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Sein Gesuch um Einstellung der Mittel für regelmässigen periodischen Unterricht über die Schädlichkeit des Alkoholgenusses begründet der Verein unter anderem durch den Hinweis auf England, wo sich diese Einrichtung vortrefflich bewährt. Dort wurden an den Volksschulen in den Jahren 1888-1899 von meist akademisch gebildeten Wanderlehrern 346 000 Vorträge abgehalten. Dieses Verfahren wird nun auch in Bayern vorgeschlagen für Seminarien und Mittelschulen, wogegen in den Volksschulen der von einem Sachverständigen unterrichtete Lehrer den Unterricht erteilen müsse. Der Verein schlägt vor, wegen der Wahl geeigneter Lehrer für den Alkoholunterricht möge sich die Kgl. Staatsregierung mit dem wissenschaftlichen Vorkämpfer der Antialkoholbewegung, Universitätsprofessor Hofrat Dr. Kräpelin, ins Einvernehmen setzen.

Zu dieser Petition möchten wir zunächst bemerken, dafs man auch in den Kreisen der bayerischen Gymnasiallehrer die Schäden und Folgen des mifsbräuchlichen Alkoholgenusses sehr wohl erkennt und dagegen sich wendet. Es braucht in dieser Hinsicht nur auf den seinerzeit Aufsehen erregenden Artikel „Über die sogenannten Gymnasial verbindungen" des Nervenarztes C. C. Müller im 31. Jahrgang (1895) S. 657 unserer Blätter hingewiesen zu werden, wo die schlimmen Wirkungen des Alkoholgenusses auf die studierende Jugend noch kräftiger und ausführlicher geschildert werden, als es naturgemäfs in der vorstehenden Petition möglich war. Auf diesen Aufsatz nimmt der im Jahre 1897 ergangene Erlafs des Kgl. Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten, der gegen die Schülerverbindungen gerichtet ist (abgedruckt Bl. Jahrg. 1897 S. 176 ff.), ausdrücklich Bezug, indem er bemerkt, dafs die Ausführungen in diesem Aufsatze auch von autoritativer Seite durchaus gebilligt werden.

Die oben erwähnte Petition kam in der 52. Sitzung des Finanzausschusses der Abgeordnetenkammer zur Sprache. Über die Bedeutung der Sache waren alle Mitglieder einig, nur über die Art und Weise der Belehrung gingen die Ansichten auseinander. Die Petition wurde schliefslich nach dem Vorschlage des Referenten der Kgl. Staatsregierung zur Würdigung hinübergegeben. (Die Red.).

Nekrolog

auf

Studienrat August Nusch,

Kgl. Gymnasialprofessor (1837-1907).

Am 24. Mai 1907 schlofs sich zu Speyer das Grab über einem Manne, der nahezu ein halbes Jahrhundert mit vorbildlichem Ernst und Erfolg im Dienste des humanistischen Gymnasiums gewirkt, der sich's zur Aufgabe seines Lebens gesetzt hatte Wohltäter der Jugend zu werden, ausgezeichnet durch reiche Wissenschätze, einen scharfblickenden Geist und ein fühlendes Herz.

August Nusch war geboren zu Speyer am 28. Juli 1837, ein Nachkomme jenes bekannten Rothenburger Bürgermeisters, dessen Andenken unvergänglich fortlebt. Als Fünfjähriger sah er zum ersten Male die Stadt seiner Väter, für deren Geschichte und Geschicke er zeitlebens das gröfste Interesse bekundete. Schon in der Elementarschule zu Speyer lohnte man seinen Eifer mit Preisen und für die Fürsorge der Eltern wie für seine Begabung spricht es, dafs er bereits als Neunjähriger französischen Privatunterricht nehmen konnte. Wichtige zeitgeschichtliche Ereignisse prägten sich dem jugendlichen Gedächtnis aufs tiefste ein: er sah 1847 das erste Dampfrofs in Speyer einfahren, er hörte 1849 den Kanonendonner von Ludwigshafen und Waghäusel, er sah seine Professoren abgesetzt und sich drei Wochen zu unfreiwilliger Mufse verbannt, bis nach dem Abzug der Freischaren und dem Einrücken der Bayern in Speyer am 23. Juni 1849 der geregelte Unterricht wieder beginnen konnte. Geleitet von Männern wie von Jäger, Fischer und Fahr, Borscht und Osthelder durchlief er alle Klassen des Gymnasiums seiner Vaterstadt und absolvierte es am 8. August 1855. Sein erstes Hochschulsemester

Blätter f. d. Gymnasialschulw. XLIV. Jahrg.

