungleichheit ist auch in der Aufführung und Behandlung der Lehrbücher und darüber hinaus in der Bibliographie zu den einzelnen Abschnitten bemerkbar. Wir wollen damit natürlich nicht gesagt haben, dafs wir einzelne Werke vermissen, die vielleicht genannt oder besprochen werden konnten, denn darüber läfst sich bei der Überfülle

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