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er auf die Empfehlungen desselben etwas gab 116), wie er besorgt war, den gelehrten und scharfsinnigen Juristen der Universität Wittenberg zu erhalten. Gegen Ende des Jahres 1527 war Gefahr, daß Apel dem Ruf zu einem anderen Wirkungskreis folge. Der Rath seiner Vaterstadt Nürnberg hatte ihn einladen lassen, persönlich zu erscheinen, damit man mit ihm einer Anstellung halben unterhandlen könne. Darauf bezieht es sich, wenn Melanthon am 7. Januar 1528 an Camerar schreibt: ,,Apel dürfen wir, wie ich meine, unserer Schule nicht entziehen laßen" 117). Gewiß hat auch Luther das Seinige beigetragen, Apel zu halten. Ob Apel nach Nürnberg reiste, weiß ich nicht. Jedenfalls aber kamen die Unterhandlungen, welche der Nath mit ihm angeknüpft hatte, nicht zum Abschluß 118).

Im Sommer 1528 war Apel wieder Decan 119). Es gingen damals einige Veränderungen in den Facul tätsverhältnissen vor. Schon seit längerer Zeit hatte anstatt Benedict Pauli's, der mit Reorganisation des Hofgerichts in Wittenberg betraut war, ein Landsmann Apels, Lic. legum Sebald Münsterer, vertrauter Freund Camerars und Schwager Melanthons Institutionen gelesen. Münsterer bekam nun endlich die Lectura Institutionum fest. Aber auch Apel erhielt eine Erleichterung, indem die Lectura decretalium wieder dotirt und mit Caspar v. Teutleben, dem Bruder des berühmten Vorkämpfers der Katholiken, Valentin v. Teutleben, besetzt wurde 120). Jedenfalls hatten sich unterdessen auch die Gehaltsverhältnisse Apels so verbessert, daß er des jährlichen Zuschusses von 20 fl. durch Justus Jonas nicht bedurfte. Er war zum Kurfürstlichen Rath bestellt worden und mußte, gleich den übrigen Wittenberger Pro

fessoren der Rechte, von Zeit zu Zeit am Hoflager erscheinen 121), um in anhängigen Rechtsstreitigkeiten des Kurfürsten zu arbeiten oder aber um die an letteren gelangten Appellationssachen zu entscheiden. Im Herbst 1529 (Dienstags nach Luciä) wurde Apel auch zum Beisitzer an dem reorganisirten Kurfürstlichen Hofgericht zu Wittenberg ernannt 122).

Diese Stelle sollte er nicht lange bekleiden. Am 25. Juli des zulegt genannten Jahres war zuerst in Hamburg jene furchtbare, in England seit 1485 wiederkehrende Krankheit ausgebrochen 123), die unter dem Namen des englischen Schweißes bekannt ist. Sie verbreitete sich rasch, besonders aber wüthete sie in Preußen, wo an 30000 Menschen an ihr gestorben sein sollen. Zu ihren Opfern zählte Apels alter Freund und Leidensgenosse von Würzburg her, der Kanzler D. Friedrich Fischer 124). Herzog Albrecht sah sich nach einem Nachfolger um, wendete sich deshalb an Luther, der ihm „sampt“ Melanthon sollte,,helfen zu rathen, daß er einen oder zween geschickte Männer an D. Fischers seliger Statt haben möchte. Es scheint, als ob Apel schon vorher (vielleicht von Paul Seperat oder Crotus Rubeanus) dem Herzog genannt worden sei. Luther antwortete unter dem 5. Nov. 1529 125), er wolle sich alle Mühe geben, den Auftrag des Herzogs auszuführen. „Und, fährt er fort, will E. F. G. nicht bergen, daß ich mit D. Johann Apel davon geredt habe, und so viel vermerckt, wo E. F. G. würden weiter mit ihm lassen handeln, daß der Mann mocht mit ziemlicher Weise zu bewegen und vielleicht auch zu erheben seyn. Wo das nu Gott gebe, so wären E. F. G. ja mehr denn wohl mit einem trefflichen Mann versehen, wiewohl ich, fur

mein Theil, solchs Mannes nicht gerne aus der Universität gerathen wollt“.

Der Herzog gab dem Pfarrer der Altstadt Königsberg Johann Poliander Auftrag, mit Apel zu unterhandeln. Es kam zum Abschluß. Doch scheinen Feinde des Herzogs versucht zu haben, Apel wieder abwendig zu machen. Unter dem 31. April 1530 schreiben die Herzoglichen Räthe aus Königsberg an Apel 126), ent schuldigen das Schweigen ihres Herrn mit dessen längerer Abwesenheit und mahnen, Apel möge seine Zusage halten, er werde finden, daß die bösen Nachreden, mit denen man ihn irre zu machen gesucht, unbegründet seien. Im Mai 1530 steht Johann Apel mit den in Augsburg auf dem Reichstag sich befindenden Sächsischen Theologen in lebhaftem Verkehr 127). Sein Bote nimmt auf der Veste Coburg Briefe Luthers an Melanthon mit, letterer verspricht, Apels Boten ausführliche Berichte an Luther mit geben zu wollen u. s. w.

