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Hintansehung wichtiger Regierungssorgen, die Unterhaltung des Petrus suchte? Hat nicht der König nächt licher Weile im Lehnstuhl ruhend sich ausführliche und elegante Vorträge des Petrus über Materien des kanonischen und Civilrechts halten lassen? Das ist etwas Neues, ja Unerhörtes, dem Fürsten nicht minder, wie seinem Lehrer zu Ehren gereichend!" Auch der König von Dänemark hat Petrus in sein Land zu ziehen versucht. Folgt das Berufungsschreiben in extenso, jedoch, wie alle übrigen der Criticomastix wörtlich einverleibten Briefe, von Ortuin aus dem Gedächniß niedergeschrieben, da sein Stiel auch hier unverkennbar ist. Ferner wird erzählt, daß die Herzöge Magnus und Baltasar von Mecklenburg durch Abgesandte Petrus hätten einladen lassen, in ihren Rath zu treten.

,,Aber ich sehe schon Manche, fährt Ortuin fort, welche sagen werden, ich sei in Bezug auf das, was ich von den Fürsten schrieb, wenig glaubhaft. Denn Manche nennen,,ungewaschenen Mundes" Petrus einen Abenteuerer (hominem novum); Andere suchen ihn listig anzuschwärzen, indem sie sagen:,,,,Warum hat Petrus sein Vaterland verlassen, wie kommt er dazu, sich um die Deutschen zu bemühen, Nichtlandsleute zu lehren, seinen Wohnsiß zu ändern, Fremden mehr als den Seinigen zu vertrauen?"" Aber wissen sie nicht, die Thoren, unter welchen Auspicien, unter welchem Gestirne Petrus zu uns gekommen ist? Weil er sie an Gelehrsamkeit übertrifft, deshalb verfolgen sie ihn mit Haß. Während sie ihn herabzusehen versuchen, werden sie im Innern von Neid verzehrt. Zwar ist kein braver Mann, weder unter den. Theologen, den Juristen, den Medizinern, den Artisten, noch unter den Vornehmen wie Gemeinen

dieser Stadt, der Petrus nicht wohlwollte. Dennoch ist es nothwendig, den Neidern zu antworten, denn aus fleinen Dingen entsteht oft großes Ungemach. -.

,,Also sein Wegzug aus Italien wird Petrus vorgeworfen. Doch indem die Gegner nach dem Grund desselben fragen, schlagen sie sich selbst, und eben das thun sie, wenn sie Petrus einen Abenteuerer nennen.“

Folgt nun eine ausführliche Erzählung, wie Herzog Bogislav X. von Pommern im Jahr 1497 nach Jerufalem gezogen sei und auf der Rückreise in Venedig im Kreise berühmter Gelehrter, Dichter, Redner wahrgenom men habe, wie viel seiner Hochschule in der Heimath fehle. Bogislav entschloß sich, für dieselbe einen tüch tigen Juristen als Lehrer und Ordner zu gewinnen. Petrus Ravennas wurde ihm empfohlen. Da schickte der Herzog Abgesandte nach Padua, um Petrus lesen zu hören. Als diese das Petrus in Venedig gespendete Lob begründet fanden, knüpfte der Herzog mit demselben Unterhandlungen an, die endlich dahin führten, daß Petrus für Greifswald zusagte unter der Bedingung, daß der Doge von Venedig, Augustinus Barbadicus, seine Zustimmung ertheile. Der Herzog selbst begab sich zum Dogen, um diese Einwilligung zu erbitten. Der Doge erklärte es anfänglich für unmöglich, Petrus, der die eigentliche Stüße der Universität und in Venedig beliebter, als er (der Doge) selbst sei, ziehen zu lassen, endlich gab er dem Andringen Bogislavs nach. Wieder wird ein Schreiben des Dogen an den Herzog mitgetheilt, worin ausgesprochen ist, daß dem Petrus seine Lectura ordinaria in Padua bewahrt bleiben solle, bis er glücklich in's Vaterland zurückkehren werde.

,,Petrus verließ nun Padua, welches einer großen

Frequenz fleißiger und gelehrter Jünglinge sich erfreut, er verließ das Vaterland, welches er liebte, er verließ seine Häuser, seinen Besit, seine Grundstücke, seine Freunde, Angehörigen, Mitbürger, die ihn verehrten, dieß Alles verließ er der Deutschen wegen und aus Trieb nach Ruhm. Er bestieg ein Schiff und unternahm das Wagniß einer Seereise. In Italien aber entstand gewaltige Trauer. Die Deutschen, welche zu Padua studirten, folgten ihm."

Nach glücklich beendeter Reise kam der Tag des Einzugs in Greifswald. Dicht gedrängt stand das Volk in den Straßen. An der Seite des Herzogs ritt Petrus in Greifswald ein.

Dort lehrte er einige Jahre, bis ihm der Tod seine Kinder entriß. Da kam ihm der Gedanke an die Heimkehr.

