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Daniel. Aber ich hoffte, ein Christ bleiben zu dür- | ja wieder-was für ein blinder Esel ich doch war (fich fen, da ich Euch buldigte. vor den Kopf schlagend), daß ich Euch nicht im ersten Franz. Keine Widerrede! Sich', ich gebe dir ei- Hui-Ei du mein! Wer hätte sich das träumen lasnen ganzen Tag noch Bedenkzeit! Ueberlege es noch-sen!-Um was ich mit Thränen betete― Jesus Chrimals. Glück und Unglück — hörst du? verstehst du? stus! Da steht er ja leibhaftig wieder in der alten das höchste Glück und das äußerste Unglück! Ich will Stube! Wunder thun im Peinigen. Daniel (nach einigem Nachdenken). Ich will's thun, morgen will ich's thun. (Ab.)

Franz.

Moor. Was ist Das für eine Sprache? Seid Jhr vom hißigen Fieber aufgesprungen, oder wollt Ihr eine Komödienrolle an mir probiren?

Daniel. Ei pfui doch, pfui doch! Das ist nicht Die Versuchung ist stark, und Der war wohl nicht sein, einen alten Knecht so zum Besten haben- diese zum Martyrer seines Glaubens geboren-Wohl be- Narbe! He, wißt Ihr noch?-Großer Gott! was Ihr komm's denn, Herr Graf! Allem Ansehen nach wer mir da für eine Angst einjagtet—ich hab' Euch immer den Sie morgen Abend Ihr Henkermahl halten! Es so lieb gehabt, und was Ihr mir da für Herzeleid hättet fommt Alles nur darauf an, wie man davon denkt, und anrichten können — Ihr saßet mir im Schoß-wißt ihr Der ist ein Narr, der wider seine Vortheile denkt. Den noch? dort in der runden Stube-Gelt, Vogel! Das Vater, der vielleicht eine Bouteille Wein weiter getrun habt Ihr freilich vergessen — auch den Kufuf, den Ihr fen hat, kommt der Rißel an- und daraus wird ein so gern hörtet?-denkt doch! der Kukuk ist zerschlagen, Mensch, und der Mensch war gewiß das Lezte, woran in Grundsboden geschlagen- die alte Susel hat ihn bei der ganzen Hercules-Arbeit gedacht wird. Nun verwettert, wie sie die Stube fegte-ja freilich, und da kommt mich eben auch der Kißel an — und daran cre- saßet Ihr mir im Schoß und rieft: Hotto! und ich lief pirt ein Mensch, und gewiß ist hier mehr Verstand und fort, Euch den Sotto-Gaul zu holen - Jesus Gott! Absicht, als dort bei seinem Entstehen war—. Ist die warum mußt' ich alter Esel auch fortlaufen?-und wie Geburt des Menschen das Werk einer viehischen An- mir's siedigheiß über den Buckel lief-wie ich das Zewandlung, eines ungefährs, wer sollte wegen der Ver- tergeschrei höre draußen im Dehrn, spring' herein, und neinung seiner Geburt sich einkommen lassen, da lief das helle Blut, und laget am Boden und hattet an ein bedeutendes Etwas zu denken? Verflucht sei die heilige Mutter Gottes! war mir's nicht, als wenn Thorheit unserer Ammen und Wärterinnen, die unsere mir ein Kübel eiskalt Wasser übern Nacken sprigtePhantasie mit schrecklichen Mährchen verderben und aber so geht's, wenn man nicht alle Augen auf die gräßliche Bilder von Strafgerichten in unser weiches Kinder hat. Großer Gott, wenn's ins Auge gegangen Gehirnmark drücken, daß unwillkürliche Schauber die wäre-War's dazu noch die rechte Hand. Mein LeGlieder eines Mannes noch in frostige Angst rütteln, benstag, sagt' ich, soll mir kein Kind mehr ein Messer unsere kühnste Entschlossenheit sperren, unsere erwa oder eine Scheere, oder so was Spipiges, sagt ich — in chende Vernunft an Ketten abergläubischer Finsterniß und Frau verreist-ja, ja, Das soll mir mein Tag des die Hände kriegen, sagt' ich—war zum Glück noch Herr legen― Mord! wie eine ganze Hölle von Furien um das Wort flattert - die Natur vergaß einen Mann Lebens eine Warnung sein, sagt' ich— Jemini, Jemini! mehr zu machen die Nabelschnur ist nicht unterbun ich hätte vom Dienst kommen können, ich hätte – Gott den worden- und die ganze Schattenspielerei ist ver- der Herr verzeih's Euch, gottloses Kind-aber, gottlob! schwunden. Es war etwas und wird nichts-Heißt es beilte glücklich bis auf die wüste Narbe. es nicht eben so viel, als: es war nicht und wird nichts und um nichts wird kein Wort mehr gewechselt—der Mensch entsteht aus Morast und watet eine Weile im Morast und macht Morast und gährt wieder zusammen in Morast, bis er zulcht an den Schuhsohlen seines Urenkels unflätig anklebt. Das ist das Ende vom Lied der morastige Cirkel der menschlichen Bestimmung, und somit-glückliche Reise, Herr Bruder! Der milz süchtige, podagrische Moralist von einem Gewissen mag runzelige Weiber aus Bordellen jagen und alte Wunen großen Mann werden, Daniel, so sollst du mein cherer auf dem Todesbette foltern-bei mir wird er nimmermehr Audienz bekommen. (Er geht ab.)

