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besserungen noch beträchtlich erhöht wurde, finden sich im Buch immerhin noch mancherlei Einzelheiten, auf die, mögen sie auch teilweise von untergeordnetem Belange sein, bei der Herstellung einer künftigen Auflage zu achten im Interesse der Leser sich empfehlen wird.

Die im Buche allenthalben zutage tretende Warmherzigkeit für die Interessen des Gesamtvaterlandes verdient volle Anerkennung. Dafs Preufsens Verdienste nach dieser Richtung in vorzugsweise hellem Glanze erscheinen, ist um so weniger zu beanstanden, als der Verfasser auch gegenüber unerfreulicheren Momenten in der Brandenburg-preufsischen Geschichte sein Auge keineswegs verschliefst. Zu verkennen ist jedoch nicht, dafs die Behandlung anderer deutscher Staatengebilde und so namentlich auch die Bayerns des öftern das wünschenswerte Ebenmafs vermissen läfst. So ist z. B. schon die Absetzung Tassilos durch Karl den Grofsen in recht einseitiger Auffassung gegenüber dem Herzog behandelt (S. 106). Dafs der von Karl dem Grofsen geplante DonauMain-Kanal vom König Ludwig I. hergestellt wurde, ist auf S. 107 nicht einmal angedeutet. Auf S. 381 wird Wilhelm IV. in seinen Beziehungen zum Kaiser Zweideutigkeit vorgeworfen; dafs aber des Herzogs Mifstrauen im Hinblicke auf allerlei Vorgänge in der Zeit der eigenen Regierung sowie in der des Vaters auf sehr triftigen Gründen beruhte, blieb unberücksichtigt. Auf S. 455 wird gesagt, der Kurfürst Maximilian I. habe 1631 unter französischem Einflusse stehend Tillys Einmarsch in Sachsen mifsbilligt; allein nirgends ist entsprechend hervorgehoben, dafs Maximilian 1. bis 1635 mit allen Mitteln auf die Fernhaltung des Eingreifens Frankreichs hinwirkte, und was er bis 1645 für die Verteidigung der Westmark des Reiches getan. Desgleichen findet sich auf S. 481 eine in Anbetracht der damals bestehenden Verhältnisse zu mifsbilligende Bemerkung über diesen Fürsten. Die Teilnahme Max Emanuels am Türkenkriege von 1683-88 ist auf S. 525 f. ungenügend gewürdigt. Die Neutralität Bayerns und Badens gelegentlich des unglücklichen Feldzuges Österreichs und Preufsens von 1792 wird auf S. 663 eine schmachvolle genannt! Auch rückhaltige Beurteiler Montgelas werden zugeben müssen, dafs er seinem Fürsten und seinem Lande doch mehr war als dessen Pombal (678) und Illuminat (706). Und wo war denn vor 1813 an deutschen Fürstenhöfen eine Vertretung deutscher Interessen zu finden? Doch wahrlich nicht bei Preussen.

Kontroversen geht der Verfasser nicht aus dem Wege; man möchte fast sagen, er bringt sie mit einer Art von Vorliebe zur Besprechung. Mag er auch mit seiner Anschauung bei manchen Lesern nicht gerade selten auf Widerspruch stofsen, so darf ihm doch nicht streitig gemacht werden, dafs er den Mut hat seiner Überzeugung auch in heikleren Dingen Ausdruck zu verleihen und dafs er seine Sache meist mit gutem Geschick vertritt. So werden im Buche oftmals der Sage Angehörendes, Anekdotenhaftes und aus der Vertretung von Parteiinteressen herrührende Verleumdungen auf ihren wahren Wert zurückgeführt, beziehungsweise zurückgewiesen.

