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Präparaten, Weisungen für Ankauf und Erhaltung des Instrumentes nebst Angabe der besten Bezugsquellen sowie eine klare Anleitung zur Mikrophotographie. Den Schlufs bildet eine kleine Literaturangabe und Tabellen der Vergröfserungen. Wer sich in diese Technik einarbeiten will, wird es mit Nutzen gebrauchen.

Aus Natur und Geisteswelt. Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständlicher Darstellungen. Druck und Verlag von B. G. Teubner in Leipzig 1907. Jedes Bändchen geheft. 1 M., geschmackvoll geb. 1.25 M.

130. Bdch., Die Erscheinungen des Lebens, Grundprobleme der modernen Biologie. Von Dr. H. Miehe, Privatdozent in Leipzig. Mit 40 Figuren im Text. Der Verfasser behandelt alle einschlägigen Fragen mit grofser Sachkenntnis und Kritik und weist insbesondere auf das Problematische vieler Aufstellungen hin, die gewöhnlich wie Dogmen hingestellt werden.

139. Bdchn. Lebensbedingungen und Verbreitung der Tiere. Von Dr. O. Ma a s a. o. Professor a. d. Universität München. Mit Karten u. Abbildungen. Das stattliche Bändchen schildert die Verbreitung der Tiere als abhängig von ihren Lebensbedingungen und der Erdgeschichte in anregender und stets zum Vergleich mit den Verhältnissen der Heimat auffordernder Weise. Es beschränkt sich jedoch auf die Landtiere, da die Tierwelt des Meeres in der gleichen Serie dargestellt ist (0. Janson, Meeresforschung und Meeresleben).

142. Bdchn., Tierkunde. Eine Einführung in die Zoologie von Dr. Curt Hennings, Privatdozent in Karlsruhe. Mit 34 Abbild. im Text.

Der Verfasser stellte sich die Aufgabe einerseits die Einheitlichkeit des gesamten Tierreichs zum Ausdruck zu bringen und andrerseits die Tätigkeit des Tierleibes aus seinem Bau verständlich zu machen. Da auch strittige Theorien und Hypothesen ferngehalten und vorzüglich die Tiere der Heimat berücksichtigt werden, lässt sich für Unterrichtszwecke viel daraus gewinnen.

148 Bdchn., Zwiegestalt der Geschlechter in der Tierwelt (Dimorphismus) von Dr. F. Knauer. Mit 37 Abbildungen im Text.

Der jedem Kinde von Hahn und Henne etc. her bekannte Unterschied der Geschlechter wird hier in geistvoller und übersichtlicher Betrachtung durch die ganze Tierwelt hindurch verfolgt. Ein Auszug gibt eine prächtige Wiederholungsstunde in der 5. Klasse.

156. Bdchn., Das Süfs wasser- Plankton. Einführung in die freischwebende Organismenwelt unserer Teiche, Flüsse und Seebecken. Von Dr. Otto Zacharias, Direktor der Biologischen Station zu Plön (Holstein). Mit 50 Abbildungen.

Einen besseren Führer durch die Welt dieser Kleinwesen hätte der Verlag nicht mehr finden können als den weitbekannten Leiter der biolog. Station zu Plön. Bei dem Interesse, das gerade die Jugend der Tierwelt des Wassers entgegenbringt, wird auch der Lehrer der Naturkunde dieses prächtige Buch zu schätzen wissen, das nicht nur das Plankton schildert sondern auch Anweisung zum Fischen und Konservieren gibt. H. St.

Sammlung naturwissenschaftlich-pädagogischer Abhandlungen, herausgegeben von O. Schmeil und W. B. Schmidt. Bd. II. Heft 3.

Physiologie und Anatomie des Menschen mit Ausblicken auf den ganzen Kreis der Wirbeltiere. In methodischer Behandlung von Dr. F. KienitzGerloff, Prof. a. d. Landwirtschaftsschule zu Weilburg a. d. Lahn. Mit 111 Abbildungen im Text. Leipzig und Berlin, B. G. Teubner, 1907. Preis geheft. 3 M.

