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handen; eine Menge von Lehranstalten und Vereinen verbreiten und fördern technische Kenntnisse und Fertigkeiten; Gewerbehallen, Gewerbekammern, Gewerbe-Ausstellungen, Kredit- und AssekuranzGesellschaften üben einen wohlthätigen Einfluss auf die deutsche Industrie. Die industriellsten deutschen Länder sind: Schlesien, Sachsen, die Rheinprovinz, Franken, Schwaben, Thüringen, Westphalen, Brandenburg. -Die ältesten und wichtigsten, zugleich

fast überall verbreiteten deutschen Gewerbe sind die Leinen- und Wollenweberei. Die Baumwollindustrie hat namentlich in Sachsen einen ausserordentlichen Aufschwung genommen. Die deutschen Eisenwaaren, besonders Waffen, Klingen und die preussischen GusseisenWaaren gehören zu den vorzüglichsten; das deutsche Porzellan zeichnet sich durch Schönheit der Masse, durch Zierlichkeit der Form und die Malerei aus; die Nürnberger-Waaren sind nicht bloss wegen ihrer Wohlfeilheit weltberühmt. In allen Zweigen gewerblicher Thätigkeit finden wir in Deutschland ein entschiedenes Vorwärtsschreiten.

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Deutschland ist durch seine Lage in der Mitte von Europa und an zwei Meeren, durch die Richtung der zahlreichen schiffbaren Flüsse, durch die Mannigfaltigkeit und den Reichthum seiner Naturprodukte, und ganz besonders durch die gewerbliche Thätigkeit, die hohe geistige und sittliche Kultur der Bewohner zu einem für Handel und Verkehr sehr günstigen Lande geschaffen. Allerdings steht Deutschland in Folge seiner mehr oder minder geschlossenen Meere dem britischen Reiche, Frankreich, den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Holland im Welthandel nach; dagegen ist es der natürliche Vermittler des Landhandels zwischen dem Westen und Osten, dem Norden und Süden Europa's. Die Industrie und der Handel sind durch die Errichtung des Zollvereins und den Abschluss von Zoll- und Handelsverträgen ungemein gefördert worden. Die trefflichen und vielen Landstrassen, die wachsende See- und Flussschiffahrt, das dichte Netz der zahlreichen deutschen Eisenbahnen und Telegraphen, die Banken, Börsen, Kreditanstalten, Assekurranz- und Handelsgesellschaften, Konsulate, Handelskammern, Handelsschulen, Messen u. s. w. sind wichtige Beförderungsmittel für den Handel.

Ein noch schöneres Bild weiset uns die geistige Kultur Deutschlands. Ein gewisser Grad allgemeiner Bildung herrscht im ganzen Volke wie in keinem andern Lande, und an streng wissenschaftlicher Entwickelung wird es von keiner der gebildetsten Nationen übertroffen. Die Zahl der meist trefflich organisirten Bildungsanstalten ist grösser als in irgend einem Lande, und überall finden wir einen stetigen Fortschritt. Deutsche Intelligenz", "deutsche Wissenschaft und Kunst“ sind keine Redensarten, sie sind anerkannte Thatsachen in dem Leben dieses grossen Kulturvolkes. Rechtsgefühl und Treue, religiöse Innigkeit des Gemüthes, Forschbegierde, Gründlichkeit und Ausdauer kennzeichnen den deutschen Mann, ob er in die Tiefen. der Wissenschaft sich versenkt oder auf dem Gebiete der materiel

len Interessen für die Ehre und den Wohlstand seines Vaterlandes arbeitet. Anf diesen festen Grundlagen ruht die Hoffnung auf den geistigen und materiellen Fortschritt des Gesammt-Vaterlandes.

B. Die einzelnen Staaten Deutschlands.

A. Süddeutsche Staaten*).

§. 102. Das Königreich Baiern.

1380 Meilen; 4,774.500 Einwohner,

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über 3 Mill. Katholiken, an 11⁄2 Mill. Protestanten, über 60.000 Israeliten; nach der Nationalität fast ausschliesslich Deutsche (in der Pfalz etwa 3500 Franzosen). Oestlicher Theil; 1277 OM., fast 4,000.000 Einwohner; westlicher Theil (Pfalz): 108 M., über 600.000 Einwohner. Grenzländer des östlichen Theiles: sächsische und russische Lande, Sachsen, Oesterreich, Bodensee, Württemberg, Baden, Hessen; des westlichen Theiles: Hessen, Rheinpreussen, Baden, Frankreich. Konstitutionelle Erbmonarchie in der männlichen und weiblichen Linie des römisch-katholischen Hauses Wittelsbach.