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verbrachte er am Lyzeum in Speyer um sich dann weiter in Erlangen und München für den erwählten Beruf vorzubereiten.

Was Nusch in Erlangen unter Nägelsbach und Döderlein gehört, das haftete zeitlebens tief in seiner empfänglichen Seele und gab seiner ganzen Lebensarbeit Inhalt und Richtschnur. Nach Nägelsbachs Tod (1859) ging er, um sich für das bevorstehende Examen vorzubereiten, nach München, wo er Thierschs Einflufs eben noch verspüren konnte. Wohl die Aussicht am Gymnasium seiner Vaterstadt Verwendung zu finden veranlafste ihn die Abschlussprüfung zu verschieben. Aber während des Schuljahres 1859/60, das er in Speyer verbrachte, zwang ihn eine Krankheit mit dem Examen noch ein weiteres Jahr zu warten; indes konnte er im Sommersemester 1861 am Gymnasium seiner Vaterstadt Aushilfe leisten. Nach wohlbestandenem Examen wurde er am 28. November 1861 am Gymnasium Speyer Assistent und zwei Jahre später zum Studienlehrer in Bad Dürkheim ernannt; von hier 1869 nach Speyer zurückversetzt, wirkte er an der Stätte seiner Jugendbildung ununterbrochen bis zu seinem Tode, beseelt vom Geiste jener grofsen Erlanger Philologen, nach deren leuchtendem Vorbild er seine Arbeit mass.

Nägelsbach sagte einmal:,,Wir Lehrer werden immer darnach streben müssen in den Jünglingen selbst eine Partei für unsere gute Sache und zwar dadurch zu gewinnen, dafs wir ihnen die Beschäftigung mit dem Altertum zur Freude machen, d. h. als diejenige Tätigkeit zu bieten wissen, durch welche sie die natürliche Entwicklung ihres Geistes am befriedigendsten und merkbarsten gefördert finden". Eine Ergänzung hiezu bilden die Worte Döderleins:,,Der Lernende fühlt für eine Belehrung nur dann aufrichtige Dankbarkeit, wenn er durch die Belehrung sich zugleich angeregt und in geistige Selbsttätigkeit versetzt sieht". Wenn wir oben sagten, dafs Nusch nach dem Vorbild dieser Männer zu wirken bestrebt war, so ist in den angeführten goldenen Worten auch sein Programm gezeichnet. Gestützt auf ein gründliches vielseitiges Wissen, das er mit rastlosem Eifer zu erweitern bemüht war, wusste er die Früchte seines wissenschaftlichen Strebens in genussreicher und die Schüler zu eigener Arbeit anregender Weise zu vermitteln. Waren ihm auch von Natur die Gaben versagt, durch die man leichthin auf seine Umgebung zu wirken vermag, imponierende Gestalt, tönende Stimme, fortreifsende Beredsamkeit und nicht zuletzt ein gewinnendes Aufsere, so war er doch eines nachhaltigen Einflusses auf alle seine Schüler durch andere Mittel sicher. Auch dem Gleichgültigen konnte es schliefslich nicht entgehen, wie in ihm die schaffende Geisteskraft seinen schwachen Körper aufrecht hielt, und ein Gefühl der Bewunderung liefs selbst die Bosheit seinen körperlichen Schwächen gegenüber verstummen. Aber mehr als die ganz erstaunliche Lebensenergie wirkte wohl auf alle seine vorbildliche Genauigkeit, sein tiefer Ernst, seine Treue im kleinsten, sein für alle gleich warmes Herz.

