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1. Oberst u. Kommandeur der 2. Garde-Inf.-Brigade v. Knobelsdorff. 2. Sek.-Lt. Frhr. v. Loën.

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v. Tießen und Hennig.
v. Eberhardt.

Portepee-Fähnrichs:

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Friedensjahre unter König Friedrich Wilhelm IV. Umformirung in das Garde-Reserve-Regiment.

Bereits im Frühjahr 1840 waren wegen der Krankheit des Königs die größeren Truppenübungen ausgefallen, von jetzt ab wurden. diese für immer auf kleinere innerhalb der Garnisonen abzuhaltende Felddienstübungen beschränkt, während die größeren nur noch im Herbst stattfanden. Das 2. Bataillon kam demnach fortan nur noch im Herbst nach Potsdam, doch fanden natürlich nach wie vor viele Regimentsübungen zwischen den ja nur drei Meilen entfernt stehenden Bataillonen statt.

Am 10. August erhielt das Regiment neue Perkussionsgewehre und wurden die alten Steinschloßgewehre abgegeben. In die Reihe der militairischen Dienstzweige trat auf Allerhöchsten Befehl das Bajonetfechten, welches durch eine besondere Instruktion in der Armee eingeführt wurde.

Am 4. Juni 1841 fand in Potsdam eine kirchliche Feier statt, bei der laut testamentarischer Verfügung des hochseligen Königs die Uniformstücke Höchstdeffelben in der Garnisonkirche zu Potsdam niedergelegt wurden. Das 1. Garde-Regiment 3. F. und das Regiment Garde du Korps waren durch ihre Leib-Kompagnien, die übrigen Regimenter durch Deputationen vertreten. Vom Regiment waren:

Oberst v. Zenge,

Major v. Steinmetz,

Kapitain Frhr. v. Seiffertig,

Pr.-Lieut. v. Ledebur,
Set.-Lieut. v. Voß,

per Bataillon 1 Unteroffizier, per Kompagnie 1 Grenadier anwesend. Im Oktober verließ Oberst v. Zenge, zur großen Betrübniß aller Untergebenen, namentlich aber des Offizierkorps, dem er nicht nur Vorgesetzter, sondern auch ein liebevoller fürsorglicher Kamerad gewesen war, das Regiment, nachdem ihm Se. Majestät den erbetenen Abschied bewilligt hatte.

Wie v. Zenge mit dem Regiment innerlich verwachsen war, zeigt der Befehl, den der Oberst bei seinem Scheiden gab, noch mehr aber das Schreiben deffelben, durch welches er von dem Offizierkorps Abschied nimmt. Letzteres möge hier folgen, als ein sprechendes Zeichen, wie alt schon die innige Kameradschaft der Offiziere in unserem Regimente ist, sowie zur Nacheiferung für diejenigen, welche nach uns kommen:

„Im Begriff aus der Armee auszuscheiden, ist es mir ein sehr schmerzliches Gefühl, mich von Ihnen, meine verehrten Herren, und dem Regimente trennen zu müssen. In den vier Jahren, in denen ich die Ehre hatte, das Regiment zu kommandiren, ist mir hinreichende Gelegenheit geworden, das Offizierkorps so kennen zu lernen, um den löblichen Geist anzuerkennen, der Sie in jeder Be= ziehung beseelt. Es ist mir eine große Freude gewesen, Ihren Eifer im Dienst zu beobachten, wie willig Sie sich allen Beschwerden des Dienstes unterzogen und überall mit dem schönsten Beispiele Ihren Untergebenen vorangingen. Aber nicht nur im Dienst ist Ihr vortreffliches Wirken anzuerkennen, es beseelt Sie ein Geist der Eintracht, des echt ritterlichen Sinnes, der nicht nach bloßem Schein strebt, Sie haben den wahren Begriff von Ehre!

In den 40 Jahren meiner Dienstzeit habe ich in acht verschiedenen Offizierkorps gedient, aber, meine Herren, es ist mir eine große Freude, Ihnen sagen zu können: in keinem derselben habe ich einen so echt kameradschaftlichen Sinn, wie bei Ihnen angetroffen. Erhalten Sie diesen schönen Geist unter sich! Er führet Sie mit Leichtigkeit durch alle Beschwerden des Dienstes und hat Ihnen die Hochachtung aller Ihrer Vorgesezten erworben. Daß ich diese Hochachtung für Sie empfinde, ist mir Bedürfniß, Ihnen zu sagen; ich weiß es wohl, daß es passender von mir gewesen wäre, meine Gefühle mündlich auszusprechen, aber einestheils ist mir die Gabe

der öffentlichen Rede nicht eigen, und dann würde ich nicht Macht gehabt haben, die Rührung zu unterdrücken, die mich bei dem Gedanken erfaßt; die letzten Worte in meinem Leben zu Ihnen zu reden.

