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wickelten Theorie der Streifenbildung über jeden Zweifel zu erheben.

Von älteren Beobachtern haben sich Cassini und Schröter am sorgfältigsten mit den Erscheinungen auf der Oberfläche des Jupiter beschäftigt.

Ersterer theilt nun in einer Abhandlung 1) vom 31. Januar 1692, welche betitelt ist: »Nouvelles découvertes de diverses périodes de mouvement dans la Planete de Jupiter, depuis le mois de Janvier 1694 jusqu'au commencement de l'année 1692« folgende Beobachtungen mit, welche sowohl die allmälige Umbildung von ursprünglich nach allen Richtungen gleich ausgedehnten Flecken in Streifen beweisen, als auch direct die schnellere Rotation von Flecken in der Nähe des Aequators bestätigen.

Auf p. 8 der erwähnten Abhandlung werden diese beiden Erscheinungen mit folgenden Worten beschrieben :

»Il (Cassini) a remarqué que certaines taches qui au commencement étaient rondes, se sont peu à peu allongées suivant la direction des bandes. Il en observa quatre de cette nature depuis le mois de Février de l'année dernière jusqu'à ce que Jupiter fut trop proche du Soleil pour les pouvoir distinguer.«

Einige Zeilen weiter heisst es :

»Et généralement toutes les taches qui passent plus près du centre apparent de Jupiter, ont un mouvement plus vite que celles qui en passent plus loin.«

In einer späteren Abhandlung 2) wird dieselbe Erscheinung von zwei andern Flecken beschrieben, indem es heisst:

»>La révolution de ces deux taches est égale à celle de quelques autres taches qui avaient paru au mois de Decembre 1690 et au mois de Janvier 1691 que nous trouvámes de 9h 51′, plus courte de cinq minutes, que celle que nous avions observée l'an 1665, qui était plus éloignée du centre de Jupiter, ce qui confirme que nous avions remarqué dans les Mémoires du 31. Janvier 1692, que les taches qui passent plus proches du centre apparent de Jupiter, ont un mouvement plus vite que celles qui en sont plus éloignées.<<

4) Mémoires de Math. et Phys. de l'anné 1692, p. 1–9.

2) Mém. de l'Acad. Fr. de l'année 1699, p. 106.

Ebenso bemerkt Schröter bei der Discussion der Bewegung eines Fleckes: 1)

»Dass hingegen in einer grösseren Entfernung vom Aequator eine grössere Geschwindigkeit in der Bewegung entdeckt worden, widerleget die Allgemeinheit desjenigen, was sowohl aus den Cassini'schen Beobachtungen als den meinigen dahin wahrscheinlich wurde, dass die Flecken, welche näher bei dem Aequator befindlich, eine geschwindere Bewegung zeigten.<<

Indessen habe ich auf p. 124 derselben Schrift noch ein anderes allgemeines Resultat gefunden, welches von Schröter mit folgenden Worten ausgesprochen wird:

»Alle von mir beobachteten Flecken zeigten gewöhnlich eine in Ansehung der Rotationsperiode beschleunigte Bewegung von Ost nach West und folglich nach der Richtung des Rotationsschwunges.<<

Diese Thatsache würde unter Voraussetzung einer schnelleren Rotation für die dem Aequator näheren Zonen die nothwendige Folge einer Bewegung der Flecken von den Polen nach dem Aequator sein, und folglich auch durch directe Beobachtung die Existenz der theoretisch geforderten Polarströme beweisen.

Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass diese Erscheinungen nur an solchen Flecken beobachtet werden können, welche entweder wolkenartige Gebilde, oder unabhängige Lücken in der die Oberfläche einhüllenden Wolkendecke sind. Werden jedoch solche Lücken in der Wolkenhülle z. B. durch das Aufsteigen heisser, aus vulkanischen Oeffnungen dringender Luftmassen erzeugt, so müssen derartige Flecke eine constante Lage auf der Jupiteroberfläche zeigen, vorausgesetzt dass diese selber nicht eine flüssige sei.

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Am anschaulichsten wird aber sowohl die Theorie der Streifenbildung als auch die schnellere Rotation der dem Aequator näher liegenden Zonen durch die auf Tafel I. gegebenen Abbildungen des Jupiter im Jahre 1860 erläutert, welche getreue

1) Schröter, Beiträge zu den neuesten astronomischen Entdeckungen, herausgegeben von Bode, Berlin 1788, p. 91.

Copien zweier, in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Vol. XX. p. 268 enthaltenen Tafeln sind.

Die in den Figuren 1, 2 und 3 dargestellten Erscheinungen, welche in einem Briefe von Mr. Long an einen der Secretäre der R. A. S. beschrieben sind, wurden an dem oben erwähnten Orte mit Erlaubniss der Herren Long und Baxendell aus den Memoirs of the Literary and Philosophical Society of Manchester reproducirt. Figur 4 ist einer Abbildung entnommen, welche Capitain Jacob's Notiz über Mr. Fletcher's neues Aequatorial begleitete und Figur 5 von einer nachträglich mitgetheilten Zeichnung des Mr. Baxendell. Letzterer giebt zu allen 5 Figuren folgende Erläuterungen: 1)

>>>With reference to these sketches, I may remark that since Mr. Long first observed the oblique streak on the 29th February, it has gradually extended itself in a preceding direction, or in the direction of the planet's rotation, at an average rate of 3640 miles per day, or 151 miles per hour; the two extremities of the belt remaining constantly on the same paralells of latitude. The belt has also gradually become darker and broader, some portions, however, being generally much darker than others. On the 14th of March I observed Jupiter with Mr. Worthington's 13-inch reflector, power 301, and noticed a faint, curved, dark mark, extending across the bright equatoreal belt from the upper end of the oblique belt to the small dark spot shown in the preceding part of the large belt in my sketch of March 5th.«

