Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

12. Neuphilologentag in München, Pfingsten 1906). Marburg, Elwert, 1907. 8°. 36 S. 0.75 M.

Der Verfasser verlangt, dafs im Anfangsunterricht ein nach sachlichen Gesichtspunkten geordneter, der Fassungskraft der Schüler entsprechender und sie interessierender Sprachstoff dargeboten werde; ferner seien die Schüler dazu anzuleiten, die Bedeutung aller neuauftretenden Wörter und idiomatischen Wendungen durch unmittelbare Verknüpfung mit der Handlung, dem Dinge oder Bilde oder durch Umschreibung in der fremden Sprache zu gewinnen. Die Muttersprache sei nur im Notfalle heranzuziehen. Ferner soll der gewonnene Wortschatz von Zeit zu Zeit nach bestimmten formalen und sachlichen Gruppen geordnet werden. Schliefslich soll der ,,aktive" Wortschatz durch vielseitige Übungen lebendig erhalten und der ,,passive" Wortschatz durch fleifsiges Lesen stets erweitert werden.

Der Vortrag, den Rezensent selbst mit grofsem Interesse verfolgt hat, war ungemein anregend für Reformer und Gegner dieser Methode. Es ist mir kein Zweifel geblieben, dafs Walter, ein pädagogisches Genie, ein für seine Sache ebenso begeisterter wie fachlich durchgebildeter Schulmann, der dazu seine Anschauungen in höchst bescheidener und sympathischer Weise vorträgt, der die Fremdsprache vollständig beherrscht und stets aus dem Vollen schöpft, seine Schüler mit fortreifst und ganz aufserordentliche Erfolge erzielen mufs. Seine Methode, auf den ersten Blick blendend, wurde denn auch von der Münchener Versammlung mit Beifall überschüttet. Allein um es ihm nachzutun, mufs man ein ebenso hervorragendes Lehrgeschick besitzen und muss man unter ebenso günstigen Umständen unterrichten, wie Walter sie an seiner Musterschule in Frankfurt hat. Doch wird dies nur in Ausnahmefällen möglich sein. Darum wird seine Lehrmethode für die grofse Allgemeinheit nicht brauchbar sein. Denn dieser Unterricht mufs für den Durchschnittslehrer und das sind wohl die meisten unter uns der viele Wochenstunden in meist überfüllten Klassen zu geben hat, dessen Schülermaterial nur mittelmäfsig ist und der doch die Mehrzahl mitfortbringen soll, nicht nur sehr anstrengend sondern aufreibend sein. Auch die Disziplin und die Konzentration des Unterrichts wird bei solchen Lehrern durch das gleichzeitige Anschreiben an vier und mehr Tafeln, durch das beständige Hin- und Hergehen in der Schule in Gefahr kommen. Darum ist es das einzig Richtige, was Geheimrat Münch sagte: Es mufs Bewegungsfreiheit im Unterricht geben; solchen hervorragenden Kräften soll es durchaus nicht benommen sein nach ihrer Weise zu lehren; allein, wer sich an die extreme Lehrweise wagt ohne die Gewandtheit, Leichtigkeit und Sicherheit der Sprachbeherrschung und ohne das in diesen Fällen nötige Mafs von Geist zu besitzen, und ohne eine hinlänglich entwickelte Schülerschaft vor sich zu haben, der tut übel" (Monatsschrift 1905. IV. p. 487).

[ocr errors]

"

Walter, M., Der französ. Klassenunterricht auf der Unterstufe. Entwurf eines Lehrplans. 2. Aufl. Marburg, Elwert, 1906. 8°. 75 S. 1.40 M.

Diese zuerst im Jahre 1888 erschienene Schrift ist lediglich ein Neudruck ohne wesentliche Änderungen. Ein Anhang, der einen Überblick über die Fortschritte der Methodik im Anschlufs an die verschiedenen Kapitel des Buches bringen soll, wird demnächst erscheinen. Es war dieses Werkchen seinerzeit die erste Probe der Reformarbeit und es wurde von der Kritik wegen der völligen Abwesenheit von polemischen Nebenabsichten und unklaren Übertreibungen günstig aufgenommen (vgl. Z. f. neufr. Spr. u. Lit. Bd. XI Heft 6 u. Neuphil. Centralblatt 1889 Heft 10).