Der als Methodiker des naturkundlichen Unterrichtes bereits rühmlich bekannte Verfasser zeigt in diesem Hefte, wie die Anatomie und Physiologie des Menschen an Mittelschulen zu lehren ist, an denen dazu Zeit und Gelegenheit geboten wird. Da dies an unseren Gymnasien eigentlich noch nicht der Fall ist, so möchte ich mich einstweilen begnügen auf diese respektable Leistung hinzuweisen; wer aber diesen Stoff behandeln darf, sollte nicht versäumen sich mit des Verfassers Auffassung bekannt zu machen.

Empfehlenswerte Kalender.

Goethe-Kalender auf das Jahr 1908. Zu Weihnachten 1907 herausgegeben von Otto Julius Bierbaum, mit Schmuck von E. R. Weifs, Wiedergaben einer Zeichnung von Karl Bauer, einer Bronze von Hans H. Busse und einer Reihe von Mephistophelesbildern im Dieterichschen Verlage (gegründet zu Göttingen 1760) bei Theodor Weicher in Leipzig.

Der Goethe-Kalender erscheint zum 3. Male; es sind diesmal allerdings nur 17 000 Exemplare hergestellt worden gegen 24 000 im Jahre 1907 (dazu kommen jeweils noch 1000 Stück auf stärkerem Papier zum Stück preise von 3 M.), aber auch das ist noch eine stattliche Auflage, die beweist, dafs der Goethe-Kalender seine bleibenden Freunde und Verehrer gefunden hat. Hinter dem 1. Titelblatt findet sich die Reproduktion eines eigens von Karl Bauer für den Kalender gezeichneten Bildnisses des jungen Goethe, dann folgt das Kalendarium auf je einer Seite, dieser gegenüber ist ein Streifen für Notizen freigelassen, den anderen füllen Sentenzentafeln mit inhaltreichen Sprüchen, die zumeist den bisher ungedruckt gewesenen, unter den,,Maximen und Reflexionen" des 21. Bandes der Schriften der GoetheGesellschaft zu Weimar veröffentlichten Sprüchen entnommen sind. Köstliche Wahrheiten wird der geneigte Leser hier finden.

Unter den Aufsätzen gröfseren oder geringeren Umfanges, die dann folgen, sind besonders zu nennen S. 43-57:,,Goethe im kritischen Zerrspiegel seiner Zeit" vom Herausgeber, mit teilweise köstlichen Kritiken des Faust 1. Teil z. B. oder namentlich einer Umformung des Goethischen Gedichtes,,An die Günstigen", welche sich nach den Regeln der Grammatik und Stilistik 1821 (samt Interpretation!) der Wiener Gymnasiallehrer Martin Span in einem Aufsatze über,,Goethe als Lyriker" geleistet hat. Ein Stück zeigt umgekehrt Goethes Kritik:,,Der Kritiker als Künstler und Mitgenosse" oder „Der Künstler und Mitgenosse als Kritiker" (Kritisches und Kritikbezügliches von Goethe) S. 59-68. Das nächste gröfsere Stück „Ein sozialistisches Bekenntnis zu Goethe aus der Zeit Proudhons" stammt aus dem Buche Über Goethe vom menschlichen Standpunkte", Darmstadt 1846, von Karl Grün, der mit Proudhon befreundet zu den frühesten Propagandisten sozialistischer Ideen in Deutschland gehörte. Der letzte grössere Aufsatz gibt,,Lebensblätter ans Goethischen Briefen" S. 91-123.

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Drei beigeheftete Tafeln bieten Mephistophelesbilder, teils Darstellungen in der Kunst teils solche auf der Bühne, teilweise nach seltenen Vorlagen. Der ganze Kalender wird, zumal bei dem billigen Preise von 1 M., allen Goethefreunden willkommen sein.