Dritte Scene.

Anderes Zimmer im Schloß. Räuber Moor von der einen Seite. andern.

Moor. Ich begreife kein Wort von Allem, was du sagst.

Daniel. Ja gelt, gelt? Das war noch eine Zeit? Wie manches Zuckerbrod oder Biscuit oder Macrone ich Euch hab' zugeschoben, hab' Euch immer am Gernsten gehabt, und wißt Ihr noch, was Ihr mir drunten fagter im Stall, wie ich Euch auf des alten Herrn seiließ herumjagen? Daniel! sagtet Ihr, laß mich nur ei nen Schweißfuchs seßte und Euch auf der großen Wiese

Verwalter sein und mit mir in der Kutsche fahren — ja, sagt' ich und lachte, wenn Gott Leben und Gesundheit schenkt, und Ihr Euch eines alten Mannes nicht schämen werdet, sagt' ich, so will ich Euch bitten, mir das Häuschen drunten im Dorfe zu räumen, das schon eine gute Weil' leer steht, und da wollt' ich mir ein EiDaniel von der mer zwanzig Wein einlegen und wirthschaften in meinen alten Tagen.—Ja, lacht nur, lacht nur! Gelt, junger Herr, Das habt Ihr rein ausgeschwißt?—den alten Mann will man nicht kennen, da thut man so fremd, so vornehm―o, Ihr seid doch mein goldiger Junker — freilich halt ein Bißchen locker gewesen nehmt mir's nicht übel!—wie's eben das junge Fleisch meistens ist - am Ende kann noch Alles gut werden.

Moor (hastig). Wo ist das Fräulein?
Daniel. Gnädiger Herr! Erlaubt einem armen
Manne, Euch um etwas zu bitten.

Moor. Es ist dir gewährt, was willst du?
Daniel. Nicht viel und Alles, so wenig und doch
so viel - laßt mich Eure Hand füssen!
Moor. Das sollst du nicht, guter Alter (umarmi
ihn), den ich Vater nennen möchte!

Daniel. Eure Hand, Eure Hand! ich bitte Euch.
Moor. Du sollst nicht.

Daniel. Ich muß! (Er greift sie, betrachtet sie schnell
und fällt vor ihm nieder.) Lieber, bester Karl!
Moor (erschrict, faßt sich, fremd). Freund, was sagst
bu? Ich versteh' dich nicht.

Daniel. Ja, leugnet es nur, verstellt Euch! schön, schön! Ihr seid immer mein bester, köstlicher JunkerLieber Gott, daß ich alter Mann noch die Freudedummer Tölpel ich, daß ich Euch nicht gleich — Ei du himmlischer Vater! So seid Jhr ja wiedergekommen, und der alte Herr ist unterm Boden, und dã seid Ihr|

Moor (fällt ihm um den Hals.) Ja, Daniel, ich will's nicht mehr verhehlen! Ich bin dein Karl, dein verlorner Karl, was macht meine Amalia?

Daniel (fangt an zu weinen). Daß ich alter Sünder noch die Freude haben soll - und der Herr selig weinte umsonst!— Ab, ab, weißer Schädel! mürbe Knochen, fahret in die Grube mit Freuden! Mein Herr und Meister lebt, ihn haben meine Augen gesehen!

Moor. Und will halten, was er versprochen hat, nimm Das, ehrlicher Graufopf, für den Schweißfuchs im Stalle; (bringt ihm einen schweren Beutel auf) nicht vergessen hab' ich den alten Mann.

Daniel. Wie? was treibt Ihr? Zu viel, Ihr habt Euch vergriffen.

Moor. Nicht vergriffen, Daniel! (Daniel will nieber- wiß, es war nicht brüderlich gehandelt, Finsterniß verfallen.) Steh' auf, sage mir, was macht meine Amalia? | lösche sie auf ewig, und der Tod rühre sie nicht auf. Daniel. Gottes Lohn! Gottes Lohn! Ei Herr| Jerem!- Eure Amalia, v, die wird's nicht überleben, die wird sterben vor Freude!

Moor (heftig). Sie vergaß mich nicht?
Daniel. Vergessen? Wie schwazt Ihr wieder?
Euch vergessen?-da hättet Ihr sollen dabei sein, hät
ter's sollen mit ansehen, wie sie sich gebärdete, als die
Zeitung kam, Ihr wärt gestorben, die der gnädige Herr

ausstreuen ließ

Moor. Was sagst du? mein BruderDaniel. Ja, Euer Bruder, der gnädige Herr, Euer Bruder — ich will Euch ein ander Mal mehr davon erzählen, wenn's Zeit dazu ist — und wie sauber sie ihn abfappte, wenn er ihr alle Tage, die Gott schickt, seinen Antrag machte und sie zur gnädigen Frau machen wollte. O, ich muß hin, muß hin, ihr sagen, ihr die Botschaft bringen. (Will fort.)

Moor. Halt', halt'! sie darf's nicht wissen! darf's Niemand wissen, auch mein Bruder nicht.

