Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Der, beshaft angeflagt, weil er den Krieg mißrathen,
Sein Leben durch der Griechen Spruch verlor,
Den sie im Grave schmerzlich jest beklagen?
Mit Diesem bat, er ist mir anverwandt,
Seit dieses Krieges ersten Tagen

Der dürftige Bater mich nach Asien gesandt.

So lange Palamed der Herrschaft sich erfreute
Und in dem Rath der Könige mitsaß,
Stand ich geehrt und glücklich ihm zur Seite.
Toch Das verging, als ihm Ulyssens Hay,

Wer kennt den Schwäger nicht? dem Ortus übergeben.
Da flog in Traver hin mein unbemerktes Leben,
Und der verbalinen Rache Schmerz
Bernagte still mein wundes Herz.

Web' mir, daß ich sie nicht verschwieg,
Zu laut zu seinem Nacher mich erklärte,
Wenn einst ein Gott aus diesem Krieg
Eiegreiche Heimkehr mir gewährte!
Mit eitler Rede weit ich schweren Groll.
Eeitdem ermüdete, mir Feinde zu erwecken,
Ulosses nicht und wußte rachevoll

Mit immer neuen Ränken mich zu schrecken.

Auch ruht' er nimmermehr, bis Kalchas - doch warum
Mit widrigem Bericht fruchtlos die Zeit verlieren?
Berurtheilt Alle, die ihn führen,

Der Name Grieche schon in Zlium:
Wohlan, so würgt mich ohne Schonen!

Das wird dem Ithaker willkommne Botschaft sein,
Das wird die Söhne Atreus hoch erfreun,
Und herrlich werden sie's euch lohnen.

Cbn' Ahnung des Betrugs, der aus dem Griechen spricht,
Steigt unsre Neugier, ihm den Aufschluß abzufrageu,
Und er, mit schlau verstelltem Zagen,

Bodendet se den täuschenden Bericht:

Est, spricht er, war der Wunsch lebendig bei dem Heere,
Der lange Kriegesnoth fich endlich zu entziehn,
Ben Troja heimlich zu entfliehn.

, tas es doch geschehen wäre!

Stets hinderten die frohe Wiederkehr

Der raube Süt und das empörte Meer.

Dies Roß von Fichtenholz stand längst schon aufgethürmet, Mis, vom Orkan gepeitscht, die finstre Luft gestürmet. Verlegen sendet man zuleşt Euripylus,

zu fragen an des Schicksals Throne,

Nach Delphi zu Latonens Sohne;

Der femmt zurüd mit diesem traur'gen Schluß.

Mit Blut erkauftet ihr die Herfahrt von den Winden,
Und eine Jungfrau fiel an Deliens Altar.
Mit Blut allein könnt ihr den Rückweg finden;
Ein Grieche bringe sich zum Todesopfer dar.
Eistalte Angst durchlief die zitternden Gebeine,
Als in dem Lager diese Post erklang,
Und jedes Auge fragte bang:

Wen wohl der Zorn der Gottheit meine?

Jest riß Ulyß mit lärmendem Geschrei
Den Seher Ralchas in des Heeres Mitte
Und bringt in ihn mit ungestümer Bitte,

Zu sagen, wessen Haupt zum Tod bezeichnet sei?
Schon ließen Viele mich, mit ahnungsvellem Grauen,
Des Schalls verruchten Plan und mein Verderben schauen.
Zehn Tage schließt der Priester schlau sich ein,
Um Reinen aus dem Volk dem Untergang zu weihn.

Zulegt, als könnt' er dem beredten Flehn

Ulvens nicht mehr witerstehn,

Läßt er geschickt den Namen sich entreißen
Und zeichnet mich dem Mördereisen.

Man stimmt ihm bei, und froh sieht Jeder die Gefahr,
Die Alle gleich bedroht, auf Einen abgeleitet.
Der Unglücstag ist da, die Binde schmückt mein Haar,
Man streut das Mehl, das Opfer ist bereitet.
Ja, da entriß ich mich dem Tod, zerbrach die Bande
Und harrete des Nachts in eines Sumpfes Rohr,

Bis die Armee, wenn sie zum Vaterlande
Vielleicht sich eingeschifft, vom Ufer sich verlor.
Nie werd' ich, ach! die Heimat mehr begrüßen,
Nie Vater, Kinder mehr in diese Arme schließen,
Und mein Entrinnen rächt vielleicht die Wuth
Der Danaer an diesem theuren Blut.

Und nun, bei allen himmlischen Dämonen,
Die in des Herzens tiefste Falten sehn,

Wenn Treu' und Glauben noch auf Erden irgend wohnen,
Laß so viel Leiden dir zu Herzen gehn!

Hab' du Erbarmen mit dem Unglucksvollen,

Der, was er nicht verschuldete, erfuhr!
Wir sehen jammernd seine Thränen rollen;

Es siegt in uns die Stimme der Natur.

Sogleich läßt Priamus der Hände Band ihm lösen

Une spricht ihm Trost mit milden Worten ein.

