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Heck. In der letzten Zeit gewann sogar wieder eine Theorie die Oberhand, die gewissermaßen neuerlich Buganschiffe, nämlich Dreadnoughts mit 75°, Bugausschuß und möglichst stark gepanzertem Vorschiffe bauen läßt. Diese Gruppe argumentiert folgendermaßen: Zum Kampfe zur See wird es im allgemeinen meist nur dann kommen, wenn beide Parteien die Hauptschlacht möglichst günstig vorbereitet haben und von der angestrebten Entscheidung den Erfolg erhoffen. Während sich beide Teile zum Gefecht rangieren, hat es der Schnellere stets in der Hand, dem Gegner die beabsichtigte Taktik aufzunötigen. Will er,

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weil auch artilleristisch überlegen, die für ihn vorteilhafte Ausspinnung des Fernkampfes, so schreibt er dem Gegner die ihm wünschenswerten Gefechtsdistanzen souverän vor, indem er zu einer Methode übergeht, die man, wenn sie in den letzten Gefechtsstadien eintritt, Rückzugsgefecht" nennt. Er weicht aber nicht ,,zurück“, sondern er,,hält Distanz", und da der andere - wie angenommen eine geringere Eskaderschnelligkeit besitzt, kann er den Schnelleren nur dann zwingen, auf geringere Distanzen überzugehen, wenn er noch andere Hilfskräfte (fliegende Panzerkreuzerdivision, Reservegeschwader, Torpedoflottillen) einzusetzen vermag. Daß eine

solche Taktik des sich scheinbar Zurückziehenden, in Wirklichkeit,,Ausweichenden", an Bord seiner Schiffe demoralisierend wirken könnte, ist nicht gut anzunehmen. Erstens kann der betreffende Flottenbefehlshaber angesichts der doch im vorhinein bekannten beiderseitigen Geschwindigkeitsverhältnisse seine Bemannungen von Haus aus auf diese Taktik eindrillen, zweitens wissen die Bemannungen während der Hitze des Gefechtes ohnehin nicht, was eigentlich taktisch vorgeht, da sie keinen Ausblick haben und von ihren Pflichten vollauf in Anspruch genommen sind.

Will dagegen der an Eskadergeschwindigkeit Schnellere sofort auf mittlere Kampfdistanzen übergehen, sei es, um seine überlegene. Feuerschnelligkeit innerhalb der wirkungsvollsten Schußfeldzone auszunützen oder um die geringere Tragweite seiner Geschütze zu paralysieren, so kann der Gegner dies nicht verhindern. Die englischen Flottenmanöver der Jahre 1912 und 1913 haben uns seit der epochemachenden Verbesserung der neuesten Schießmethoden zur See und seit Einführung der vervollkommneten Distanzmesser sowie der Fire control-Apparate, im Vereine mit dem ,,firing director" Percy Scotts und anderen, die eminenten Vorteile einer solchen Angriffstaktik für den Schnelleren" überzeugend dargetan. Ist auch bei zwei Flotten mit 18 Seemeilen beiderseitiger Eskader schnelligkeit die Distanzänderung beim Anfahren im Gegenkurs sehr groß (1100 m in der Minute), so erfolgt sie anderseits mit großer Gesetzmäßigkeit; auch läßt sie sich durch einen konvergierenden Kurs mildern. Für diese Gefechtsphase der gewaltsamen Annäherung" bedürfen die Großkampfschiffe begreiflicherweise eines starken, möglichst widerstandsfähigen Bugpanzerschutzes, sowie auch eines tunlichst reichlichen Bugausschusses. Eine frontale Angriffsformation wird diese Taktik am besten unterstützen, eine friedliche Kielwasserlinie des Anzugreifenden ihr die größten Chancen bieten.

