Der Vogel und sein Leben

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W. Niemann, 1875 - 295 Seiten
 

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Beliebte Passagen

Seite 139 - Ein alter Vogel reicht zur Erziehung der Jungen bestimmter Arten nicht aus; hier müssen beide helfen, beide arbeiten, hier haben sie den höheren Befehl, zusammen zu bleiben und zusammen zu wirken. Das ist der ganze Werth einer glücklichen Vogelehe.
Seite 258 - Blüthen entfalten sehen, treffen wir auch fast sicher große oder kleine Wasserhühner an. Wenn nach der welkenden Blüthe der mohnkopfartige Fruchtstand der Seerose in das Wasser niedertaucht, um die zahlreichen Samen zu reifen, dann werden diese eifrig von den Wasserhühnern aufgesucht. Mit scharfen Schnabelhieben wird, wie man sich an solchen Gewässern leicht überzeugen kann, die Kapsel seitlich geöffnet und ihr Inhalt herausgeholt. Und da die Seerose den ganzen Sommer hindurch blüht und...
Seite 285 - Sohn, mit Weisheit und Verstand Ordnete des Schöpfers Hand Alle Dinge! Sieh umher, Keines steht von ungefähr, Wo es steht. Das Firmament, Wo die große Sonne brennt, Und der kleinste Sonnenstaub, Deines Atems leichter Raub, Trat auf Gottes mächtig Wort Jegliches an seinen Ort. Alles ist in seiner Welt Ganz vollkommen: dennoch hält Mancher Tor es nicht dafür, Und kunstrichtet Gott in ihr.
Seite 231 - Sie wurden ausserordentlich zahm, nahmen mir die Mehlwürmer aus der Hand, ja flogen zu mir herauf, um sie zwischen meinen Lippen fortzunehmen. Sie liefen vor mir auf meinem Tisch umher, gar gewöhnlich sogar auf dem Papierblatte, worauf ich eben schrieb. Kurz, sie waren durchaus vollständig an meine Person und ihre sonstige Umgebung und Verhältnisse gewöhnt. Da plötzlich im Herbste wird des Nachts mein Vögelchen im Bauer unruhig, ein lautes, etwas schnalzendes „Tack...
Seite 124 - Theilnahme, er muss zu der einen Zeit singen und kann nicht anders , und weder kann noch darf er zu einer anderen singen. — Der Vogel kämpft, weil er kämpfen muss, er handelt in höherem Auftrage. — Hervorzuheben ist, dass die Thiere selbst nichts intendiren, nicht in bewusster Weise um etwas kämpfen, sich den ungestörten Besitz der Weibchen nicht wünschen, nicht mit Absicht unter Kampf und Mühen denselben zu erwerben suchen. Sie handeln als reine Naturwesen nur nach durchaus noth wendigen...
Seite 239 - Bäume hinangcklettert sind, nm deren junges Laub scharf anzugreifen; der Pirol nicht eher, als die Maikäfer bereits fliegen; die Grasmücke nicht früher, als die kleinen nackten Raupen verschiedener Wickler und Spinner ihre halbe Größe erreicht...
Seite 213 - Verhalten ihm gegenüber sehr erklärlich, aber wie beschämt stand ich mit allen meinen lateinischen Raubvogelnamen nach so langer Zeit eifriger Beobachtung der Vögel in der freien Natur diesen Wasservögeln gegenüber! Wenn je, so trat damals der Unterschied zwischen Mensch und Thier mit so grellen Farben vor meine Seele, dass dieser Eindruck stets unverwischbar bleiben wird. Wir müssen lernen, sie wissen Alles, was sie wissen müssen, von selbst.
Seite 7 - Wir sind der Ueberzeugung," sagt der ungenannte Zoologe, „dass ein zwecksetzendes Wesen nur ein reflectirendes, denkendes sein kann, und dass hienieden ein solches nur der Mensch ist. Das Thier denkt nicht, reflectirt nicht, setzt nicht selbst Zwecke, und wenn es dennoch zweckmässig handelt, so muss ein Anderer für dasselbe gedacht haben. — Ein höheres Gesetz dictirt allen die Art und Weise, sich zu schützen; wir Menschen allein handeln nach eigener Vernunft.
Seite 236 - Unwillkürlich drängt sich uns die Frage auf: Warum gehen manche unserer Zugvögel so ausserordeutlich weit in das glühende Afrika hinein ? Es ist unleugbar, dass sie auch weiter nördlich Nahrung in Ueberfluss finden würden, und dennoch gehen sie regelmässig Hunderte von Meilen weiter. Was suchen sie im Innern, da sie das ihnen Nöthige doch auch schon weiter, viel weiter nördlich finden könnten...
Seite 226 - Schurke, denn er kann und muss anders handeln, er handelt als solcher gegen Gesetz, Recht, Gewissen; die Eule aber ist so edel, als der edelste Edelfalk. Der Wolf, welcher im gestreckten Laufe seine Beute erjagt, ist um nichts edler, als die lauernde Katze, welche die ihrige aus einem Hinterhalte plötzlich mörderisch überfällt.

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