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Gymnasiallehrer-Vereinigung München.

(Vgl. Bl. f. d. G. 1908 S. 184/190.)

Am 20. Januar 1908 beteiligten sich die Mitglieder der Vereinigung auf Einladung sehr zahlreich an einer Versammlung der Münchner Elternvereinigung. Das Programm des Abends umfafste zunächst die Frage der weiteren Organisation der Elternvereinigung. Es soll eine Schrift über die Bestrebungen dieser Vereinigung herausgegeben 1) und ein Beschwerdeausschufs konstituiert werden. Sodann kam der Speyrer Fall zur Sprache. Unsere Mitglieder traten vielfach klärend in die Debatte ein, im übrigen wurde unserseits unter Hinweis auf die Mangelhaftigkeit des vorgebrachten Materials und unter Betonung der Kollegialität eine sehr reservierte Haltung eingenommen. Hierauf hielt Herr Institutsdirektor N. Römer einen Vortrag über ,,Das halbjährige Repetieren". In der sich anschliefsenden ausgedehnten Debatte tat insbesondere Herr G.-L. Dr. Fr. Weber an der Hand eines sorgfältig vorbereiteten Materials die Utopie solcher Bestrebungen schlagend dar.

Bei der Versammlung des Ortsverbandes München des Bayerischen Realschulmännervereins (am 25. Januar), die Vorschläge zur Neugestaltung der Schulordnung an den höheren Bildungsanstalten Bayerns (Berechtigungsfrage, Selbständigkeit der sechsklassigen Realschulen, Absolutorium, Schulgeld, Pflichtmals der Lehrer etc.) behandelte, war die Vereinigung durch den 2. Vorsitzenden Herrn G.-L. Dr. Reissinger vertreten.

Am 31. Januar besuchten zahlreiche Mitglieder der Vereinigung den Vortrag, den unser Mitglied Herr O.-St.-R. Gymnasialrektor Dr. Fr. Ohlenschlager in der Münchner Anthropologischen Gesellschaft über „Das römische Bayern" hielt. Die interessanten Ausführungen des gewiegten Kenners ältester Geschichte unseres engeren Vaterlandes lohnte wärmster Dank des Vorsitzenden Univ.-Prof. Dr. J. Ranke sowie reicher Beifall der stark besuchten Versammlung. In der sehr gut besuchten 2. (allgemeinen) Versammlung vom 4. Februar sprach Herr G.-Pr. Morin (Lp.-G.) über Wanderbilder aus den indischen Tropen". Erschienen waren u. a. Herr Univ.-Prof. Geh. Hofrat Dr. Crusius, Herr O.-St.-R. Dr. Wecklein sowie Vertreter der Schulkommission des Ärztlichen Vereins und des Realschulmänner-Ortsverbandes. In formvollendetem Vortrage erläuterte der Redner durchaus wissenschaftlich zahlreiche künstlerisch vorzügliche Lichtbilder eigener Aufnahme und Anfertigung, deren Vorführung Herr Rechnungsrat C. Uebelacker in bekannter Liebenswürdigkeit übernommen hatte.

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Sehr zahlreich folgten unsere Mitglieder auch am 27. Februar einer Einladung der Münchner Geographischen Gesellschaft zu dem trefflichen Vortrage unseres Kollegen G.-A. E. Enzensperger (W.-G.) über „Die Entwicklung und Stellung des erdkundlichen Unterrichtes am bayerischen humanistischen Gymnasium" (herausgegeben als Separatabdruck aus den Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in München, III. B. 1. Heft bei Th. Riedel, München 1908).

Herrn G.-A. E. Enzensperger gebührt für seine von der Münchner Geographischen Gesellschaft mit warmem Beifall und hoher Anerkennung entgegengenommenen ebenso mühevollen als klaren Darlegungen der Dank des ganzen Standes. Seine Schrift sei aber den Kollegen, insbesondere den Lehrern der Geographie aufs angelegentlichste empfohlen.

