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Kaiser seinen Gegner erwartet, statt ihm zuvorzukommen, so würde er allerdings wohl in Bälde hinter den Rhein geworfen worden sein, und parcielle Aufstände in Deutschland, wie in Tirol, in Preussen und Westphalen, von denen der Minister Stadion so viel erwartete, möchten freilich dem Eroberer grosse Verlegenheiten bereitet haben; der Brand wäre vielleicht ausgebrochen vom Belt bis zur Adria. Die Schlacht bei Eggmühl vernichtete alle diese Erwartungen, festigte die bis dahin noch zweifelhaft gewesene Freundschaft Russlands für Napoleon, hielt Preussens Schwert in der Scheide, verzögerte die britische Expedition gegen die Insel Walcheren, vernichtete überhaupt alle Anschläge auf Holland und Belgien, und, was durchaus nicht unterschätzt werden darf, setzte den im Inuern von Frankreich thätigen royalistischen Bestrebungen für lange Zeit ein Ziel.

Es war gewiss eine harte Zeit der Prüfung für den Generalissimus und er mag geschwankt haben zwischen seiner Vaterlandsliebe, seiner politischen Überzeugung, seiner hohen Einsicht und erprobten Kriegserfahrung. Dieser Kampf dürfte nicht weniger hart gewesen sein, als jener auf dem Schlachtfelde selbst. Während die Kriegspartei Alles daran setzte, den Krieg mit Nachdruck fortzuführen, musste der erzherzogliche Feldherr nur auf die Erhaltung seines Heeres bedacht bleiben.

Nachdem er vergebens vor diesem Kriege gewarnt und gegen seine Ansicht und Neigung den Oberbefehl mit den ausgedehntesten Vollmachten übernahm, erkannte er um so lebendiger und klarer die schwere Lage des Vaterlandes, die Täuschungen, deren man sich hingegeben und die Unmöglichkeit, dass die an das Fremdenjoch gewohnten Deutschen sich jemals erheben würden.

Er begriff vollkommen, dass Österreich allein gegen Frankreich und den Rheinbund nicht anzukämpfen vermöge. Die warnende Stimme seines vertrauten Freundes, des Grafen von Grünne, welche wir schon in der Einleitung anführten, hatte dies sattsam ausgesprochen. Von dem Augenblicke also, wo alle Täuschungen schwanden, gab es für ihn nur noch eine Aufgabe, nämlich geschickt zu manövriren, um dem Staate die Armee für günstige Gelegenheiten zu erhalten. Dieser fünfte Coalitionskrieg, so wie selber beabsichtigt worden war, blieb ein völlig verfehlter. Fremder Einfluss und Hofintriguen hatten Alles verdorben und es war ganz so gekommen, wie der Generalissimus vorhersagte. Aber als gehorsamer Soldat kannte er seine Pflicht, als habsburgischer Prinz, als versuchter Feldherr blieb ihm kaum eine andere Wahl, als dem ihm gewordenen Rufe zu entsprechen, und desshalb folgte er der Aufforderung seines Kriegsherrn, den Wünschen der Armee und der Bevölkerung. Indem er aber solches that, mag er sich gelobt haben, die ihm anvertrauten Truppen so wenig als möglich blosszustellen, um sie im günstigen Augenblick zur vollen Action bringen oder doch an ihrer Spitze unterhandeln zu können. Und diese Aufgabe hat der Erzherzog Karl mit seinem geläuterten politischen Blick und seiner seltenen Begabung auch glücklich gelöst.

Er war kein Bewunderer des Petersburger Cabinets, und wenn auch 1799 blos und allein durch Thugut der Bruch mit Russland herbeigeführt wurde, so durfte er doch nicht zweifeln, wie der nordische Koloss ein beständiger Gegner von Österreich sei und konnte kaum vergessen, dass nur der russische Einfluss ihm das Commando im Feldzuge 1805 entzogen habe. Eben darum hatte er auch, seit Russland den Ton angab, sich von allen Staatsgeschäften fern gehalten und war nur auf aus

drückliches Verlangen seines kaiserlichen Bruders wieder an die Spitze eines Heeres getreten, das sein ganzes Vertrauen in ihn setzte.