Daniel. Euer Bruder? Nein, beileibe nicht, er dars's nicht wissen! Er gar nicht!—Wenn er nicht schon mehr weiß, als er wissen darf, ich sage Euch, es gibt garstige Menschen, garstige Brüder, garstige Herren-aber ich möchte um alles Gold meines Herrn willen kein sarstiger Knecht sein — der gnädige Herr hielt Euch fodt.

Moot. Hm! was brummst du da?

Daniel (leiser). Und, wenn man freilich so ungebeten aufersteht-Euer Bruder war des Herrn selig einziger Erbe

Moor. Alter!—Was murmelst du zwischen den Zähnen, als wenn irgend ein Ungeheuer von Geheim nis auf deiner Zunge schwebte, das nicht heraus wollte und doch heraus sollte? Rede deutlicher!

Daniel. Aber ich will lieber meine alten Knochen abnagen vor Hunger, lieber vor Durst mein eigenes Basser sausen, als Wohlleben die Fülle verdienen mit einem Todtschlag. (Schnell ab.)

Kosinsky.

Kosinsky. Die Pferde stehn gesattelt, Ihr könnt auffißen, wenn Ihr wollt.

Moor. Presser, Presser! warum so eilig? Soll ich sie nicht mehr sehn?

Kosinsky. Ich zäume gleich wieder ab, wenn Ihr's haben wollt; Ihr hießt mich ja über Hals und Kopf eilen.

Moor. Noch einmal! ein Lebewohl noch! ich muß den Gifttrank dieser Seligkeit vollends ausschlürfen, und dann hält, Kosinsky! zehn Minuten noch hinten am Schloßhof, und wir sprengen davon!

Vierte Scene.

I m

Garten.
Amalia.

mit einer Stimme! mit einer Stimme-mir war's, Du weinst, Amalia?- und Das sprach er als ob die Natur sich verjüngte — die genossenen Lenze der Liebe dämmerten auf mit der Stimme! Die Nachtigall schlug wie damals - die Blumen hauchten wie damals — und ich lag wonneberauscht an seinem Hals — Ha, falsches, treuloses Herz! wie du deinen Meineid beschönigen willst! Nein, nein! weg aus meiner brochen, du Einziger! Weg aus meiner Seele, ihr ver Seele, du Frevelbild!— ich habe meinen Eid nicht gerätherische, gottlose Wünsche! im Herzen, wo Karl meine Seele, so immer, so wider Willen nach diesem herrscht, darf kein Erdensohn nisten-Aber warum, Fremdling? Hängt er sich nicht so hart an das Bild meines Einzigen? Ist er nicht der ewige Begleiter ich will ihn fliehen!— fliehen!-Nimmer sehen soll meines Einzigen? Du weinst, Amalia? Ha, mein Auge diesen Fremdling!

Räuber Moor öffnet die Gartenthür. Amalia (fährt zusammen). Horch! horch! Nauschauf.) Er?- wohin?- was? — da hat mich's ange te die Thüre nicht? (Sie wird Karln gewahr und springt wurzelt, daß ich nicht fliehen kann-Verlaß mich nicht, Gott im Himmel!- Nein, du sollst mir meinen Karl nicht entreißen! Meine Seele hat nicht Raum für zwei Gottheiten, und ich bin ein sterbliches Mädchen! (Ste nimmt Karls Bild heraus.) Du, mein Karl, sei mein Genius wider diesen Fremdling, den Liebestörer! dich, dich ansehen, unverwandt-und weg alle gottlose Blicke nach diesem. (Sie sigt stumm-das Auge starr auf das Bild geheftet.)

Moor, auffahrenb aus schrecklicher Pause. Betrogen, betrogen! da fährt es über meine Seele wie der Bliz!-Spißbübische Künste! Himmel und Hölle! Nicht du, Bater! Spißbübische Künste! Mörder! Räuber durch spißbübische Künste! Angeschwärzt von ihm! verfälscht, unterdrückt meine Briefe-voll Liebe sein Herz-o ich Ungeheuer von einem Thoren-voll Liebe sein Vaterherzo, Schelmerei! Schelmerei! Es hätte mir einen Fußfall gekostetes hätte mir eine Thräne gekostet—o ich blöder, blöder, blöder Thor! — (Wider die Wand rennend.) Ich hätte glücklich sein können — o Büberei, Büberei! das Glück meines Lebens bübisch, bübisch hinwegbetrogen. (Er rig? und eine Thrane auf diesem Gemälde? — (AmaMoor. Sie da, gnädiges Fräulein?-und trauläuft wüthend auf und nieder.) Mörder, Räuber durch lia gibt ihm keine Antwort.) Und wer ist der Glückliche, srißbübische Künste! — Er grollte nicht einmal. Nicht um den sich das Auge eines Engels versilbert? darf ein Gedanke von Fluch in seinem Herzen Böse- auch ich diesen Verherrlichten-(Er will das Gemälde wicht! unbegreiflicher, schleichender, abscheulicher Böse- | betrachten.) wicht!

Kosinsky lommt.

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Moor.

Amalia. Nein, ja, nein!

Moor (zurückfahrend). Ha! und verdient er diese
Vergötterung? verdient er?

Amalia. Wenn Sie ihn gekannt hätten!
Moor. Ich würde ihn beneidet haben.
Amalia. Angebetet, wollen Sie sagen.
Moor. Ha!