Am 4. März folgte die Vereinigung einer Einladung der Münchner Elternvereinigung zu einem Doppelvortrag der Herren Dr. Dr. med. Grafs mann - Dörnberger über die „Ergebnisse der von der Schulkommission des Ärztlichen Vereins veranstalteten Umfrage über das hygienische Verhalten der Mittelschüler aufserhalb der Schule". Sehr instruktive grofse Tabellen erläuterten die Darbietungen der Referenten. Schon jetzt sei die Aufmerksamkeit der Kollegen auf die seinerzeit erfolgende Publikation dieser Vorträge gelenkt.

1) Unterdes erschienen: Erich Petzet, Elternvereinigungen. Ihre Ziele und ihre Wege. Im Auftrage der Elternvereinigung München. München 1908. Süddeutsche Monatshefte G. m. b. H. Dazu Flugblatt: Was wir wollen !

In der 3. (allgemeinen) Versammlung vom 5. März sprach Herr G.-L. Dr. Dutoit (Lp.-G.) in äusserst anziehender Weise über „Buddha. Seine Persönlichkeit und seine Lehre". Reicher Beifall der Versammlung, der auch Herr Univ.-Prof. Geh. Hofrat Dr. Kuhn sowie Vertreter des Bayer. Realschulmännervereins und seines Münchner Ortsverbandes anwohnten, belohnte den Vortragenden, dessen interessante Darbietungen auf Quellenstudien beruhen (vgl. Dr. J. Dutoit, Das Leben Buddhas. Leipzig 1906. Lotus-Verlag).

In der 4. (geschlossenen) Versammlung vom 17. März berichtete der 2. Vorsitzende Herr G.-L. Dr. K. Reissinger (M.-G) über „Das neue Gehaltsregulativ und seine Durchführung". Seine ruhigen und klaren Darlegungen, die ebenso gerecht anerkannten, was dankenswerter Weise erreicht worden, als offen aufzeigten, was uns, besonders in der Frage des Avancements unserer Professoren, zu wünschen übrig geblieben, zollte die gutbesuchte Versammlung, der auch Vertreter der Ortsgruppe Freising beiwohnten, einstimmig Beifall. Bei der öffentlichen Versammlung des Bayerischen Neuphilologen-Verbandes, Ortsgruppe München, am 27. März war die Vereinigung durch das Ausschufsmitglied Herrn G.-L. Dr. Stemplinger (M.-G.) vertreten. Es sprach der K. Reallehrer Herr Dr. M. Öftering über Gabriele d'Annunzio.

Die 5. (geschlossene) Versammlung am 28. März fand im Vereine mit dem Ortsverband München des Bayerischen Realschulmännervereins statt und war gut besucht. Erschienen waren auch die Herren O.-St.-R. Dr. Ohlenschlager und O.-St.-R. Dr. Wecklein, Herr St R., Rektor J. Baur, Herr Rektor P. Arnold (GiselaKreisrealschule) sowie Herr G.-Pr. Dr. Pongratz als Vertreter der Ortsgruppe Freising. Auf Vorschlag unserer Vereinigung wurde per acclamationem zum Vorsitzenden dieses Abends Herr Studienrat Rektor J. Baur, 1. Vorstand des Bayer. Realschulmännervereins gewählt. Erster Punkt der Tagesordnung war die Titelfrage, zu der Herr G.-L. Dr. Kuchtner (W.-G.) als seinerzeitiges Mitglied der gemeinsamen Titel kommission der Real- und Gymnasiallehrer (vgl. Vertrauliche Mitteilung „Zur Titelfrage" vom 2. IV. 07, Beilage zu den Bl. f. d. G. 1907) im Hinblick auf den bevorstehenden Braunschweiger Oberlehrertag (Bayerischer Delegierter G.-L. Dr. F Weber) ein kurzes Referat erstattete.

Darüber, dafs die unbeliebten und heute noch nicht eingebürgerten Titel Gymnasial, Real- und Studienlehrer beseitigt werden sollten, war man von vornherein einig. Die von den beiden Vereinigungen gesondert vorgenommenen Abstimmungen hatten folgendes Ergebnis: Für den Titel Assessor stimmten von den Gymnasiallehrern 25, dagegen 15; von den Reallehrern 30 dafür, 13 dagegen; für das Kennwort ,,Studien" von den Gymnasiallehrern 12, dagegen 24; von den Reallehrern 25 dafür, 15 dagegen. Für den Titel Professor II. Klasse war niemand.

