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Da gibt es kein prozentuelles Ausgleichen, Absondern oder spezielles Einteilen; gemeinsame Arbeit, gemeinsame Mahlzeit und gleiches Maß für alle, und nur die Leistung ist bestimmend für den Lohn!

Nur am Abend löst sich das festgeformte Konglomerat in seine Teilchen auf und auf dem Deck desselben Schiffes tönen die Weisen der Puszta neben den Klängen der Alpen, die Tamburizza stört nicht die Mandoline, Klarinette und rumänische Hirtenflöte nehmen aus der gleichen Luft den Atem zur Kraft und Schönheit ihrer Töne. Es gibt kein Überschreien und eher horcht eins aufs andere; doch wenn auch oft plötzlich alles gleichzeitig einsetzt, so steigt doch aus der nahen Dissonanz eine einzige große Melodie in die stille Nacht zu den Fernen des Alls empor. Alle Nationen leben da auf dem kleinsten Fleckchen nebeneinander, inniger aneinandergedrängt, fester gepreßt die Reibungsflächen, als irgendwo im Lande. Ein stetes Fühlen, Messen und Bewerben ist die Folge und selbst aus Neid und Eifersucht wird da keine Leidenschaft, sondern nur ein neuer Ansporn. Jeder beobachtet, lernt am andern und wenn dann eine gemeinsame Arbeit alle zusammenruft, so rivalisieren die Leistungen der Teile; das Gesamtwerk wird umso größer und besser.

So ist das Deck unserer Schiffe wie ein Turnierplatz nationaler Eigentümlichkeiten und gegenseitige Anerkennung ist der Preis, den sich da Deutsche, Ungarn, Kroaten und Italiener, Tschechen, Polen, Slowenen, Slowaken, Rumänen und Ruthenen unbeeinflußt holen und stolz heimtragen. Alle sind Zeugen davon, daß das große Märchen von der Eintracht der Völker auch Wirklichkeit werden kann, ohne daß irgendeins ein Jota seiner Eigenart verlieren müßte. Jeder Baum soll die Früchte hervorbringen, die seinen Säften entsprechen, nichts Fremdes, Okuliertes; dafür aber soll er so reich als möglich tragen und von bester Qualität die Ernte am einzelnen sein.

Die meisten haben zum erstenmal das große Haus des Vaterlandes verlassen und stehen draußen auf der breiten, alle Länder verbindenden Weltstraße. Unwillkürlich richtet sich das Auge zurück und betrachtet die Fassade. Altehrwürdig ist sie, solide gebaut auf mächtigen Quadern. Doch weit überragen sie die neuen großen Gebäude der Nachbarn, stolze Bauwerke junger Unternehmungslust. Jeder Riß am alten Gebäude tritt deutlicher hervor, wird sofort gesehen, beunruhigt und verlangt gleich Remedur. Jedes kleinliche Gezänke der Parteien tönt als großer Lärm auf die Straße, wird als Alarm gefühlt und beeinflußt das Handeln

Wieder empfindet jeder das Gleiche, welcher Nation er auch sein gleiches Gefühl und lehrt ihn ein gleicher Gedanke Großes: das Reich als ein Ganzes zu betrachten. Nicht von Ungarn,

mag

Streffleur 1914, II.

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Böhmen oder irgendeinem Kronland ist mehr die Rede, nur das Reich kommt in Betracht: Als Nachbar anderer Reiche, im Vergleiche mit anderen Reichen, im Kampf ums Dasein derselben. Der Reichsgedanke, der in der Flotte entsteht und durch sie gefördert wird, zieht aber heim im Herzen eines jeden Matrosen, mehr oder weniger, als kleinwinziger Impuls zwar, doch gleichgerichtet, von einem Zentrum ausgehend, bis in die fernsten Teile des Reiches!

Mancher Impuls wird vergehen müssen, doch andere werden erstarken und richtunggebend wirken auf noch Divergierendes. Je mehr solcher Teilimpulse, umso sicherer die Wirkung, je größer die Flotte, umso eher kann auch jener große Impuls da sein, der wie ein mächtiger Strom alles Kleinliche erfaßt und es in die Richtung bringt, die allen zum Heile gereicht.

Impulse waren es, die Flotten geschaffen haben, doch sicherlich kann auch die Flotte imstande sein, einen großen Impuls auszulösen.

Dies ist aber mehr wert, als alle anderen Bedeutungen, die man einer Flotte zuschreiben kann. Sie mag wohl das Maß der Macht eines Staates sein, dessen Interessen sie auf allen Meeren vertritt, das Bild seines Wollens und Könnens; sie mag der Exponent der Wehrkraft sein, der heute bündnisfähiger macht denn je; sie mag schlagen können, wo sie will und wann sie will, als ein zweiter, verlängerbarer Arm; sie mag die Operationen des Heeres beeinflussen oder nicht: ihr größter Wert liegt doch darin, daß sie ein Ansporn ist zur Leistung und zu intensiverem Schaffen.

Und wie es fast keine Wissenschaft gibt, die nicht für die Marine denkt und trachtet, so gibt es auch kaum ein Gebiet volkswirtschaftlicher Interessen, das nicht in ihrer Einflußsphäre liegt.

Die Marine ist es, die die größten Kapitalien umsetzt in Arbeit und Verdienst, Städte gründet, Industrien erweckt und den schon bestehenden Gewerben die Möglichkeit bietet, durch das gesicherte Verdienst an der Marine neue Branchen zu entwickeln. Die Flotte erzieht, bildet und weitet den Blick und noch mehr, sie gleicht aus und verbindet, was unvereinbar erscheint, in einem großen Streben.