Selbst die entschiedensten Gegner des Generalissimus vermochten nicht in Abrede zu stellen, dass seine sicheren Operationen, wobei nichts auf die Spitze gestellt, nichts dem Zufall überlassen wurde, allein die Monarchie gerettet haben. Er schritt gewöhnlich erst in vorgerückter Tagesstunde zum Angriff, wodurch der Kampf meist unbeendet blieb und er die Möglichkeit behielt, einen Theil der Kräfte intakt in der Hand zu behalten, auch das Gefecht beliebig abzubrechen. In dieser Weise handelte er wenigstens zwischen dem 19. und 23. April und nur dadurch rettete er wie gesagt die Armee und auch den Staat. Er leistete sogar Russland, Preussen und England, wenigstens indirect, wesentliche Dienste. Denn war Österreich einmal besiegt, so ging der französische Kaiser ohne alle Frage den Preussen und Russen zu Leibe. Dadurch aber wurde die spätere nordische Allianz und ganz besonders das Jahr 1813 rein unmöglich. Der Erzherzog Karl war es also, der jene Zeit gewissermassen vorbereitete, der Napoleon's ebenbürtigster Gegner war. Wir folgern daraus, dass der Generalissimus mit einer Loyalität, Klugheit, Tapferkeit und Hingebung sich benahm, die ausser allem Zweifel steht und durch die einzelnen Fehler nicht verdunkelt werden kann, welche zudem auch grösstentheils durch die Macht der Verhältnisse selbst herbeigeführt wurden. Der französische Kaiser selbst hat dies öffentlich anerkannt 1).

Wir bezeichnen Napoleon's Erfolge in diesen fünf Kampftagen sowohl taktisch wie strategisch als ganz ausserordentlich, denn beide Flügel des österreichischen Heeres waren vollständig von einander getrennt und mussten auf beiden Donauufern einen excentrischen Rückzug antreten, wobei ihre Wiedervereinigung in ziemliche Ferne gerückt schien. Bayern war befreit. Dies waren die Früchte von fünf Operationstagen und einer klugen Kräftevertheilung. Von den 140.000 Streitern, womit der Generalissimus fast nur 14 Tage früher den Inn überschritt, standen nur noch 90.000 in Reih und Glied.

In den 10 Tagen seit Napoleon's Abreise von Paris hatten sich also die grossartigsten Ereignisse zugetragen und in reichem Masse erntete er die fünfte seiner genialen Combinationen. Die unvergleichliche, auch vom Sieger bewunderte Tapferkeit des österreichischen Heeres, seine beispiellose Ausdauer und Hingebung hatten

1) Als Napoleon den Erzherzog ersuchte die Ehrenlegion anzunehmen, schrieb er ihm am 28. März 1810 aus Compiegne, wie folgt: „ E. K. H. wissen, dass die Achtung, welche ich für Sie hege, schon alt und auf Ihre grossen Eigenschaften und Thaten gegründet ist. Ich wünsche sehr Ihnen ein unverkennbares Merkmal davon zu geben und bitte Sie daher den Grossadler der Ehrenlegion anzunehmen. Ich bitte Sie auch das Kreuz der Ehrenlegion zu empfangen, welches ich trage, und von 20.000 Soldaten getragen wird, die verstümmelt wurden oder sich auf dem Felde der Ehre auszeichneten. Das Eine ist ein Beweis der gerechten Anerkennung Ihres Geistes als Feldherr, das Andere ihrer seltenen Tapferkeit als Soldat“.

Darauf antwortete der Erzherzog: „Sire! Der Botschafter E. M. hat mir die Ordenszeichen der Ehrenlegion und das rührende Schreiben, womit Höchstdieselben mich zu beehren geruhten, übergeben. Lebhaft durchdrungen von diesen ausgezeichneten Beweisen Ihres Wohlwollens, eile ich E. M. den Ausdruck meiner Dankbarkeit darzubringen, der nur die Bewunderung gleichkommen kann, welche mir Ihre grossen Eigenschaften einflössen. Die Achtung eines grossen Mannes ist die schönste Ernte auf dem Felde der Ehre". (Abtheilung VI. 32.) 10°

doch nur zu einer folgenschweren Niederlage geführt, weil der französische Kaiser seine Kampfmittel in Bezug auf Zeit und Raum, als vollendeter Meister gebrauchte. Darin liegt aber das Geheimniss des Sieges, denn auch die tapferste, die treueste Armee muss unterliegen, wenn sie nicht mit voller Kraft zur Verwendung gelangt.