Sodann wurden die von der gemeinsamen Disziplinarsatzungskommission (Vgl. Bl. f. d. G. 1908 S. 188) in mehreren langen Sitzungen ausgearbeiteten Vorschläge in autographierten (ausdrücklich als Vertraulich" bezeichneten) Exemplaren an die Mitglieder verteilt und auf Grund derselben noch am gleichen Abend in äusserst angeregter Debatte das gesamte Material von 9 bis 12h erledigt.

Nach erfolgter Schlufsredaktion sollten diese Vorschläge, die im ganzen mit grofser Einhelligkeit gutgeheifsen wurden, an den 1. Vorsitzenden des grofsen Vereins Herrn G.-Pr. Flierle als Material zur geeigneten Verwertung geleitet werden 1) Ebenso wird nach getroffener Vereinbarung der Ortsverband der Realschulmänner gegenüber dem bayer. Realschulmännerverein verfahren. Von einer Veröffentlichung des Entwurfs in den blauen oder gelben Blättern wurde zur Verhütung jeglichen Mifsbrauchs (Tagespresse !) absichtlich abgesehen. Ferner beschlofs der Ausschufs aus verschiedenen sachlichen Gründen diesen Entwurf nicht zur Kritik an die anderen Ortsgruppen hinauszugeben.

Die 6. (allgemeine) Versammlung vom 7. Mai, der aufser zahlreichen Mitgliedern auch Herr O. St-R. Dr. von Arnold, Univ.-Prof. Dr. Rehm, Vertreter des Realschulmänner Ortsverbandes, der Elternvereinigung und der Schulkommission des

1) Ist am 11. Juni 1. J. geschehen, womit der im Mai Juniheft der Bl. f. d. G. enthaltenen diesbezüglichen Aufforderung des Hauptvereins entsprochen worden ist.

Ärztlichen Vereins beiwohnten, folgte mit grofsem Interesse dem Vortrage des G.-L. Dr. Joachimsen (W.-G.) über die freiere Gestaltung des Unterrichts in den oberen Klassen des Gymnasiums". Der Redner gab zuerst einen Überblick über die theoretischen Grundlagen der Bewegung und besprach sodann die praktischen Versuche, die sich in Preulsen daran geschlossen hätten (Doppelgabelung in Prima etc.). Er kam zu dem Ergebnis, dass diese Versuche sich für Bayern zur Nachahmung nicht eigneten, da sie den Charakter der Schule als einer Einheit zerstörten. Für das bayerische Gymnasium empfahl er einen systematischen Ausbau des Wahlunterrichtes, der bei Verlegung des wissenschaftlichen Pflichtunterrichtes auf die Vormittage und einer Maximalstundenzahl von 26 Wochenstunden für diesen sowie bei Befreiung der Schüler von unnötiger und mechanischer häuslicher Arbeit auch neuen Anforderungen an das Gymnasium genügen könne ohne die wünschenswerte bessere körperliche Ausbildung und Betätigung der Jugend zu gefährden. Allgemeiner Beifall lohnte dem Redner für die gediegenen und klaren Ausführungen. In der Diskussion zeigte sich, dafs die Anwesenden in der Hauptsache dem Referenten zustimmten, wenn auch in Einzelheiten sich abweichende Meinungen geltend machten. Der Abend ergab aber klar, dass die Vereinigung mit Dr. Joachimsen der freieren Gestaltung des Unterrichts nach preulsischem Vorbild nicht das Wort reden kann. Hoffentlich macht Herr Kollege Dr. Joachimsen, dem allgemeinen Wunsche folgend, seinen trefflichen Vortrag recht bald der Allgemeinheit im Drucke zugänglich; sonst verdient er mit in erster Linie den Vorwurf, den K. Neffs Buch „Das pädagogische Seminar" in der ,,Das süddeutsche Schweigen" überschriebenen Vorrede mit Recht der allzugrofsen Bescheidenheit macht, welche die Süddeutschen in der Schriftstellerei über Mittelschulpädagogik bekunden.