Du bist, spricht er, ein Danaer gewesen;
Wer du auch seist, hinfort wirst du der Unfre sein.
Und jest lag Wahrheit mich auf meine Fragen hören:
Warum, wozu das ungeheure Rog?

Wer gab es an? warum so riesengroß?

Zu welchem Brauch? sprich! welchem Gott zu Ehren ?

Er sprach's, und jener Bösewicht, gewandt
In jeder List, Pelasger im Betrügen,
Hebt himmelan die losgebundne Hand.

Dich, ruft er, ew'ges Licht, dich, Rächer aller Lügen,
Dich, Opferherd, dem ich durch Flucht entrann,
Dich, frevelhafter Stahl, den Mertgier auf mich zückte,
Dich, priesterliches Band, das meine Schlafe sqmüdte,
Euch ruf' ich jest zu Zeugen an!

Von jeder Pflicht, die mich an Griechen band,
Erklär' ich mich auf ewig losgezählet.
Für Sinon gibt's hinfort kein Vaterland,
Ich mache laut, was ihre List verhehlet.
Gedenke du nur deines Wortes, Fürst,
Und schone, Troja, Den, der Rettung dir geschenket,
Ist's anders wahr, was du jezt hören wirst,
Und werth, daß man es überdenlet.

Von jeher barg im Krieg mit Glium
Minervens Schuß der Myrmidenen Schwäche;
Doch seit Ulyß, der Schalk, und Dioment, der Freche,
Der Göttin Bild aus ihrem Heiligthum

Zu reißen sich erkühnt, die Hüter zu durchbohren,
Der Jungfrau Stirne felbst mit mortbeflecter Hand
Verwegen zu berühren, schwand

Der Griechen Glück dahin, ging ihre Kraft verloren.
Auf immer war Athenens Gunst entwichen,
Bald zeigte sich in fürchterlichen
Erscheinungen der Göttin Strafgericht.
Raum steht das Bild im Lager still, so blizen
Die offnen Augen, und die Glieder schwigen,
Und dreimal scheint (entseßliches Gesicht!)
Die Göttin sich vom Boren zu erheben,
Und Schild und Lanze schütternd zu erbeben.*)
Ein Gott gebeut jest durch des Sehers Mund,
Auf schneller Flucht die Heimat zu gewinnen:
Denn nimmer fallen durch der Griechen Bund,
So frricht das Schicksal, Pergams feite Zinnen,
Sie hätten denn aufs Neu' der Heimat Strand berührt,
In wiederholter Fei'r die Götter zu befragen,
Zum alten Heiligthum das Bild zurückgetragen,
Das sie auf krummen Schiffen weggefuhrt.

Jest zwar sind sie nach Argos heimgefahren,

Doch fubet sie Raldas bald mit neuen Kriegerschaaren
Und Göttern furchtbarer zurück. Dies Roy
Ward aufgethürmt, den Zorn ter Pallas zu verföhnen
Und nicht umsonst seht ihr's so riesengroß.
Es sollte der Rolop cas enge por verhohuen,

*) Erste Lesart:

Und dreimal steigt, entießliches Gesicht!
Mit Schile und Speer und wutvencer Geberde
Die Göttin selbst aus der zerriff'nen toe.

Nie sollt' euch der Besiz des Wunderbilds erfreun,
Nie fout' es eurer Stadt den alten Schuß erneun.
Denn, wagtet ihr's, Minervens Heiligthum
Mit Frevelhänden zu versehren,

So traf der Gottin Fluch ganz Glium,
(Möcht' ihn ein Gett auf ihre Häupter lehren!)
Doch hättet ihr mit eigner Hand
Dies Roß in eure Statt gezogen,

So wätzte Asien zu uns des Krieges Wogen,
Und Weh' bann uver Griechenland!

Von dieser Lügen schlau gewebten Banden
Ward unser reclich Herz umstrickt;
Der Zweifel wird in jeder Brust erstickt,
Die dem Tydideu männlich widerstanden,
Die der thessalische Achill nicht zwang,
Nicht zehenjahr'ge Kriegeslasten,
Nicht das Gewühl von tausend Masten,
Weint ein Betrüger in den Untergang!
Jeßt aber stellt sich den entseßten Blicken
Ein unerwartet, schrecklich Schauspiel dar.
Es stand, den Dyferfarren zu zerstüden,
Laokoon am festlichen Altar.

Da kam (mir bebt die Zung', es auszudrücken)
Von Tenedos ein graßlich Schlangenpaar,
Den Schweiß geroüt in fürchterlichem Bogen
Dahergeschwommen auf den stillen Wogen.
Die Brüste steigen aus dem Wellenbade,

Hoch aus den Wassern steigt der Kämme blut'ge Glut,
Und nachgeschleift in ungebeurem Rade
Nezt sich der lange Rücken in der Flut,
Lautrauschend schäumt es unter ihrem Pfade,
Im blut'gen Auge flammt des Hungers Wuth
Gewest am Rachen zischen ihre Zungen:
So kommen sie ans Land gesprungen.