Passy, P., Petite Phonétique comparée des principales langues européennes. Leipsic et Berlin, Teubner, 1906.

8°. 132 S. 1.80 M.

Der Plan des Buches ist ungefähr derselbe wie in den bekannteren Sons du Français desselben Verfassers, nur dafs er hier aufser seiner Mutterprache auch die Laute des Englischen und Deutschen, und in ihren Haupterscheinungen auch des Italienischen und Spanischen untersucht, und sogar das Holländische, Norwegische und Russische zum Vergleiche heranzieht. Das Hauptverdienst des Buches liegt darin, dafs es die Natur der Laute nicht nur genau fixiert, sondern dafs auch Mittel und Wege angegeben werden um sie richtig auszusprechen. Das Büchlein kann allen neusprachlichen Lehrern sowie den Studenten zur Vorbereitung fürs Examen bestens empfohlen werden.

Dubislav, G., Direktor der Realschule zu Charlottenburg, und Boek, P., Prof. am Königstädt. Realgymn. zu Berlin, Methodischer Lehrgang der franz. Sprache für höhere Lehranstalten. Berlin, Weidmann, 1806.

1. Schulgrammatik der frz. Sprache. 125 S. 1.40 M.

2. Elementarbuch der frz. Sprache. Ausg. A. Für Gymnasien und Progymn. (IV, UIII u. O III). Mit 2 Karten und 1 Münztafel. 267 S. 2.60 M.

3. Elementarbuch der frz. Sprache. Ausg. B. Für Realgymn. und Realprogymn. (IV, U III u. O III).

268 S. 2,60 M.

Mit 2 Karten u. 1 Münztafel.

Ausg. C. Für Realschulen,
(Sexta). I. Teil. 197 S. 1.20 M.
Ausg. C. Für Realschulen,
II. Teil. 254 S.

4. Elementarbuch der frz. Sprache.
Oberrealschulen u. Reformschulen
5. Elementarbuch der frz. Sprache.
Oberrealschulen u. Reformschulen. (V u. IV).
2.60 M.

6. Französisches Übungsbuch. Ausg. C. Für III, II, I der Realschulen, sowie für UIII, O III, U II der Oberrealschulen und Reformschulen. Mit einer Karte von Frankreich. 330 S. 3 M. Dieses neue umfangreiche franz. Unterrichtswerk ist in tadelloser Ausstattung erschienen. Der Druck ist musterhaft, die Einbände sehr gefällig und die Preise durchweg wohlentsprechend. Bei Abfassung der Schulgrammatik haben sich die Verfasser möglichster Kürze beflissen. Hierbei wurde ein dreifacher Druck angewandt. Alles nur einigermassen Entbehrliche wurde durch mittleren, erläuternde Anmerkungen wissenschaftlichen Charakters oder Hinweise auf stilistische Feinheiten durch ganz kleinen Druck gegeben. Grofs gedruckt ist nur das, was absolut notwendig ist. Dieses Vorgehen ist entschieden zu billigen.