In der 7. (geschlossenen), leider nur schwach besuchten Versammlung vom 1. Juni wurden zunächst vom 1. Vorsitzenden eine Reihe das Vereinsleben betreffender Mitteilungen gemacht und der wichtigere Einlauf einer längeren Zeitspanne bekannt gegeben. Dann referierte Herr G.-L. Dr. Fr. Weber (M.-G.), der 2. Vorsitzende des grofsen Vereins, über den „Braunschweiger Oberlehrertag an Ostern 1908", an dem er als Delegierter des Bayer. Gymnasiallehrervereins teilgenommen.1) Mit gewohnter Beredsamkeit entrollte er in grofsen Zügen ein anschauliches Bild der so stattlichen Tagung, ihres äufseren Ansehens und ihres inneren bedeutsamen Wertes, ihrer ernsten, ausdauernden Arbeit und ihrer festesfreudigen Veranstaltungen. Wie würdig er selbst dabei Bayern vertreten und welch reiche Anerkennung er dort mit seiner prächtigen Festrede über „Anteil des höheren Lehrerstandes an dem Geistesleben der deutschen Nation") geerntet, davon hätte die Versammlung von dem bescheidenen Referenten natürlich nichts gehört, wenn sie es nicht schon aus der Presse gewufst hätte. So galt denn der Beifall und Dank, der seinen Schlufsworten folgte, nicht blofs dem Referenten des Abends sondern insbesondere auch dem geschickten Vertreter des bayerischen Gymnasiallehrerstandes.

Am 15. Juni beteiligte sich eine Anzahl Mitglieder auf Einladung an der öffentlichen Versammlung der Elternvereinigung München, in der zuerst Herr G.-A. Dr. Loewe (W.-G.) über,,Elternhaus und Sprechstunde") vortrug, dann Herr Univ.-Prof. Dr. Rehm das Thema behandelte:,,Was sollen die Eltern von der Schulordnung wissen?" Die Versammlung war sehr gut besucht. In der an den ersten Vortrag sich anschliefsenden Diskussion wurde, wohl angesichts des noch vorgesehenen zweiten umfangreichen Vortrags, dem Referenten überraschend schnell das Schlufswort erteilt, so dafs unserseits auf manche wichtige Punkte leider nicht mehr eingegangen werden konnte.

Am 11. Juli fand noch als Abschlufs des Semesters im Kartensaale des K. Hofbräuhauses eine gesellige Unterhaltung unter dem Präsidium des 2. Vorsitzenden Herrn G.-L. Dr. K. Reissinger statt, zu der sich aufser einer erklecklichen Anzahl Kollegen auch Herr Univ.-Prof. Geh. Hofrat Dr. Crusius sowie die Herren O.-St.-R. Dr. Fr. Ohlenschlager und O.-St.-R. Dr. N. Wecklein eingefunden hatten. Eine kurze

1) Vgl. Bl. f. d. G. 1908, S. 557 ff.

2) Erschienen im Verlage von Quelle & Meyer in Leipzig 1908.
3) Dieser Vortrag ist oben S. 577 ff. abgedruckt. (Die Red.)

Ansprache Dr. Reissingers und ein Cantus aus den neu angeschafften kleinen Kommersbüchern eröffneten den Abend. Eine ganze Reihe wirklich reizender Darbietungen

vor allem Herr G.-A. H. Futterknecht (W.-G.) mit prächtigen Liedervorträgen, dann die Herren G.-A. Dr. L. Hasenclever (M.-G.) und G.-A. Dr. F. Gottanka (M.-G.) mit einer famosen Travestie der Schülerszene aus ,,Faust" (verf. von Dr. Hasenclever), die Herren G.-Pr. Dr. Menrad (Th.-G.), G.-L. Dr. K. Kuchtner (W.-G.), G.-L. Dr. Stemplinger (M.-G.) mit humorvollen Kindern ihrer Muse hielten abwechselnd mit Kommersliedern die Klavierbegleitung hatte G-L. Dr. Dutoit (Lp.-G.) für den die äusserst animierte Runde bis über Mitternacht

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ganzen Abend übernommen

zusammen.

