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FML. Ott hatte bei seinem Abzug den Oberst Knesevich mit einer Abtheilung in Collecchio bei Parma zurückgelassen; eben auch am 12. wurde er von Victor angegriffen; die Gefahr des Widerstandes gegen feindliche Überlegenheit berechnend zog er sich nach Borgo San Donino, und von da bis Piacenza zurück.

Macdonald zog jetzt im Pothale fort und stand am 16. Juni mit der Division Victor bei Piacenza, mit Salm, Ruska, Dombrowsky an der Nure, Vatrin stand in Fiorenzuola, Olivier und Montrichard zwischen Carpi, Correggio und Modena.

Hatte Macdonald die Absicht, seine Vereinigung mit Moreau bei Tortona herbeizuführen, so zeigt es sich, dass seine Bewegungen zu langsam waren, und wir werden sehen, dass die verbündete Armee trotzdem, dass man am 13. Juni im Lager bei Alessandria von den Ereignissen am untern Po noch gar keine Ahnung hatte, ihm dennoch zuvorkam.

An diesem Tage war dort die ganze Aufmerksamkeit noch auf Genua gerichtet; obschon von dieser Seite vom Gebirge nichts herabkam, und die späteren Berichte über die Gefahr einer Landung mit Verstärkungen, diese so ganz unbedeutend schilderten, blieb Suwarow dennoch bei der Idee, die Armee bei Asti zu versammeln, um sich da für alle jene Fälle bereit zu halten, die sich von der Riviera her entwickeln könnten. Da kam am 13. Abends die Hiobspost von den Ereignissen bei Modena und dem Vormarsche Macdonald's. Jetzt war dem Feldmarschall das Ziel gegeben, nämlich gegen Macdonald zu ziehen.

Bei der Belagerung der Citadelle von Turin blieb FML. Kaim; FML. Bellegarde mit den Brigaden Alcaini, Seckendorf und Lamarseille blieb bei Alessandria mit dem Auftrage, diese Festung und Tortona blockirt zu halten, Valenza zu befestigen und daselbst eine Brücke über den Po zu bauen. General Vukassovich wurde ebenfalls an Bellegarde gewiesen.

Für den Fall eines feindlichen Angriffs mit Übermacht von der Bochetta her, sollte Bellegarde die Blockade von Alessandria und Tortona aufheben, sich zuerst hinter die Bormida, dann nach Valenza ziehen und den General Vukassovich nach Turin senden. Nach diesen Entsendungen blieben dem FM. Suwarow nicht mehr als 29, Bataillons, 18 Schwadronen und 4 Pulks Kosacken, im Ganzen 22.000 Mann, mit denen er dem General Macdonald entgegen zog; er konnte jedoch mit dieser Armee vor dem 15. nicht aufbrechen, weil die Brücke bei Tortona vor diesem Tage nicht vollendet war. Heute wurde in zwei Colonnen marschirt; am Abend dieses Tages bezogen die Österreicher das Lager bei Castelnuovo, die Russen bei Pontecurone.

Am 16. ging der Marsch in einer Colonne in das Lager zwischen Casteggio und Casatisma, am 17. ebenfalls in einer Colonne nach S. Giovanni.

Macdonald marschirte indessen gemächlich gegen Piacenza; gegen sich hatte er nur den Obersten Knesevich, der sich, wie wir sahen, gegen Piacenza zurückgezogen, und den FML. Ott, der auf seiner Umkehr am 16. wieder bei Piacenza eingetroffen, 3 Compagnien von Frelich und 2 Compagnien Grenzer in die Stadt geworfen, sich mit seinem Gros in S. Giovanni und seine Vorposten unter dem Major d'Aspre am Tidone aufgestellt hatte.

Bei Annäherung der französischen Armee zogen sich die österreichischen Vorposten ohne Schwertstreich zurück; dies bewog den Vorpostencommandanten Salm zu einem Parteigängerstreiche, der ihm aber übel bekam.

In der Nacht vom 15. auf den 16. setzte er sich mit einem Gefolge von 30 Oberund Unterofficieren zu Pferde, um den Posten an dem Tidone aufzuheben; doch, verrathen durch den Schuss einer Vedette, fielen sie in einen Hinterhalt, den der Rittmeister Ernst von Erzherzog Joseph-Huszaren ihnen gelegt; die meisten davon wurden gefangen, Salm selbst, der verwundet worden war, entkam durch die Hilfe einiger weniger, wurde aber dann als Verwundeter in Piacenza gefangen.

Am 17. Früh wurden Ott's Vorposten am Tidone angegriffen durch die Vorrückung von 4 französischen Divisionen; in der Mitte zog die Division Ruska gegen Ponte Tidone, rechts von ihm Victor und die Division Salm, links Dombrowsky, im Ganzen 18.000 Mann; sie wurden unter anhaltendem Gefechte, ohne grosse Gewalt gegen S. Giovanni zurückgedrückt.

