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sind die Handelsbeziehungen mit Hamburg, von wo Baumwolle und Baumwollwaaren, Wolle, Seidenwaaren, Glaswaaren, alle Kolonialwaaren bezogen werden, von hoher Wichtigkeit, und die Rückwirkung der jeweiligen Geldverhältnisse dieses Platzes ist jederzeit in Schweden fühlbar. Der Binnenhandel wird zumeist auf den Seen und Kanälen vermittelt, die Flüsse sind der Schiffahrt sehr wenig günstig; im Süden sind vortreffliche Landstrassen, im Norden ist der Hausierhandel vorherrschend. Eisenbahnen, viele Banken, die Garantievereine zu Stockholm und Christiania, Handelsgesellschaften, Assekuranzen, zahlreiche Damschiffahrts verbindungen mit St. Petersburg, Hamburg, Lübeck, Stettin, Kopenhagen u. s. w. fördern den Handel.

Der Zustand der geistigen Kultur ist ein erfreulicher. Die zahlreichen Volksschulen sind vortrefflich eingerichtet, und die oft weit auseinander liegenden ländlichen Wohnungen werden von Schullehrern besucht. Fast alle schwedischen und norwegischen Bauern können lesen, die meisten auch schreiben; in Norwegen bestehen darauf bezügliche strenge Gesetze. Die Mittelschulen als Vorbereitung für die Universitäten (Upsala, Lund, Christiania), sowie letztere selbst, sind nach deutschem Systeme organisirt. Viele Spezial-Anstalten für Ackerbau, Forstwesen, Gewerbe, Schiffahrt u. s. w. sorgen sowie die Kunstanstalten für die Hebung der geistigen Kultur und Schweden hat sich namentlich durch seine hohen Verdienste um die Naturwissenschaften ausgezeichnet. Während Schweden und Norwegen eine sehr beachtenswerthe Stellung unter den europäischen Völkern einnehmen, stehen die im Norden wohnenden Finnen und Lappen noch auf einer sehr niederen Kulturstufe, insbesondere sind die Lappen noch Nomaden, welche mit ihren Rennthieren im Sommer die höher gelegenen Weiden suchen. In Drontheim besteht jedoch ein Seminar zum Unterrichte junger Lappen, und bei den Bestrebungen der Regierung zur Förderung der Volksbildung ist nicht zu zweifeln, dass nach und nach auch diese Völkerschaften auf einen höheren Grad geistiger Kultur werden gebracht werden.

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*) Besitzveränderungen: 1. Die Abtretung, welche der Pariser Friede vom 30. März 1856 dem russischen Reiche auferlegte, betrug 205 Meilen. 2. Seit den Berechnungen der „statist. Centralcommission" vom Jahre 1856, publizirt in

Der grösste Theil der Bevölkerung bekennt sich zur griechisch-nichtunirten Religion (über 63 Millionen), an 3 Millionen gehören zur römisch-katholischen Kirche, ferner sind Armenier, Protestanten (an 2 Millionen), Israeliten (11⁄2 Million), Muhamedaner (nahezu 3 Millionen) und über 1⁄2 Million Heiden. Nach der Nationalität sind beinahe 56 Millionen Slaven, dann finnische, türkische, lithauische, germanische, lateinische Völker, mongolische Stämme u. s. w. Im Ganzen leben daselbst über 100 an Sprache und Sitte verschiedene Völker. Russland ist eine untheilbare, unumschränkte Erbmonarchie. Die Thronfolge geschieht nach dem Rechte der Erstgeburt in männlicher und weiblicher Linie des Hauses HolsteinGottorp vom oldenburgischen Stamme.