Dafs in einem Buche, in dem so reiches Material verarbeitet ist,

da und dort irrtümliche Angaben nicht ganz fehlen, die zudem wiederholt leicht ersichtlicherweise in einem blofsen Versehen begründet sind, erheischt gern gewährte Entschuldigung. So ist z. B. auf S. 54 für den Untergang des Vandalenreiches das Jahr 524 angegeben statt 534. Statt Apostelg. 8, 2-24 war 8, 9-24 zu zitieren (87). Auf S. 72 ist bezüglich des Sieges Chlodwigs über die Alamanen das Jahr 496 richtig als fraglich bezeichnet; hierauf war auch auf S. 95 Rücksicht zu nehmen. Der älteste Sohn Ludwigs des Deutschen war Karlmann, wie in der Tabelle zu S. 129 richtig eingetragen ist, nicht Ludwig der Jüngere, wie S. 124 bietet. Berchtold, der Bruder des 937 verstorbenen Bayern-Herzogs Arnulf, war vor seiner Belehnung mit Bayern nicht Herzog von Schwaben, sondern von Kärnten (138). Dafs der auf der gleichen Seite Zeile 4 v. u. genannte Eberhard Herzog von Franken war, hätte gegenüber dem oben genannten bayerischen Herzog Eberhard deutlicher zum Ausdruck gebracht werden sollen. Das Aussterben der jüngeren Babenberger erfolgte 1246, nicht 1245 (152). Die Heiligsprechung des Kaisers Heinrich II. gehört dem Jahre 1146 an, nicht 1200 (163). Auf S. 206 sollte es heifsen,,bei der Reichsfeste Flochberg", nicht,,bei Flochberg". Der Papst Gregor IX. war bei der Wahl 77 Jahre alt, bei seinem Ableben 91 (229 u. 235). Auf S. 242 mufs es heifsen nach dem Westen, nicht nach dem Osten. Auf S. 264 f. wird gelehrt, infolge der bayerischen Teilung von 1255 sei die Hauptstadt von Oberbayern mit der Pfalz und dem Nordgau Heidelberg gewesen; zu Niederbayern hätten Ingolstadt, Landshut und München gehört. Vielmehr gehörten Ingolstadt und München zu Oberbayern. In München und in Heidelberg residierte Ludwig der Strenge abwechselnd, sein Bruder Heinrich in dem exempten Landshut. Die endgültige Lostrennung des durch Margareta Maultasch an Bayern gekommenen Tirol erfolgte nicht schon 1363, sondern 1369 (281). Dals die Universität Ingolstadt bis 1800 dauerte, gilt nur für den Ort; sie wurde von dort nach Landshut verlegt, 1826 nach München (284). Ferdinand, der Bruder des Kaisers Karl V., heifst auf S. 312 Friedrich I. Auf S. 316 war nicht Paul I. zu bieten, sondern Paul II. Weder bekriegte der bayerische Herzog Albrecht III. seinen Sohn Ernst noch ,,raubte" Friedrich der Siegreiche seinem Neffen die Kurwürde (319). Der Geburtsort des Johann Eck, von dem er seinen Namen hat, ist das heutige Egg zwischen Babenhausen und Memmingen in Schwaben, nicht im Algäu (353 f.). 1528 ist das Geburtsjahr des bayerischen Herzogs Albrecht V. Das Jahr seines Regierungsbeginnes ist 1550 (403). Gustav Adolfs Einzug in München erfolgte am 17., nicht am 19. Mai 1631 (458). Wilhelm III. trat die Regierung über England 1689 an, nicht 1688 (504). Wenigstens von dem katholischen Standpunkte des Buches aus beurteilt erscheinen die ihm zugebilligten Attribute ,,der grofse" (518),,,der weise Oranier" (531) auffällig. Irland gegenüber war er weder grofs noch weise. Auf S. 538 wird Österreich getadelt, dafs es nicht in richtigerem Verständnisse seines Nutzens beim Rastatter Frieden von 1714 Bayern gegen die Niederlande ausgetauscht habe. Abgesehen von den hiegegen bestehenden ernsten sachlichen

Bedenken müfste es doch wenigstens heifsen ein- statt ausgetauscht. Der amtliche Titel war nicht Parthenopeische, sondern Neapolitanische Republik (S. 675). Auf S. 679 u. 684 ist das Bistum Eichstätt unberücksichtigt geblieben. Was auf diesen Seiten über das Bistum Passau gesagt wird, bedarf als miteinander unvereinbar der Berichtigung. Deutschland in seiner tiefen, nicht tiefsten Erniederung war der Titel der bei Palm vorgefundenen Broschüre. Ihr Verfasser war nach der Aussage von Palms Tochter der gräflich Rechternsche Konsistorialrat Yelin von Wintershausen (bei Würzburg) (687). Bayreuth kam 1810 von Bayern, nicht 1807 (697). Auf S. 755 wird der württembergische Kronprinz Wilhelm, der sich 1814 bei La Rothière auszeichnete, unter dem Namen Ludwig vorgeführt. Die deutsche Burschenschaft wurde 1815 gegründet, nicht 1816 (773). Die Wiener Schlufsakte war vom 15., nicht vom 16. Mai 1820 datiert (775). Die Kriegshetze Thiers' gegen Deutschland gehört dem Jahre 1840 an, nicht 1841: sein Ministerium endete schon im Oktober des ersteren Jahres (785). Der spätere General von der Tann beteiligte sich am Schleswig-holsteinischen Krieg 1849 als Major, nicht als Oberstleutnant (808). Das Flüfschen Lisaine mündet in die Allaine und erst diese in den Doubs (869).

