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dem Steigen des Druckes ein schwaches und kurz andauerndes Sinken vorangehen. Bei noch stärkeren Vergiftungen habe ich weder ein Steigen, noch Sinken des Druckes beobachtet, aber einen regelmässigen um fünf bis acht Mal langsameren Herzschlag. Die Herzschläge waren voller und stärker. Die genannten Erscheinungen traten ein, trotzdem dass die beiden Vagi durchschnitten waren.

Nach starken Dosen, wenn der Blutdruck sehr bedeutend herabgesunken war, rief die Reizung des Ischiadicus und anderer Nerven keine Blutdrucksteigerung mehr hervor. Es war dann ganz dieselbe Erscheinung zu beobachten, die man jedesmal nach dem Abtrennen der Gefässnervencentra sehen kann. Bei den Untersuchungen mit Chloralhydrat habe ich öfter die Temperatur des Anus gemessen und dabei gefunden, dass sie ganz allmählig absank, wobei es gleichgiltig war, ob der Blutdruck, den das Manometer anzeigte, im Aufsteigen oder Absinken begriffen war; somit scheint also die Abnahme der Temperatur von den Schwankungen des Blutdrucks unabhängig zu sein. St. Petersburg, 17. April 1871.

Mathem.-Phys. Classe. 1871.

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0. Schmiedeberg, Ueber die Innervationsverhältnisse des Hundeherzens. Aus der physiologischen Anstalt zu Leipzig. Vorgelegt v. d. w. Mitgliede C. Ludwig.

Mit 3 Tafeln in Steindruck.

Die functionelle Bedeutung der auf verschiedenen Bahnen zum Säugethierherzen tretenden Nerven ist experimentell bisher nur am Kaninchen durch die einschlägigen Arbeiten der Herren Ludwig, Bezold und ihrer Schüler näher erforscht worden. Beim Hunde, dem als Versuchsobject unter den Säugern nur das Kaninchen den Rang streitig macht, ist mit Ausnahme der im Stamm des Vago-Sympathicus verlaufenden Fasergruppen über die Bedeutung der einzelnen Herznerven wenig bekannt. Dennoch verdienen die Innervationsverhältnisse des Hundeherzens eine besondere Berücksichtigung, weil ihr Studium durch ihre Beschaffenheit und Lage wesentlich leichter ist, und die Resultate desselben viel ausgesprochener sind, als beim Kaninchen, wie aus den vorliegenden, in dem Laboratorium des Herrn Prof. Ludwig angestellten Untersuchungen hervorgehen dürfte.

Die anatomischen Verhältnisse der Herznerven des Hundes, die hier nur für die rechte Seite berücksichtigt sind, lassen sich am leichtesten überblicken, wenn man bei der Betrachtung derselben von dem Ganglion cervicale inferius ausgeht, welches, wenige Ausnahmefälle abgerechnet, gleichsam den Knotenpunkt nicht allein der zum Herzen, sondern auch zu anderen Organen tretenden Nerven bildet und von welchem die verschiedenen Fasern zu neuen Gruppen geordnet ihre weiteren Bahnen verfolgen. Das Ganglion ist die untere Grenze des gemeinschaftlichen Stammes des Vagus und Sympathicus und liegt wenig höher als der mittlere Theil der ersten Rippe zur Seite der

Trachea, theilweise von der Carotis communis bedeckt, je nach der Grösse des Thieres 1-2 Cm. oberhalb der Art. Subclavia. Ausser aus dem Vago-Sympathicus erhält es aus dem ersten Brustganglion zu stärkeren Stämmen vereinigte Fasern.

Das erste Brustganglion, Ganglion thoracicum primum oder stellatum (Fig. III. 8.), welches von einer dünnen Bindegewebshülle bedeckt auf dem Mm. longus colli liegt, nach aussen begrenzt von dem ersten Zwischenrippenraum, ist der Ausgangspunkt für den Brustgrenzstrang und erhält aus den unteren Halsnerven zwei Rückenmarkswurzeln, von welchen die kürzere anfangs mit der Arteria vertebralis verläuft und daher als Nv. vertebralis bezeichnet werden kann (Fig. III. 4.).

Das erste Brustganglion giebt meist zwei Verbindungsnerven zum untersten Halsknoten.

Der erste, obere, gewöhnlich stärkere Verbindungszweig begiebt sich in gerader Richtung nach innen und oben dicht hinter dem Anfangstheil der Art. vertebralis hinweg zum ggl. cerv. inf.

Der zweite, untere Zweig geht auf dem Mm. longus colli liegend nach innen zur vorderen Fläche der Art. subclavia und von hier zur Seite des Vagus, des absteigenden Theils des Recurrens und eines der Herzäste zum ggl. cervic. inf. In manchen Fällen verbindet sich dieser Nerv, statt zum Ganglion cerv. inf. zu gehen, unterhalb des letzteren mit dem Vagusstamm (Vers. IV. u. VI.).