Boden. Der grösste Theil des europäischen Russland gehört dem grossen Flachlande Nordost-Europas oder der sarmatischen Tiefebene an. Kaum der zehnte Theil ist eigentliches Gebirgsland, während sich das einförmige Tiefland über 400 Meilen in die Länge und über 300 Meilen in die Breite ausdehnt. Das Bergland tritt nur an den Grenzen empor. Als Grenze zwischen Europa und Asien, zwischen der sarmatischen und sibirischen Tiefebene zieht sich das 330 Meilen lange Meridiangebirge, der Ural, der auf Nowaja Zemlja beginnt, die Insel Wajatsch durchzieht und sich im Süden gegen das kaspische Meer und zum Aralsee zur Tiefebene herabsenkt. Er wird in drei Parteien geschieden; der nördliche, wüste und kahl, reicht hinunter bis zu den Petschora-Quellen; der mittlere, reich an Erzen und Hochgipfeln, erstreckt sich bis zu der Einsenkung bei Jekatarinburg; - der südliche waldreiche besteht aus drei Parallelketten, es beginnt die Plateaubildung, an welche sich die südlichen Steppenlandschaften anschliessen. Vom schwarzen bis zum kaspischen Meere zieht sich der Kaukasus (150 Meilen lang) in mehreren Ketten, welcher sich durch seine plateauartige Gestaltung in hohen Terassen auf beiden Seiten des Hauptkammes auszeichnet. (Elbrus 17.000') Im Süden der Halbinsel Krim ist das JailaGebirge, welches sich zu einem wellenförmigen Flachlande herabsenkt; im Norden des letzteren und der Landenge von Perekop liegt eine wasser- und baumlose Steppe. Im Westen streichen Verzweigungen der Karpathen in das Land, welche am Dnjestr das medoSt. Petersburg im Jahre 1849, hat sich das russische Asien ungemein vergrössert. Durch den am 28. Mai 1858 zu Aigun mit China geschlossenen Vertrag erwarb Russland einen Theil der Mandschurei mit einem Flächengebiet von etwa 9800 Meil.. indem der Amur von seinem Ursprunge bis zur Einmündung des Ussuri als Grenze zwischen beiden Reichen bestimmt ward, unterhalb des Ussuri dagegen beide Ufer des Amur als Eigenthum Russlands erklärt wurden. Der jüngste Vertrag mit Japan sprach Russland den nördlichen Theil der Insel Sachalin (im Ochozkischen Meere)

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3. Durch die im September 1859 beendete Unterwerfung des Daghestan (der Bergvölker des Kaukasus) hat das Reich abermals eine sehr wichtige Vergrösserung erlangt. Staatsrath P. v. Köppen berechnet den Flächenraum der ganzen kaukasischen Statthalterschaft auf 8041.,, Meilen (Petermann's Mittheilungen, Nr. I u. II. 1860); die hie und da auf 1,400.000 bis 1,500.00 angegebene Bevölkerungszahl des neu erworbenen Gebiets dürfte zu hoch gegriffen sein, doch ist bis jetzt nichts Bestimmtes darüber bekannt. Berger (Sekretär der geogr. Ges. zu Tiflis) gibt die Bevölkerung des Kaukasus auf 399.761 an. Die Seelenzahl ist nach den in den Jahren 1846 und 1852 gesammelten Berichten angegeben. (Petermann's Mitth. 1860 V. pag. 165.) Im September 1858 hat das statistische Central-Comité statistische Tabellen des russischen Reiches" veröffentlicht; das ganze frühere, ohnehin sehr unvollständige Material stellt sich jetzt als veraltet oder unrichtig heraus.

borskische Gebirge (Honigwald) genannt werden. Das finnische Gebirge, eine Fortsetzung des skandinavischen, erstreckt sich als schmaler Landrücken von geringer Höhe (höchstens 1200′) zwischen dem bottnischen Busen und dem weissen Meere.

Das Tiefland im Inneren Russlands wird durch zwei breite Landhöhen unterbrochen und in ein nördliches, ein mittleres und ein südliches Tiefland geschieden. Die nördliche oder uralisch-baltische Landhöhe zieht vom Quellengebiete der Kama (im Westen des Ural) westlich bis zur norddeutschen Landhöhe an der Ostsee, wo die preussische Seenplatte deren Fortsetzung bildet. Charakteristisch sind die zahlreichen Seen. Die grösste Erhebung ist die Waldai-Höhe oder der Wolchonski-Wald, das Quellenland der Wolga. Im Norden dieser Landhöhe liegen weite Wälder, Sümpfe und Seen, an welche sich eine wüste Wildniss mit Flechten und Moosen (Tundra genannt) anschliesst. Die südliche oder uralisch-karpathische Landhöhe beginnt als Obstschij - Syrt am Südende des Ural, zieht gegen Westen als donische, ukrainische, podolische und wolhynische Landhöhe, an welche sich die polnische anschliesst, wo die Lysa-Gora nahe an 2000' Höhe erreicht. Zwischen den beiden Landhöhen liegt das grosse, fruchtbare und angebauteste Tiefland des mittleren Russland, reich an Ackerprodukten und Wäldern. Im Süden der uralisch-karpathischen Landhöhe liegen die Steppen Südrusslands; doch ist das Land im Westen des Don fruchtbar, auch breiten sich grosse Grasfluren aus. An der Ostsee und im Süden des finnischen Meerbusens gibt es viele fruchtbare Getreidegegenden und schöne Wiesen, aber auch Waldungen, Haiden und Moräste; zwischen dem finnischen und dem bottnischen Busen liegt die finnische Seenplatte.