Ein grofser Vorzug des Buches ist seine löbliche Übersichtlichkeit, aber auch seine korrekte, ansprechende Diktion. Die behufs Charakteristik einzelner Persönlichkeiten mitunter eingestreuten Kraftausdrücke mögen je nach der Geschmacksrichtung Beifall finden; vom Standpunkte der Schule aus wäre lieber ihre Beseitigung zu wünschen; die Schüler neigen derlei Redewendungen ohnehin nur allzusehr zu. Dem Verfasser genügt der ,,Heerverderber" Gallas nicht, er erhält noch das Attribut,,der fast ewig betrunkene" (477). ,,Der unselige" Minister Haugwitz wird auch noch als ,,Windbeutet" vorgeführt (685 u. 687), der Kurerzkanzler Dalberg als Speichellecker (685), der General York als alter Eisenfresser (717), Blücher als Eisenkopf (758), Liebknecht, Bebel und Genossen haben Eisenschädel (887). Zusammengesetzt sind,,der Räuberhauptmann" Banér aus Habgier, Wollust und Trunksucht (475), Gesandte, mit denen der Grofse Kurfürst zu verhandeln hatte, von Habgier, Eifersucht und Eigennutz (547), der Jude Süfs-Oppenheimer aus Wollust und Grausamkeit (652). Natürlich mangelt es sonst nicht an ungewöhnlichen Sprachgebilden. Beispielsweise sei nur verwiesen auf den britischen Ziehbrunnen, aus dem Friedrich II. bis zum Abgange des älteren Pitt aus dem Ministerium schöpfte (618); auf den nötigen Gehörgang, den die Emigranten durch die Rietz bei Friedrich Wilhelm II. fanden (663); auf die Spielsachenschachtel, die der Reichsdeputations hauptschlufs 1803 Neugestaltung des Reiches schuf (679). Als Napoleon I für ein Bündnis Hannover anbot, bifs Preufsen nicht an (681); gelegentlich der Julirevolution ergriff der Brand sofort alle die leichten strohgedeckten Baracken, die das Wiener Baugeschäft errichtet hatte (778); 1864 lag der russische Bär still mit den Vorderpfoten auf dem Londoner Protokoll (814). Zur Charakterisierung der Greuel des 30 jährigen Krieges ist so viel gesagt, dafs die häfsliche Notiz:,,Kinder lagen tot

an den Brüsten ihrer Mütter, aus denen sie ein Stück herausgebissen hatten", wohl entbehrlich wäre (490).

Sachdienlich sind die zwölf in den Text eingefügten genealogischen Tabellen hergestellt. Auffällt, dafs eine solche für die Hohenzollern fehlt; auch das Haus Wittelsbach wäre zu bedenken gewesen.

Auf S. 208 ist der ungefähre Wert von 4000 Mark Silber nach unserer Währung angegeben; auf S. 731 wird eine Reduktion grofser Beträge in Pfund Sterling auf die deutsche Mark geboten. Indes bestand das hier vom Verfasser anerkannte Bedürfnis des Lesers nicht minder in recht zahlreichen anderen Fällen, in denen jede Belehrung vermifst wird. Die wiederholt angegebenen Geldbeträge bald in Pfund Gold oder Pfund Silber oder auch Pfund ohne jeden Beisatz, bald in Goldgulden oder in Goldtalern bald in Tonnen Gold oder in Millionen Goldes oder auch blofs in Millionen bald in Dukaten und in Schilling sind für eine grofse Anzahl der Leser völlig wertlos, eher geeignet bei Denkenden Unwillen zu erregen.

Mit Andeutungen für die Aussprache von Namen, die einer solchen bedürften, ist zu sparsam verfahren; so gut wie für Verden. (104) und Dyle (126) wäre eine solche z. B. auch für Yssel und Zuidersee (15). Lacy (639) und für manche andere nicht weniger erwünscht.

Lob verdienen die häufigen näheren Bestimmungen von weniger bekannten Örtlichkeiten. Statt Landstuhl bei Speyer sollte es heifsen bei Kaiserslautern (358). Bei,,Meran (Tirol)" handelt es sich wohl um ein Mifsverständnis. Die Herzöge von Meran, die hier in Betracht kommen, gehören Dalmatien und Kroatien an und hatten auch in Bayern Besitzungen, die bei ihrem Aussterben im Jahre 1248 an den Herzog Otto den Erlauchten kamen (221).

Bezüglich der Schreibweise sei nur bemerkt, dafs auf S. 90 Tertri geboten wird, auf S. 94 Testry; auf S. 479 Allersheim statt Alerheim; auf S. 552 Kalkstein statt Kalckstein, auf S. 590 Fontenay statt Fontenoy; ersteres ist auf S. 121 an seinem richtigen Platze.