Der bloße Anblick bleicht schon alle Wangen,
Und auseinander flicht die furchtentseelte Schaar;
Der pfeilgerade Schuß der Schlangen
Erwählt sich nur den Priester am Altar.

Der Knaben zitternd Paar sieht man sie schnell umwinden,
Den ersten Hunger stillt der Söhne Blut;
Der Unglückseligen Gebeine schwinden
Dahin von ihres Bisses Wuth.

Zum Beistand schwingt der Vater sein Geschoß;
Doch in dem Augenblick ergreifen

Die Ungeheu'r ihn selbst, er steht bewegungslos,
Gellemmt von ihres Leibes Reifen.

Zwei Ninge sieht man sie um seinen Hals und noch
Zwei andre schnell um Brust und Hüfte stricken,

Und furchtbar überragen sie ihn doch

Mit ihren hohen Hälsen und Genicken. *)

Der Knoten furchtbares Gewinde

Gewaltsam zu zerreißen strengt

Der Arme Kraft sich an; des Geifers Schaum besprengt

Und schwarzes Gift die priesterliche Binde.

Des Schmerzes Höllenqual durchdringt
Der Wollen Schoß mit berstendem Geheule:

So brüllt der Stier, wenn er, gefehlt vom Beile
Und blutend, dem Altar entspringt.

Die Drachen bringt ein blizgeschwinder Schuß
Zum Heiligthum der furchtbarn Tritonide;
Dort legen sie sich zu der Göttin Fuß,
Beschirmt som weiten Umkreis der Aegide.
Entsegen bleibt in jeder Brust zurück,
Gerechte Büßung heißt Laekoons Geschick,
Der frech und fühn das Heilige und Hehre
Verlegt mit frevelhaftem Speere.

Zum Tempel, ruft das Volk, mit dem geweihten Bilde!
Und flehet an der Göttin Milde!

[blocks in formation]

Sogleich strengt jeber Arm sich an,

Die Mauer wird getheilt, die Stadt ist aufgethan,
Und auf der Walze künstlichen Wegen
Rollt es dahin, von Strängen fortgezogen,
Berderbenträchtig, schwanger mit dem Bliz
Der Waffen, rout's in Priams Königssip.
Und hochbeglückt, den Strang berührt zu haben,
Der es bewegt, begleiten Jungfrauen und Knaben
Mit heil'gen Liedern die verehrte Last.

meine Baterstadt, so reich an Siegestronen
heil'ges Land, wo so viel Götter thronen!
In reiner Mitte steht der fürchterliche Gast.
Biermal bat es am Eingang still gehalten,
Une viermal klang das Erz in seines Bauches Falten.

Uns warnt es nicht. Von wüthender Begierde
Verblendet, segen wir die unglückschwangre Bürde
Beim Tempel ab. Apolls Drakel spricht
Weissagend aus Kassandrens Munde,
Es spricht von Trojas lester Stunde;
Wir glauben selbst der Gottheit nicht.
Von festlich grünem Laub muß jeder Tempel wehen,
Und morgen ist's um uns geschehen!

Indessen wandelt sich des Himmels Bogen,
Und Nacht stürzt auf des Meeres Wogen,
Mit breiten Schatten hüllt sie Land und Hain
Und den Betrug der Myrmidonen ein.

In Trojas Mauern fängt es an zu schweigen,
Der Schlummer spannt die müden Glieder los;
Da naht, den Mond allein zum stillen Zeugen,
Der Griechen Flotte sich von Tenebos.
Geleitet von dem Feuerbrande,
Der aus dem königlichen Schiffe blizt
Dringt sie hinan zum wohlbekannten Strande,
Und, von der Göttin Grimm beschüßt,
Eröffnet Sinon still den Bauch der Fichte;
Gehorsam gibt das aufgethane Noß
Die Krieger von sich, die sein Leib verschloß,
Und hoch erfreut entspringen sie zum Lichte.
Herab am Seile gleiten schnell die Fürsten,
Thelandrus, Sthenelus, Machaon, Aramas;
Jbm folgt mit Blicken, die nach Blute dürften,
Ulyß, Neoptolem, drauf Thoas, Menelas,
Zulegt Epeus, der das Noß gefügt;

Sie stürzen in die Stadt, die Wein und Schlaf besiegt;
Die Wachen würgt ihr Stahl, indeß schon die Genossen,
Durch's Thor eindringend, zu den Fürsten stoßen.

Schon neigte aus der Götter Hand

Des ersten Schlummers Wohlthat sich hernieder
Und schloß mit füßem Zauberband
Die kummerschweren Augenlieder.
Da sah ich Hektors Schattenbild
Im Traumgesichte mir erscheinen,
In tiefe Trauer eingehüllt,
Ergoffen in ein lautes Weinen. *)

So wie ihn einst durch des Skamanders Felb
Des rauhen Siegers Zweigespann gerissen,

Von blur'gem Staub geschwärzt und mit durchbohrten Füßen,
Jhr Götter, wie von Schmach entstellt!

Der Heltor nicht mehr, der, gleich einem Gotte
In des Peliden Rüstung beimgekehrt,
Den Feuerbrand von der Trojaner Herd
Geschleudert hatte in der Griechen Flotte.