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Ob der durch den schönen Verlauf dieses Abends gezeitigte und mehrfach geäufserte Gedanke, man könnte vielleicht die der Vereinigung für ihre geselligen Zwecke (§ 2 Abs. c der Satzungen) in so reichem Mafse zur Verfügung stehenden Kräfte irgendwie organisieren, ob dieser Gedanke realisierbar ist, sei zunächst der Erwägung der Kollegen überlassen.

Bei der Festsitzung (16. Juli) des XVII. Bayerischen Realschulmännertages in München (15. bis 17. Juli 1908) wird die Vereinigung durch das Ausschufsmitglied Herrn G. Pr. Dr. Menrad (Th.-G.) vertreten sein. München, den 12. Juli 1908. Himmler, 1. Vorsitzender.

Aus der Ortsgruppe Rothenburg und Umgebung.

In der Sitzung vom 23. Mai 1908, die wiederum zu Steinach im Gasthof „zum goldenen Kreuz" abgehalten wurde, trug zunächst der Unterzeichnete unter dem Titel,,Zum lateinischen Unterricht" einige Bemerkungen vor, die sich besonders auf die vierte und fünfte Klasse bezogen. Ausgehend von der allgemeinen Forderung, dafs dem lateinischen Unterricht so wenig wie dem griechischen eine Stunde genommen werden dürfe, hielt er eine andere Verteilung der Grammatik- und Lektürestunden zugunsten der letzteren für zweckmäfsig. Sodann müsse die systematische Darstellung der Grammatik ersetzt werden durch eine fortgesetzt induktive Behandlung, die alles in den drei ersten Klassen Gelernte heranziehe, weiterbilde und zusammenfasse. Bei der Einübung müsse sich der Lehrer noch viel mehr vom Ubungsbuch frei machen und dafür in gemeinsamer Arbeit mit den Schülern seine Sätze bilden Das Prinzip der gemeinsamen Arbeit müsse aber erst recht bei der Lektüre durchgeführt werden. Die häusliche Präparation solle verschwinden, da sie für einige gewissenhafte Schüler eine Überbürdung, für die meisten ein Anlass zur Oberflächlichkeit oder gar zur Täuschung sei. Dafür solle in der Klasse die Arbeit der Präparation besorgt werden. Sogar auf die Repetition könne man verzichten wegen der oberflächlichen Art, in der sie gewöhnlich fünf Minuten vor der Stunde vorgenommen werde; alles das solle in der Stunde selbst geschehen. Wenn der Schüler so in der Schule zur richtigen Arbeit erzogen werde, dann könne man den Schülern der sechsten Klasse in der Prüfung noch nicht behandelte Stellen eines Klassikers vorlegen und das Hetzen und Drillen, das stumpfsinnige Wiederholen und Auswendiglernen auf die Prüfung werde endlich verschwinden. Solche Änderungen dürften bei den Schülern mehr Freude an den klassischen Studien erwecken und dem humanistischen Gymnasium den Kampf mit den konkurrierenden Anstalten erleichtern.

An diese Ausführungen schlofs sich eine sehr lebhafte Aussprache; wenn sich auch einige Stimmen für Beibehaltung der häuslichen Präparation, allerdings nur in ganz mässigem Umfang, erhoben, so war man doch mit den übrigen Punkten im wesentlichen einverstanden.

Den zweiten Punkt der Tagesordnung bildete der Allgemeine Unterstützungsverein. An der Hand des einschlägigen historischen und statistischen Materials referierte hierüber G.-L. Kreuzeder Windsheim. Er wies auf die Schwierigkeiten hin, welche durch die Einführung des neuen Beamtengesetzes entstehen, und auf die Mittel, welche zur Beseitigung dieser Schwierigkeiten bisher vorgeschlagen wurden. Nach kurzer Besprechung kam ein Beschlufs zustande, in welchem der Ausschuls des B. G.-L.-V.s ersucht wird mit aller Entschiedenheit für die Rechte der bisherigen Mitglieder einzutreten.