Von Druckfehlern ist das Buch erfreulich sauber gehalten; die äufserst selten vorkommenden sind belanglos. So korrigiert sich z. B. auf S. 504 die Zahl 1667 statt 1660 aus dem Zusammenhange von selbst.

Das Buch ist von der Verlagshandlung in Papier und Druck lobenswert günstig ausgestattet und in der neuen Auflage mit einem willkommenen Personen- und Sachregister sowie mit neun hübschen Porträts hervorragender Männer der deutschen Geschichte bereichert, dem deutschen Volke gewidmet und so auf weite Kreise berechnet. Den Lehrern an Mittelschulen wird es bei der Vorbereitung für den Unterricht gute Dienste tun. Besonders gerne möchten wir es von den Schülern der drei oberen Gymnasialklassen benützt wissen, zunächst allerdings den katholischen. Indes bemerkt Stich wohlbegründet : ,,Meines Erachtens schadet es durchaus nichts, wenn reifere protestantische Schüler einmal ein Buch aus dem anderen Lager in die

Hand bekommen", ein Grundsatz, dem hüben wie drüben die gebührende Billigung nicht versagt werden sollte, wenn anders wie in unserm Buche Gehässigkeiten fern gehalten sind.

München.

Markhauser.

Zwei bayerische Gymnasialprogramme über den Kunstunterricht.

1907.

Aus zahllosen Druckschriften und Vorträgen erklingt seit Jahren die Forderung, dafs die Schule unsere Jugend zum verständnisvollen Genufs der Werke bildender Kunst erziehen solle; sie erklingt immer noch, weil sie noch lange nicht überall befolgt wird, und überdies sorgt die Schwierigkeit der Methodenfrage dafür, dafs die vielstimmige öffentliche Erörterung des Gegenstandes nicht so bald verstummen wird. Ich erinnere daran, dafs sich im ersten Heft des Jahrg. 1906 dieser Blätter zwei bayerische Schulmänner (Rehm und Diptmar) über den gymnasialen Kunstunterricht eingehend geäussert haben, dass auch in einigen Ortsgruppen unseres Vereins schon über das Thema gesprochen worden ist. Am Schlusse des letzten Schuljahrs aber sind in Bayern zwei Gymnasialprogramme erschienen, die sich auf diesem Gebiete bewegen: 1. Dr. A. Ipfelkofer, Bildende Kunst an Bayerns Gymnasien. Erwägungen, Erfahrungen und Vorschläge (München, Luitpoldgymn.). 2. H. Diptmar, Gymnasialarchäologie oder allgemeine Kunstgeschichte? Ein Beitrag zur Frage der Kunsterziehung am humanistischen Gymnasium (Zweibrücken). Über diese beiden Abhandlungen, die ja auch in der Abgeordnetenkammer Beachtung gefunden haben, möchte ich hier Bericht erstatten,

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Ipfelkofer entwickelt seine Untersuchung aus der allgemeinen Feststellung, dafs der Zeitgeist auf das human. Gymnasium, wenn es sich auch nicht unbedingt an ihn verlieren wolle, doch einen unbestreitbaren und natürlichen Einfluss ausübe. Wie sich das Gymnasium einer Mehrung der im engern Sinne realistischen Lehrstoffe nicht habe widersetzen können, so suche es auch das klassische Altertum mehr und mehr auch sachlich zu veranschaulichen. Der Geschichtsunterricht komme den Forderungen der Gegenwart durch eingehendere Behandlung der kultur- und wirtschaftsgeschichtlichen Tatsachen und vielfach auch schon durch Hinweise auf die Kunstentwicklung entgegen. Endlich entspreche es einem Zuge unserer Zeit, wenn wir die Gemüts- und Willensbildung höher bewerten, die gerade durch ästhetische Anregungen erheblich beeinflusst werden könne. In der Hauptsache freilich werde die ästhetische Erziehung des Gymnasiasten wohl immer durch literarische Kunstwerke vermittelt werden; aber die kräftige Mithilfe der bildenden Kunst sei notwendig, nicht nur weil unsere Zeit ein starkes Bedürfnis nach Kunst habe, sondern auch aus der Zweckbestimmung des hum. Gymnasiums heraus; denn wenn es seinen Zöglingen eine harmonische Ausbildung geben wolle, dürfe es die Verfeinerung ihrer Sinne und die Läuterung ihres Geschmacks mit ihrer wertvollen ethischen Wirkung nicht vernachlässigen; und wenn es

Blätter f. d. Gymnasialschulw. XLIV. Jahrg.

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