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Oestreichische militärische

Zeitschrift.

Eilftes Heft.

In omni autem praelio non tam multitudo
et virtus indocta, quam ars et exerci-
tium solent praestare victoriam.

Flavius Vegetius.

Redakteur: Joh. Bapt. Schels.

Wien, 1832.

Gedruckt bei Anton Strauß's sel. Witwe.

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I.

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Die Schlacht von Bar sur - Aube
am 27. Februar 1814.

Nach östreichischen Originalquellen
von einem Augenzeugen. *)

Mit dem Plane der Gegend um Bar-sur- Aube.

Die Schlacht von Brienne, die Erste in dem

stolzen Frankreich, war geschlagen, und gewons nen, glorreich gewonnen gegen den kaiserlichen Felds Herrn selbst, auf seinem eigenen Grund und Boden. Dreiundsiebenzig Geschüße, mehr als 200 Munizions. Earreh, und über 1000 Gefangene waren die Siegeszeichen, welche die Tapferkeit und der ungestüme Muth der verbündeten Heere an dem ruhmvollen Tage des 1. Februars 1814 errungen hatten. **) — Und was

*) Der Herr Verfasser des vorstehenden Auffaßes diente in den Feldzügen von 1813 und 1814 als Oberlieutenant und Hauptmann im k. k. östreichischen Generalquartiermeisterstabe, und war im Gefolge des Chefs des Generalstabes der Hauptarmee, Seiner Exzellenz des Herrn FML. Grafen Radekky, angestellt.

Anmerkung der Redakzion. **) Dem Verfasser dieses Aussages wurde die unschäß bare Gunst zu Theil, Einsicht in die Original-Korrespondenz des verstorbenen Feldmarschalls Fürs ften Schwarzenberg während den Feldzügen des Befreiungskrieges, nehmen zu dürfen. Da dieser Briefs wechsel, außer den Dienstesschriften, einen vorzüglichen

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hätten erst die Erfolge dieses Tages seyn müssen, wenn die Umstände erlaubt hätten, ihn so zu benüßen, wie er hätte benügt werden können; wenn beide großen Heerestheile, die Hauptarmee und das schlesische Heer, vers eint mit aller Kraft dem geschlagenen, und was noch mehr ist, dem entmuthigten Feinde auf dem Fuße hät

Theil der Quellen ausmachte, aus denen der Verfass ser schöpfte, so glaubt er, sich den Dank des ganzen lesenden Publikums zu erwerben, wenn er von der ihm zugestandenen Befugniß Gebrauch macht, und Auke züge aus den in den Zeitraum zwischen der Schlacht von Brienne und jener von Bar - sur - Aube fallenden Briefen, in so weit sie die Operazionen betreffen, hier beifügt. So schrieb der Feldmarschall von Bar - fur: Aube am 3. Februar 1814: „Der Himmel hat aber,,mals unsere Waffen gesegnet, und die Ebenen von „Brienne werden uns stets unvergeßlich bleiben. Unser „Manöver hat vollkommen gelungen. 73 Kanonen, fast „alle sammt der Bespannung, 200 Munizionswagen, liefern dazu den kräftigten Beweis. Gyulay sammt „feinen Truppen hat Wunder der Tapferkeit gethan ; „so auch Sacken, der Kronprinz von Würtemberg, Wrede und Frimont. Mein Regiment hat sich besonders ausgezeichnet. †) Die Reserven haben keinen „Schuß gethan. Der Feind scheint sich mit dem Gros „gegen Troyes zu ziehen. Morgen werde ich vor dies

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fem Orte 60 bis 70,000 Mann versammelt haben, „während die übrigen rechts vorrücken, um diesen „Punkt theils zu umgehen, theils dem Feinde auf dem Fuße zu folgen. u. f. w."

t) Schwarzenberg Uhlanen, welches an dies fem Tage allein 13 Kanonen eroberte, darunter 8 sammt der Bespannung. Das Regiment behält seinen Namen auf ewige Zeiten.

ten folgen können, im ståten Drången, ohne ihn zur Besinnung kommen zu lassen, ihn zurück auf seine Hauptstadt geworfen hätten? Aber die beiden Heere trennten sich! Mögen was immer für Rücksichten diese Trennung geboten haben; so viel ist gewiß: was erst die Schlacht von Bar-sur- Aube am 27. Februar entschied, das war jest schon entschieden, wäre der Sieg von Brienne vereint verfolgt worden.

Die verbündete Armee war jener des Kaisers Napoleon in jeder Hinsicht überlegen. An Muth und Ta= pferkeit, dieser moralischen Kraft der Heere, stand der Soldat der verbündeten Armee keinem seiner Gegner nach. Jedes ernstliche Zusammentreffen mit dem Feinde hat dieß bewiesen. Die nummerische Übermacht war unbestritten auf der Seite der Alliirten. Und was das überlegene Feldherrntalent des Kaisers Napoleon betrifft, so hatte sich dieses vor und in der ersten Schlacht auf seinem eigenen, ihm so wohl bekannten, Boden nicht eben sehr hervorragend erwiesen. *) Nur die höchste Ungerechtigkeit gegen den obersten Heerführer der Vers bündeten, den FM. Fürsten Schwarzenberg, und seine Elugen tapfern Unterfeldherrn hätte die Thaten des Heeres, die es zu jener Stelle geführt, wo es eben ́stand, nur der Übermacht, dem Glücke, oder dem llnglücke seines Gegners, zurechnen können, — nicht, wie es in der That war, dem Talente, dem Muthe und

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*) Es ist bekannt, daß der Kaiser Napoleon den ersten Grund zu seinen militärischen Kenntnissen in der Kriegsschule zu Brienne legte, wo er beinahe fünf Jahre zubrachte. Man hätte daher glauben sollen, daß er den strategischen Werth dieser Gegend genauer gekannt habe, als seine Aufstellung es zeigte.

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