Amalia. O, Sie hätten ihn so lieb gehabt — es war so viel, so viel in seinem Angesicht-in seineu Augen-im Ton seiner Stimme, das Ihnen so gleich kommt das ich so liebe

Moor (steht zur Erde.)

Ich fliehe aus diesen Mauern. Der geringste Ver- Amalia. Hier, wo Sie stehen, stand er tausendqug fönnte mich wüthend machen, und er ist meines mal — und neben ihm Die, die neben ihm Simmel Baters Sohn-Bruder, Bruder! du hast_mich zum und Erde vergaß — hier durchirrte sein Auge die um Elendesten auf Erden gemacht, ich habe dich niemals ihn prangende Gegend — fie schien den großen betoh beleidigt, es war nicht brüderlich gehandelt - Erntenenden Blick zu empfinden und sich unter dem Wohl bie Früchte deiner Unthat in Ruhe, meine Gegenwart | gefallen ihres Meisterbilds zu verschönern — hier hielt soll dir den Genuß nicht länger vergällen—aber, ge- er mit himmlischer Musik die Hörer der Lüfte gefangen

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-hier an diesem Busch pflückte er Rosen und pflückte | bie Rosen für mich hier, hier lag er an meinem Halse, brannte sein Mund auf dem meinen, und die Blumen starben gern unter der Liebenden Füßtritt — Moor. Er ist nicht mehr?

Amalia. Er segelt auf ungestümen Meeren Amalia's Liebe segelt mit ihm er wandelt durch ungebahnte sandige Wüsten - Amalia's Liebe machi den brennenden Sand unter ihm grünen und die wilden Gesträuche blühen - der Mittag sengt sein entblößtes Haupt, nordischer Schnee schrumpft seine Sohlen zusammen, stürmischer Hagel regnet um seine Schläfe, und Amalia's Liebe wiegt ihn in Stürmen ein Meere und Berge und Horizonte zwischen den Liebenden aber die Seelen verseßen sich aus dem staubigen Kerker und treffen sich im Paradiese der Liebe Sie scheinen traurig, Herr Graf?

Moor. Die Worte der Liebe machen auch meine Liebe lebendig.

Amalia (blak). Was? Sie lieben eine Andere? — Weh' mir, was hab' ich gesagt?

Moor. Sie glaubte mich todt und blieb treu dem Todtgeglaubten sie hörte wieder, ich lebe, und opferte mir die Krone einer Heiligen auf. Sie weiß mich in Wästen irren und im Elend herumschwärmen, und ihre Liebe fliegt durch Wüsten und Elend mir nach. Auch heißt sie Amalia, wie Sie, gnädiges Fräulein.

Amalia. Wie beneid' ich Ihre Amalia! Moor. O, sie ist ein unglückliches Mädchen: ihre Liebe ist für Einen, der verloren ist, und wird - ewig niemals belohnt.

Amalia. Nein, sie wird im Himmel belohnt. Sagt man nicht, es gäbe eine bessere Welt, wo die Traurigen sich freuen, und die Liebenden sich wieder erkennen?

Der Mond ist unfre Sonne,
Mercurius ist unser Mann,
Der's Prakticiren trefflich kann.
Heut laden wir bei Pfaffen uns ein,
Bei masten Pächtern morgen;
Was drüber ist, da lassen wir fein
Den lieben Herrgott sorgen.
Und, baben wir im Traubensaft
Die Gurgel ausgebadet,

Eo machen wir uns Muth und Kraft
Und mit dem Schwarzen Bruderschaft,
Der in der Hölle bratet.

Das Webgebeul geschlagner Väter,
Der bangen Matter Klangezeter,
Das Winseln der verlass'nen Braut
Ift Schmaus für unsre Trommelbaut!
Ha! wenn sie euch unter dem Beile so zucken,
Ausbrüllen wie Kälber, umfallen wie Muden,
Das ligelt unsern Augenstern,

Das schmeichelt unsern Ohren gern.

Und, wenn mein Stündlein kommen nun Der Henter soll es holen —

So haben wir halt unsern Lohn

Und schmieren unsre Sohlen,

Ein Schlückchen auf den Weg vom beißen Traubensohn, Und hurra rar dari geht's, als flögen wir davon! Schweizer. Es wird Nacht, und der Hauptmann noch nicht da!

Razmann. Und versprach doch, Schlag acht Uhr wieder bei uns einzutreffen.

Shweizer. Wenn ihm Leids gescheien wäre Cameraden! wir zünden an und morden den Säugling. Spiegelberg (nimmt Nazmann beiseite). Kuf ein Wort, Razmann.

Schwarz (zu Grimm). Wollen wir nicht Spione ausstellen?

Grimm. Laß bu ihn! Er wird einen Fang thun, daß wir uns schämen müssen.

Schweizer. Da brennst du dich, beim Senker!

Moor. Ja, eine Welt, wo die Schleier hinwegfallen, und die Liebe sich schrecklich wiederfinder-Ewig-Er ging nicht von uns, wie Einer, der einen Schel keit heißt ihr Name — meiné Amalia ist ein unglüdliches Mädchen.

Amalia. Unglücklich, und Sie lieben?