Gewässer. Das europäische Russland bespülen das nördliche Eismeer (mit dem karischen Meer, der Tscheskaja-Bai, dem weissen Meere: Dwina-, Onega- und Kandalaskaja-Busen), die Ostsee (bottnischer, finnischer, rigaischer Busen) und das schwarze Meer (Golf von Odessa, todtes Meer, azow'sches Meer). Die Küste des bottnischen und die Nordküste des finnischen Busens sind felsig und steil, vor denen zahllose Felseneilande liegen, ähnlich der Fjordenküste in Norwegen; im Süden des finnischen Busens und am rigaischen sind die Küsten meist flach und sandig. Das Eismeer hat flache Küste, dessgleichen das schwarze Meer mit Ausnahme der Halbinsel Krim und im Osten der Strasse von Kertsch.

Kein Land der Erde hat verhältnissmässig so viele bedeutende und schiffbare Flüsse und eine so ausgebreitete durch Kanäle vermittelte Wasserverbindung. Die uralisch-baltische Landhöhe bildet die Wasserscheide zwischen dem nördlichen Eismeere und der Ostsee im Norden und Nordwesten, dem schwarzen und kaspischen Meere im Süden und Südosten. Unter den nördlichen Flüssen sind die bedeutendsten die Petschora und Dwina. Erstere erhält ihre Wasser vom Ural, bespült in ihrem Laufe (150 Meilen) keinen Ort von einiger Bedeutung, ihr Gebiet (über 3000 Meilen) sind fast durchgehends Wüsteneien; letztere entsteht aus der Vereinigung der

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Wytschegda und Suchona (unterhalb Ustjug Weliki), und mündet bei Archangel. Sie hat rechts im Mesen, links in der Onega zwei begleitende Flüsse. In den bottnischen Busen ergiesst sich der Grenzfluss Tornea; die Newa (der „europäische Lorenzstrom") ist der kurze Abfluss des Ládoga-Sees in den finnischen Busen. Unter den vielen Zuflüssen des Ládoga-Sees sind die wichtigsten: der Wuoxa aus dem Saima-See, der Swir aus dem Onéga-See und der Wolchow aus dem Ilmen-See. Aus dem Peipus-See fliesst die schiffbare Narwa in den finnischen, aus den Sümpfen des Wolchonski-Waldes die Düna in den rigaischen Meerbusen; der schiffbare Njemen ergiesst sich in das kurische Haff und die Weichsel durchfliesst als Hauptfluss Polen, wo sie den Bug aufnimmt. Der grösste Theil des mittleren Russland bildet das Stromgebiet der Wolga; sie ist die wichtigste Verkehrsader des Reiches, welches sie von der Waldai-Höhe bis zum kaspischen Meere durchströmt und ist mit den nord- und südrussischen Flüssen durch Kanäle verbunden, wodurch eine schiffbare Verbindung zwischen dem weissen Meere, der Ostsee, dem schwarzen und kaspischen Meere besteht. Ihre grössten Nebenflüsse sind die Oka mit den zahlreichen Zuflüssen des Tieflandes aus dem mittleren Russland und die Kama, welche zahlreiche Gewässer des Uralgebirges bis von den Quellen der Petschora her sammelt und der Wolga zuführt. Vom Süd-Ural fliesst der Ural (auch Jaik) dem kaspischen Meere zu, er wird als Grenzfluss zwischen Asien und Europa angenommen. Vom Kaukasus ergiessen sich in das kaspische Meer die Kuma, der Terek und der Kur. Die beiden grossen Ströme, welche aus dem inneren Russland durch die uralisch-karpathische Landhöhe und die Steppenzone zum schwarzen Meere heraustreten, sind der Dnjepr und der Don. Ersterer erhält seine Zuflüsse aus dem Quellenlande der Wolga und Dwina (Suchona), wird schon oberhalb Smolensk (von Dorogobusch) schiffbar, aber unterhalb Kiew wird die Schiffahrt durch Wasserfälle (,,Porogen") erschwert. Drei Kanäle verbinden ihn und das schwarze Meer mit der Ostsee. (Nebenflüsse: Beresina, Pripet, Dosna u. v. a.) Das Wassergehiet des zweiten ist fast ebenso gross als jenes des ersteren (über 10.500 Meilen); der Don ist durch Kanäle mit der Wolga verbunden und mündet in das azow'sche Meer. Vom Nordostabhange der podolischen Landhöhe kommend, mündet der Bug bei Nikolajew. Der Kuban, vom Nordabfalle des Kaukasus, bildete ehemals die Grenzen zwischen Russland und dem Lande der Tscherkessen, ergiesst sich in die Strasse von Kertsch. Aus den Karpathen kommen der Dnjestr und der Pruth als Grenzfluss gegen die Moldau und der sich bei Remi in die Donau ergiesst.

