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Weizen, Mais, Hirse und Buchweizen liefert dennoch zum Export, welcher im Jahresdurchschnitt den Werth von ein Paar hundert Millionen Piaster (à 9 Neukreuzer) erreicht. Die grösste Menge an Mais wird gewonnen in der Moldau, Walachei, Serbien und Bosnien, an Reis in Rumelien, Macedonien und Albanien; Flachs und Hanf werden am stärksten in den nördlichen Provinzen gebaut, Baumwolle in Macedonien, Thessalien, Albanien und auf Candia, vortrefflicher Tabak in allen Theilen des Reiches, besonders in Macedonien *). Der Weinbau liefert ausgezeichnete Sorten, namentlich in Bulgarien, Bosnien und der Herzegowina; Obst wird überall in bedeutender Menge gewonnen; der Oelbaum wächst besonders an den Küsten des Archipels und des adriatischen Meeres, und Oel bildet einen der Hauptexportartikel. Eine grosse Aufmerksamkeit wird der Blumen-, insbesondere der Rosenzucht, gewidmet; dagegen liegt die Forstkultur gänzlich darnieder. Erwähnenswerth ist noch der starke Mohnbau.

Den Hauptreichthum der Landbewohner in der europäischen Türkei bildet die Viehzucht. Schöne Pferde, auf welche eine bedeutende Sorgfalt verwendet wird, werden in grosser Anzahl in der Moldau, Walachei und in Bulgarien gezogen, gleiche Aufmerksamkeit geniesst die Rindviehzucht. Die meisten Schafe sind in den Donaufürstenthümern, in der Dobrudscha, in Macedonien und Thessalien, die stärkste Schweine zucht ist in Bosnien und Serbien, Ziegen, Esel und Maulesel findet man in allen Provinzen. Ausgezeichnet in der Bienenzucht sind die Bulgarei, Moldau, Albanien und die Inseln; jenseits des Balkan ist die Seidenzucht so bedeutend, dass die jährliche Seidenproduktion auf zwei Millionen Zollpfund geschätzt wird. Die Jagd ist ziemlich einträglich, dagegen die Fischerei arg vernachlässigt.

Der Bergbau ist schlecht bestellt; bei rationellem und sorgfältigem Betriebe dürfte er reiche Ausbeute liefern. Relativ am besten stehen hierin Bosnien, Macedonien und Serbien, wo etwas Gold und Silber, mehr Eisen, Blei, Kupfer, Quecksilber und Schwefel gewonnen wird. Viel Steinsalz haben die Moldau und Walachei an den Südabhängen der Karpathen (Okna, Rimnik), dann auch Steinkohlen und Salpeter; auf mehreren Inseln wird schöner Marmor gebrochen, die rothe Siegelerde der Insel Stalimene ist berühmt. Den meisten und besten Meerschaum hat die asiatische Türkei (bei Konieh, Karahissar, Brussa).

*) Die Tabakproduktion beträgt annähernd 39,434.000 Pfund. Die Qualitāt des Produktes ist so verschieden als seine Verwendung; sie wechselt nach den Provinzen, wo die Pflanze wächst. Die vorzüglichsten Orte der Produktion sind Macedonien, Thessalien und der nördliche Theil von Anatolien. Die Umgebungen von Karissa und Armyra in Thessalien produciren ca. 5 Mill. Pfund. Davon wird nur 1 im Lande consumirt, der Rest geht nach Griechenland und dem übrigen Europa. Der Preis variirt von 1-1, Fr. per Okka. Macedonien bringt jährlich ca. 8 Mill. Pfund hervor, es exportirt davon nahe an Million Pfund nach Russland und Oesterreich; der grösste und beste Theil der Ernte aber wird auf den Märkten von Konstantinopel und 3., Mill. Pfund allein für Frankreich und England verkauft; der Rest wird in den übrigen Provinzen und Egypten consumirt. Die Türken selbst ziehen den syrischen Latakieh vor. Man gewinnt aus Syrien 1.8 Mill. Pfund Tabak erster und 1.8 Mill, Pfund zweiter Sorte.