Meyers Historisch Geographischer Kalender für das Jahr 1908. Als Abreifskalender eingerichtet. Mit 366 Landschafts- und Städteansichten, Porträten, kulturhistorischen und kunstgeschichtlichen Darstellungen sowie einer Jahresübersicht. Preis 1.85 M. Leipzig und Wien, Verlag des Bibliographischen Instituts.

Der Meyersche Historisch-geographische Kalender ist heuer zum 12. Male erschienen; demnach hat er bisher seinen Benützern rund 4400 Bilder gebracht, worunter nur verhältnismässig wenige sich wiederholen. Wer die Bilder von Anfang an genau betrachtet und gesammelt hat, wird leicht erkennen können, wie sich im Laufe dieser 12 Jahre auch beim Bibliographischen Institut die Technik der Reproduktion vervollkommnet hat; denn in demselben Mafse, wie die neuen Auflagen der zahlreichen illustrierten Verlagswerke des Instituts verbessert wurden, gewannen auch die daraus in den Kalender herübergenommenen Bilder an Schönheit.

Infolge der fortwährenden, ausgedehnten Tätigkeit des Verlages steht der neue Jahrgang an Reichhaltigkeit keinem der vorausgehenden nach; er bringt zahlreiche neue Abbildungen (beispielsweise aus der kleineren Ausgabe von Sievers Länderkunde) und berücksichtigt nicht blofs Geschichte und Geographie sondern auch alle verwandten Wissenszweige, wie Völkerkunde, Geologie, Kunstgeschichte, Kulturgeschichte, Naturwissenschaften, Technik usw. Nicht unerwähnt soll auch der die Bilder begleitende sorgfältig gewählte Text bleiben, den man sich wohl mit ausschneiden wird; auch die bei jedem Datum angeführten Gedenktage und Sinnsprüche aus Dichtern etc. verdienen Beachtung, kurz, wie schon öfter erwähnt, wir können uns nicht leicht eine nützlichere und dabei unterhaltendere Tätigkeit denken,

als wenn ein Schüler diese Bilder alle genau betrachtet und sie dann nach gewissen Gesichtspunkten sammelt und ordnet. Besonders eignet sich dieser Abreifskalender - wozu er übrigens schon benützt wird für ganze Klassen, indem er im Schulzimmer aufgehängt wird.

Kalender bayerischer und schwäbischer Kunst Jahrgang V, 1908. Herausgegeben von Joseph Schlecht. Preis 1 M. Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, G. m. b. H., München.

Die Umschlagtitel des prächtigen Kalenders, der heuer zum 5. Male erscheint, sind den Schätzen der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek in München entnommen. Die Vorderseite gibt den kostbaren Einbanddeckel eines Evangelienbuches farbig wieder, das einst Kaiser Heinrich II. der Stephanskirche in Bamberg schenkte, während das Widmungsblatt mit dem Porträt Kaiser Ottos III. die Rückseite schmückt; besonders interessant ist das in den Einbanddeckel der Vorderseite eingelassene kleine Elfenbeinrelief byzantinischer Arbeit, den Tod Mariens darstellend. Der Kalender selbst, mit dem Kalendarium auf der Innenseite beider Deckel, enthält folgende Beiträge: 1. Straubing, von J. Schlecht, Lyzealprof. in Freising, mit drei Bildern, darunter das Innere der Agnes-Bernauer Kapelle auf dem Friedhof St. Peter. 2. Herzog Ludwig der Bartige und sein Grabdenkmal von Kl. Schlecht, Benefiziat in Ingolstadt, d. h. abgebildet werden die beiden Modelle (Nationalmuseum in München und Frauenkirche in Ingolstadt); begraben wurde der unruhige Fürst zu Raitenhaslach, nachdem er 81 jährig zu Burghausen in der Gefangenschaft gestorben war. 3. Altomünster von Jos. Schlecht mit zwei Abbildungen eines Bucheinbandes und des Messers des hl. Alto, ferner denen zweier Gemälde. 4. Aus dem Bayerischen Nationalmuseum von Konservator Dr. Ph. M. Halm; behandelt werden die zwölf überlebensgrofsen Büsten aus Eichenholz, die aus Kloster Weingarten stammend, durch Se. Kgl. Hoheit den Prinzregenten dem Nationalmuseum überwiesen wurden, mit die hervorragendsten Werke spätgotischer Plastik; abgebildet sind der Baumeister und Moses; ferner eine Anzahl Büsten vom Chorgestühl der Frauenkirche, die auf Erasmus Grasser zurückgeführt werden; abgebildet sind die Apostel Petrus und Andreas. 5. Zwei Cimelien des St. Katharinenspitals in Regensburg von Lyzeal prof. Dr. Endres in Regensburg, nämlich eine Silberstatuette der hl. Katharina von 1479 (0,365 m hoch) und ein auf Holz gemaltes Bild der beiden Johannes von Albrecht Altdorfer. 6. Herzog Ludwig X. von Bayern von Jos. Schlecht, mit zwei Abbildungen. 7. Aus dem Schatze der Kgl. Residenz Hofkapelle von Dr. Rich. Hoffmann, Bibliothekar am Nationalmuseum (Speisekelch von 1591, drei Abbildungen). 8. Reliefskulpturen des Augsburger Doms von Gymnprof. Dr. Hämmerle in Eichstätt und endlich 9. Ein Bildnis der Mutter des ersten bayerischen Königs von Ph. M. Halm, d. h. der verwitweten Pfalzgräfin Maria Dorothea Franziska, eine Seltenheit, für die bayerische Geschichte von hohem Interesse, weil aus diesem Bildnis ganz die Züge des Sohnes dieser Fürstin, des ersten Bayernkönigs, uns entgegenblicken.

