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ständigem Denken zu erweisen, durchdrungen von der Überzeugung dessen, was er als richtig und zweckdienlich erkannt hatte. Mochte nörgelnde Zweifelsucht sich mit einer oder der anderen Äußerung seiner Denkweise nicht einverstanden erklären, so verstummte jede Kritik vor der sich unabweislich aufdrängenden Erkenntnis, dem. Träger einer Energie gegenüber zu stehen, die ihre Kräfte aus der glühenden Liebe zum Vaterlande, aus dem heißen Streben nach dessen Macht und Größe sog.

Gerade in einer Zeit, die über die Erwerbsgier, die Jagd nach materiellen Gütern und die augenblicklich dringend erscheinenden Sorgen der Gegenwart die Vergangenheit so leicht vergißt, mußte ein so ausgeprägt historischer Sinn, wie er dem Erzherzog Franz Ferdinand eigen war und sich in der Liebe zur Monarchie, in dem Erfassen der großen historischen Mission des Habsburgerreiches betätigte, durch den Gegensatz mächtig wirken. Turmhoch ragte er aus dem geschäftigen Getriebe des Alltags durch den festen Glauben heraus, daß das bunte Völkergemisch, das im Laufe langer Zeiten zwischen Alpen und Karpathen, zwischen Sudeten und Adria seine Heimat gefunden, auch fernerhin machtvoll gebietend auf Europas Geschicke bestimmend Einfluß nehmen werde, wie dies in den vergangenen Jahrhunderten der Fall war. Er glaubte nicht. nur an diese Zukunft, sondern er tat auch alles, was in seinen Kräften stand, um eine solche Zukunft vorzubereiten und zu sichern. Deshalb arbeitete er unablässig an der Verstärkung und Ausgestaltung der Wehrmacht, für unsere Monarchie nicht nur der Ausdruck staatlicher Macht, sondern auch des einheitlichen Willens, in dem sich all die vielen, so verschieden gearteten Völker zu finden und zu verstehen vermögen.

Was der Allgemeinheit erst langsam und oft in noch unsicheren Konturen zum Bewußtsein kam, ward der Wehrmacht weit rascher in klaren Zügen offenbar. Die harten, drangvollen Zeiten, die der Monarchie seit fünf Jahren beschieden waren, wurden dem Landheer und der Marine zur Erleuchtung über das Wesen des Prinzen, den der Allerhöchste Kriegsherr sich in der Leitung der Wehrmacht vertrauensvoll zur Seite gestellt hatte. Schon seit den Jünglingsjahren dem Heere angehörend, hatte er sich den Ruf erworben, mit Leib und Seele Soldat zu sein, Herz für Offizier und Mann zu haben und seine Berufspflichten mit Ernst und Eifer aufzufassen. Seine bescheidene Zurückhaltung erlaubte aber nicht, den vollen Wert des ihn beseelenden Geistes zu erkennen. Es mußten erst die Sturmjahre kommen, die Zeiten.

feindlicher Bedrohung und fieberhafter Rüstung, die zwingend alle Mannen an Bord riefen. Mit Staunen und Bewunderung nahm nun die gesamte Wehrmacht wahr, welch mächtiger Förderer, welch vorbildlicher Meister ihr erstand. Er wuchs sozusagen von Tag zu Tag an Bedeutung, Beherrschung aller Zweige des komplizierten Apparates, Entschiedenheit und Sicherheit im Auftreten als hoher General und Führer. Sein Urteil gewann von Jahr zu Jahr an Schärfe und Gewicht, immer mehr trat seine Individualität hervor, die in Ruhe, Ordnung und Zusammenhalten der Kraft die Bürgschaften des Erfolges erblickte.

Diesen überraschenden Entwicklungsgang krönte im August des Vorjahres die Ernennung zum Generalinspektor der gesamten bewaffneten Macht, worin die huldvolle Anerkennung Seiner Majestät des Kaisers und das unbedingte Zutrauen in die hohen Fähigkeiten des Erzherzogs Franz Ferdinand den beredtesten Ausdruck fanden. Der Wirkungskreis, den sich rastlose Arbeit und umfassendes Können errungen, deckte sich nunmehr mit der amtlichen Stellung und die Wehrmacht sah mit begeisterter Freude und voller Zuversicht einer glänzenden Zukunft entgegen, die ihr unter solcher Führung und Leitung winkte. Mochte die Ungunst der Zeit auch Klagen und Wünsche nach notwendigen Verbesserungen entfesseln, so leuchtete doch durch all das finstere Gewölk die Gestalt des Erzherzogs als hoffnungskündender Stern, der dem ehrwürdigen Doppelaar untrüglich die Richtung wies: vorwärts und aufwärts!

Und nun ist dieser Stern jäh erloschen! Von feiger Mörderhand gefällt, brach dieses edle, dem Wohl der Monarchie und ihrer Wehrmacht geweihte Herz. In unnennbares Weh versanken die vielen Tausende, die als getreue Kriegsleute zu Lande und zu Wasser in ihm ihr Muster und ihr Vorbild sahen. Fürwahr, ihr Vorbild war er auch in seiner letzten Stunde, als er, Gefahren mutig trotzend, auf dem Entschluß beharrte, der ihm als Pflicht erschien. Sein Heldentum ward mit dem Tod gelohnt und stieß die Seinen in verzweiflungsvolle Trauer, doch entsteigt dem düsteren Bilde hell und strahlend als heiliges Vermächtnis die letzte Mahnung, die er, mit seinem Blut besiegelnd, seiner Wehrmacht hinterließ, sich als Gelöbnis in aller Krieger Herzen meißelnd: Vorwärts und aufwärts! Todestreu der Pflicht!