Die gewerbliche Industrie steht im Allgemeinen in der Türkei auf einer sehr niederen Stufe; nur einzelne Fabrikate und wenige grössere Städte machen hiervon eine Ausnahme. Ein Hauptartikel der Landesindustrie ist Leder, namentlich Korduan und Saffian in rother und gelber Farbe (in Larissa, Janina, Saloniki, Gallipoli); in Konstantinopel werden schöne Lederarbeiten (Brieftaschen, Gürtel, Schabraken und dergleichen) gemacht. Berühmt sind die Färbereien von Larissa, Ambelakia und im Thale des Salambria, in Janina, Saloniki und Konstantinopel, vorzüglich das ,,türkischrothe" Baumwollgarn. Auch in der Verfertigung von feinen Metallwaaren, besonders Waffen (Semendria, Konstantinopel) wird Vorzügliches geleistet. Die Wollen-, Baumwollen- und Seidenzeuge, dann Teppiche (Saloniki, Adrianopel) übertreffen nur in der Farbe die europäischen Fabrikate. Die Bereitung von Essenzen, besonders Rosenöl (Adrianopel) gehört zu den namhafteren Industriezweigen. Alle übrigen Fabrikate werden aus den europäischen Industrie-Staaten importirt.

Handel. Die geographische Lage der Türkei als Vermittlerin des produktenreichen Asiens mit dem industriellen Abendlande, die lange, reichgegliederte Küste mit den vielen guten Häfen begünstigen ungemein den Seehandel, welcher hauptsächlich von Ausländern (Griechen und,,Franken", das ist Abendländern, Engländern, Franzosen, Italienern, Deutschen) betrieben wird. Im Allgemeinen kommen viele und mannigfaltige Rohprodukte zum Export, und europäische Manufaktur- und Fabrik waaren zum Import. Genaue Angaben über den Gesammthandel der Türkei fehlen aus neuerer Zeit. In den beiden Jahren 1862 und 1863 wird mit Einschluss der tributären Länder der Import auf 1300, der Export auf 1200 Millionen Francs angegeben. Der grösste Theil des Importes fällt auf: England, Oesterreich, Frankreich, Russland, Holland; der stärkste Export geht nach: Frankreich, Oesterreich, England, Russland, Italien, Holland; - der umfassendste Transit aus und nach Persien *).

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Die wichtigste Flussschiffahrt wird auf der Donau betrieben; der Dampfschiffahrtsverkehr zwischen Wien und Konstantinopel sowie den an der Donau liegenden ansehnlichen Städten ist sehr lebhaft. Aus dem schwarzen Meere fahren Kauffahrteischiffe bis Galacz und Braila. Auch die Nebenflüsse (Save, Morawa, Aluta, Sereth, Pruth), dann die Maritza und der Strymon haben ziemlich ansehnliche Schiffahrt. Der schlechte Zustand der Landstrassen,

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*) Exportirt werden: Baumwolle, rothes Garn, Saffian, Wein und Obst, Wolle, rothe Seide, Tabak, Honig und Wachs, Krapp, Südfrüchte, Galläpfel, Meerschaumköpfe, Rosenöl, Teppiche, Säbel; aus den Donaufürstenthümern; Getreide, Pferde, Schlachtvieh, Häute, Talg, Borsten, Salz, Salpeter, Honig und Wachs; von den Inseln: Wein und Südfrüchte. Eingeführt werden alle Arten europäischer Fabrik te, namentlich: Eisen und Eisenwaaren, Baumwollstoffe, Tuche und Wollenzeuge aus England, Oesterreich, Frankreich, Belgien. aus dem Wupperthale, nnd der Schweiz, dann: Pelzwerk, Hanf und Flachs aus Russland; Glas, Spiegel, Papier, Wiener Fabrikate aus Oesterreich; kurze Waaren aus Nürnberg; deutsche, französische und englische Fabrikate u. s. w.

das mangelhafte Postwesen, hie und da auch Unsicherheit hindern die Entfaltung des Binnenhandels. Die bedeutendste Strasse führt von Konstantinopel über Adrianopel nach Belgrad, eine zweite von Bukarest nach Siebenbürgen. Eisenbahnen bestehen noch keine, dagegen mehrere Telegraphenlinien. Zu Konstantinopel hat die ottomanische Bank (Aktienkapital 200 Millionen Piaster) ihren Sitz.