Moor. Unglücklich, weil sie mich liebt! Wie, wenn ich ein Todtschläger wäre? wie, mein Fräulein, wenn Ihr Geliebter Ihnen für jeden Kuß einen Mord aufzählen könnte? Wehe meiner Amalia! sie ist ein unglückliches Mädchen.

Amalia (froh aufhüpfend). Ha, wie bin ich ein glückliches Mädchen! Mein Einziger ist Nachstrahl der Gottheit, und die Gottheit ist Guld und Erbarmen! Nicht eine Fliege konnt' er leiden sehen-Seine Seele ist so fern von einem blutigen Gedanken, als fern der Mittag von der Mitternacht ist.

Moor (kehrt sich schnell 'ab in ein Gebüsch, blickt starr in die Gegend).

Amalia (fingt und spielt auf der Laute).

Wilft dich, Hektor, ewig mir entreißen,
Wo des Acaciden mordend Eisen
Dem Patrellus schrecklich Opfer bringt?
Wer wird künftig deinen Kleinen lehren
Epeere werfen und die Götter ehren,
Wenn hinunter dich der Kanthus schlingt?
Moor (nimmt die Laute stillschweigend und spielt.)
Tbeures Weib, geh', bol' die Todeslanze-
Lay-mich fort-um wilden Kriegestanze! -
(Er wirft die Laute weg und flieht davon.)

Fünfte Scene.

menstreich im Schilde führt. Hast du vergessen, was er gesagt hat, als er uns über die Haide führte?,,Wer nur eine Rübe vom Acker stiehlt, daß ich's erfahre, läßt seinen Kopf hier, so wahr ich Moor heiße.“ Wir dürfen nicht rauben.

Razmann (leise zu Spiegelberg). Wo will das hinaus — rede deutscher!

Spiegelberg. Pst! Pst! — Ich weiß nicht, was du oder ich für Begriffe von Freiheit haben, daß wir an einem Karren ziehen, wie Stiere, und dabei wunderviel von Independeng declamiren - Es gefällt mir nicht.

Schweizer (zu Grimm). Was wohl dieser Windkopf hier an der Kunkel hat?

Razmann (leise zu Spiegelberg). Du sprichst vom Hauptmann?

Spiegelberg. Pst doch! Pst! — Er hat so seine Ohren unter uns herumlaufen-Hauptmann sagst du? wer hat ihn zum Hauptmann über uns geseßt, oder hat er nicht diesen Titel usurpirt, der von Rechtswegen mein ist? Wie? legen wir darum unser Leben auf Würfel baden darum alle Milzsuchten des Schicksals aus, daß wir am Ende noch von Glück sagen, die Leibeigenen eines Sklaven zu sein? - Leibeigene, da wir Fürsten sein könnten? - Bei Gott! Razmann-Das hat mir niemals gefallen. Schweizer (zu den Andern). Ja du bist mir der rechte Held. Frösche mit Steinen breit zu schmeißen schon der Klang seiner Nase, wenn er sich schneuzte,

Nabgelegener Wald. Nacht. Ein altes, verfallenes Schloß in könnte dich durch ein Nadelöhr jagen

der Witte.

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Spiegelberg (zu Razmann). Ja - und Jahre schon dicht' ich darauf: es soll anders werden. Raz mann- wenn du bist, wofür ich dich immer hielt — Razmann! man vermißt ihn gibt ihn halb verloren – Razmann, mich dünkt, seine schwarze Stunde schlägt - Wie? nicht einmal röther wirst du, da dir die Glocke zur Freiheit läutet? hast nicht einmal so viel Muth, einen kühnen Wink zu verstehen?

Razmann. Ha, Satan! worin verstrickst bu meine Seele?

Sviegelberg. Hat's gefangen! - gut! so folge! Ich habe mir's gemerkt, wo er hinschlich - Komm'! Zwei Pistolen fehlen selten, und dann - so sind wir die Ersten, die den Säugling erdrosseln. (Er will ihn fortreisen.)

Schweizer (zicht wüthend sein Messer). Ha, Bestie! Eben recht erinnerst du mich an die böhmischen Wälder!-Warst du nicht die Memme, die anhob zu schnattern, als sie riefen: Der Feind kommt! Ich babe damals bei meiner Seele geflucht — Fahr' hin, Meuchelmörder! (Er sticht ihn todt.)

Räuber (in Bewegung). Morbio! Mordio! Schweizer-Spiegelberg - Reißt sie aus einander! Schweizer (wirst das Messer über ihn). Da! und so crepir' du - Ruhig, Cameraden Laßt euch den Bettel nicht unterbrechen - die Bestie ist dem Hauptmann immer giftig gewesen und hat keine Narbe auf ihrer ganzen Haut-noch einmal, gebt euch zufrieden-Ha! über den Racker - Von Hinten her will er Männer zu Schanden schmeißen? Männer von Hinten her! Ist uns darum der helle Schweiß über die Backen gelaufen, daß wir aus der Welt schleichen wie elende Kerle? Bestie du! Haben wir uns darum unter Feuer und Rauch gebettet, daß wir zuleßt wie Ratten verreden?

Grimm. Aber, zum Teufel - Camerad — was hattet ihr mit einander? – der Hauptmann wird rasend werden.