Das Beste an der Grammatik ist die Auswahl der Mustersätze. Sie entsprechen den Anforderungen, die Ziehen in seiner hervorragenden Schrift: „Über die Verbindung der sprachlichen mit der sachlichen Belehrung", Leipzig, Kesselring, 1902, aufgestellt hat, sie sind lehrreich und gehaltvoll und, wo es nur immer geht, führen sie nach Frankreich (verba per res!). Zu beanstanden ist die Stellungnahme der Verfasser gegenüber dem Toleranzedikt. Der Ministerialerlafs vom 31. 7. 1900 ist durch den Erlafs vom 26. 2. 1901 tatsächlich zurückgezogen; d. h. alles, was bisher Regel war, wird es für die gebildeten Franzosen auch in Zukunft bleiben. Der endgültige Ministerialerlafs bestimmt lediglich, dafs bei den Prüfungen in den Elementarklassen Verstöfse gegen die Regeln, die von den Tolérances berührt werden, den Prüflingen nicht mehr als Fehler angerechnet werden. Die simplifications und tolérances werden in Frankreich also nur geduldet für solche Leute, die in einem Examen nur eine elementare Schulbildung nachzuweisen brauchen. Die Durchführung dieser Vereinfachungen in Schulbüchern widerspricht übrigens den Bestimmungen der preufsischen und der meisten anderen deutschen Unterrichtsverwaltungen, die eine abwartende Stellung eingenommen haben. Danach wäre also S. 45 en mil huit cent quatre-vingt-dixhuit oder en mille huit cents quatre vingts dix-huit zu berichtigen. Mit diesem Standpunkt stimmt auch nicht die Anm. 1 S. 86.,,Diese tolérance hat sich indessen noch nicht eingebürgert. Das Partizip bleibt also nach wie vor (!) nur dann unverändert, wenn das vorhergehende Akkusativobjekt vom Infinitiv, nicht vom Partizip abhängt." Das ist inkonsequent. Sehr verdienstlich dagegen ist das Bestreben, auf den Grund der grammatischen Erscheinungen zurückzugehen; so z. B. warum quoique den subj. regiert S. 73; redoubler d'efforts; à proprement parler S. 84; à bout de forces S. 93; bien und la plupart mit des (du) S. 97; der Teilungsartikel ist auch im Deutschen vorhanden: „Es schenkte der Böhme des perlenden Weins" S. 94.

Einzelheiten: S. 39, 4 fehlt bei le corail die deutsche Bedeutung; le soupirail das Kellerloch kann ganz wegbleiben. S. 42: Lautet das Adj. auf einen volltönenden Vokal aus, so fällt das e sourd des

fém. (statt e muet!) aus. S. 43: Bei Adj. und Adv. steht très sehr, bei Verben beaucoup hinzuzufügen: und bei beiden Kategorien auch fort oder bien.

[ocr errors]

Statt,,tönendes s" ist das nun so ziemlich allgemein gebrauchte ,,stimmhaftes s" zu setzen. S. 65 vermisse ich das sehr instruktive je connaissais und je connus. Die unpersönlichen Ausdrücke, die Gewissheit, Wahrscheinlichkeit und Tatsache bezeichnen und den Indikativ regieren, sollten wenigstens in einer Anm. erwähnt werden. Auch sollte der häufige moderne Gebrauch des Ind. ohne ne nach den verneinten Verben des Zweifeln und Leugnens nicht ganz übergangen sein.

§ 127. Das Partizip, Präs. und das Gerundiv sind nicht genügend geschieden. In § 143 sollte die dreifach verschiedene Ausdrucksweise nach Wörtern wie rue, quartier in einer besonderen Anmerkung zusammengestellt sein; rue de la Paix (Appellativa) fehlt ganz. Druckfehlern ist mir nur S. 119 Z. 9 état für État aufgefallen.

Von

Im ganzen stellt die neue Grammatik eine tüchtige, selbständige Leistung dar, die den Forderungen der Neuzeit in vernünftiger Weise Rechnung getragen hat.

Bezüglich der verschiedenen Übungsbücher ist zu bemerken, dass das Elementarbuch A und B inhaltlich vollkommen identisch ist, nur von Lektion 30 ab ist die Reihenfolge der Lektionen etwas geändert. Auch die C-Ausgabe hat im wesentlichen dieselben Stücke, nur dafs diese auf zwei Lehrgänge verteilt sind.

Auf die Einübung der Laute hätte mehr Sorgfalt verwendet werden sollen. Die Lautlehre ist nicht systematisch genug und steht nicht auf der Höhe der Wissenschaft. Deutsche Übungsstücke finden sich schon, bevor die Lautlehre beendet ist.

Wie die Mustersätze der Grammatik, so enthalten auch die französischen Texte fast durchweg nationale Stoffe und sind ohne Zweifel geschickt ausgewählt. Die Verarbeitung dieser Texte wird durch verschiedene Übungen, auch durch eine fast zu grofse Anzahl von Hinübersetzungen ermöglicht. Letztere umfassen zumeist zwei Abschnitte, von denen der erste aus Einzelsätzen und der zweite aus zusammenhängenden Stücken besteht, die sich in der grofsen Mehrzahl an den fremdsprachlichen Text anlehnen. In diesen Übersetzungsübungen nun mit ihrem mangelhaften Deutsch (Übersetzungsdeutsch) liegt die Hauptschwäche der Übungsbücher.