Bei der Reichhaltigkeit des Gebotenen, der prächtigen Ausstattung und dem hervorragend schönen Bilderschmuck verdient dieser Kalender gleich seinem älteren fränkischen Genossen ganz besonders empfohlen zu werden.

Altfränkische Bilder. Jahrg. 1908. Mit erläuterndem Texte von Dr. Theodor Henner. H. Stürtz, Würzburg.

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Als lieber alter Bekannter erscheint auch in diesem Jahre der Kalender,,Altfränkische Bilder" in stattlichem Gewande. Wir durchwandern unter seiner Führung wieder kreuz und quer das Frankenland und lernen neue Schätze aus seinem Reichtum an Werken der bildenden Künste kennen. Da werden wir auf Dinge anfmerksam gemacht, an denen wir sonst achtlos vorübergehen, auf reizende Portale, Treppen, Stiegenhäuser u. dgl. oder werden in malerische Höfe geführt, die für gewöhnlich unsern Blicken verschlossen bleiben. Wir kommen ferner nach manch kleinem Orte oder Städtchen, an dem sonst der Verkehr vorbeiflutet, während es doch manch Sehenswertes enthält: so nach Mainstockheim mit seinem imposanten Ebrachschen Klosterhofe, nach Forchheim mit seinen malerischen Fachwerkbauten,

nach Schwabach mit seiner herrlichen Hauptkirche und dem schönen Marktplatze, nach Mergentheim, wo uns das ehemalige Schlofs des Hoch- und Deutschmeisterordens als Denkmal vergangener Herrlichkeit vor Augen tritt. Für den geschmackvollen Umschlag boten zwei kleine Reliquienschreine aus dem Domschatze von Bamberg die Vorlage.

So reiht sich der neue Jahrgang der „Altfränkischen Bilder" den vorausgegangenen würdig an.

O. S.

Der Haiduck. Ein Roman aus der Geschichte Rumäniens von Bucura Dumbrava. Ein starker Band von 492 S., geb. 6 M., geb. 7 M. 2. Aufl. Regensburg, W. Wunderlings Hofbuchhandlung, 1908.