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Unter den zahllosen Binnenseen sind in Europa die bedeutendsten: die finnischen Seen, welche einen grossen Theil des Landes bedecken und meistens unter einander in Verbindung stehen (Paijäne, Saïma, Enara), - der Onéga-, der Ládoga (Europas grösster Landsee), der Péipus- und der Ilmen-See, der Salzsee Elton (im Nordwesten des kaspischen Meeres). Die meisten Seen sind in Finnland, in den Gouvernements Archangel und Olonetz,

Klun's Handels- Geografie I, 3. Aufl.

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und in den Ostseeprovinzen. Im südlichen Russland befinden sich nur viele Salzseen. In Archangel, Lithauen und Wolhynien sind

viele Sümpfe. Das Kanalsystem Russlands ist von grosser Wichtigkeit, indem durch dasselbe sämmtliche, die Grenzen des Reiches bespülende Meere mit einander in Verbindung gesetzt sind. Verbindung der Ostsee mit dem kaspischen Meere: a) Kanal von Wischnij-Wolotschok vereinigt die Twerza mit der Msta (Zufluss des IlmenSees) und dadurch die Wolga mit der Newa; b) der Marienkanal, welcher die Kowsha [Zufluss des weissen Sees (Bjelosero)] mit der Wytegra (Zufluss des Onega-Sees), also wieder Wolga mit Newa verbindet; c) der Tichwin'sche Kanal, welcher durch Vermittlung mehrerer kleiner Flüsse die Mologa (Nebenfluss der Wolga) mit dem Ladoga-See in Verbindung setzt. Mehrere andere Kanäle dienen zur Vermeidung der oft sehr gefahrvollen Schiffahrt am Ladoga-, Onega, Bjeloje- und Ilmen-See, und erleichtern die Schiffahrt in dieser Richtung. 2. Verbindung zwischen dem weissen und kaspischen Meere: a) der kubenische Kanal verbindet die Suchona (Dwina) mit der Scheksna (Wolga); b) der nördliche Katharinenkanal verbindet die Nebenflüsse der Kama (Wolga) mit der Wytschegda (Dwina). 3. Verbindung zwischen der Ostsee und dem schwarzen Meere: a) Beresina-Kanal, verbindet die Beresina, somit den Dnjepr mit der Düna; - b) der orginskische Kanal zwischen der Schtschara (Njemen) und Jasiolda (Dnjepr); c) der königliche Kanal verbindet den Bug (Weichsel) mit der Pina (Jasiolda, Dnjepr). 4. Verbindung zwischen dem schwarzen und kaspischen Meere: a) der Graben Peters M zwischen Nebenflüssen des Don und der Wolga ist noch unvollendet, doch werden Versuche, theils den Dnjepr, theils den Don mit der Wolga zu verbinden, fortgesetzt.

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Klima. Bei der grossen horizontalen Ausdehnung des Reiches ist das Klima sehr verschieden und man unterscheidet diessfalls vier Landstriche: den warmen (südlich vom 50° n. Br.), sehr fruchtbaren, mit vorherrschender Weizenkultur und grossen Laubholzwäldern; in den südlichen Thälern gedeiht die Rebe, der Oelbaum u. s. f., der Sommer ist lang, drückend heiss, der Winter kurz (Odessa, Sebastopol, Astrachan); - den mittleren oder gemässigten (50-57° n. Br.), mit den fruchtbarsten und bestangebauten Theilen des europäischen Reiches; grosse Wälder wechseln mit Feldern und Wiesen, der rauhe Winter dauert an sieben Monate, der heisse Sommer an fünf Monate (Warschau, Moskau, Nishnij-Nowgorod, Kasan, Jekatarinburg, Orenburg); den kalten (57-67° n. Br.), mit langem, rauhem Winter, die Flüsse sind gewöhnlich von Mitte Oktober bis Ende Mai zugefroren, Frühling und Sommer sind kurz, letzterer sehr heiss, Ackerbau bis 60o n. Br.; bei 65o n. Br. hört die Viehzucht auf (St. Petersburg, Abo, Archangel); - den arktischen, nördlich von 67o n. Br., unempfänglich für europäische Kultur, der Boden unwirthbar, theilweise Sumpfland, häufig gefrorne Moräste, die Nächte des kalten, langen Winters werden vom Nordlichte erhellt. Die traurigen Einöden bewohnen Lappen, Samojeden.

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