Von dem unteren Halsknoten setzt sich der Stamm des Vagus weiter fort und giebt in seinem Verlauf zahlreiche Aeste ab. Aus dem Ganglion selbst oder in dessen unmittelbarer Nähe entspringen im Allgemeinen die folgenden drei Nerven :

Der erste Herznery, Ramus cardiacus sup. oder primus entspringt entweder aus dem Ganglion selbst, oder, wie in der Abbildung (Fig. III. 9.), aus dem oberen Verbindungszweig beider Ganglien oder gleich unterhalb des letzten Halsknotens aus dem Stamm des Vagus und begiebt sich mit dem letzteren und dem absteigenden Theil des Recurrens zur vorderen Fläche der Subclavia, um von hier zur Seite des Truncus Anonymus zum Herzen zu gelangen. Der Nervus recurrens geht entweder vom unteren Ende des Gangl. cerv. inf. oder nahe an demselben vom Stamm des Vagus ab, verläuft mit letzterem, nach aussen vom Anfangstheil der Art. Carotis communis, zur vorderen Fläche

der Subclavia, von wo er, sich um letztere schlingend, seinen Weg nach aufwärts beginnt. Aus der Umbiegungsstelle entspringen ein oder mehrere Aeste, die sich in ihrem weiteren Verlauf mit Zweigen, die aus dem Vagusstamm unterhalb des Ganglion kommen, geflechtartig verbinden. Der aufsteigende Theil des Recurrens ist in der Höhe des untersten Halsganglion mit letzterem durch einen ziemlich starken Zweig verbunden.

Ramus cardiacus inferior kann man einen stärkeren Ast nennen, der in der Nähe des ggl. cerv. inf., aber unterhalb des Recurrens, vom Vagus abgeht. In manchen Fällen ist nur der eine oder der andere der beiden Rami cardiaci vorhanden, die hier nur in Rücksicht auf ihre Lage zum Recurrens unterschieden sind, während die gleiche functionelle Bedeutung bald dem oberen, bald dem unteren zukommt (Vergl. Vers. I, E; II, D u. E; III, E; IV, D und E). Es sind bei der vorstehenden Darstellung nur die Nervenstämme und ihre Hauptäste berücksichtigt worden. Den weiteren Verlauf zum Herzen zu verfolgen wurde unterlassen, da die Reizung über ihr Ziel Aufschluss geben sollte.

Die Reizungsversuche sind an curarisirten Thieren angestellt, wobei die künstliche Respiration in sehr regelmässiger Weise durch einen mittelst der Maschine in Bewegung gesetzten Blasebalg bewerkstelligt wurde. Der Blutdruck und die Pulsfrequenz, sowie die Zeit in Secunden und die Dauer der Reizung wurden an einem Kymographion mit fortlaufender Papierabwicklung verzeichnet. Die Schliessung des reizenden Stromes erfolgte erst nach der Ueberbrückung der Electroden durch den zu reizenden Nerven.

Das Blosslegen der betreffenden Nerven hat nur in so fern Schwierigkeiten, als bei der tiefen Lage dieser Theile leicht ZerDas bei dem rungen und Verletzungen derselben vorkommen. Präpariren einzuschlagende Verfahren ist durch die Abbildungen auf Tafel I und II erläutert.

Nachdem man einen auf dem Mm. pectoralis major beginnenden, bis über die Mitte des Halses hinaufreichenden Hautschnitt gemacht, wird die obere Partie des Pectoralis major am Manubrium sterni und in der Nähe des Schultergelenks mit Ligaturen umschnürt und zwischen den letzteren quer durchschnitten, so dass die vordere Fläche und der obere Rand der ersten Rippe frei gelegt werden. Nachdem die grossen venösen Gefässe bis hinunter zur Vena cava superior am besten durch

Zerreissen von dem sie umgebenden Bindegewebe befreit sind, werden zunächst die vier grössten V. Anonyma, Subclavia, Jugularis externa und interna in einiger Entfernung von ihrer Vereinigungsstelle, und falls zwischen der letzteren und den Ligaturen sich noch Aeste finden, auch diese unterbunden und alle innerhalb der Unterbindungsstellen durchschnitten. Dadurch kommt man zunächst auf das untere Ende der Carotis communis, und nach Entfernung von ein wenig Bindegewebe auf die übrigen arteriellen Gefässe (Truncus anonymus, Subclavia, Mammaria interna, Vertebralis, Intercostalis suprema, Cervicalis profunda, Art. transversa scapulae et cervical. ascendens), die man wie die venösen einzeln unterbindet und durchschneidet. Die Unterbindung des Truncus anonymus geschieht zwischen dem Ursprung der linken Carotis und seiner Theilungsstelle. Da die letztere, sowie die Ursprungsstellen der meisten jener arteriellen Gefässe von den oben genannten Nerven gleichsam umfasst werden, indem nach vorn der Vagusstamm, der absteigende Theil des Recurrens, die Rami cardiaci und der zweite Verbindungsast beider Ganglien, nach hinten der aufsteigende Theil des Recurrens und der erste Verbindungszweig der Ganglien liegen, so ist bei der Unterbindung darauf zu achten, dass nicht einer der Nerven mit umschnürt wird, was namentlich mit dem ersten Verbindungsnerven wegen der Nähe der Art. vertebralis und mit dem Ram. cardiacus sup. wegen seiner Lage zur Art. anonyma leicht geschehen kann.

Um leichter zum Ggl. thor. I und zu den von ihm abgehenden Nerven zu gelangen, ist es zweckmässig, den Brustgrenzstrang unterhalb des Ganglion zu durchschneiden, wodurch letzteres, da es mit seiner Unterlage nur locker zusammenhängt, leicht höher hinaufgebracht werden kann.

Von den einzelnen Nerven hat bei unseren Versuchen der Stamm des Vago-Sympathicus die wenigste Berücksichtigung gefunden, da unter den hier in Betracht kommenden Nerven seine functionelle Bedeutung am besten bekannt ist. Die uns interessirende Beobachtung Rutherford's, dass bei atropinisirten Thieren, also nach der Lähmung der Hemmungsnerven, durch periphere. Reizung des Vago - Sympathicus eine Beschleunigung des Herzschlages hervorgerufen werden kann, was die Gegenwart von beschleunigenden Fasern in diesem Nervenstamm darthun würde, sind vom Autor auf Grund seiner im Laboratorium des Herrn Prof.

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