Die Hauptarmee stand, wie gesagt, am 16. zwischen Casteggio und Casatisma; da erhielt Suwarow von Ott durch Courier die Nachricht, dass er gezwungen der Übermacht weichend, bis S. Giovanni zurückgegangen sei und besorge, noch weiter zurückgehen zu müssen. Noch in der Nacht auf den 17. setzte sich die Armee wieder in einer Colonne, die Österreicher voraus, in Marsch und kam am Morgen mit der Spitze, an welcher sich der General der Cavallerie Baron Melas befand, bei S. Giovanni an. Dieser befahl dem FML. Ott, Alles aufzubieten, den Feind so lange von S. Giovanni zurück zu halten, bis die anrückende Armee aus dem Passe von Stradella hervorgebrochen, sich entwickeln könne.

Ott ging nun mit allen seinen Truppen bis Sarmato vor, stellte sich mit einer Batterie von 8 Geschützen an dem Bache auf, der in der dortigen Gegend in den Po mündet, und hinderte einstweilen das Vorgehen der Franzosen, die sich äusserst langsam vorbewegten; erst um 3 Uhr Nachmittags unternahmen sie einen ernsten Angriff auf Sarmato. Aus der bisherigen Lethargie erwachend, drang Dombrowsky gegen Caramello, Ruska und Victor gingen mit Ungestüm auf Sarmato los, und drückten mit ihrer Übermacht den FML. Ott in einer solchen Schnelligkeit zurück, dass er seine Batterie stehen lassen musste. Salm drohte über Mezzana, Ponte di S. Giovanni zu erreichen.

Übrigens hatte das Zögern des Feindes mit seinem Angriffe bis 3 Uhr Nachmittags der Armee Zeit gelassen, die Defilées von Stradella und S. Giovanni zu durchziehen und zwischen Fontana- Pradosa und Caramello aufzumarschiren.

Nach der angenommenen Stellung bildete die ganze russische Infanterie unter dem Fürsten Bagration den linken Flügel, im Centrum stand die Division Frelich, rechts die vier Pulks Kosacken unter dem Fürsten Gortschak off, hinter diesen das Regiment Karaczay-Dragoner.

Sobald die Armee rangirt war, befahl Suwarow eine allgemeine Vorrückung. FML. Ott musste gegen Ponte Tidone marschiren. Die Division Frelich zog theils als Unterstützung der ersteren nach, theils marschirte sie rechts neben derselben auf. Bagration rückte gegen den rechten feindlichen Flügel vor; Gortschakoff fiel mit den Kosacken auf Dombrowsky, denen Karaczay-Dragoner folgten, die mit grosser Entschlossenheit in die feindliche Division einhieben, die sie überflügelt hatten; zu ihrer Unterstützung folgten 10 Compagnien von Frelich nebst dem Grenadierbataillon Wouwermanns, unter persönlicher Anführung des Generals Melas. Um der sich im Nachtheil befindenden Division Dombrowsky's zu helfen, schickte Ruska ihr eine

Halbbrigade zur Unterstützung, doch diese wurde von Melas mit den genannten Truppen angegriffen, und sehr bald zerstreut, wodurch Dombrowsky gezwungen wurde, sich gegen den Tidone zurückzuziehen 1).

Ruska, dadurch auf seinem linken Flügel bedroht, zugleich von Ott in der Front angegriffen, konnte jetzt auch nicht mehr Stand halten, und war gezwungen sich an den Tidone zurückzuziehen, was Ott die Gelegenheit bot, seine Batterie wieder zurückzunehmen, welche die Franzosen nicht Zeit gehabt hatten wegzuführen, indem er diesen mit den Kosacken Gortschakoff's auf dem Fusse folgte.

So wie nun hier der österreichische rechte Flügel im Vortheile war, so war es auf der andern Seite der rechte französische.

Victor und die Division Salm, die dem Fürsten Bagration entgegen standen, drückten denselben zurück und näherten sich schon Ponte di S. Giovanni. Zur Unterstützung Bagration's eilt nun General Rosenberg mit 4 Grenadierbataillons und dem Regimente Levenehr-Dragoner vor. Der Kampf gewinnt neues Leben, wird jedoch lange ohne Entscheidung geführt. In diesem Zeitpunkte erscheint das Regiment Lobkowitz-Dragoner der Division Frelich, auf dem rechten Flügel durch dessen Fortschritte entbehrlich geworden, auf dem Kampfplatze bei S. Giovanni; beide Reiterregimenter tragen jetzt das ihrige zur Entscheidung bei; aufgemuntert durch ihr kräftiges Einschreiten, ermannt sich auch Bagration wieder, es gelingt ihm, die Mitte des Feindes zu durchbrechen und seine beiden Divisionen zu trennen. Victor zieht sich, stark verfolgt, gegen den Tidone zurück; Salm bildet bei Casa del Bosco ein Viereck, um sich vor der Cavallerie zu schirmen; allein umsonst. Rosenberg greift ihn mit dem Regimente Levenehr an, nachdem Lobkowitz Victor gefolgt war, sprengt es aus einander und macht den grössten Theil gefangen.