Donau-Handel. Die Donau ist nicht blos für die Uferstaaten, sie ist für den Verkehr von ganz Europa, namentlich aber von Deutschland, von höchster Bedeutung, insbesondere seitdem auch der Verkehr auf dem schwarzen Meere freigegeben ist. Durch die Dampfschiffe des österreich. Lloyd ist für Oesterreich und Deutschland die alte pontische Strasse wieder eröffnet worden. Zu der grossen Ader des deutschen Verkehres mil dem Osten bestimmt, bietet die Donau doch auch viele Hindernisse der Schiffahrt. Hieher gehören ihr verhältnissmässig reissender Lauf, die Untiefen, Sandbänke und Klippen, vor allem aber die Flussmündungen, welche bis in die neueste Zeit im schlimmsten Zustande sich befanden. Sie waren derart versandet, dass Segelschiffe von mehr als 8 Fuss Tiefgang in der Regel nicht einlaufen konnten und sich gezwungen sahen, ihre Ladung an Flussschiffe abzugeben. Im letzten Pariser Frieden (1856) wurde nun die neue türkisch-russische Grenze derart gezogen, dass Russland keinen Punkt der Donau berührt und namentlich von den Mündungen ganz ausgeschlossen ist. Seitdem ist eine europäische Donaukommission in Thätigkeit, um an der Beseitigung der Hindernisse an den Mündungen (und anderswo) zu arbeiten, und die Uferstaaten streben ihrerseits gleichfalls darnach, den Verkehr möglichst zu erleichtern. Jetzt ist die Schifffahrt auf der Donau von dem Punkte, wo sie schiffbar wird, bis ins Meer vollkommen frei, und zwar sowohl für den Personen- als Waarenverkehr, alle früheren Privilegien von Gesellschaften oder Personen, und alle Zwangsrechte sind aufgehoben. Der Betrieb der Schiffahrt aus dem Meere nach jedem Landungsplatze der Donau (und umgekehrt) steht den Schiffen aller Nationen frei; die eigentliche Flussschiffahrt aber, d. i. zwischen den Landungsplätzen unter einander ohne Berührung des Meeres ist den Uferstaaten vorbehalten. Das Monopol der österreichischen Donaudampfschiffahrtsgesellschaft ist gegen Entschädigung in Wegfall gekommen. Auch hinsichtlich der Zollrevision sind bedeutende Erleichterungen eingetreten.

Unterhalb der türkischen Festung Isaktscha theilt sich die Donau in drei Haupt-Mündungsarme: der südlichste Kedrilleh- oder Georgs-, der nördlichste Kilia-, und in der Mitte zwischen beiden der Sulina-Mündungsarm; der tiefste, für grössere Schiffe fahrbare, 160-200 Ellen breite Arm ist der Sulina- Arm. Von Donauwörth (über Regensburg, Linz, Wien, Pest, Belgrad) fahren Dampfschiffe bis Galacz, von da Dampfer des österreich. Lloyd über Varna und Burgas bis Konstantinopel. Von Belgrad führt ferner eine Strasse zu Land über Philippopel und Adrianopel nach Konstantinopel. Die wichtigeren Plätze für den Handel an der untern Donau sind:

Belgrad, siehe oben.

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Semendria (10.000 E.), am Einflusse der Jessawa in die Donau, mit ziemlich lebhaftem Handel in Getreide, Borstenvieh und Wein.

Neu-Orsowa, am „eisernen Thor", Hauptstation für die Donau-Dampfschifffahrt mit Quarantaine-Anstalt; bedeutender Transithandel mit den aus und nach Oesterreich und dem Zollverein bestimmten Waaren.

Widdin (25.000 E.), eine ansehnliche Festung, und die Festung Nikopolis (10.000 E.), sind in kommerzieller Beziehung minder wichtig, als die am linken Donauufer gelegene walachische Stadt Turnu (Turnul), wo die Produkte des Landes zum Verkaufe und zur Verschiffung gebracht werden.

Sistowa (24.000 E.). betreibt sehr bedeutenden Getreide- und Salzhandel.

Rustschuk (30.000 E.), eine der grössten Städte Bulgariens in sehr fruchtbarer obstreicher Gegend. Die Donau ist hier sehr breit, aber voll Untiefen und Inselchen. Starker Handelsverkehr mit Wien; grosser Export von Getreide, Wein, Indigo; Stapelplatz für den österreichischen Donauhandel mit Saffian-, Seiden- und Mousselin-Fabriken.

Silistria, Festung, mit ansehnlichem Getreidehandel.

Bei Tscherna woda (Crnawoda-Schwarzwasser) nähert sich die Donau dem schwarzen Meere bis auf eine Entfernung von 7 Meilen, bleibt aber von demselben

durch eine Halbinsel geschieden, welche sich nördlich fast bis gegenüber von Galacz erstrekt und die Dobrudscha heisst. Von Tschernawoda geht eine Strasse und eine Eisenbahn nach Kustendsche am schwarzen Meere.