Den Bart befleckt, der Locken schönes Wallen
Gehemmt von blur'gem Leime, stand er da,
Den Leib besät mit jenen Wunden allen,
Die Trojas Mauer ihn empfangen sah.
Ten hohen Schatten zu befprechen,
Gebietet mir des Herzens feur'ger Drang:
Die Wange brennt von heißen Thränenbächen,
Und von den Lippen flieht der Trauerklang:

*) Erste Lesart:

Der Blick in tiefen Gram gebüllt,

Der Stimme Ton ersticht von lautem Weinen

"

, Trojas Hoffnung, die uns nie betrogen,
du, nach dem das Herz geschmachtet hat!
D, sei willkommen, Licht der Vaterstadt!
Warum und wo hast du so lang verzogen?
So viele Kämpfe mußten wir bestehn,
Bon so viel Roth und Herzensangst ermatten,
So viel geliebte Leichname bestatten,
Eb' dich die Freunde wieder sehn!"

..D, sprich, und welcher Frevel durst' es wagen,
Der Augen sonnenheitern Schein

Mit Blut und Staub unwürdig zu entweihn?
Was sollen diese Wundenmäler sagen?"

Doch keinen Laut verlor der Geist,

Des Fragers eitle Neugier zu vergnügen,

Bie unter tief geholten Odemzügen

Ein schweres Ach der Zunge Band burchreißt.

Fort, Göttinsohn! Fort, fort aus diesem Brand!
Die Mauern sind in Feindeshand,

Die stolze Troja stürzt von ihren Höhen,
Genug, genug ist für das Vaterland,
Genug für Priams Thron geschehen!
Wär's eines Mannes tapfre Hand,
Die Trejas legtes Schicksal wendet,
So hätt' es dieser Arm vollendet." *)

Die Heiligthümer find dir übergeben,

Nimm zu Gefährten sie auf deiner flücht'gen Bahn!
Für sie wirst du ein neues Zlium erheben
Nach langer Irrfahrt auf dem Ocean."

Er spricht's und holt in schneller Eile

Mir vom Altar mit eigner Hand

Der macht'gen Vesta heil'ge Säule,

Den Priesterschmuck, den ew'gen Feuerbrand.

Und draußen hört man schon ein tausendstimmig Heulen

Mit wachsentem Getön die bangen Lüfte theilen,
Es dringt der Waffen eisernes Gebrause
Bis zu Anchisens, meines Vaters, Hause,
Das binter Bäumen einsam sich verlor;

Es donnert aus dem Schlummer mich empor;

Den höchsten Standort wähl' ich mir im Hause
Und stehe da mit offnem Dhr.

So fallen Feuerflammen ins Getreide,
Gejagt vom Wind, so stürzt der Wetterbach
Sich rauschend nieder von des Berges Haice;
Zertreten liegt, so weit er Bahn sich brach,

Der Schweiß der Ninder und des Schnitters Freude,
Und umgeriss'ne Wälder stürzen nach,

Es horcht der Hirt, unwissend, wo es dröhne,
Bom fernen Fels verwundert dem Getöne.

Jezt lag es fund und aufgethan,

Wie Danaer auf Treu' und Glauben halten!

Das Truggeweb sieht man jezt schrecklich sich entfalten:
Echon liegt, besiegt vom prasselnden Vulkan,
Deiphebus erhabne Burg im Staube,

Schon wird Ukalegons, ihr Nachbar, ihm zum Raube,
Und des siga'schen Sundes Flut
Scheint wider von des Feuers Glut. †)

Bon lautem Kriegsgeschrei erzittern jezt die Zinnen,
Und schrecklich schmettert des Achaiers Horn.
Sinnlos bewaffn' ich mich. Bewaffnet, was beginnen?
Ein Heer zu sammeln schnell, treibt mich der edle Zorn,
Und mit der Freunde Schaar die Veste zu gewinnen.
Verzweiflung selbst ist des Entschlusses Sporn.
Will, ruf' ich aus, das Schicksal mit uns enden,
So stirbt sich's schön, die Waffen in den Händen.
Indem seh' ich, entflohn der Feinde Pfeilen,
Den Priester des Apoll bei mir vorübereilen ;

* Erste Lesart:

War Pergamus durch eines Kriegers Eisen
Tem lepten Schicksal zu entreißen,
Glaub mir, so war's durch Heitors Hand.
Erste Lesart:

Bom flammenrotben Widerscheine brennt
Tes Metres Spiegel und das Firmament.

Die überwundnen Götter in der Hand,

Am Arm den kleinen Sohn, flieht er betäubt zum Strand.
Halt', rief ich, o, halt' an, mich zu belehren,

Mein Panthus, was beschließt das zürnende Gefchic?
Welch festes Schloß wird uns noch Schuß gewähren ?
Da gibt er seufzend mir zurück:

Der Tage leßter ist vorhanden,
Gekommen ist die unabwendbar böse Zeit;
Einst gab es Teukrer, Troja hat gestanden,
Und seines Ruhmes Schimmer strahlte weit.
Der grimme Zeus gab alles dem Argeier,
Der waltet jegt in der entflammten Stadt:
Bewaffnete ergießt das Ungeheuer,

Und Sinon schürt die Glut, frohlodend seiner Thai.