Während dieser Vorfälle, rechts und links, sank die Nacht herunter und endete den Kampf; die Franzosen verliessen den Tidone und zogen sich hinter die Trebbia; ihre Vorhut stand bei S. Nicolò und zog ihre Postenkette von Santimento nach Gragnano.

Die Verbündeten blieben am linken Ufer des Tidone; die Division Ott als Vorhut, Frelich zwischen Sarmato und dem Po, rechts davon in gleicher Höhe die Division Förster, Bagration als Vorhut der Russen bei Breno di sotto, die Division Schweikofsky bei Caramello, diese letzten beiden Abtheilungen unter dem Befehle des Generallieutenants Rosenberg. Es verging ein grosser Theil der Nacht, bis man die Truppen in die Stellung brachte, von welcher aus man am folgenden Tage in die Schlacht gehen wollte.

In der Nacht erliess der FM. Suwarow aus seinem Hauptquartier Castel S. Giovanni folgende Disposition für den 18:

Die Armee bricht um 7 Uhr Früh in 3 Colonnen nach folgender Ordnung auf:

1) In den Feldacten des Kriegsarchivs findet sich eine Beschwerde des Generals der Cavallerie Baron Melas an den Hofkriegsrath vom 28. Juli 1799 darüber, dass Fürst Gortschak off in die besondere Beilage No. 35 zur Wiener Zeitung vom 8. Juli No. 54 habe einrücken lassen, er sei es gewesen, der am 17. Juni in der Schlacht am Tidone die 10 Compagnien Frelich und das Grenadierbataillon Wouvermanns angeführt habe, da dies doch Melas selbst gewesen, worüber er in einen detaillirten Bericht eingeht.

Der rechte Flügel unter dem FM. Suwarow.

1. Colonne unter Rosenberg:

Russische Jäger, 2 Bataillons.

Grenadiere 4 Bataillons.

Karaczay-Dragoner, 6 Schwadronen.

Kosacken, 3 Regimenter.

Diese hatte von Borgonovo bei Breno den Tidonefluss, dann bei Rivalta die Trebbia zu passirén, und sich über S. Giorgio an der Nure aufzustellen.

Zur Unterstützung dieser Colonne hatte in einer Entfernung von 300 Schritten zu folgen:

Die Division Schweikowsky mit der Division Frelich und 6 Schwadronen Lobkowitz-Dragoner; die beiden letzteren unter dem Befehle des Fürsten Liechtenstein. Der linke Flügel unter dem General der Cavallerie Baron Melas.

2. Colonne, Division Förster :

Levenehr-Dragoner, 6 Schwadronen.

Diese brechen um 7 Uhr von Caramello auf, marschiren bei Mottaziana über den Tidone, bei la Noce über die Trebbia und stellen sich bei Ivaccari an der Nure auf. 3. Colonne, eben auch unter Melas:

Division Ott.

Lobkowitz-Dragoner, 6 Schwadronen.

1 Pulk Kosacken.

Diese soll bei Ponte Tidone über diesen Fluss, bei Borgo S. Antonio über die Trebbia setzen und sich bei Ponte della Nure aufstellen.

Es ist wohl nicht bald eine sonderbarere Disposition zu einer Schlacht entworfen und hinausgegeben worden, die sich auf drei Tage ausspann, wie die vorstehende, durch welche die Armee nur einfach den Befehl erhielt, über einen Fluss zu marschiren, für dessen Übergang zwei Tage gekämpft werden musste, ohne dass davon die Rede war, irgend einem Feinde zu begegnen, der doch so nahe stand und von dem, nach dem Beispiele des Tages vorher nicht zu erwarten war, dass er sich ohne Schwertstreich zurückziehen würde. Die Idee erscheint ganz in der Manier Suwarow's, der in eine andere Schlacht ging die von Novi die so gut bevorstand wie die an der Trebbia, ohne die mindeste Disposition dazu zu machen.

Die Dinge machten sich aber ganz anders, als er sie sich gedacht haben mochte, indem der Widerstand der Franzosen an der Trebbia zu der denkwürdigen Schlacht — geschlagen, so zu sagen, durch zwei Tage in dem Bette des Flusses — führte, über den Suwarow nur leicht hin marschiren wollte, und der noch ein dritter Schlachttag folgte.