Ein Roman, der selbst wieder einen Roman hervorgerufen hat! Da in Wunderlings Verlag eine Reihe von Werken Carmen Sylvas verlegt worden sind, so hiefs es, die Königin von Rumänien sei auch die Verfasserin dieses unter einem Pseudonym erschienenen Romans „Der Haiduck“ und in Ungarn entrüstete man sich über die besonders an einer Stelle hervortretende antimagyarische Tendenz des Werkes. Jedoch der Bukarester Korrespondent der Neuen freien Presse erhielt vom rumänischen Hofe die Ermächtigung zu erklären, nicht die Königin sei die Verfasserin des Romans, sondern eine den vornehmsten Kreisen von Bukarest angehörige Dame, ja die Königin hat selbst telegraphisch die Meldung der ungarischen Blätter von ihrer Autorschaft dementiert.

Einem anderen Buche würde ein derartiges Vorkommnis gewaltig zur Reklame dienen, das vorliegende aber hat glücklicherweise eine solche gar nicht nötig; denn seine Vorzüge sprechen, um das gleich im voraus zu sagen, für sich selbst. Der Held des Romans ist der edle Bojar Janku Jiánu, der aus reiner und glühender Liebe zu seinem von den Türken und Fanarioten mifshandelten Vaterlande und zu seinen unterdrückten Landsleuten zum Räuber oder Haiducken wird, der auf diese Weise ein zweiter Michael Kohlhaas der Gerechtigkeit zum Siege zu verhelfen sucht. Ans Wunderbare grenzt die Kraft und die Gewandtheit und die List dieses Heldenjünglings, ans Wunderbare auch seine Errettung aus jeder Not und Gefahr, wie wir ihn denn schliefslich statt am Galgen in den Armen einer schönen Bojarin seben, die ihn sich zum Gatten erbeten und so nach altem rumänischen Brauch vom Henkertod gerettet hat. Und wie spannend wird das alles erzählt, wie ein herrliches Epos zieht die fast überreiche Handlung an uns vorüber; nur der Schlufs, der eben kurz erwähnt wurde, wirkt etwas überraschend.

Aber der Roman hat noch zwei andere grofse Vorzüge; er gibt uns einmal grofsartige Kulturbilder aus dem niedergetretenen Rumänien jener Zeit, wo in Westeuropa der Stern Napoleons I. emporstieg und wieder sank, Kulturbilder von so plastischer Anschaulichkeit, dafs man sich mitten in jene Zeit hineinversetzt fühlt und diese charakteristischen Gestalten alle deutlich vor sich sieht, die Bojaren mit ihren Töchtern und Frauen, die Bauern und die Zigeuner, die Mönche und die Haiducken, dazu die Türken und ihre Beamten, die Fanarioten, die Leutequäler, deren Woiwodschaft den wirtschaftlichen Niedergang des Landes bedeutete.

Und dann welch' herrliche Naturschilderungen enthält das Buch! Wie liegt da gleich im Eingang das Bojarenhaus im Sonnenlicht unter den Lindenblüten, wie dehnt sich die weite walachische Ebene, wie rauscht der Hochwald dort an den Abhängen der Karpaten, durch den die Haiducken streifen, ihr Wald, der mit gleicher Meisterschaft in der Sommerszeit wie im tiefen Winter geschildert wird. Und dabei verfügt die Verfasserin (ihr Pseudonym [= der freudige Wald] scheint die Liebe zur Natur anzudeuten) über eine Gewandtheit in der Handhabung der deutschen Sprache, um die auch unsere besten Schilderer sie beneiden dürften. Es ist wirklich schade, dafs einige gar zu leidenschaftliche Liebes- und Entführungsszenen es verbieten an eine Einstellung des Werkes in die Schülerbibliothen zu denken, aber allen Kollegen, die sich einen wahren Genufs verschaffen wollen, sei die Lektüre dieses Romanes dringend empfohlen. Da zeigt sich echte, epische Kunst! J. M.

IV. Abteilung.

Miszellen.

Schülerlesebibliothek.

6.-9. Klasse.

Lafsberg, Dietrich Freiherr von, Kgl. Bayer. Oberleutnant a. D., Mein Kriegstagebuch aus dem deutsch-französichen Kriege 1870/71. VII und 347 S. München und Berlin, Druck und Verlag von R. Oldenbourg, 1907.