Und durch die zweifach offnen Thore wogen
Schon Tausende und Tausende einher,
Als aus dem räumigen Mycene nie gezogen;
Es stehen Andre mit gestrecktem Speer,
Mordlustig bingepflanzt auf engen Wegen,
Des Eisens Bliz starrt jeder Brust entgegen.
Kaum thun die ersten Waffen Widerstand
Und wagen das Gefecht mit ungewisser Hand.
Von diesen Reden feurig aufgefodert
Und fortgezogen von der Götter Macht,
Flieg' ich dahin, wo's höher, heller lobert,
Der Donner stürzenber Paläste kracht,
Wo vom Geschrei und vom Gellirr der Eisen
Die Luft erbebt, wohin die Furien mich reißen;
Der günstige Mond gibt mir den trefflichen Epyt
Und Ripheus Stärke zu Begleitern mit.

Dymas und Hypanis beseelen gleiche Triebe,

Auch Mygdons Sohn, Choröbus, folgt dem Zug,
Den für Kassandra die unsel'ge Liebe

Verhängnißvoll zu Trojas Ende trug.

Dem Vater seiner Brauteracht' er hilfreiche Schaaren
Und glaubte nicht dem warnungsvollen Laut,

Nicht den verkündigten Gefahren

Im Mund der gottbeseelten Braut.

Wohlan, beginn' ich zu der kampfbegier'gen Jugend,
Ihr Herzen, jest umsonst voll Heldentugend!
Gewichen sind, ihr seht's, aus allen ihren Sißen
Die Götter, welche Troja schüßen.

Treibt euch der Muth, dem kühnen Führer nachzugehn,
Kommt, der entflammten Troja beizustehn,
Kommt mit mir, kommt und sechtend endigt euer Leben!
Besiegte rettet nichts, als Rettung aufzugeben.
Entflammet durch dies Wort ist ihres Eifers Glut,
Und, Wölfen gleich, die durch den Nebel spürend schleichen.
Herausgestachelt von des Hungers Wuth,

Mit trocnem Gaum erwartet von der Brut,
Geht's zum gewissen Tod durch Schwerter und durch Leichen.
Der hohlen Nacht furchtbare Schatten streichen
Rings durch die Straßen; unser kühner Muth
Verschmäht, aus Trojas Mitte zu entweichen.

Nacht des Grauens, welcher Mund

Spricht deine Schrecken aus, die Todesnoth der Meinen!
Wer macht die Dvfer, die du würgtest, kund!
Wo nehm' ich Thränen her, sie zu beweinen!
Sie fällt, die hohe Stadt, seit grauem Alterthum
Gewohnt zu herrschen und zu siegen.
Auf Straßen, Schwellen, selbst im Heiligthum
Der Götter sieht man Todtenkörper liegen.

Doch glaube nicht, daß nur trojanisch Blut
Der Nächte schrecklichste getrunken.
Auch meines Volks erstorbner Muth
Glimmt auf in manchem Heldenfunken,
Und dann fließt auch des Siegers Blut.

Der Angst, der Qual, des Jammers Stimmen spalten
Des Hörers Ohr, wo nur das Auge ruht,

Des Todes schrecklich wechselnde Gestalten!

Von Feinden warf zuerst mit einer großen Schaar
Androgees sich uns entgegen.

Sein Irrthum stellt in uns der Freunde Heer ihm dar.
Auf, Brüder, eilt! ruft er. Woher so spät, ihr Trägen?
Die Andern tragen schon das ganze Vergam fort;
Ihr habt erst jezt den Schiffen euch entrissen?
Kaum endigt er, so sagt ihm ein verdächtig Wort,
Daß Feindeshaufen ihn umschließen.

Sein Fuß erstarrt, und auf den Lippen stirbt die Stimme.
So zittert, wer, in Dornen tief verstedt,

Die Natter unverhofft mit rauhem Fußtritt weft;
Ihr blauer Hals schwillt an, mit giftgem Grimme
Knirscht sie empor, und bleich flieht er zurück.
So wendet bei geschärftem Blic

Androgeos erschrecken um. Wir bringen

In seine dichte Schaar, es mischen sich die Klingen.

In Treja fremd und halb ver Furcht entseelt, erliegen
Eie unserm Arm. Den Anfang krönt das Glück,
Auf, Freunde, ruft, erhißt von diesen ersten Siegen,
Cheröbus, voll von Muth. Es zeigt uns das Geschick
In diesem Zufall felbst den Weg zum Leben.
Bertauscht den Schild! den griechischen Helm aufs Haupt!
List oder Kraft — was wäre Feinden nicht erlaubt?
Die Lotten werden Waffen geben.

Er spricht's, und schleunig weht auf seinem Haupt

Des fremben Helmes Busch, Androgeos geraubt.