Hatte dann die Armee sich schon um 7 Uhr Früh in Marsch setzen sollen, so trat man erst in dieser Stunde unter die Waffen, und Melas erhielt die Disposition erst um 12 Uhr Mittags. Dieser zögerte jetzt mit dem Angriff bis 6 Uhr Abends, in der Erwartung, dass der rechte Flügel früher Vortheile erringen sollte.

Ungeachtet dieser Erwartung änderte er die Disposition des Feldmarschalls dahin ab, dass er die bei ihm stehende Division Frelich nicht zum rechten Flügel rücken liess, sondern sie bei sich behielt.

Macdonald wollte an diesem Tage gar nicht angreifen. da die Divisionen Montrichard und Olivier erst am Nachmittag desselben bei Piacenza eintreffen konnten.

Wir sahen dass Macdonald nach dem Treffen bei Modena am 12. zwei Säbelhiebe erhalten hatte, in Folge deren er sich so ühel befand, dass er nicht zu Pferde steigen konnte, wesshalb er das Commando dem General Victor übergeben hatte; auch hatte er auf keinen Angriff der Alliirten für diesen Tag gerechnet 1).

Suwarow blieb zwar bei seinem durch die Disposition bekannt gegebenen Entschlusse, rückte aber vermuthlich in Erwartung der Division Frelich sehr langsam vor, so dass er erst um 3 Uhr Nachmittags mit der Vorhut Bagration's bei Casaliggio ankam. Hier stiess er auf den linken Flügel des Generals Dombrowsky. Bagration umging denselben links, während die Division Schweikoffsky ihn in der Front angriff, und Förster fast zur gleichen Zeit vor Gragnano eintraf. Das Gefecht wurde jetzt allgemein; wurde von beiden Seiten kräftig gekämpft, so war dieser Kampf nicht von langer Dauer. Dombrowsky konnte dem überlegenen Angriff der Russen in Front und Flanke nicht widerstehen und zog sich unter beträchtlichem Verluste über die Trebbia.

Auch Förster hatte sich schnell seiner Aufgabe entledigt; er fand sich gegenüber 1000 Mann feindlicher Cavallerie, unbegreiflicher Weise vor der Infanterie aufgestellt. Schnell entschlossen griff er die Cavallerie mit Levenehr-Dragonern an, warf sie auf ihre Infanterie, und benützte die dadurch entstandene Unordnung, dass er mit seiner Division im Sturmschritt die feindliche Infanterie vor sich herjagend, diese bald über die Trebbia zurückgetrieben hatte.

Bagration stellte sich jetzt am linken Ufer der Trebbia auf, Schweikofsky blieb bei Torricella und Förster bei Gragnano stehen; allein das Tagwerk hier war noch nicht beendet; denn mit dem Sonnenuntergang brach Victor mit seiner eigenen und der Division Ruska's über die Trebbia, entschlossen die Russen wieder über den Tidone zurückzutreiben.

Anfangs schien ihm sein Vorhaben gelingen zu sollen, denn er drückte Bagration gleich bis an die Division Schweikofsky in der Gegend von Torricella zurück.

Aufgenommen von dieser Division, erneuerte diese den Kampf und blutig wurde um den Sieg gekämpft; endlich gelang es der zähen Tapferkeit der Russen diesen zu erringen, indem der Feind auf das rechte Ufer der Trebbia zurückgeworfen wurde.

Jetzt übernahm General Rosenberg die Führung der Russen persönlich; die ganze Division folgte dem Feinde über die Trebbia und kam bis Settima; doch unbekannt mit der Gegend, die sich durch das Flussbett der Trebbia ganz besonders gestaltet, zog er sich während der Nacht wieder auf das linke Ufer nach Casaliggio zurück.

So wie die Division Rosenberg durch Victor, so wurde beinahe zur gleichen Zeit die Division Förster von der Division Montrichard angegriffen, die mit jener Olivier's kurz vor Abend an der Trebbia angelangt war. Montrichard hatte die von Gragnano vertriebenen Truppen wieder gesammelt, und zog, an seiner Spitze viel Reiterei führend, über das Bett der Trebbia den Russen gegen Gragnano entgegen. Förster aber begegnete kräftig dem feindlichen Angriffe und warf nach einem kurzen lebhaften Gefechte die Franzosen wieder über den Fluss zurück.

1) In einem aufgefangenen Briefe Macdonald's an Olivier und Montrichard heisst es : Plaisance le 29. Prairial: Ne pouvant me remuer, ni mouter à cheval j'avais donné le Commandement au Général Victor etc.

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