Wenn aber die Marine all dies vermag, so sind ihre Bestrebungen nicht nur mit allen Mitteln zu fördern, sondern sie ist auch so groß als nur möglich auszugestalten.

es sich

Menschen hat das Land genug und es müßten auch nicht an 300.000 Menschen jährlich das Land verlassen, um ein fremdes Land zu bereichern. Geld hat aber das Land auch genug, wenn nur ein wenig mehr anstrengt. England kostet seine Marine K 236 pro Kopf, Frankreich K 106. Deutschland K 85, Italien K 6·8,

Japan 4 K. Da können die K 3:40, die unseren Bürgern die Marine kostet, noch reichlich gesteigert werden.

Diese Anstrengung ist aber dazu gut, um überhaupt mehr zu leisten, die Tätigkeiten auszudehnen und auch, um die Aufmerksamkeit von allen mehr oder minder unfruchtbaren Handlungen abzulenken. Mehr Arbeit und weniger Politik! Die Mittel jedoch, um all dies zu erreichen, sind das Heer und die Marine selbst.

Mehr als 400.000 Mann stehen jährlich dazu zur Verfügung. Und was England in der Schule erreichen will, um zu verhindern, daß die Jugend politischen Agitatoren ein billiges Werkzeug sei, sozialistischen Umtrieben leicht zugänglich wird, die vom Staat als dem Schuldner des einzelnen Individuums sprechen, und die Politik als ein Mittel lehren, vom Staate so viel als möglich herauszupressen, um so wenig als möglich dafür zu geben: das können wir besser mit den Soldaten und Matrosen besorgen.

Nicht nur Krieger sollten aus ihnen werden, sondern gleichzeitig auch solche aufgeklärte Staatsbürger, die nicht eine billige Stimme den Parteien sind, die den Bürger gegen den Staat ins Feld führen, sondern überzeugte Anhänger und Verfechter der einzig nützlichen Lehre: Daß der Staat der einzige Wohltäter des Bürgers sei, dem dieser alles verdankt, was er hat und noch hoffen kann; der sein bester moralischer Führer ist und die Quelle jeder gesunden Entwicklung.

Verteilt in alle Länder, in jedem Ort und fast in jedem Haus, wird der Staat seine Emissäre haben und jede Agitation wird dort einen Widerstand finden, wo heute ein kleiner Funke schon zünden kann.

Ein großes Heer und eine mächtige Marine sind aber das Alpha und Omega jeder Aufklärung.

Kein besseres Beispiel gibt es für Seiner Majestät Allerhöchsten Wahlspruch, als das Kriegsschiff Viribus unitis"; geschaffen, trotzt es jedem Feind, wenn die Kräfte sich innig vereinen.

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,,In deinem Lager ist Österreich," so heißt es in des Dichters Ode doch jedes Schiff ist auch Österreich-Ungarn, ob hier oder in den fernsten Zonen.

Eine große, mächtige Flotte braucht Österreich!

Militärärztliche und militärische Eindrücke

aus dem Balkankrieg 1912/13.

Von k. u. k. Regimentsarzt Dr. Oskar Hanasiewicz, Chefarzt des Ergänzungsbezirkskommandos Kolozsvár.

(Schluß.*)

Die Evakuation unserer Kranken geschah auf folgende Weise: die geheilten, sowie die einer speziellen Behandlung bedürftigen Fälle, ferner diejenigen, welche Bäderbehandlung, eine Röntgendurchleuchtung notwendig hatten. wurden mit abgeschlossenen Krankengeschichten durch den Domakin in ein Verzeichnis aufgenommen: mit diesem Verzeichnis wurden sie einer aus zwei Ärzten und dem Platzkommandanten von Dedeagatsch bestehenden Kommission vorgestellt. Die Geheilten bekamen in der Regel vier Wochen Urlaub, die Invaliden wurden in ihre Heimat gesendet. Den zur spezialistischen Behandlung und Untersuchung Evakuierten gab man separate Verzeichnisse mit.

Eine wichtige Rolle in der Krankenevakuation spielte der österreichische Sanitätszug, welcher vom österreichischen Roten Kreuze Bulgarien zur Verfügung gestellt worden war. Bulgarien besaß nämlich keinen Sanitätszug, während in Serbien drei solche Züge im Dienst standen. Oberstabsarzt Dr. Johann Steiner hat seinerzeit den Zug nach Bulgarien gebracht und im Dienste eingeführt. Das Personal bestand aus 1 Feldwebel und 7 Mann der Sanitätstruppe. Dieser Zug verkehrte auf den Hauptlinien bis Čorlu; auch nach Dedeagatsch ist er einmal (am 18. Mai) gekommen und nahm evakuierte Fälle mit.

Ich hielt am Bahnhof mit der Mannschaft Rapport und ließ dann die Kranken einladen. Es war wirklich eine Freude zu sehen, wie rasch und präzis unsere Soldaten arbeiteten. Wie ganz anders waren die Kranken in unserem Zug auf Feldtragen in den Linxweiler-Apparaten gelagert, als in den gewöhnlichen Güterwagen auf Strohschüttung; dann standen die notwendigsten Gegenstände zur Krankenpflege da.

Am 24. Mai demonstrierte die griechische Flotte abermals vor Dedeagatsch, dieselbe kam wieder von den Inseln Imbros, *) Siehe Juniheft.

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