Die Geschichte hat die Verpflichtung dieser Ursache nachzuforschen und sie gelangt bei sorgfältiger Prüfung aller Umstände unwillkürlich zu der Ansicht, dass wenigstens ein Theil der Unfälle hätte abgewendet werden können, wenn der Generalissimus nicht auf beiden Donauufern und in so breiter Front vorgegangen wäre, und man den Moment mit grösserer Klarheit erfasst und rascher benützt haben würde. Wir gehören zwar nicht zu Jenen, die sich niemals auf den Standpunkt des Feldherrn stellen, die dessen Wollen und Wirken immer nur nach dem Erfolge beurtheilen, die niemals berücksichtigen was er wusste, wissen konnte, und was ihm verborgen blieb, die durchaus nicht in Betracht ziehen, welchen grossen Einfluss die Politik auf dessen Handlungen übt, indem diese die militärischen Anordnungen so häufig durchkreuzt und lähmt. Dennoch glauben wir, dass bei Verkürzung der Operationsfronte, und vorzugsweise bei entsprechender Rücksicht auf Zeit und Raum, mit den 170.000 tapferen Soldaten, welche unter dem Doppelaar in Bayern fochten, ein günstigeres Resultat hätte erzielt werden können, und folgern dies vorzugsweise daraus, dass auch nach den Gefechten und Schlachten an der Abens, Isar und Laaber die Kraft und der herrliche Geist des österreichischen Heeres noch unerschüttert waren. Mit solchen Truppen lässt sich Alles unternehmen. Denken wir blos und allein an den ruhmvollen Kampf bei Eggmühl, wo 18.000 Mann in einer unvortheilhaften Stellung, ohne anderweitige Unterstützung auf zwei Seiten durch einen fast sechsfach stärkeren Gegner angefallen, diesem durch drei volle Stunden widerstehen und am Ende, nachdem sie auf beiden Flanken umgangen waren, ihren Rückzug mit aller Ruhe ausführten. Aber vom General bis zum Gemeinen herab, hatte auch Jeder das Seinige redlich gethan und die österreichischen Krieger, welche bei Eggmühl gefochten, dürften diesen Tag mit Stolz auf ihre Fahnen schreiben. Was aber Rosenberg's Truppen am 22. April geleistet, dies waren auch alle übrigen zu vollbringen jederzeit bereit.

Gemachte Fehler sind oft die beste Unterweisung und auf diesem praktischen Wege kommt man gewöhnlich viel weiter als mit der trockenen Theorie. Der grosse Krieg ist weit mehr eine Kunst, als eine Wissenschaft. Nur selten wird man als Feldherr geboren, eben so wenig wie als Dichter oder Maler. Aber natürliche Anlagen, geistige Befähigung müssen dazu vorhanden sein. Man studire mit allem Fleisse die grossen Vorbilder, mache sich mit ihrer Handlungsweise und ihrer Methode vertraut, und eigne sich daraus jene Grundsätze an, die allein im Stande sind, das angeborene Talent fruchtbringend zu machen. Nur dieses Talent allein wird berufen sein, die Theorie in die Praxis zu übertragen; nur das Genie vermag die todte Masse zu beleben und jene Maximen zu verkörpern, welche bei allen Kriegshandlungen für würdige Muster gelten. Die Form ist Nebensache. Nur das Genie wendet die grossartigen Muster richtig an und zieht den wahren Nutzen aus bewährten Vorbildern, indem es die Lehren der Vergangenheit auf die Gegenwart überträgt und nach Zeit und Umständen modificirt.

(Schluss des II. Abschnittes.)

Literatur.

Recensione n.

1. J. Scheda, k. k. Oberstlieutenant. Generalkarte des österreichischen Kaiserstaates, mit einem grossen Theile der angrenzenden Länder. In 20 Blättern. Massstab 1:728.000. Wien, seit 1856. Bis jetzt erschienen die Blätter: No. 1, 2, 4, 5, 6, 7, 8, 11, 12, 16, 17 und 20.

2. J. Scheda, k. k. Oberstlieutenant. Generalkarte von Europa in 25 Blättern. Massstab 1:2,592.000. Wien, 2. Auflage.

Die kartographischen Arbeiten Scheda's sind durch ihre Genauigkeit und ausgezeichnete Schönheit bereits so bekannt, dass darüber wohl nichts mehr zu erwähnen bleibt. Das Nichteinhalten der anfangs zugesagten Lieferungstermine hat aber schon mehrfache Klagen hervorgerufen, worüber sich jedoch auch Manches zur Entschuldigung sagen lässt.

Scheda gehört im Kartenwesen zu jenen seltenen Erscheinungen, in welchen sich eine bewundernswerthe Begabung für Schönzeichnung mit einem hohen Grad von Gewissenhaftigkeit paart. Blätter, fertig gezeichnet und auch halb schon in Kupfer gestochen, werden zum Theil wieder neu gemacht, wenn dem Verfasser nur irgend ein neues und besseres Material zu benützen möglich wird. Daher kann man bei Scheda's Karten mit Bestimmtheit darauf rechnen, nur das Neueste und Richtigste zu erhalten. Wer ausserdem die Abhängigkeit eines Kartenentwerfers von den ausführenden Kupferstechern u. s. w. kennt, muss zugeben, dass eine übertriebene Beeilung nur zu einer Verschlechterung der Arbeit führen müsste. Gegenwärtig, wo die Karte von Europa schon beendet ist, von jener der österreichischen Monarchie bereits 12 der vortrefflich ausgeführten Blätter in unseren Händen sich befinden, und andere schon weit vorgearbeitet sind, muss uns doch auch für den noch fehlenden Theil die gleiche Vorzüglichkeit der Arbeit, wenn auch auf Kosten der Zeit, wünschenswerth erscheinen.