Oberst von Hoen.

Helden- und Ruhmestaten

von Mannschaften aus dem 8. Korpsbereiche von 1792 bis auf die Gegenwart*).

13. Fortsetzung **).

Von GdI. Friedrich Freih. v. Georgi, k. k. Minister für Landesverteidigung.

18. Feldjägerbataillon ***).

1864: Oberselk: Jäger Gabriel Jenik.

Bei der Erstürmung des Einganges von Oberselk befand sich die erste Division des 18. Jägerbataillons links vorwärts der östlich der Straße heranrückenden Sturmkolonne des 30. Infanterieregiments. Die Kette überstieg eben den hoch eingedämmten, breiten und tiefen Graben, um sich auf die am Eingange postierte Kanone zu stürzen, als der in der letzten Abteilung der Divisionsmasse marschierende Jäger Gabriel Jenik, durch den Manipulanten Oberjäger Johann Sladky aufmerksam gemacht, einen vor dem Graben liegenden verwundeten Dänen, dem ein Jäger eben ein Tuch zum Verbinden zugeworfen hatte, beobachtete, der sein Gewehr in Anschlag brachte und auf den an der Straße unter den Vordersten haltenden GM. Grafen Gondrecourt zielte. Im Nu warf sich Jenik auf den tückischen Gegner, riß ihm das Gewehr aus der Hand und streckte ihn nieder, wodurch das Leben des Generals erhalten blieb. Die silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse war der Lohn für seine Geistesgegenwart, Sladky erhielt die silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse.

1864: Weitere Auszeichnungen.

Eben hatte die erste Division des 18. Jägerbataillons die Kuppe des Königsberges nach ruhmvollem Kampfe besetzt und sendete ihr *) Es wird höflichst gebeten, eventuelle Ergänzungen vorliegender Daten, ob authentisch erwiesen oder nicht, an den Verfasser einzusenden. **) Die Veröffentlichung dieser Zusammenstellung begann im März hefte 1913.

***) Index am Schlusse.

Feuer dem weichenden Gegner nach, als Patrouilleführer Johann Ginzl, der während des ganzen Gefechtes mit Unerschrockenheit und Eifer focht, einen Schuß in das linke Bein erhielt. Nicht einen Laut des Schmerzes ließ er hören, wehrte die Kameraden ab, die ihn zurücktragen wollten und rief ihnen zu: „Laßt mich liegen, vorwärts Jäger und haltet euch brav!" Seine Kameraden gingen vorwärts bis an die Dannewerke. Der Tapfere genoß aber die Früchte seines Heldenmutes nicht; er starb wenige Tage nach dem Gefechte an den Folgen seiner Verwundung.

Am Tage von Veile debouchierte das 18. Jägerbataillon unter heftigem Feuer des Gegners im Sturmschritte aus der Stadt, um den vom Korpskommandanten gegebenen Auftrag,,,die Höhe gegenüber Leerbeck wegzunehmen", auszuführen, als Unterjäger Johann Frind, einer der Ersten, einen Streifschuß in die rechte Schulter erhielt. Als ob nichts vorgefallen wäre, stürmte er, seine Kameraden aneifernd, die Höhe hinan und kämpfte bis zum Schlusse des Gefechtes mit fröhlichem Mut weiter. Dann erst, als der Sieg entschieden war, ließ er sich verbinden. Er erhielt die silberne Tapferkeitsmedaille

1. Klasse.

Bald nach Beginn des Gefechtes bei Oberselk postierte sich ein feindliches Geschütz sehr vorteilhaft auf dem Kamme einer Anhöhe in der Nähe des Dorfes Oberselk und bestrich von hier mit sehr wirksamem Feuer nicht allein die hohlwegartige Straße, sondern auch das vorliegende Terrain. Kadettoberjäger Alois Kraus war kaum des Geschützes ansichtig geworden, als er mit kräftigem Hurra voranstürmte, angesichts des auf kaum 20 Schritte sich feuernd zurückziehenden Gegners die Kanone bestieg, seinen Hut schwenkte und über die gelungene Waffentat in lauten Jubel ausbrach, sich um die dicht hagelnden Kugeln wenig kümmernd. Die silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse lohnte diese kühne Tat.

Mit kalter Besonnenheit führte Führer Adalbert Geißler seinen Schwarm, immer bemüht, die ihm untergeordnete Mannschaft, welche zum ersten Male in dem von Knicks durchzogenen, dem Feinde sichere Deckung bietenden, äußerst schwierigen Terrain kämpfte, möglichst gegen die feindlichen Kugeln zu decken. Im Oberschenkel verwundet, schien er, voll von Kampfesmut, dies kaum wahrzunehmen und stürmte munter voran, bis ihn eine zweite Kugel kampfunfähig machte. Er erhielt die silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse.

Führer Wenzel Kallista, ein vorzüglicher Schütze, handhabte seine Waffe im heftigsten Feuer mit größter Ruhe und suchte sich mit geübter Hand und scharfem Auge kaltblütig sein Ziel in der dänischen Kette, welches er auch selten fehlte. Das Vorrücken des

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