Betrachten Sie es also nicht aus einem unrichtigen Gesichtspunkt, sondern glauben Sie mir, daß ich Sie wahrhaft verehre. Ich werde an allen Ihren ferneren Schicksalen einen ebenso innigen Antheil nehmen, wie das entfernte Glied einer Familie. So leben Sie denn wohl, meine Herren, meine Wünsche begleiten Sie auf allen Ihren Wegen, und nehmen Sie die Versicherung hin, daß es der Stolz meines Alters sein wird, der Kommandeur des Garde-Reserve-Regiments gewesen zu sein.

gez. v. Zenge, Oberst a. D.“

Zu gleicher Zeit mit dem Obersten v. Zenge nahm auch der würdige Kapitain Puschmann seinen Abschied.

Erst im Dezember erhielt das Regiment einen Kommandeur in der Person des Oberst-Lieutenants v. Döring vom 2. Garde-Regiment z. F.

Wilhelm v. Dörig, 1792 in Schlesien geboren, war der älteste Sohn des Hauptmanns im Ingenieurkorps v. Döring, und trat schon 1805 als Junker in das Füsilier-Bataillon v. Boguslawski ein. Als solcher machte er, erst 14 Jahre alt, den Feldzug von 1806 mit und wurde in der unglücklichen Schlacht bei Jena verwundet. Im Dezember 1808 wurde v. Döring beim 1. Ostpreußischen Regiment wieder angestellt, 1809 zum Sekonde-Lieutenant_ernannt, machte in diesem Regiment den Feldzug 1812 in Kurland und den Krieg von 1813 mit, zeichnete sich bei allen Gelegenheiten sehr aus, wurde bei Merseburg verwundet, erhielt für Groß-Görschen und das Gefecht bei Weissig zweimal das Eiserne Kreuz 2. Klasse, und für das Gefecht bei Löwenberg die 1. Klaffe. Gewiß so früh eine seltene Auszeichnung für einen so jungen Offizier. Für die Schlacht bei Möckern, wo er dem verwundeten Brigade-Kommandeur Herzog Carl von Mecklenburg Beistand leistete, erhielt er den russischen Wladimir-Orden 4. Klasse. Einer seiner Kampfgenossen aus dieser Zeit war der Major v. Steinmetz, der damals ebenfalls als Lieutenant im 1. Ostpreußischen Regiment mit Auszeichnung kämpfte. Im Dezember 1813 wurde v. Döring Adjutant bei der 3. Brigade, im Korps v. Bülow's, sein Weg trennte sich demnach von dem seines Regiments und führte ihn nach Holland und nach Laon, wo er zum v. d. Mülbe, Garde-Füfilier-Regt.

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dritten Male verwundet wurde. 1815 wurde v. Döring in die Adjutantur, 1828 als Kompagnie-Chef in das 9. Infanterie-Regiment versett, 1840 zum Major und Bataillons-Kommandeur im 40. Infanterie-Regiment ernannt, aber schon im Herbst desselben Jahres in das 2. Garde-Regiment versetzt. Oberst-Lieutenant v. Döring stand, als er die Führung des Regiments erhielt, in seinem 50. Lebensjahre, er war eine angenehme Erscheinung, von mittlerer untersetter Figur, das frische energische Gesicht zierte ein blonder, weißgemischter Schnurrbart, auf welchem er, über eine Anordnung nachsinnend, zu kauen pflegte. Zu diesem angenehmem Aeußeren, kam ein energischer ritterlicher Charakter, mit dem eine große Weichheit und Herzensmilde gepaart war. Mit so guten Eigenschaften und einem glänzenden militairischen Nufe ausgestattet, führte v. Töring das Regiment mit gewissenhafter Pünktlichkeit, vielleicht der Aufrechterhaltung der Form einen zu großen Werth beilegend, was aber im Geist der damaligen Zeit lag, und so blieb das Regiment unter ihm auf einem sehr guten Standpunkt der Ausbildung. Die Zeit seiner Regimentsführung bietet übrigens, außer in dem letzten Abschnitt des Frühjahrs 1848, nichts Bemerkenswerthes, weder in der Geschichte der Armee, noch in der des Regiments. Auf dienstlichem Gebiete begannen sich in diesen Jahren allerdings schon die freieren und intelligenteren Köpfe zu regen und nach friegsgemäßer Ausbildung des einzelnen Mannes, wie des Offiziers zu streben, doch fanden diese bei dem an dem gewohnten Alten starr festhaltenden Obersten keinerlei Ermuthigung. Dabei war aber v. Döring durchdrungen von der Wichtigkeit des Felddienstes, betrieb solchen, wie auch das Tiraillement eifrig und mit Geschick, aber von der alten Art und Weise wollte er nicht lassen. Es ist dies eine damals überall wiederkehrende Erscheinung, namentlich bei den älteren Offizieren, die in den Befreiungskriegen die Erfahrung gemacht hatten, daß Ordnung und Disziplin die wichtigsten und am schwersten zu erhaltenden Eigenschaften einer Truppe sind. Außerdem schien die hereinbrechende Zeit der Revolutionen schon von vornherein aufzufordern, mit allen Kräften die alten Formen und die starre Ordnung aufrecht zu halten und war demnach überhaupt Neuerungen, welche das Individuelle zur Geltung bringen wollten, ungünstig.