»>On March 21 st. the spot at the lower end af the belt had increased considerably in size and depth of shade, and appeared to consist of two spots in contact. The sketch of April 9 shows the belt, now considerably lengthened, extending completely across the planet's disc.«

Auch von dem königlichen Astronomen in Greenwich wurde eine Entwickelungsphase des schrägen Streifens beobachtet, welche zwischen dem 12. März und 9. April liegt. Airy bemerkt nämlich an derselben Stelle p. 245 Folgendes:

» On viewing Jupiter with the S. E. equatoreal of the Royal Observatory, Greenwich, on 1860, March 26, about 9h 30m, the following appearances were remarked:

1) Monthly Notices Vol. XX. p. 243 ff.

3. In the region above the equator there was a double belt inclined perhaps 15o to the equator and to the belt which 1 have just described. Its right-hand or eastern end was nearly on the equator, but its left-hand or west end was considerably above it or south of the equator. The left-hand ends were broader than the right-hand ends. The outlines irregular.

In den ersten drei Figuren bemerkt man auch eine Anzahl feinerer Streifen, welche sehr deutlich das oben theoretisch gefolgerte Maximum der Dicke in der Mitte zeigen.

In Bezug auf die Natur der grauen Streifen hatte ich schon in meinen »photometrischen Untersuchungen« p. 304 behauptet, dieselben könnten nicht Wolken aus Wasserdampf sein, »>weil diese sich bei einem von aussen betrachteten Planeten als weisse Stellen von dem dunkleren Grunde der allgemeinen Oberfläche abheben müssten. Eine Wolke aus Wasserdampf erscheint nur grau im durchgehenden nicht im reflectirten Lichte. Ich glaube nun, dass die in den drei ersten Figuren dargestellten Erscheinungen als eine Stütze dieser Behauptung betrachtet werden können.

Wäre nämlich der kleine, von links oben nach rechts unten gerichtete, schräge Streifen ein dunkles Wolkengebilde, also z. B. eine Wolke dunkler, vulkanischer Asche, deren feinzertheilte Masse in der Atmosphäre schwimmend gedacht wird, so müsste dieser Streifen bei weiterer Entfernung seiner Endpuncte immer dünner und feiner werden, da sich dieselbe Masse der dunklen Substanz auf einem grösseren Raume ausdehnt.

Nach den Beobachtungen und den mitgetheilten ausdrück– lichen Bemerkungen findet aber gerade das Gegentheil statt: der Streifen wird breiter und dunkler.

Beachtet man nun, dass gleichzeitig auch alle übrigen dunklen Theile der Jupitersfläche sich vom 29. Februar bis zum 5. März mehr und mehr verdunkeln, so würden sich alle diese Erscheinungen sehr einfach erklären lassen, wenn man den kleinen Streifen für einen Riss in der Wolkendecke annähme, in welcher während der angegebenen Zeit ein fortschreitender Auflösungsprocess vorginge. Ein solcher Process macht seine Wirkung zunächst an den Grenzen von Wolkengebilden geltend und erzeugt so naturgemäss zunächst eine Erweiterung vorhandener Lücken.

Math.-phys. Classe. 1871.

7

Ist man aber bereit, den vorstehend angeführten Thatsachen eine genügende Beweiskraft für die Richtigkeit der entwickelten Theorie der Streifenbildung zuzuerkennen, so muss man auch umgekehrt aus dem Vorhandensein solcher Streifen an der Oberfläche eines Planeten auf die Existenz der sie erzeugenden Ursachen schliessen. Folglich muss auch Saturn dem allgemeinen Rotationsgesetze der Sonne unterworfen sein und dem gemäss noch eine hinreichend hohe Temperatur besitzen, um in Verbindung mit seiner Rotation die erforderlichen Polarströmungen in der ihn umgebenden Atmosphäre zu erzeugen.

23.

Durch die Ergebnisse vorliegender Abhandlung glaube ich die bisher von mir über die physische Beschaffenheit der Sonne nur vereinzelt und aphoristisch entwickelten Ansichten in einer so befriedigenden Weise bestätigt zu haben, dass dieselben aus. dem Bereiche blos hypothetischer Annahmen in das Gebiet einer Theorie getreten sind, welche, von Thatsachen der Beobachtung ausgehend, mit Hülfe einfacher und allgemein bekannter physikalischer Gesetze die Mannigfaltigkeit der solaren BewegungsPhänomene in ihren wesentlichen Grundzügen deductiv zu entwickeln im Stande ist. Es sei mir gestattet, hier am Schlusse dieser Untersuchungen die hauptsächlichsten Momente dieser Theorie kurz zusammen zu stellen, theils um ihren inneren Zusammenhang deutlicher hervortreten zu lassen, theils um an einzelnen Stellen noch ergänzende Bemerkungen hinzuzufügen. Als Resultate der Beobachtung stehen folgende drei Thatsachen fest:

4) die Rotation des Sonnenkörpers,

2) die hohe Temperatur seiner Oberfläche,
3) die Existenz einer Atmosphäre.

Die erste wurde durch die Entdeckung der Sonnenflecken von Joh. Fabricius, Galilei und Scheiner vermittelt, die beiden letzten durch die Untersuchungen Kirchhoff's als eine unwiderlegliche Consequenz der Spectralanalyse des Sonnenlichtes begründet.

muss

Als ein mehr indirect durch Schlüsse vermitteltes Resultat

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