Noch einmal las Apel damals unter den Vorberei tungen zur Reise seine Methodica dialectices ratio. Einige in Wittenberg studirende Preußen hatten ihn darum ersucht 128). Luther aber schrieb jener Zeit an den Kurfürst Johann 129):,,Es hat mich auch, gnädigster Herr, gebeten D. Apel, daß ich ihn wollt gegen E. K. F. G. verbitten und entschuldigen, daß er Uerlaub izt nimpt, und wegzeugt in Preussen. Denn er hätte es gern längst gethan, so ist E. K. F. G, allezeit so uberladen gewest, daß er, als er denn sehr scheu und zuchtig ist, immer hat E. K. F. G. nicht wollen bemuhen, wie ich mich versehe, daß er weiter wird E. K. F. Gnaden selbs anzeigen" 130).

II.

In den letzten Wochen des Juni 1530 verließ Johann Apel Wittenberg, etwa am 10. Juli kam er in Königsberg an. Eben damals war Paul Sperat zum Bischof von Pomesanien ernannt worden. Mit ihm, der zur nämlichen Zeit wie Apel in Würzburg gewirkt hatte, war letzterer durch alte Freundschaft verbunden 131). Unter dem 29. Juli benachrichtigte er den Bischof brieflich von seiner Ankunft. Er bedauert, daß sein Weg ihn nicht über Marienwerder, wo Sperat wohnte, geführt, er sei in Begleitung seines Verwandten Smidner gereift, und dieser habe über Danzig gewollt. Luther, der ihm von Coburg aus geschrieben, lasse Sperath grüßen. Sperat antwortete unter dem 26. August, gratulirt Apel zu seiner Ankunft und zu seinem hohen Amt, das um so ehrenvoller sei, als er sich nicht darum bemüht, sondern dasselbe erst auf vieles Bitten angenommen habe.

Der Briefwechsel zwischen Apel und Sperat wurde fortgesezt und ist uns, wie es scheint, ziemlich vollständig erhalten 132). Sperat hat bald in einer Ehesache sich Raths zu erholen, bald dieß, bald das durch Apel an den Herzog zu bringen, besonders scheint es ihm am Herzen gelegen zu haben, eine Schenkung von wüsten Ländereien, welche ihm Markgraf Albrecht gemacht hatte, durch Vermittelung des Kanzlers in beßter Form Rechtens gesichert zu sehen. Mitunter heißt es wohl auf der Adresse Apello etc. amico facile primo 133) und auch

Präsente werden zum Zeichen der Dankbarkeit ge= macht, so am 24. Januar 1532 ein Biberfell 134).

Außer Sperat fand Apel noch andere alte Freunde in Preußen. Crotus Rubeanus zwar scheint damals schon seine Rückreise nach Deutschland angetreten zu haben, aber es wirkten in Königsberg Brismann, Poliander und Andere, die Apel von Wittenberg oder Nürnberg her kannte. An Poliander trägt Luther in einem Brief an Apel vom 7. November 1530 135) Grüße auf. Luther hatte von Apels glücklicher Ankunft in Königsberg noch auf der Koburg Nachricht erhalten. Jetzt benugt er eine Gelegenheit, welche sich durch die Reise Peter Wellers, eines von Herzog Albrecht unterstüßten Studenten, bietet, um Apel zu gratuliren, sowol zu seiner Ankunft, als zu seiner ehrenvollen und auskömmlichen Stellung. Es heißt in dem Brief:,,Gott möge Dir endlich seinen Trost verleihen und einen Manasse aus Dir machen, der aller früheren Prüfungen und Leiden. nicht mehr gedenkt". Auch mit Sebald Münsterer in Wittenberg stand Apel in Briefwechsel 136).

Die amtliche Stellung, welche Apel einnahm, war eine sehr einflußreiche und wichtige. Der Kanzler von Preußen war Mitglied des geheimen Raths des Herzogs und hatte in diesem das Referat in Justizsachen. Da nun der Herzog damals die Gerichtsbarkeit in zweiter und zum Theil auch in erster Instanz persönlich ausübte, war ein Hauptgeschäft des Kanzlers die Ausfertigung der auf seinen Vortrag von dem Herzog ertheilten rechtlichen Bescheide. Apel hat für sie mit Antritt seines Amtes ein besonderes Buch angelegt, welches noch vorhanden ist 137). Seine Urteile zeichnen sich durch Kürze und Deutlichkeit aus, sie haben eine gewisse Aehnlichkeit

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