Auch für ihn ging wie für jenen alten Rektor von Schulpforta amo nach der ersten, doceo aber nach der zweiten Konjugation, weil der Lehrer seine Schüler lieben und dann erst lehren soll. Es ist mir unvergelslich, wie am Ende des Jahres, das ich unter seiner Leitung verbringen durfte, ein Mitschüler, der nicht ans Ziel gelangt war, im Namen aller dem Lehrer herzlich dankte. Und wie in den Jahren, da er auf des Lebens Höhe stand, so hat er gar früh schon seine Schüler gefördert und dauernd beeinfluíst. Wertvoll ist uns da das Zeugnis, das ich der Liebenswürdigkeit meines berühmten Landsmannes Prof. Wilhelm Meyer in Göttingen danke. Meyer war in der damaligen dritten Gymnasialklasse sein Schüler, in der der eben Geprüfte Euripides' Medea zu lesen hatte.

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Nicht zufrieden mit dem Erfolg seiner Schultätigkeit, „lud er", so schreibt Meyer,,,von uns Schülern etwa sechs ein mit ihm in seiner Stube einen Schriftsteller zu lesen ein in Speyer unerhörter Vorgang. Er bemühte sich dann den Inhalt des gelesenen Buches uns so lebendig und allseitig deutlich zu machen wie nur möglich. Z. B. las er mit uns Sallusts Catilina und die entsprechenden Reden Ciceros und beeiferte sich nun durch Vereinigung alles möglichen Beiwerks die Vorgänge lebendig zu machen. Da offenbarte sich der echte Gelehrte, der alles daran setzt wahre und vollständige Anschauung zu gewinnen . . . . Da musste man sich daran gewöhnen vor allem die Gedanken und deren Entwicklung zu suchen. So hat gewils jeder von uns eine für das Leben wichtige Einwirkung von dem so stillen und bescheidenen jungen Mann mitgenommen. Auch in seinem Studieren und Lehren nicht klassischer Stoffe war er stets Humanist, d. h. er achtete stets hauptsächlich auf den geistigen

Gehalt und, wo das mitspielte, auf den vaterländischen Wert. Er war da ein begeisterter Deutscher und ein echter Pfälzer".

Neben den grofsen Klassikern der Griechen und Römer, seinem Homer und Horaz, lehrte er mit besonderer Liebe Deutsch und Geschichte. Wie er selbst es meisterhaft verstand auch den sprödesten Stoff mit logischer Schärfe bis ins einzelnste ansprechend zu gliedern, so wusste er auch seinen Schülern das Verständnis für den deutschen Aufsatz zu erschliefsen und sie praktisch zu dessen Fertigung mit grofsem Geschick anzuleiten, all dies schon zu einer Zeit, wo es mit dem planmässigen Unterricht in der Muttersprache nicht überall sonderlich gut bestellt war. Wie seine Muttersprache so liebte Nusch seine Heimat, die engere und die weitere, und verfolgte mit emsigem Interesse ihre Geschicke in Vergangenheit und Gegenwart. Sein schon gerühmtes Dispositions- und Organisationstalent kam ihm auch hier zugute, wo es galt die weiten Gebiete der Geschichte samt ihren Hilfswissenschaften ordnend zu durchwandern. Es ist geradezu bewundernswert und ein Denkmal eisernen Fleifses, was unter seinem Nachlafs an Kollektaneen, Exzerpten, Tabellen, Stammbäumen, Skizzen, Plänen und Entwürfen besonders historischen Inhalts sich vorfand. Hier wie auch anderwärts führte ihn Liebhaberei noch weit über die durch den Unterrichtszweck gezogenen Grenzen hinaus in spezielle Gebiete und zu angeregter Sammeltätigkeit, deren Ergebnisse dann wieder dem Unterricht förderlich waren. Er besals eine stattliche Münzs ammlung, er sammelte Wappen, Bilder und Pläne, die er zur Belebung seines Unterrichtes verwendete, noch ehe ein Schaukasten in seiner Klasse hing. Mit Genealogie beschäftigte er sich auch aus Interesse für seine Familiengeschichte, der ein gröfserer Aufsatz in der ‚Vierteljahrsschrift für Heraldik und Genealogie X' (1882) 419 ff. gewidmet ist. Grofse Freude bereitete es ihm in den Besitz des Stammbuches seines Ahnherrn, des Bürgermeisters Georg Nusch von Rothenburg, zu kommen; ein Jahr vor seinem Tode konnte er ihm in der Allgemeinen Deutschen Biographie 52 (1906) 665 f. noch ein Denkmal setzen. Trotz mannigfacher Liebhabereien, unter denen ich auch das Schachspiel nicht unerwähnt lassen möchte, fand N. noch Zeit zu fachwissenschaftlicher literarischer Betätigung. Er war zwar kein Freund der Druckerschwärze; um so reiflicher vorbereitet, durchdacht und abgeklärt erscheint daher, was er der Öffentlichkeit übergab. Zahlreich sind die meist in diesen Blättern erschienenen Rezensionen. Zu gröfseren Arbeiten wählte er sich gern Stoffe, die ihm ermöglichten sich gleichzeitig auf mehreren Gebieten zu ergehen, die ihm Beziehungen zwischen der Moderne und Antike, der Geschichte und Poesie eröffneten. An die modernen Übersetzungstheorien eines Wilamowitz gemahnt uns, was N. in seinem ersten Programm Zur Vergleichung des Nibelungenliedes mit der Ilias' (Speyer 1863) niedergelegt hat. Gleich dem Übersetzungskünstler unserer Tage war da der junge Gelehrte bemüht des Dichters Gedanken, Empfindungen, Stimmungen frei aus sich zu geben, weil er sie ganz in sich aufgenommen hatte. Nach dem Vorbild Simrocks und Geibels versuchte er immer wieder packende Partien aus Homer in das epische Versmafs des Deutschen, die Nibelungenstrophe, umzugiefsen. Vielleicht können wir später einmal Proben seiner Übersetzung tätigkeit an dieser oder anderer Stelle veröffentlichen.