Er eilt, des Schildes Zierde zu vertauschen,

Es fällt, ber das Gefeß der Tugend nie gebrochen,
Ripbeus, ber Redlichste, den Glium gebar.

Die Götter richteten nicht so! Von Freundesstreichen
Liegt Hypanis, liegt Dymas hingestreckt;

Und kann der Priesterschmuck, der dich, o Panthus, deckt,
Kann selbst dein schuldlos Herz die Himmlischen erweichen?

Bezeugt mir's, Trojas heil'ge Trümmer,

Du Flammengrab, das meine Stadt verschlang,
Daß ich an jenem Schreckenstage nimmer
Mich feig entzogen des Gefechtes Drang,
Und, war's mein Los, an jenem Tag zu enden,

Daß ich's verdient mit meinen Würgerhänden!
Jest wich ich ber Gewalt; mir folgt, vor Alter laß,
Iphyt und, schwer von Wunden, Delias.

Zu Priams Burg ruft uns der Stimmen lautster Hall,
Als ras'te nirgends sonst der Streitenden Gedränge,"
Nicht durch ganz Jlium der Waffen wilder Schall,
Erblich' ich hier ein fürchterlich Gemenge,
Des Andrangs Ungestüm, ergrimmten Widerstand.
Den Feind seh' ich die hohen Dächer stürmen
Und mit der Schilde dichtgeschloss’nem Band
Sich furchtbar vor den Eingang thürmen.
Ich sehe Leitern an die Mauern legen,
Entschlossen klimmt der troß'ge Sieger nach,

Die Linke hält den Schild der Pfeile Sturm entgegen,

Und läßt ein griechisch Schwert von seinen Hüften rauschen. | Fest klammert sich die Rechte an das Dach,

Ihm folgt die ganze Jugend und umhängt

Eich schnell die frisch gemachte Beute.

So stürzen wir, mit Danaern vermengt,
Doch ohne unsern Gott! zum Streite.
Begünstigt von der blinden Nacht,
Gelingt uns manche beiße Schlacht,

Und mancher Grieche fällt von unsern Streichen.
Schon fliehn sie schaarenweis, dem drohenden Geschic
Am sichern Bord der Schiffe zu entweichen;

Bis in des Roffes Bauch scheucht sie die Furcht zurück.
Ach, Niemand schmeichle sich, im Dünkel großer Thaten,
Der Götter Gnade zu entrathen!

Was zeigt sich uns! Selbst an Tritoniens Altar
Erkühnt man sich Kassandra zu ergreifen.

Wir sehn mit aufgelöstem Haar

Die Tochter Priams aus dem Tempel schleifen;
Zum tauben Himmel fleht ihr glühend Angesicht,

Denn, ach! die Fessel klemmt der Jungfrau zarte Hände.
Choröbus Wahnsinn trägt es nicht:

Er sucht im Schlachtgewühl ein Heldenende.

Ihm stürzt in dichtgeschloss’nen Gliedern

Die ganze Schaar der Freunde nach;

Doch ach! von unsern eignen Brüdern

Kommt hier vom höchsten Tempeldach

Ein mördrisch Pfeilgewölk auf uns herabgeflogen.
Des Federbusches fremde Zier,

Der Schilte Zeichen, welche wir
Verwechselt, hatte sie betrogen.

Die Priesterin uns abzuringen,

(Verrathen hat uns längst der Sterbenden Geschrei)
Umstürint uns der Dolopen Schaar. Es dringen
Mit Ajar die Atriden selbst herbei.

So, wenn im Sturme sich die Winde heulend schlagen,
Der wilde Süd, des Nordes rauhe Macht,
Der muth'ge Dßt, auf Titans raschem Wagen,

Es rauscht des Meeres Grund, des Waldes Eiche kracht.

Jest sehn wir noch zu ganzen Heeren,
Die unsrer Waffen glücklicher Betrug

Von ihrer Flucht zurückekehren.

Vor Kurzem noch im finstern Dunkel schlug,

Ihr schneller Blick erkennt in dunkler Schlacht

Des Helmes List, der Schilde falsche Zeichen.

Beschäftigt ist mein Volk, die Thürme abzutragen,

Und mit den Trümmern wird der Stürmende bedroht -
Die leste Zuflucht ihrer Noth,

Wenn Alles, Alles fehlgeschlagen!

Herabgestürzt seh' ich die übergold'ten Zinnen,
Denkmäler alter königlicher Pracht.

Mit bloßem Schwert wird jeder Weg nach innen
Von einer dichten Schaar Dardanier bewacht.
Ein frischer Muth lebt auf in unsern Seelen,
Der schwerbedrängten Burg des Königs beizusteha,
Mit Stärke Stärke zu vermählen

Und der Besiegten Muth mitstreitend zu erhöhn.

Nech führten zum Palast, der Menge unbekannt,
Geheime, abgelegne Tbüren,

Durch deren nie entdecktes Band

Die Zimmer in einander sich verlieren.
Oft hatte, frei von des Gefolges Zwang,
Andromache in Trojas schönen Tagen
Auf diesem unbemerktem Gang

Bum frohen Ahn den Enkel hingetragen.