Da nach den Satzungen mit dem Schlusse dieses Schuljahres Windsheim von seiner Stellung zurücktritt, wurde als geschäftsführender Vorort für 1908/09 Rothenburg gewählt.

Am Sonntag den 14. Juni fand ein Familienausflug nach Rothenburg statt, wobei zugleich Gelegenheit geboten war an der dortigen Toplerfeier teilzunehmen. Von den festlichen Veranstaltungen verdient insbesondere das Requiem von Cherubini erwähnt zu werden, das uns in einer vortrefflichen Aufführung in der Jakobskirche dargeboten wurde. Den Rothenburger Herren und ihren Angehörigen sei auch an dieser Stelle für die freundliche Aufnahme und unermüdliche Führung der herzlichste Dank ausgesprochen. Schwenzer.

Windsheim.

Der Zugang zu den juristischen Berufen in Bayern.

Die 6 Zivilstaatsministerien in Bayern haben unter dem 17. August 1908 nachstehende Bekanntmachung gemeinschaftlich erlassen:

Der Zugang zu den juristischen Berufen in Bayern hat in den letzten Jahren in einem Mafse zugenommen, dafs das Angebot den Bedarf weit übersteigt. Wiederholte Warnungen blieben erfolglos. Die Zahl der Bewerber steigt fortwährend. Es haben sich

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Rechtspraktikanten der II. Prüfung für den höheren Justiz- und Verwaltungsdienst unterzogen. Im Jahre 1908 werden etwa 400 Rechtspraktikanten an der Prüfung teilnehmen.

Durch diesen massenhaften Andrang sind in den Geschäftskreisen aller Staatsministerien die Anstellungsverhältnisse sehr ungünstig geworden. Es ist ernstlich zu befürchten, dafs ein Teil derjenigen, die die II. Prüfung bestanden haben, die erhoffte Anstellung im Staatsdienste nicht mehr erreichen wird.

Auf das eindringlichste müssen daher die Absolventen der Gymnasien gewarnt werden sich dem Rechtsstudium zu widmen.

Auch wird schon jetzt bekanntgegeben, dafs eine Verschärfung der Prüfungsvorschriften bevorsteht. Die Verschärfung soll zugleich den gesteigerten Anforde rungen Rechnung tragen, denen die Inhaber der Stellen mit juristischer Vorbildung jetzt und künftig genügen müssen“.

München, den 17. August 1908.
gez. Dr. Freiherr von Podewils
Dr. von Wehner

von Pfaff

von Miltner von Frauendorfer

von Brettreich.

Programme der Kgl. Bayerischen Humanistischen Gymnasien, Progymnasien und Lateinschulen 1907/08.

(Format durchaus 8°; die Seitenzahl ist beigedruckt.)

1. Amberg: Ohne Programm. 2. Ansbach: Galen. Über die Kräfte der Nahrungsmittel, III. Buch, Kap. 1-20, herausgegeben von Dr. Georg Helmreich, K. Gymnasialrektor. 34 S. 3 Aschaffenburg: Die Inkunabeln der StiftsarchivBibliothek zu Aschaffenburg von Wendelin Renz, K. Gymnasiallehrer. 132 S. mit einem Lichtbild der Stiftskirche in Aschaffenburg mit dem ehemaligen Kapitelgebäude. 4. Augsburg: a) Gymnasium St. Anna: Die Errichtung des Kollegiums bei St Anna in Augsburg 1580-1582 von Studienrat Dr. Ludwig Bauer, K. Gymnasialprofessor und Direktor des Kollegiums. 68 S. mit einer Porträttafel; b) Gymnasium St. Stephan: Das Leidener Glossar Cod. Voss. lat. 4o. 69. 3. Teil B: Indices von Dr. P. Placidus Glogger, O. S. B., Gymnasiallehrer. S. 75-137. [c) Realgymnasium: Untersuchungen zu altenglischen Krankheitsnamen von Dr. Hans

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