Spannen sich hier in dem ersten Programm die Fäden von der Antike zur Moderne hinüber, so führte sein anderes,Kaiser Konrad II. in der deutschen Sage und Poesie' (Speyer 1875) von der Geschichte zur Literatur. Das Mittelalter, an dessen ganzer Gestaltung poetische Kräfte mitwirkten, reizte ihn mächtig und Gestalten wie die des Gründers unseres Speyerer Kaiserdomes mufsten den Sohn der alten Kaiserstadt doppelt anziehen. Was Sage, was Poesie zur Gestaltung von Konrads Lebensbild beigetragen, wufste er scharfsinnig von der geschichtlichen Überlieferung zu scheiden; von besonderer Bedeutung war dabei der von ihm erbrachte Nachweis, dafs Konrad II. nicht am 12. Juli 1030 den Grundstein zum Speyerer Dom gelegt haben konnte, da er den Urkunden nach noch kurz zuvor im fernen Ungarn weilte.

Neben der Geschichte spielte die Poesie in N.s Leben eine wichtige Rolle; er folgte da jenem schönen Worte des von ihm hochgeschätzten Dichters Rückert:

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Und nicht nur, wo es galt Antikes in moderner Form aufleben zu lassen, war er Meister, er verstand es auch trefflich eigenen Gedanken und Empfindungen in deutscher Sprache Ausdruck zu geben. Gar manches traurige wie freudige Ereignis im Leben des Lehrkörpers liefs ihn zum Dichter werden. In Nusch verkörperte sich die vieljährige Tradition des Speyerer Gymnasiums, dem er unter allen Rektoren seit Bestehen des bayerischen Gymnasiums (1817) angehörte. Was war da natürlicher als dafs er bei bedeutungsvollen Anlässen zum Dolmetsch seiner Kollegen wurde? Und mochte er in ernsten Rythmen den Tod des Rektors beklagen oder zur patriotischen Jubelfeier seine Harfe erklingen lassen, stets fand er treffende Worte und Weisen. Eine glückliche Fügung wollte es, dafs ihm ein feinsinniger Poet, H. Stadelmann, zum Kollegen und bald zum Freunde ward. Welch schönes geistiges Band die beiden umschlang, das hat N. selbst in diesen Blättern (1896, S. 385 ff.) durchklingen lassen, wo er seinem Freunde ein zweites Denkmal gesetzt hat. Auch des Herausgebeis des Briefwechsels zwischen Ch. v. Bomhard und H. Stadelmann, des Gymnasialprofessors a. D. H. Rubner in Regensburg, sei unter den gleichgestimmten Speyerer Freunden hier gedacht, an denen N. mit rührender Treue bis zu seinem Tode hing.