Schweizer. Dafür laß mich sorgen – und du, Heilloser, (zu Razmann) du warst sein Helfershelfer, du! Pack' dich aus meinen Augen der Schufterle hat's auch so gemacht, aber dafür hängt er jeßt auch in der Schweiz, wie's ihm mein Hauptmann prophezeit hat (Man schießt.)

Schwarz (aufspringend). Horch'! ein Pistolenschuß! (Man schießt wieder.) Noch einer! Holla! der Hauptmann!

Grimm. Nur Geduld! Er muß zum dritten Male schießen. (Man hört noch einen dritten Schuß.)

Schwarz. Erist's! — ist's — Salvir' dich, Schweizerlaßt uns ihm antworten! (Sie schießen.)

Moor, Kosinsky treten auf.

Schweizer (ihnen entgegen). Sei willkommen, mein Hauptmann ich bin ein Bischen vorlaut gewesen, seit du weg bist. (Er führt ihn an die Leiche.) Sei du Richter zwischen mir und Diesem — von Hinten hat er dich ermorden wollen.

Räuber (mit Bestürzung). Was? den Hauptmann? Moor (in den Anblick versunken, bricht heftig aus). O unbegreiflicher Finger der rachekundigen Nemesis! War's nicht Dieser, der mir das Sirenenlied trillerte? Weihe dies Messer der dunkeln Vergelterin!-Das hast du nicht gethan, Schweizer.

|

bin nie ein Feiger gewesen oder ein schlechter KerlLegt euch schlafen morgen am Tage gehen wir weiter. Räuber. Gute Nacht, Hauptmann. (Sie lagern sich auf der Erde und schlafen ein.)

Tiefe Stille.

Moor nimmt die Laute und spielt.
Brutus.

Sei willkommen, friedliches Gefilde!
Nimm den leßten aller Römer auf!
Von Philippi, wo die Mordschlacht brüllte,
Eleicht mein gramgebeugter Lauf.
Cassius, wo bist du? - Rom verloren!
Hingewürgt mein brüterliches Heer!
Meine Zuflucht zu des Todes Thören!
Keine Welt für Brutus mehr!

Cäsar.

Wer, mit Schritten eines Niebesiegten,
Wandert dort vom Zelfenbang?
Ha! wenn meine Augen mich nicht lügten,
Das ist eines Römers Gang..
Libersohn von wannen deine Reise?
Dauert noch die Siebenbügelstadt?
Dft geweinet bab' ich um die Waise,
Daß sie nimmer einen Cäsar hat.
Brutus.

Ha, du mit der dreiundzwanzigfachen Wunde!
Wer rief, Todter, dich ans Licht?
Echautre rückwärts zu des Drcus Schlunde,
Stolzer Weiner! Triumphire nicht!
Auf Philippi's cifernem Altare

Raucht der Freiheit legtes Opferblut;
Nom verröchelt über Brutus Bahre.
Brutus geht zu Minos — kreuch in deine Flut!
Cäsar.

O, ein Todesstoß von Brutus' Schwerte!
Auch du-Brutus - du?

Sobnes war dein Vater — Sohn die Erde
Wär' gefallen dir als Erbe zu!

Geh' tu bist der größte Römer worden,

Da in Vaters Brust dein Eisen drang,
Geb' und beul' es bis zu jenen Pforten:
Brutus ist der größte Römer worden,

Da in Vaters Brust sein Eisen drang.
Geh', du weißt nun, was an Lethe's Strande
Mich noch bannte

Schwarzer Schiffer, stoß' vom Lande!
Brutus.

Water! halt!-im

ganzen Sonnenreiche
Hab' ich Einen nur gekannt,
Der dem großen Casar gleiche:
Diesen Einen hast du Soon genannt.
Nur ein Casar mochte Rom verderben,

Nur nicht Brutus mochte Cajar stebn;
Wo ein Brutus lebt, muß Cafar sterben:

Geh du linkwärts, laß mich rechtwärts gehn.
(Er legt die Laute hin, geht tiefdenkend auf und nieder.)

Wer mir Bürge wäre?—— es ist Alles so finsterverworrene Labyrintbe-kein Ausgang-kein leitendes Gestirn-wenn's aus ware mit diesem leßten Schweizer. Bei Gott! ich hab's wahrlich gethan, Odemzug — aus, wie ein schales Marionettenspiel und es ist beim Teufel nicht das Schlechteste, was ich Aber wofür der heiße Hunger nach Glückseligin meinem Leben gethan habe. (Geht unwillig ab.) feit? Wofür das Ideal einer unerreichten VollMoor (nachdenkend). Ich verstehe - Lenker im Him- kommenheit? Das Hinausschieben unvollendemelich verstehe die Blätter fallen von den Bäuter Plane? - Wenn der armselige Druck dieses armmen-und mein Herbst ist kommen-Schafft mir Die-seligen Dings (die Pistole vors Gesicht haltend) den Weisen aus den Augen! (Spiegelbergs Leiche wird hinwegge- sen dem Thoren den Feigen dem Tapfern - den tragen.) Edeln dem Schelme gleich macht? Es ist doch eine so göttliche Harmonie in der seelenlosen Natur, war um sollte dieser Mißklang in der vernünftigen sein? Nein, nein! es ist etwas mehr, denn ich bin noch nicht glücklich gewesen.