Hierauf wird erzählt, wie Petrus nach Wittenberg und von da nach Köln sich gewendet habe

Zu unserem Glück, wird fortgefahren, ist Petrus nach Köln gekommen. Seine Neider mögen aus dem Vorstehenden erkennen, wie unrecht sie thun, ihn einen Abenteurer zu nennen Mußte er nicht nach Deutschland ziehen, um Viele aus träger Unwissenheit zum hohen Studium der Weisheit zu führen? Haben nicht vor ihm Viele dergleichen gelehrte Reisen unternommen, haben nicht Viele auch außerhalb ihrer Heimath Großthaten vollbracht? (Mehrere Spalten Beispiele aus alten Zeiten).

Petrus steht in seinem Vaterland in solchem Ansehen, daß Alles seine Rückkehr erwartet und ersehnt. Ueber den Neid, der ihn verfolgt, darf er sich nicht beklagen, denn alle großen Männer traf der Stachel der Mißgunst (lange Ausführung).

Aber nach Petrus sehnt man sich nicht bloß in Italien, auch Kurfürst Friedrich zu Sachsen hört nicht auf, Tag und Nacht seiner zu gedenken und ihn schriftlich zu mahnen, sein verlassenes Lehramt in Wittenberg wieder zu übernehmen. Oft hat Ortuin des Kurfürsten eigenhändige Briefe an Petrus gelesen, aus der Erinnerung schreibt er einen derselben nieder, in welchem inständig die Rückkehr nach Wittenberg erbeten wird. Daß die Sächsischen Fürsten bestrebt sind, Petrus wieder in ihr Land zu ziehen, ist kein Wunder, denn auch in Köln sind Viele, in deren Namen Ortuin redet, die Petrus ermahnen und bitten, nicht wegzuziehen, weder zu Herzog Friedrich, noch ins Vaterland, sondern in Köln zu bleiben“. Lob und Beschreibung Kölns.

Von vielen Männern in Köln, welche Petrus überaus lieben, sollen nun Einige aufgeführt werden: Andreas de Venroed, des heil. apostolischen Stuhls Protonator, Präpositus der Kirchen zu Daventer, Zusasen (Zusatensis), Oldenselen (Oldenselensis) u. St. Cunibert in Köln, Decret. Doct., Petrus Antonius de Klapis, Johannes Potken1o), Joh. de Burse, Prof. des Prämonstratenserordens und Präpofitus des Convents Waerlar in der Diöcese Münster, Doct. Decret., Joannes Vastardi Bare (baro?) de Busco, berühmter Interpret des kaiserlichen Recht820), Gerhardus Systrop von Kempen, LL. D., Joannes de Graes, Prof. des Prämonstratenserordens u. Pfarrer der Kirche zu Daventer auf dem Berg, Remaclus Florenatus 21), troß seiner Jugend be rühmter Dichter; ferner aus der Zahl der angesehenen Bürger: Gerhard v. Wesel und Gerhard Wasser, Bürgermeister der Stadt, Joannes de Reida, Jo. Rincus (der Petrus malen ließ und das Bild in seiner Woh

nung aufhängte) und sein Bruder Hermann Nincus. Unter den Zuhörern des Petrus aber find hervorzuheben: Guilelmus Harisius Anglus, Joh. Schudherynck de Nuscia, Joh. Riphan (Rebhahn?) de Wetter, Urbanus de Viersen, Fiscal des Erzbischofs, und viele Andere, welche ebenso, wie der Engländer Harisius, des Petrus wegen nach Köln kamen. Dem zum Beweise wird ein Brief des Harisius Anglus an Ortuin mitgetheilt.

Solchen Freunden gegenüber kommen die Kritiker des Petrus nicht in Betracht.

selben.

Aufzählung der Werke des Petrus und Lob der

Schluß: Die Wanderschaft des Petrus ist eine heilige und für alle Sterbliche nicht minder nüßlich als nothwendig.

Dann noch eine Sapphische Ode des Ortuin an feine Criticomastix.

Der Stiel der Criticomastix läßt sich nicht anders bezeichnen als verzwickt. Troß aller gesuchten Ausdrücke und Wendungen, troß alles Bestrebens, ihm poe tischen und oratorischen Schwung zu verleihen, troß aller sich drängenden Anführungen aus Römischen Dichtern, namentlich Ovid, Vergil und Horaz, trägt derselbe keinen eleganten Character. Dazu ist er viel zu überla den, schwülstig, geziert und unrein.

Petrus Ravennas selbst ließ nun gegen Hochstraten in Cöln noch eine kleine Schrift erscheinen, welcher er den Titel gab:,,Valete cum perpetuo silentio ad clarissimum theologiae professorem magistrum Iacobum de Alta platea ordinis praedicatorum."22)

Petrus erzählt, er habe das von Hochstraten her:

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