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Wenn N. in seiner eigenen, vornehm zurückhaltenden Art auch nur wenigen besonders nahe trat, so hatte er doch für alle seine Standesgenossen und die sie betreffenden Fragen stets das regste Interesse. Wie er schon als Student in Erlangen seine Studienfreunde zu einem „,historischen Kränzchen“, einem in Erlangen damals noch unbekannten historischen Seminar, vereinte, dessen Seele er war, so wulste er auch im Bunde mit Gleichgesinnten seine Pfälzer Kollegen zu einem pfälzischen Gymnasiallehrerverein zusammenzuschliessen (1863), noch bevor es unseren bayerischen gab. Die Protokolle jenes ,,Vereins pfälzischer Gymnasial- und StudienLehrer" zeigen uns, welch reges geistiges Leben in den Reihen dieser Männer herrschte, und wenn man gleich in der ersten Versammlung energisch der Aufnahme der Naturwissenschaften und der neueren Sprachen in den Lehrplan der Gymnasien entgegentrat und gar einen bekannten Professor vom Realgymnasium Speyer aus dem Verein ausschlofs, weil nur Lehrer an einer humanistischen Anstalt Mitglieder des Vereins sein könnten“, so gibt uns das eine Vorstellung von der heute beinahe komisch wirkenden Begeisterung für die Humaniora. In einem Vortrag (1873) ‚Über die Theorie des Epos am Gymnasium' betonte N., dafs neben den Werken des klassischen Altertums in unseren Gymnasien auch die hervorragendsten deutschen Dichter besonders gepflegt werden sollten. Es kam ihm hierbei, was er schon früher in seinem ersten Programm ausgesprochen hatte, darauf an, dass,,durch die Beschäftigung mit dem klassischen Altertum der Sinn für die Erzeugnisse unserer Literatur um so stärker erwache". N. versäumte selten eine jener lehrreichen Versammlungen des Pfälzischen Gymnasiallehrervereins, wie er auch im Kreise seiner Kollegen zu Speyer bei den ,,zum Zwecke wissenschaftlicher Unterhaltung wöchentlich veranstalteten Zusammenkünften" mehrmals in Vorträgen mitteilen konnte,,,was Gegenstand seines Studiums war". Auch weiterem Publikum, so in dem Wissenschaftlichen Verein in Bad Dürkheim und im Kolonialverein zu Speyer, bot N. gerne die reifen Früchte gründlicher Studien in formvollendetem Vortrag. Jenes wissenschaftliche Streben, das N. immer eigen war, machte ihn namentlich in seinen jüngeren Jahren zum eifrigen Besucher der Philologenversammlungen, so zu Augsburg 1862, Heidelberg 1865, Würzburg 1868 und der Zusammenkünfte des wohl mit unter seinem Einflußs stehenden Verbandes mittelrheinischer Gymnasiallehrer, dessen 16. Versammlung 1876 in Speyer stattfand.

Bei der Vielseitigkeit seines Wissens, die ihn so recht zum Hüter der reichen Speyerer Gymnasialbibliothek geeignet erscheinen ließ, beschränkte sich N. indes nicht auf die philologisch-historischen Fächer; so war er stets auch ein grofser Freund der neueren Sprachen und besonders in seinen jungen Jahren ein eifriger Botaniker. Noch vor drei Jahren hat er am Schlufs einer Biographie des Pfälzer Botanikers Karl König (Pfälz. Museum XXII [1905] 182) den beachtenswerten Wunsch ausgesprochen,,,es möge die Beschäftigung mit der Botanik, dieser scientia amabilis, wie sie Schultz Bipontinus nannte, mit ihren Wanderungen in freier Gottesnatur, mit denen sich noch vieles andere Lehrreiche verbinden lässt, bei unserer jetzigen Gymnasialjugend, die in den unteren Klassen dazu angeleitet wird und

mit viel besseren zum Teil reich illustrierten Hilfsmitteln arbeiten kann, von dem heutzutage bevorzugten Sport wenigstens nicht ganz verdrängt werden".