Mich bracht' er jezt zum höchsten Dach hinauf,

Von wo die Teufrier mit segenleeren Händen

| Verlorne Pfeile niedersenden.

Zum jähen Thurm verfolg' ich meinen Lauf,

Der übers Dach empor zum Sternenhimmel schreitet;
Ganz Ilium liegt vor mir ausgebreitet,

Der feindlichen Gezelte ganzes Heer,

Das ganze schiffbedeckte Meer.

Vom Tod umringt, zerreißen wir voll Muth

Der Dede schon gewichne Fugen

Und schleudern sie auf der Argiver Flut

Mit sammt den Pfeilern, die sie trugen.
Herunter stürzen sie mit dennerndem Gekracß,

Und weh den Stürmenten, die sich darunter stellten!
Doch frische Krieger bringen nach,

Der Streit brennt fort, und alle Waffen gelten.

Als wollt er jeden Feind zermalmen,

Pflanzt Pyrrhus sich im Glanz der Rüstung vor das Thor,
Der Schlange gleich, genährt von bösen Halmen,

Die giftgeschwollen schlief im eisbedeckten Moor
Und neuverjüngt jezt von sich streift die Schale,
Den glatten Leib im Reif zusammenringt,

Jest muß der Augen Wahn dem Klang der Stimmen weichen, Sich mit erhabner Brust aufbäumt zum Sonnenstrahle

Jest slegt des Feindes Uebermacht.

Es fällt zuerst, von Peneleus durchstochen,

Choröbus an Tritoniens Altar.

Und dreier Zungen Bliz im Munde schwingt.
Dicht an ihm steht der hohe Periphas,
Nächst dem Automedon, Achillens Wagenwender,

Es drängt sich Styros Jugend an den Taß,
Und nach dem Giebel fliegen Feuerbränder:
Bem Angel haut er selbst das erzbeschlagne Thor,
Une alle Bänder stürzt des Beiles Schwung zu Grunde,
Leicht wird das Holz durchbohrt, das seinen Schirm verlor,
Und weit geöffnet klafft des Thores Wunde.

Des innern Hauses weiter Hof, die Schaar
Der Trøjer, die den Eingang hüten,
Ter alten Könige geheimste Sale bieten
Tem überraschten Blick sich dar,

Und aus den innersten Gemächern dringet

Der Männer Schrei, der Weiber jammernd Ach,
Tie ganze Wölbung hallt das Klaggcheule nach,
Das in den Wolken widerklinget.

Man sieht der Mütter Heer die weite Burg durchschweifen,
Zum leşten Lebewohl die Säulen noch umgreifen
Und kussen ben empfindungslosen Stein.

Ganz mit des Vaters Trez bricht Pyrrhus schon herein.
Jen hält kein Schloß, die Thüre liegt in Trümmern,
Bom Witter eingeraunt, Gewalt macht Bahn,
Lod ist der erste Gruß: so fluten sie heran,

Bon Waffen rauscht's in allen Zimmern.

Eo wüthet nicht der hochgeschwolne Bach,
Der schaumend seinen Damm turchbrach,

Der Felsen Kerferwand mit wiltem Grimm durchhauen.
Er stürzt ins Feld mit trüber Wogen Kraft,
Der Heerpen Schaar auf den ertränkten Auen
Bird mit den Hürden fortgerafft.

Ich selbst sah, Mort im Blick, den Achilleiden
Am Eingang stehn und bei ihm die Atreiden.

Ið jah auch Hekuba, sah ihre hundert Töchter,
Eah Priam selbst an den Altar gestreft,
Den Bater blühender Geschlechter,
Noch mit dem Blut der Opfer frisch beflect.

Es tritt der Feind die Saat von fünfzig Ehen,

Der Entel schöne Hoffnung in den Staub,

Die goldne Säule stürzt, behangen mit Trophäen,

Noch flieht er bis zu Priams Fuß, und warm
Entquillt in Strömen Bluts das junge Leben.
Nicht länger schweigt das Vaterherz:
Obgleich verurtheilt von des Mörders Grimme,
Erhebt er feierlich res Zornes Donnerstimme
Und heult in diese Worte seinen Schmerz:

Für diese Frevelthat, für diesen bittern Hohn,
Für dies verfluchenswürdige Erkühnen,

Wenn noch Gerechtigkeit wohnt auf der Götter Thron,
Erwarte dich, wie solche Thaten ihn verdienen,
Dich, Ungeheur, ein graufenvoller Lohn!
Dich, dich, der mit verruchtem Bubenstücke,
Mit dem erwürgten lieben Schn
Gefoltert hat die väterlichen Blicke!

So, wahrlich, hielt's mit seinem Feinde nicht
Achill, den du zum Vater dir gelogen:
Es chrte mit erröthentem Gesicht
Der Held mein Alter und der Liebe Pflicht,
Als ich zu ihm, ein Flehender, gezogen;
Er weigerte mir Hektors Leichnam nicht
Des Todten Feier würdig zu begehen,
Und ließ mich Troja wiedersehen.