Grimm. Gib uns Ordre, Hauptmann—was solIen wir weiter thun?

Moor. Bald — bald ist Alles erfüllt—Gebt mir meine Laute-Ich habe mich selbst verloren, seit ich dort war meine Laute, sag' ich ich muß mich zurüdlullen in meine Kraft-Verlaßt mich!

Räuber. Es ist Mitternacht, Hauptmann. Moor. Doch waren's nur die Thränen im Schauspielbause- den Römergesang muß ich hören, daß mein schlafender Genius wieder aufwacht — Meine Laute her!-Mitternacht, sagt ihr?

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Schwarz. Wohl bald vorüber. Wie Blei liegt der Schlaf in uns. Seit drei Tagen kein Auge zu.

Glaubt ihr, ich werde zittern, Geister meiner Erwürgten! ich werde nicht zittern. (Heftig zitternd.) Euer banges Sterbgewinsel -euer schwarzgewürgtes Gesicht

eure fürchterlich klaffenden Wunden sind ja nur Glieder einer unzerbrechlichen Kette des Schicksals und hängen zulept an meinen Feierabenden, an den Launen meiner Ammen und Hofmeister, am Temperament meines Vaters, am Blut meiner Mutter.-(Von Schauer geschüttelt). Warum hat mein Perillus einen Ochsen aus mir gemacht, daß die Menschheit in meinem 8

Moor. Sinkt denn der balsamische Schlaf auch auf die Augen der Schelme? Warum flieht er mich? Ich)[glühenden Bauche bratet? Schiller. 1. Bd.

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(Er feßt die Pistole an.) Zeit und Ewigkeit- Moor. Hier steckt ein Geheimniß-Heraus! sprich! gekettet an einander durch ein einzig Moment!-Grau- Ich will Alles wissen. fer Schlüssel, der das Gefängniß des Lebens hinter mir schließt und vor mir aufriegelt die Behausung der ewigen Nacht-sage mir―o, sage mir-wohin wohin wirst du mich führen? - Fremdes, nie umsegeltes Land!-Siche, die

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Die Stimme (aus dem Schloß). Weh'! Web'! Bist du's, Hermann, der da redet? Mit wem redest du, Hermann?

Moor. Drunten noch Jemand - Was geht hier

diesem Bilde, die Spannchheit erschlafft unter vor? (Läuft dem Thurme zu.) Ist's ein Gefangener,

den die Menschen abschüttelten? Ich will seine Ket ten lösen. — Stimme! noch einmal! wo ist die Thür? Hermann. O, habt Barmherzigkeit, Herr― dringt nicht weiter, Herr-geht aus Erbarmen vorüber! (Ber

des Endlichen läßt nach, und die Fantasie, der muthwillige Affe der Sinne, gaufelt unserer Leichtgläubigkeit seltsame Schatten ver-Nein, nein! Ein Mann muß nicht straucheln Sci, wie du willst, namenloses Jenseits-rennt ihm den Weg.) bleibt mir nur dieses mein Selbst getreu Sei, wie du willst, wenn ich nur mich selbst mit hinübernehme -Außendinge sind nur der Anstrich des Mannes ich bin mein Himmel und meine Hölle.

Wenn du mir irgend einen eingeäscherten Weltkreis allein ließest, den du aus deinen Augen verbannt hast, wo die einsame Nacht und die ewige Wüste meine Aussichten sind? - ich würde dann die schweigende Dede mit meinen Fantasien bevölkern und hätte die Ewigkeit zur Muße, das verworrene Bild des allgemeinen Elends zu zergliedern. — Oder willst du mich kurch immer neue Geburten und immer neue Schau pläge des Elends von Stufe zu Stufe-zur Vernich tung führen? Kann ich nicht die Lebensfäden, die mir jenseits gewoben sind, so leicht zerreißen, wie diesen?— Du kannst mich zu nichts machen – diese Freiheit kannst du mir nicht nehmen. (Er ladet die Pistole. Plöglich hält er inne.) und soll ich vor Furcht eines qualvollen Le bens sterben? Soll ich dem Elend den Sieg über mich einräumen? - Nein, ich will's dulden. (Er wirft die Pistole weg.) Die Qual erlahme an meinem Stolz! Ich will's vollenden. (Es wird immer finsterer.)

Hermann, der durch den Wald kommt. Horch! horch! grausig heult der Kauz - Zwölf schlägt's drüben im Dorf-Wohl, wohl das Bu benstück schläft-in dieser Wilde kein Lauscher. (Tritt an das Schloß und pocht.) Komm heraus, Jammermann, Thurmbewohner!- deine Mahlzeit ist bereitet.

Moor (fachte zurücktretend). Was soll Das bedeuten? Eine Stimme (aus dem Schloß). Wer pocht da? He? Bist du's, Hermann, mein Rabe?

Hermann. Bin's, Hermann, dein Rabe. Steig' herauf ans Gitter und iß. (Eulen schreien.) Fürchterlich trillern deine Schlafcameraden, Alter - Dir schmeckt? Die Stimme. Hungerte mich sehr. Habe Dank, Rabensender, für's Brod in der Wüste!— Und wie geht's meinem lieben Kinde, Hermann?