Nuschs grofse Verdienste wurden von Allerhöchster Stelle anerkannt, indem ihm bald nach der Feier seines 25jährigen Professorenjubiläums (1901) der Verdienstorden vom hl. Michael IV. Klasse und 1904 als einem der ersten der nengeschaffene Titel und Rang eines Kgl. Studienrates verliehen wurde. Ein bleibendes Denkmal hat sich N. in den Herzen seiner Schüler gesetzt, die, um mit Wilhelm Meyer zu reden,,,mit Recht Schüler eines humanistischen Gymnasiums genannt werden konnten". Nusch war des Gymnasiums würdig, an dem Männer wie Anselm Feuerbach und Schwerd wirkten, dem wahrhaft bedeutende Geister ihre Jugendbildung verdanken, dessen Lehrer und Lenker aller hämisch herabwürdigenden Kritik zum Trotz stets wissenschaftliches Leben und Streben in Ehren gehalten haben. So rufe ich ihm denn nach gewils im Sinne aller, die ihn kannten was er vor 35 Jahren zum Tode seines Rektors Joseph Fischer gesungen:

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Doch wenn sich Licht stets zündet am Lichte fort,
Wenn immer neu aufgrünet gestreute Saat,
Wenn das, was geistvoll ward gesprochen,
Nimmer veraltet und nie vergehet,

So lebt auch dein Werk uns in der Zukunft fort,
Und Früchte bringet das, was du gepflanzet hast,
Es bleibt der Dank dafür dir ewig,

Ewig im Herzen ein treu Gedächtnis.

Ludwigshafen a. Rh.

Dr. Albert Becker.

Archäologisches.

Ausgrabungen in Memphis.

Professor Flinders Petrie beginnt jetzt Ausgrabungen in Memphis, dessen Ptah-Tempel sich mit denen von Karnak vergleichen lassen. Planmässige Ausgrabungen haben hier auf einem mehr als 400 Morgen bedeckenden Gelände noch nicht stattgefunden. Dort blühte einst die berühmte Bildhauerschule von Memphis, und so grofs die Schwierigkeiten bei dem zum gröfsten Teil angebauten oder überbauten Gelände sind, ebenso grofs sind die Erwartungen auf hervorragende Funde. (Fr. Z.).

Ein antiker Tempelschlüssel.

Professor Diels, welcher bekanntlich in seinem Buche über Parmenides im Anhang über den Verschlufs im Altertum gehandelt hat, berichtet in der Berliner Akademie der Wissenschaften (Gesamtsitzung vom 12. Dezember) über einen interessanten Fund, einen antiken Tempelschlüssel (dem gedruckten Bericht sind photographische Abbildungen beigegeben). Das von Homer öfters erwähnte Verschlusssystem, nach dem die Öffnung der Doppeltüre durch einen grofsen hakenförmigen Schlüssel, ihre Schliefsung durch einen Lederriemen erfolgte, hat sich im Tempeldienste lange Zeit erhalten und der Tempelschlüssel ist das ständige Attribut der Priesterinnen auf Darstellungen bis in die römische Kaiserzeit hinein. Bisher hatte sich jedoch bei Ausgrabungen von Heiligtümern niemals ein solcher Schlüssel gefunden. Nun aber wurde bei einem der berühmtesten Tempel Griechenlands, dem Heiligtum der Artemis Hemera in Lusoi in Arkadien, ein Bronzeschlüssel von 40,5 cm Länge aufgefunden, dessen Zugehörigkeit zu diesem Tempel durch eine schöne, linksläufige Inschrift auf dem Unterteil, etwa aus dem 5. Jahrhundert stammend, festgestellt ist. Der Schlüssel zeigt eine leise geschwungene Form, wie sie auf Vasen häufiger abgebildet ist. Er befindet sich jetzt im Bostoner Museum.

Die Tempel Nubiens.

(A. Z.).

Durch die beabsichtigte Erhöhung des Nildammes bei Assuan in Ägypten gehen mit dem berühmten Tempel von Philae noch andere 15 Tempel infolge Überflutung für die Wissenschaft verloren. Die Gelehrten

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