Am linken Donauufer liegen die beiden Städte Braila (oder Ibraila, 20.000 E.) und Galacz (über 30.000 E.); erstere der Haupthafenort für die Walachei, letztere der wichtigste Ein- und Ausfahrplatz für die Moldau. Beide Orte führen grosse Massen von Getreide aus; Galacz exportirt überdiess viel gesalzenes Fleisch; in jeder der beiden Städte beläuft sich der durchschnittliche Werth des Jahresverkehrs auf 17-20 Millionen Gulden.

Der letzte, für den Handel nicht unbedeutende Donauplatz ist die bulgarische Stadt Tultscha, wo jedoch leider die Dampfer nicht anlegen. Der einzige Platz, wo der Lloyddampfer auf seinem Wege von Galacz nach Constantinopel längere Zeit anhält, ist Varna (am schwarzen Meere).

Von der geistigen Kultur im Sinne des christlichen Abendlandes kann in der Türkei keine Rede sein. Die Türken haben im Ganzen ihre asiatischen Sitten und Gebräuche beibehalten und sind. als Bekenner des Islam von geistigen Anstrengungen keine Freunde; Künste und Wissenschaften haben so zu sagen keinerlei Fortschritte aufzuweisen. Es bestehen zwar mancherlei muhamedanische Schulen (Elementar-, Mittel- und Spezialschulen), allein die Resultate derselben sind nach unseren Begriffen höchst unbedeutend. Unter der christlichen Bevölkerung sind die Griechen die intelligentesten, industriellsten und thätigsten, am meisten befassen sich die Geistlichen mit der Pflege der Wissenschaften. In neuester Zeit beginnt jedoch die europäische Kultur hie und da Wurzel zu schlagen.

Die Staaten von Asien.

Staatenbildungen.

Nur die angesessenen Völker sind zu einer festeren Ordnung

ihres gesellschaftlichen Zustandes und damit zur staatlichen Existenz gekommen; so die Japaner, Chinesen, Indo-Chinesen, Perser, Türken, Araber und einige andere Völkerschaften. Die Regierungen der gesitteten Völker Asiens sind sämmtlich monarchisch und beinahe alle in dem Masse unumschränkt, dass sie zur despotischen Staatsform gezählt werden. Sie stehen unter einander nur in vorübergehender, meist feindlicher Beziehung.

Neben der despotischen besteht in Asien zugleich die patriarchalische Form des gesellschaftlichen Zustandes. Diese findet sich bei allen Hirten-, Jäger- und vegetirenden Völkern. Die Oberhäupter (Sheik, Khan) sind gleichsam Väter grosser Familien und entweder unabhängig oder höheren Oberhäuptern unterworfen. Auch gibt es noch Nomadenvölker, welche keine Oberhäupter haben, sondern in vereinzelten Familien leben.

Ein grosser Theil der ansässigen Nationen und der Nomadenvölker ist der Herrschaft europäischer Nationen unterthan, ihre Länder sind Kolonialländer europäischer Staaten, namentlich der Russen, Briten, Osmanen, Niederländer, Spanier, Portugiesen und Franzosen. Die europäischen Kolonien umfassen beiläufig 380.000 Meilen mit 215 Millionen Einwohnern.

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I. Die asiatische Türkei.

Die asiatische Türkei liegt zwischen dem schwarzen, dem ägäischen, dem mittelländischen Meere, Arabien, dem persischen Meerbusen, Persien und dem russischen Reiche. (Grösse und Bevölkerung: siehe Türkei Seite 360.) Der herrschende Stamm sind die Türken (über 10 Millionen), welche sich zum Islam bekennen. In Kleinasien sind zahlreich die Griechen (über 1 Million), dann Armenier, Juden u. a. m. Die Turkomanen, Kurden und Araber sind meist nomadische Hirten- und Räubervölker, oder Halbnomaden. In den Seestädten wohnen viele Abendländer („Franken").

Die asiatische Türkei ist in 16 Ejalete eingetheilt; gebräuchlicher ist die Eintheilung in Landschaften:

1. Syrien mit Palästina. Das schmale Gebirgsland steht im Norden mit dem Hochlande von Kleinasien in Verbindung. Eine tiefe Thalspalte vom rothen Meere (Busen von Akaba) bis zum Taurus, in deren Mitte das „todte Meer" liegt, und welche vom Orontes und Jordan bewässert wird, scheidet das Bergland in ein westliches mit dem Libanon und ein östliches mit dem Antilibanon. Nach Westen fällt das südliche Land, Palästina, in eine schmale Küstenebene herab,

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