Über das Detail beider Karten haben wir noch Folgendes zu bemerken:

Die Generalkarte von Europa in 25 Blättern ist in der zweiten Auflage weit der ersten Ausgabe vorzuziehen, weil in jener das Gebirge nicht in Kreide geschummert, sondern durch Schraffen ausgedrückt ist. Durch den Druck in mehreren Farben: blau für das Hydrographische, roth für die Ortsbezeichnung und das Strassennetz, schwarz für die Eisenbahnen und die Schrift (ausser dem Hydrographischen) und braun für das Gebirge erscheint jede Classe dieser Gegenstände klar und scharf getrennt von dem übrigen Detail, während auch das Ganze einen wohlgefälligen, harmonischen Eindruck macht. Bei einem blaugrauen Tone für das Gebirge würde übrigens das rothe Strassen

netz noch deutlicher hervortreten. Ausstellen möchten wir nur die schwachen, sehr mühsam herauszufindenden Landesgrenzen.

Der grösste Werth, welchen wir dieser Karte beilegen, liegt darin, dass man alle Länder Europa's, sowie eines grossen Theils Westasiens und Nordafrika's, im gleichen Massstabe vor sich liegen hat. Wählt man sich einen Atlas, wenn auch den besten, so erscheint alles, Russland, Preussen, die Schweiz etc. in ungleichem Masse dem Papierraum angepasst, wodurch die richtige Vergleichung der Raumverhältnisse sehr erschwert ist. Kauft man hingegen ein anderes Europa in derselben Grösse, so ist es nur eine Elementar-Wandkarte mit grober, wenig Detail enthaltender Zeichnung. Die vorliegende Karte hingegen enthält alles wünschenswerthe Detail in gleichem Massstabe für alle Länder.

Über die Karte des österreichischen Kaiserstaates haben wir oft schon die Bemerkung vernommen: „Sie ist wohl die schönste unter allen; es gehören aber gute Augen dazu, um die Karte gebrauchen zu können; sie ist zu überladen mit Schrift". Wir glauben, es gibt wohl keine Karte, welche die Anforderung Aller befriedigen kann, und man muss, um ein gerechtes Urtheil über eine Karte zu fällen, den Zweck im Auge behalten, für welchen sie erzeugt wurde.

Leider sind die besseren Karten in grossem Massstabe, namentlich die Generalstabsarbeiten aller Länder, immer noch so kostspielig, dass sich in der Militärhierarchie diejenige Stelle schwer bezeichnen lässt, in welcher man vom Gehalte Hunderte von Gulden zum Ankauf von Landkarten verwenden kann. Scheda hat sich eben desshalb die Aufgabe gestellt, die Generalstabskarten nicht nur von Österreich, sondern auch jene von Bayern, Württemberg, Baden, der Schweiz, von Sachsen, der Walachei u. s. w. im kleinern Massstabe in einen Rahmen von 20 Blättern zu bringen, die nun fast alles das in sich fassen, was die grossen Karten enthalten. Diese sich anzuschaffen wird jedem Officier möglich. Können Ältere, mit schwachen Augen, davon keinen Gebrauch machen, dann thun sie wohl besser, bei den kostspieligen grossen Karten zu bleiben; Andere hingegen finden in der Karte Scheda's, für verhältnissmässig sehr geringe Kosten, einen Ersatz, der sie vollkommen befriedigen kann.

Besitzt man - einmal über die Lehrjahre hinaus ausser den gewöhnlichen Übersichtskarten anderer Welttheile die beiden Karten Scheda's: Europa und die österreichische Monarchie, dann ist man, namentlich als österreichischer Militär, im Landkartenwesen mit den geringsten Kosten gewiss am vollständigsten ausgerüstet. (1)

Anzeige neuerer Karten.

Von der topographischen Karte des Grossherzogthums Oldenburg im Massstabe von 1: 50.000 in 14 Blättern, das Blatt No. 3. (Preis 3 fl.)

Dieses Blatt, das achte der bis nun erschienenen begreift die Umgegend von Lever, Hohenkirchen und Hooksiel. Die Arbeit ist gleich jener der früher erschienenen Blätter eine vortreffliche.

Von der geologischen Karte Westphalens und der Rheinprovinz das Blatt No. 28. (Preis 2 fl. 50 kr.)

Dieses Blatt enthält die Umgebung von Berneastel. Somit sind von den 35 Blättern, aus welchen die vollendete Karte bestehen wird, 24 erschienen. (9)

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