Mit diesen Worten schleudert er den Schaft,
Der ohne Klang der schwachen Hand enteilet
Und, aufgefangen von des Gegners Kraft,
Des Schildes Spize kaum zertheilet.

Geh' denn, erwirert Pyrrhus ihm voll Hohn,
Sag' dem Achill, wie sehr ihn meine Thaten schänden!
Berklage dort den tiefgejuntnen Sohn;

Jezt aber stirb von meinen Händen!

Er reißt den Zitternden, Dies sagend, zum Altare,
Der noch vom Blut des Kindes raucht,

Fagt mit der linken Hand die silbergrauen Haare,
Indeß die Rechte tief sich in den Busen taucht.

So endigt Priamus. Sein Aug' say Troja brennen,

Die über Asien den Scepter ausgestreckt,

Jest ein gigant'scher Rumpf, am Meeresstrand entdeckt,

Und was dem Brand entging, das wird des Würgers Raub. Es fehlt das Haupt, und Niemand kann ihn nennen.

Mitleidig, Fürstin, wirst du fragen,

Wie König Priam seine Tage schloß?

So wisse denn; Kaum hört' er Trøjens Stunde schlagen

Und sah den Feind, der durch die Pforten sich ergos,
So eilt' er, sich den Panzer anzuschnallen,

Der die entwöhnten Glieder niederzog,

Jezi wird zum Erstenmal mein Herz mit Furcht erfülαt.
Des alten Königs leßtes Blassen

Weckt mir des eignen theuren Vaters Bild,

Zeigt mir mein Haus im Schutt, Gemahlin, Kind verlassen; Ich spähe ringsum, wer mir folgen kann.

Ach, matt vom Streit sind Alle längst verschwunden,,

Umbängt das Schwert, das längst der Scheide nicht entflog, | Hier hatten sie vom Thurm den kühnen Sprung gethan,

Und stürzt zur Schlacht, als Fürst zu fallen.

Es stieg in des Palastes mittlerm Raume

Ein hoher Altar in des Aethers Plan,

Jhn fächelte von einem alten Lorbeerbaume

Die nachbarliche Kühlung an.

Gleich scheuen Tauben, die das donnerschwüle Wetter
Zusammentrieb, lag dorten Hekuba

Mit allen Töchtern knieend da

Und schloß in ihren Arm die unerweichten Götter.

Jezt sah sie den Gemahl, bereit zur Gegenwehr,
Sm jugendlichen Schmud der Waffen sich bewegen.
Unglüdlicher, wohin? ruft sie ihm bang entgegen,
Was für ein Wahnsinn reichte dir den Speer?
Und wäre selbst mein Hektor noch zugegen,
Gest helfen Schwert und Lanzen uns nicht mehr.
Hieber tritt! dieses Heiligthum schüßt Ale,
Wo nicht, vermählt uns doch im Falle!

Sie sprach's und zog ihn zu sich hin und ließ
Im Priesterstuhl den. Greis sich niedersezen:
Da tam, von Pyrrhus mörderischem Spieß
Durchbohrt, sein Sohn Polit, bluttriefend, voll Entsezen,
Der Feinde Haufen durch, den weiten Bogengang
Daber gerannt. Sein Blick sucht in der öden Leere
Der weiten Zimmer Schuß; den schon gewissen Fang
Berfolgt Neoptolem mit mordbegier'gem Speere.
Echon hascht ihn sein furchtbarer Arm,

Und über ihm sicht schon den Stahl der Vater schweben;

Dort in den Flammen ihren Tod gefunden.

So war ich denn der einzig Uebrige von Allen,
Als meinem Blick, der durch die Gegend fleugt,
Des Brandes heller Schein in Vestas Tempelhallen
Die Tochter Tyndars sprachlos sizend zeigt.
Der Griechen Furie, der Phrygier Verderben,
Bang, durch des Gatten strenges Strafgericht.
Bang, durch der Teufrier gerechte Wuth zu sterben,

Barg sie im Heiligthum ihr bleiches Angesicht.

Mein Zorn entbrennt. Es reißt mich hin, sie zu durchbohren, Zu rächen mein zerstörtes Vaterland.

Was? Troja septe fie in Brand

Und zöge prangend ein in Lacedämons Thoren,
Die Teutrer hinter sich in slavischem Gewand?
Sie sähe Gatten, Kinder, Eltern, Vaterland?
Sie dürfte mit das Siegesfest begehen?

| Nein, das wird nimmermehr geschehen!

Mag's sein, daß des gestraften Weibes Blut
Des Mannes Schwert entehrt, den leichten Sieger schändet:
Genug, ich sättige der Rache heiße Glut,

Der Frevel wird gestraft, gerächt der Freunde Blut,
Und eine Schuldige dem Drfus zugesendet.
So sprach aus mir des eiteln Grimmes Wuth,
Als plöglich, schön, wie sie sich nimmer mir gezeiget,
Der Mutter Glanzgestalt sich zu mir neiget.

Ganz Göttin, gauz umflossen von dem Lichte,
Worin sie steht vor Jovis Angesichte,

« ZurückWeiter »