Hiemit wären alle Anhaltspunkte zusammengefaßt, um jedermann erkennen zu lassen, welche Ziele beim Entwurf der neuesten fremdländischen Großkampfschiffbauten verfolgt wurden, sowie worin die Vorzüge und die Nachteile dieser Konstruktionen bestehen. Es soll daher jetzt an die kritische Erörterung der betreffenden Neubauten des Auslandes geschritten werden, an welche Ausführungen sich zum Schluß eine eingehende Besprechung unserer eigenen Dreadnoughtbauten und der Erfordernisse des weiteren Flottenausbaues anreihen soll.

c) Die jüngsten Dreadnoughtbauten des Auslandes.

Der Übergang zum Großkampfschiffbau infolge des englischen Vorstoßes vollzog sich trotz der allgemeinen Erkenntnis seiner Unvermeidlichkeit ziemlich ungleichmäßig. Am raschesten zeigte sich das Deutsche Reich entschlossen, diesen kostspieligen Weg zu beschreiten, dann folgte Italien, ziemlich gleichzeitig ÖsterreichUngarn und Rußland und zum Schluß endlich auch die französische Marine.

I. Deutschland schuf 1907-1909 die aus vier Vertretern bestehende Nassau - Klasse, mit 18.900 t Deplacement, 248 mm Maximalpanzer, 28.100 H. P., 6500 Seemeilen Dampfstrecke, 20·5 Seemeilen Maximalgeschwindigkeit. Die Armierung besteht aus 12 Stück 28 cm-Geschützen L./45, 12 Stück 15, 16 Stück 88 cm-Geschützen. Die sechs Zwillingstürme bilden zu vier ein zentrales Quadrat außerhalb der Kiellinie, mit einem an den Enden vorgeschobenen fünften und sechsten Bug-, bzw. Heckturm. Abgesehen davon, daß die 28 cm-Geschütze besser durch 30.5 cm-Geschütze zu ersetzen gewesen wären, erscheinen die seitlich aufgestellten, der festen Kielunterlage entbehrenden vier zentralen Türme konstruktiv nicht einwandfrei postiert; Bug- und Heckfeuer sind 50%ig und das Breitseitenfeuer nur 75°ig, da sich die Türme paarweise behindern. Das Geschoßbreitseitengewicht beträgt laut Weyer 4166 kg. Bei den folgenden Neubauten wurden diese Mängel bereits vermieden. Die ,,Helgoland" - Klasse, mit fünf Einheiten dotiert, führt bei 22.800 t Deplacement schon 12 Stück 30.5 cm-, 14 X 15 und 14 X 8.8 cm-Geschütze, die aber in der Aufstellung ebenfalls auch die Mängel der ,,Nassau"-Type aufweisen. Erst die 24.700 t deplacierende Kaiser" - Klasse führt ihre 10 Stück 30-3 cm-, bei drei mittschiffs und zwei rautenförmig außer der Kiellinie stehenden Zwillingstürmen, in einer, fast 100 igen Breitseiten- und 90° igen Bug-, aber nur 75° igen Heckausschuß ermöglichenden, hinter 350 mm Panzer geschützten Aufstellung. Ungünstig wirkt die Tatsache, daß bei diesem großen Deplacementaufwand nicht 12 oder 13, sondern. nur 10 Hauptgeschütze eingebaut wurden. Das scheint man auch eingesehen zu haben, denn bei der 26.600 t deplacierenden „Königs“ Klasse sowie bei der 28.000 t schweren Ersatz-Wörth"Klasse, gibt es nur mehr Türme in der Kiellinie, mit einem 100o/igen Breitseitenfeuer und 50%igen Bug- und Heckausschuß. Im ersten Falle sind 12 Stück 30.5 cm-, 1415, 12 X 8.8 cm-Geschütze und 2 Unterwasserlancierrohre normiert, Breitseitengeschoßgewicht 5340 kg. Bei der neuesten Type je 8 Stück 38 cm-Geschütze mit 6100 kg Breitseitengeschoßgewicht, wodurch die volle Parität mit

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