Hier ist in der 2. Auflage vor allem die Feile anzulegen. Ich will aus den verschiedenen Büchern nur einige solcher Ausdrücke anführen. A. S. 82. Er (der Greis) läfst sich auf den Grund gehen". S. 85.,,Er befiehlt, dafs man den Helden mit Ketten belade (bedecke)". S. 89.,,Karl der Grofse, dessen Ruhm nicht sterben. wird“. „Aber ein Lied ist nicht gestorben und wird nicht sterben". S. 98.,,Le Malade imaginaire zeigt uns einen Menschen, welcher sich krank nennt (sagt)". S. 111.,,Moliere las viel die alten Fabliaux". S. 55. ,,Sie lieben es zu sprechen."

Die Einzelsätze sollten unter sich in einem gewissen Zusammenhang

stehen. Nichtssagende Sätzchen, wie C. I. S. 35: Dieser Baum ist schön, diese Kirsche ist rot, dieser Schrank ist gelb; S. 47 ib. Ich leugne nicht, dafs diese Treppe bequem ist. „Liebst du den Kaffee? Ich liebe ihn nicht", sollten in einer guten Grammatik einer höheren Schule ausgeschlossen sein.

Besser angelegt bezüglich der korrekten deutschen Ausdrucksweise ist das französische Übungsbuch C. III. Teil. Doch finden sich auch da noch ab und zu Sätze, die ausgemerzt werden müssen; z. B. S. 44:,,Auf St. Helena hat Napoleon immer gelogen". Die Franzosen lachen oft!" etc.

Alles in allem sind auch die Übungsbücher mit grofsem pādagogischen Geschick angefertigt, sie stehen in der Hauptsache auf dem vermittelnden Reformstandpunkte und sind für den ersten Wurf eine ganz respektable Leistung. Das ganze Unterrichtswerk kann deswegen zur Einführung in unsere höheren Schulen gut empfohlen werden.

Über den Nutzen der im Anhang beigefügten Lieder (Gesang beim Unterricht) kann man wohl verschiedener Ansicht sein. Doch hat die Kritik den Wert des Chorsingens zwecks Gewöhnung der Schüler an den fremden Laut und zwecks phonetischer Schulung in höheren Schulen vom pädagogischen als auch vom musikalischen Standpunkt aus fast durchweg verneint. Der Ernst der Mittelschulen verträgt derartige Spielereien nicht. Vgl. meine neusprachliche Reform - Literatur III. Heft S. 137 (Leipzig, Deichert, 1905). G. Steinmüller.

Würzburg.

Französisch- englische Klassiker-Bibliothek, hrsg. von J. Bauer und Dr. Th. Link. München, J. Lindauer.

Nr. 52: St. Winifred's or The World of School by Frederic W. Farrar, hrsg. von Dr. R. Ackermann. 1907. XII und 109 und 30 S. 1.20 M.

Nr. 53: George Sand. La Mare au Diable, hrsg. v. Dr. A. Mühlan. 1907. VIII u. 58 u. 29 S. 1 M.

Nr. 54: La Fontaine. Fables, hrsg. v. Dr. Ludwig Appel. 1907. VIII u. 58 u. 42 S. 1 M.

Die Anmerkungen nebst dem Wörterverzeichnis bilden von Nr. 52 an ein besonderes Heftchen mit getrennter Seitenzählung.

Ackermann hat mit der Bearbeitung von Farrars St. Winifred's wieder einen sehr glücklichen Griff getan. Die Erzählung stellt sich würdig neben das vielgelesene Tom Brown's Schooldays, in den Augen des Referenten sogar über dasselbe, weil dem Schulsport kein so grofser Raum angewiesen ist. Das Bändchen eignet sich trefflich als erste zusammenhängende Lektüre. Bei der Verwendung im Klassenunterricht wird es sich empfehlen die Biographical Introduction, welche nach Angabe des Herausgebers wörtlich aus einem Buche eines der Söhne Farrars entnommen ist, erst nach der Lektüre des Textes

« ZurückWeiter »