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Kriegsschauplatzkarten 1914.

Eine kartographische Studie von Hptm. Paul Kaltschmid.

Mit 10 Textskizzen und 2 Beilagen (Nr. 27 und 28).

Es bedarf eines förmlichen Studiums, wenn man alle die verschiedenen Karten überblicken will, die seit Kriegsbeginn erschienen sind. Trotz der Fülle des Materiales will es fast scheinen, als ob die Kartographen der Aufgabe nicht gerecht werden könnten, eine Übersichtskarte der Kriegsschauplätze zu schaffen. Eigentlich entspricht da nur mehr ein regelrechter Globus. Nur dieser bietet die Möglichkeit, alle Kriegsschauplätze im richtigen geographischen Verhältnis zueinander darzustellen. Denn gekämpft wird fast schon auf allen Teilen der Erde... Die beiden Erdansichten (Fig. 1 und 2) zeigen, welche Staaten jetzt an dem Weltkrieg beteiligt sind und welche ungeheuren Gebiete in Frage kommen. Ebenso sieht man die Kriegsschauplätze, auf welchen um die Entscheidung gekämpft wird.

Es zeigt sich hier wieder, welche Schwierigkeiten zu überwinden. sind, um die Kugelfläche des Erdballes zu verebnen und die ungeheuren Entfernungen, die Größenverhältnisse der einzelnen Kriegsschauplätze und damit ihre gegenseitigen Beziehungen einfach, deutlich und übersichtlich darzustellen. Zu all dem kommen noch die teilweise unüberwindlichen Hindernisse, welche für die Beschaffung des nötigen Grundmateriales zur Zeichnung der Karten einzelner Kriegsschauplätze bestehen. Das Quellenmaterial für eine Karte des russisch-türkischen Kriegsschauplatzes, des Raumes südlich vom Kaukasus, der Nordwestgrenze Persiens und der Nordostgrenze Armeniens, dann Arabien und selbst Ägypten ist so spärlich, daß die Herstellung auch nur von Übersichtskarten in den uns gewohnten Verjüngungsverhältnissen (also 1: 600.000 bis 1: 1,000.000) fast ausgeschlossen ist. Eine in diesem Maßstab gezeichnete Karte würde viel zu groß und unhandlich werden, um noch als Übersichtskarte benutzt werden zu können. Außerdem würde sie eine große Menge leerer Flächen aufweisen vorausgesetzt, daß der Kartograph ehrlich ist und nur das darstellt, was erforscht und bekannt ist. Allerdings

bestehen von allen diesen Gebieten sehr schöne Karten mit glaubwürdig gezeichnetem Inhalt. Vergleicht man aber die Ergebnisse von Forschungsreisen, die selbst ganz flüchtige Routenskizzen mit photographischen Aufnahmen erweiterten, so sieht man, wie rasch die vorhandenen diversen Karten jener Gegenden an Wert verlieren.

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Staunend kann man aus derartigen Panoramenaufnahmen ersehen, wie ganz anders die Gegenden, wenigstens 8-10 km beiderseits der Routen, aussehen. Versucht der gewissenhafte Kartograph aber derartige Aufnahmen auszuwerten und das Resultat etwa in bestehende Karten einzufügen, dann erst sieht man, wie unrichtig wohl alle diese Karten gezeichnet sind. Ganz abgesehen von der Monate, ja selbst Jahre dauernden Auswertung derartigen Quellenmateriales, ist es aber auch nicht möglich, aus solchen Routenaufnahmen jetzt

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