Der Verfasser, während des Krieges Leutnant im Kgl. Bayer. 1. Inf.-Reg. „König“, hat mit dem 1. Mobilmachungstage, 17. Juli 1870 sein Tagebuch begonnen, sich während des Feldzuges täglich über alle besonderen Begebenheiten kurze stenographische Notizen gemacht und diese dann 1872-1874 abgeschrieben und aus seinen Briefen und Erinnerungen ergänzt; dann arbeitete er das Ganze nochmals durch und überreichte 1895 zur Feier der 25jährigen Wiederkehr der Gedenktage des Jahres 1870/71 dem Offizierskorps des 1. Reg. eine Abschrift des Buches. Erst später entschlofs er sich auf zahlreiche Aufforderungen hin dieses Kriegstagebuch der Öffentlichkeit zu übergeben, das er nicht als ein kriegsgeschichtliches Werk betrachtet wissen will, sondern als eine schlichte Erzählung seiner eigenen Erlebnisse und Eindrücke.

Wenn nun der Verf. seinem Buche wünscht, dafs es besonders auch bei der heranwachsenden Jugend Anklang finden möge, so ist dieser Wunsch vollauf berechtigt. Einmal war der Verf. damals, wo er als junger Leutnant, eben erst zum Offizier befördert, in Reih' und Glied stand und diese Aufzeichnungen machte, in einem Alter, das dem unserer ältesten Schüler nahe steht, und an zahlreichen Stellen des Buches spricht gerade diese jugendliche Frische und Unbefangenheit besonders eindringlich zu uns, die Lust und Freude an Neuem, an grofsen Unternehmungen, das Interesse auch für scheinbare Kleinigkeiten, der frohe Jugendmut, der sich über alle Unbequemlichkeiten leicht hinwegsetzt und in der Ertragung von Strapazen geradezu vorbildlich wirkt. Sodann wird besonders die Anschaulichkeit der Schilderung auf die Jugend Eindruck machen: Die Erlebnisse des Verf. bei Wörth und Sedan, beim Marsch nach dem Süden und den heifsen Kämpfen um Orleans, bei der Belagerung von Paris und ganz besonders während des Aufstandes der Kommune, nicht zu vergessen die Erzählung vom Heimmarsch und dem Einzug in München sind durchaus geeignet packend bei der Jugend zu wirken.

Eines aber läfst das Buch namentlich als sehr geeignet für die Jugend erscheinen, das ist die ethische Seite der Erzählung. Wir erhalten nicht blofs einen wohltuenden Eindruck von der Schlichtheit und Bescheidenheit des Verf., der durchaus die Meinung vermieden wissen will, als habe er persönlich ganz besonderes geleistet; auch das betont er, dafs er bei Schilderung der Märsche, Kämpfe und Strapazen jeder Art nicht übertrieben habe. Die Schrecken des Krieges werden dem Leser ohne weiteres klar, ohne dafs eigens darauf hingewiesen würde, und dafs dies so eindrucksvoll geschieht, rechnen wir auch zu den ethischen Wirkungen des Buches. Nicht umsonst sind ihm als Motto die bekannten Verse des V. Gesanges des Ilias in deutscher Übersetzung vorangestellt:

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Wahrlich ich meine,

Schaudern sollst du vor Krieg, wenn fern du nur nennen ihn hörest. Endlich aber und das ist nicht das letzte durchzieht die Erzählung echte und wahre Religiosität; nicht dem glücklichen Zufall allein schreibt der Verf. es zu, dafs er allen Gefahren und Mühen des Krieges entronnen, nein, man fühlt mit ihm voll und ganz, wenn er am Ende schreibt: „Nicht besser glaube ich diese Blätter schliefsen zu können, als indem ich die Worte, welche unsere Kriegsdenkmünze trägt, auch an das Ende dieses meines Kriegstagebuches setze:

,Gott war mit uns, ihm sei die Ehre".

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