Hermann. Stille - Horch — Geräusch wie von Schnarchenden! Hörst du nicht was?

Stimme. Wie? hörst du etwas?

Hermann. Den seufzenden Windlaut durch die Rißen des Thurms-eine Nachtmusik, davon Einem die Zähne klappern, und die Nägel blau werden. Horch! noch einmal-Immer ist mir, als hört' ich ein Schnarchen. Du hast Gesellschaft, Alter — Hu! hu! hu!

Stimme. Siehst du etwas? Hermann. Leb wohl — leb' wohl - Grausig ist diese Stätte-Steig' ab ins Loch- droben dein Helfer, dein Rächer - Verfluchter Sohn!—(Will fliehen.) Moor (mit Entfeßen hervortretend). Steh! Hermann (schreiend). O mir! Moor. Steh', fag' ich!

Hermann. Weh'! weh'! weh'! Nun ist Alles verrathen!

Moor. Steh'! Rede! Wer bist du? Was hast du hier zu thun? Rede!

Moor. Vierfach geschlossen! Weg da-es mug heraus- Jezt zum ersten Mal komm mir zu Hülfe, Dieberei! (Er nimmt Brechinstrumente und öffnet das Gitterther. Aus dem Grunde steigt ein Alter, ausgemer gelt, wie ein Gerippe.)

Der Alte. Erbarmen einem Elenden! Erbarmen! Moor (springt erschrocken zurück). Das ist meines Vaters Stimme!

D. a. Moor. Habe Dank, o Gott! Erschienen ist die Stunde der Erlösung.

Moor. Geist des alten Moors! was hat dich be unruhigt in deinem Grabe? Hast du eine Sünde in jene Welt geschleppt, die dir den Eingang in die Pforten des Paradieses verrammelt? Ich will Messen le sen lassen, den irrenden Geist in seine Heimat zu senden. Hast du das Gold der Wittwen und Waisen un ter die Erde vergraben, das dich zu dieser mitternächtlichen Stunde heulend herumtreibt? ich will den un terirdischen Schaß aus den Klauen des Zauberdrachen reißen, und wenn er tausend rothe Flammen auf mich speit und seine spißen Zähne gegen meinen Degen blockt

oder kommst du, auf meine Fragen die Räthsel der Ewigkeit zu entfalten? Rede, rede! ich bin der Mann der bleichen Furcht nicht.

D. a. Moor. Ich bin kein Geist. Taste mich an, ich lebe, o, ein elendes, erbärmliches Leben!

Moor. Was? Du bist nicht begraben worden? D. a. Moor. Ich bin begraben worden. - Das heißt: ein todter Hund liegt in meiner Väter Gruft; und ich drei volle Monde schmacht' ich schon in diesem finstern, unterirdischen Gewölbe, von keinem Strahle beschienen, von keinem warmen Lüftchen angeweht, von keinem Freunde besucht, wo wilde Raben krächzen und mitternächtliche Uhus heulen —

Moor. Himmel und Erde! Wer hat Das gethan? D. a. Moor. Verfluch' ihn nicht! — Das hat mein Sohn Franz gethan.

Moor. Franz! Franz! O ewiges Chaos!

D. a. Moor. Wenn du ein Mensch bist und ein menschliches Herz hast, Erlöser, den ich nicht kenne, o, so höre den Jämmer eines Vaters, den ihm seine Söhne bereitet haben-drei Monde schon hab' ich's tauben Felsenwänden zugewinselt, aber ein hohler Widerball äffte meine Klagen nur nach. Darum, wenn du ein Mensch bist und ein menschliches Herz hast—

Moor. Diese Aufforderung könnte die wilden Be stien aus ihren Löchern hervorrufen.

D. a. Moor. Ich lag eben auf dem Siechbett, hatte kaum angefangen, aus einer schweren Krankheit etwas Kräfte zu sammeln, so führte man einen Mann zu mir, der vorgab, mein Erstgeborner sei gestorben in der Schlacht, und mit sich brachte ein Schwert, gefärbt mit seinem Blut, und sein leztes Lebewohl, und daß ibn mein Fluch gejagt hätte in Kampf und Tod und Ver zweiflung.

Moor (beftig von ihm abgewandt). Es ist offenbar! D. a. Moor. Höre weiter! ich ward ohnmächtig bei der Botschaft. Man muß mich für todt gehalten haben, Hermann. Erbarmen! o, Erbarmen! gestrenger denn, als ich wieder zu mir selber kam, lag ich schon in Herr!-Nur ein Wort höret an, eh' Ihr mich umbringt. der Babre und in's Leichentuch gewickelt wie ein TodMoor (indem er den Degen ziebt). Was werd' ich hören! ter. Ich fraßte an dem Deckel der Bahre. Er ward Hermann. Wohl habt Ihr mir's beim Leben aufgethan. Es war finstere Nacht, mein Sohn Franz verboten-ich konnte nicht anders-durfte nicht an- stand vor mir.- Was? rief er mit entseßlicher Stimders im Himmel ein Gott-Euer leiblicher Vame, willst du denn ewig leben?-und gleich flog der ter Dort―mich jammerte sein-Stecht mich nieder! Sargbeckel wieder zu. Der Donner dieser Worte hatte

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