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Die Erkältung, welche ich mir in Moskau zugezogen hatte, erzeugte, weil ich mich nicht schonen konnte, eine Halsentzündung bei mir, die sich unterwegs derart steigerte, daß ich kaum atmen konnte. Es herrschte unter der Reisegesellschaft eine große Furcht vor Diphtheritis, und als ich das merkte, isolierte ich mich. So war die zweitägige Rückreise wenig unterhaltend für mich. Ich hatte, allein liegend, Zeit, die Erlebnisse unseres Triumphzuges nach Rußland vor meinem Gedächtnis zu refapitulieren.

Sofort nach der Rückkehr ließ ich den Arzt rufen. Aus der Halsentzündung entwickelte sich ein Typhus, aus dem mich mein alter Freund Böger rettete.

Schlußwort des Herausgebers.

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it den Ereignissen des Jahres 1871 schließen die Aufzeichnungen des Prinzen. Vom Typhus genesen, widmete er sich wieder ganz seinen dienstlichen Obliegenheiten, die ihn in diesem Jahre mehr als sonst in Anspruch nahmen, da die Umgestaltung der Artillerie durch die beabsichtigte Trennung der Fuß- von der Feldartillerie zahlreiche Arbeiten und Beratungen neben den sonstigen Pflichten erforderte.

Am 23. Januar 1873 wurde er unter Belassung in dem Verhältnis als General à la suite Seiner Majestät des Kaisers zum Kommandeur der 12. Division in Neiße ernannt und als solcher am 22. März desselben Jahres zum Generalleutnant befördert, wozu an dem gleichen Tage 1875 seine Ernennung zum Generaladjutanten des Kaisers hinzutrat.

Sieben Jahre befehligte Prinz Hohenlohe mit vollster Hingabe seine Division, indem er bemüht war, seine reichen Kriegserfahrungen für die kriegsgemäße Ausbildung seiner Offiziere und Truppen nutzbar zu machen. So hielt er in der von ihm in Neiße nach dem Vorbilde der Berliner Gesellschaft gegründeten Militärischen Gesellschaft eine Reihe von Vorträgen, von denen er einige geradezu als sein militärisches Glaubensbekenntnis bezeichnete: Betrachtungen über den Kampf um Örtlichkeiten (Neiße 1875), über die Initiative (Neiße 1876), über die Verwendung des Infanteriegewehrs (Neiße 1877), Kriegserfahrung und Kriegsgeschichte (Neiße 1879). Andere von ihm dort gehaltene Vorträge betrafen taktische Fragen, deren Erörterung sich durch die Übungen seiner Division als wünschenswert ergab.

Im Herbst 1879 erbat er seinen Abschied, der ihm am 28. November durch folgende Allerhöchste Kabinetts-Ordre bewilligt wurde:

„Ich habe mit aufrichtigem Bedauern und höchster überraschung aus Ihrem Schreiben vom 26. d. M. ersehen, in welcher ernsten Weise zur Zeit Ihre Gesundheit gefährdet ist. Unter diesen Umständen kann Ich Mich der Überzeugung nicht verschließen, daß in der Tat eine längere und völlige Ruhe eine der wesentlichsten Bedingungen für Ihre Herstellung ist, und gewähre Ich demzufolge Ihre Bitte, indem Jch Sie unter Belassung in Ihrem Verhältnis als Mein Generaladjutant mit der gesetzlichen Pension zur Disposition stelle. Ich habe zugleich bestimmt, daß Sie bei den Offizieren à la suite der Armee und in der Anciennitätsliste fortgeführt werden, und gebe Mich der Hoffnung hin, daß Ihr Leiden. sich nach einiger Ruhe beseitigen werde, und daß Ich Ihnen dann wieder eine militärische Stellung übertragen kann. Es würde in der Tat ein großer Verlust für Mich und die Armee sein, wenn Ihre so hoffnungsvoll begonnene und verlaufene Dienstlaufbahn sich so früh beendigen sollte, und wollen Sie ebensowohl Meiner herzlichen Teilnahme wie Meines warmen Wunsches auf baldige Besserung versichert sein.

Berlin, den 28. November 1879.

(gez.) Wilhelm."

In dem Umschlag dieser Kabinetts-Ordre aber lag noch ein eigenhändiges, im Faksimileabdruck hier beigefügtes Schreiben Seiner Majestät des Kaisers, in dem der Allerhöchste Kriegsherr seinen innersten Empfindungen beim Scheiden des Prinzen, der ihm jahrelang persönlich nahe gestanden hatte, Ausdruck gab und zugleich die Hoffnung aussprach, ihn in Zukunft noch einmal in einer hohen Stellung in der Armee verwenden zu können.

Wenn sich diese Hoffnung auch nicht mehr verwirklichen sollte, so nahm der Prinz doch fernerhin an den Fortschritten des Heeres weiter den regsten Anteil, indem er die Muße des Privatlebens benutte, sein reiches Wissen und seine Erfahrungen aus unseren drei großen Kriegen dem deutschen Offizierkorps in mehreren geradezu klassisch zu nennenden Schriften zunuze kommen zu lassen. Jeder ältere Offizier wird sich noch des Aufsehens erinnern, das Hohenlohes „Militärische Briefe" und ,,Strategische Briefe" in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hervorriefen. Sie haben ihren hohen Wert für die geistige Ausbildung unserer Offiziere bis zum heutigen Tage ungemindert behauptet.*)

*) Anhang 3 im 1. Bande gibt ein Verzeichnis sämtlicher militärischen Schriften des Prinzen.

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مشهد

جو

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