Im Frühjahr 1847 trat der Premier Lieutenant v. Alten I. auf auf seinen Antrag von der Stelle des Regiments-Adjutanten zurück, welche er, wie ein Regimentsbefehl des Obersten v. Döring anerkennend

jagt, während eines Zeitraumes von 20 Jahren zur steten Zufriedenheit von fünf auf einander folgenden Regiments-Kommandeuren mit seltener Berufstreue, großem Diensteifer und ausgebreiteter Geschäftskenntniß verwaltet hat. v. Alten wird als einer der ehrenwerthesten Charaktere im Offizierkorps bezeichnet, der es sich, durch seine Stellung dazu berufen, hauptsächlich angelegen sein ließ, den jungen Nachwuchs des Offizierkorps erziehen zu helfen.

Sein Nachfolger war der Lieutenant v. Luck, ein sehr talentvoller und tüchtiger Offizier.

Im Jahre 1847 wurde das kombinirte Garde-Reserve-Bataillon nach Küstrin verlegt und für dieses kam nach Beendigung der Herbstübungen unser 1. Bataillon nach Spandau, woselbst also jezt das Regiment vereinigt war und mit einiger Artillerie die einzige Garnison der wegen ihrer Fabriken schon damals wichtigen Festung ausmachte. Von diesem Herbst 1847 ab sind die Bataillone des Regiments, kurze Zeitabschnitte ausgenommen, immer vereinigt gewesen, und so konnte sich nunmehr auch bei uns das Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Korpsgeist allmälig fester und einheitlicher ausbilden. Diesem Streben kam der glückliche Umstand zu Hülfe, daß der König ein Haus, Breitestraße Nr. 1, für die Garnison-Speiseanstalt ankaufen ließ, in dem unserem Offizierkorps die Räumlichkeiten für seine Speiseanstalt und 1000 Thlr. zu deren Einrichtung angewiesen wurden. Sofort begann das Offizierkorps, aus eigenen Mitteln, Silberzeug und Wappengläser zu beschaffen, Hauptmann zu Putliz malte überdies drei große prächtige Wappenbowlen, und so besaß das Offizierkorps schon einen ansehnlichen Theil an Einrichtung, als es nach mehreren Jahren nach Berlin übersiedelte.

Im Sommer dieses Jahres wurde dem Regiment eine große Auszeichnung zu Theil, indem es mit der Prüfung neuer Schußwaffen betraut wurde. Nach jahrelangen Versuchen, eine bessere Schußwaffe zu erlangen, war an maßgebender Stelle das von Dreyse erfundene Zündnadelgewehr als besonders bevorzugt anerkannt wor-. den, indeß gab es in der Armee viele Offiziere, und zwar solche, welche mit Recht Einfluß besaßen, die sich für ein anderes, das Thouvenin'sche Vorderladegewehr, aussprachen, welches bei rasanterer Geschoßbahn und größerer Treffgenauigkeit die Befürchtung des schnellen Verfeuerns, und diese Eigenschaft wurde damals dem Zündnadelgewehr hauptsächlich zum Vorwurf gemacht, ausschloß. Auf Allerhöchsten Befehl trat unter dem Oberst Priem des Kriegs

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