Boden. Von der meist gebirgigen oder doch wellenförmigen Oberfläche des bairischen Staates entfällt ungefähr die Hälfte auf das Bergland. Im südlichen Theile erhebt sich das bairische Hochland (die Algauer-, Tiroler- und Salzburger-Alpen); die östliche Grenze macht der bairische Wald; von Norden erstrecken sich der Frankenwald und das Fichtelgebirge in das Land; im N. W. liegen die Rhön und der Spessart; - von W. ziehen Verzweigungen der Rauhen Alp, der Spessart und der Steigerwald in das Land. Das Hauptthal des Landes, das der Donau, erstreckt sich von Westen nach Osten; südlich von der Donau erhebt sich das Land bis zu den Alpen und bildet eine wenig fruchtbare Hochebene, nur die unteren Gegenden an den Nebenflüssen der Donau sind ebener und fruchtbarer. Hügeliger, milder und fruchtbarer sind die Gegenden nördlich von der Donau; die Mainufer aber gehören zu den schönsten in Deutschland. An den Ufern der Donau, der Isar und der Ammer ziehen sich stellenweise meilenlange Sümpfe und Moore (,,Moose") hin, theilweise sind sie mit niederem Nadelholze bewachsen; doch sind die Donauufer im Allgemeinen fruchtbar. Die Pfalz (Rheinbaiern) wird von den Vogesen, dem Hardt und dem Donnersberge durchzogen. Die südlichen Gegenden Baierns haben wegen der Nähe der Alpen und der bedeutenden vertikalen Erhebung ein rauhes Klima, in Mittelfranken, in den Thälern des Main und des Rhein jedoch das mildeste in Deutschland.

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Gewässer. Die bedeutendsten Flüsse des Landes sind: 1. Die Donau, welche Baiern von Westen nach Osten durchfliesst; sie nimmt auf der rechten Seite die Iller, den Lech, die Isar und den Inn mit der Salzach, und auf der linken die Altmühl, die Naab und den Regen auf. Von Ulm ist sie schiffbar und von Donauwörth

*) Im Friedensvertrag vom 22. August 1866 wurden an Preussen abge

treten:

1) Von Oberfranken die Enclave Caulsdorf (0., M., 506 Einw.), 2) von Unterfranken und Aschaffenburg das Bezirksamt Gersfeld und das Landgericht Orb ohne Aura (9.9, M. mit 32.470 Einwohner).

ab beginnt die Dampfschiffahrt. 2. Der Main fliesst von Osten nach Westen, nimmt am rechten Ufer die Rodach, die fränkische Saale und die Kinzig, am linken die Regnitz und die Tauber auf und wird ebenfalls von Dampfschiffen befahren; dem Rhein in der Pfalz fliessen zu: die Lauter, die Queich und die Nahe; zum Geäder der Weser gehören die Fulda und Ulster, zum Elbe-Geäder die Eger und die sächsische Saale. (Siehe auch §. 43.)

Die bekanntesten Mineralquellen sind: Steben in Oberfranken, Kissingen, Brückenau und Wipfeld in Unterfranken, Neumarkt in der Oberpfalz, Reichenhall in Oberbaiern.

Baiern hat viele, mitunter sehr fischreiche Seen und Teiche namentlich im Süden (in Schwaben und Oberbaiern). Der Bodensee, der Ammer-, Starenberger-, Chiem- (der grösste), Königssee. Die wichtigsten Kanäle sind: der Ludwigskanal (Main-Donau, Bamberg-Kehlheim) und der Frankenthaler-Kanal (Stadt Frankenthal mit dem Rhein).

Politische Verwaltung und Orte: Baiern wird in 8 Kreise eingetheilt: 1. Oberbaiern (vom Lech zur Salzach): München (167.000 E.) an der Isar, auf einer Hochebene, Reichshaupt- und Residenzstadt, eine der schönsten Städte Deutschlands, reich an Prachtbauten (von König Ludwig ausgeführt) und Kunstschätzen jeder Art; herrliche Kirchen: italienische Ludwigskirche, gothische Kirche in der Au, byzantinische Allerheiligen-Kapelle, Basilika des h. Bonifacius; Erzbisthum; der Königsbau, die Pinakothek (Gemäldehaus), die Glyptothek (Statuenhaus), Arkaden des Hofgartens, Siegesthor, Ruhmeshalle mit der kolossalen Erzstatue Bavaria u. a. m. Akademie der Wissenschaften, Universität, grosse Bibliothek, polytechnisches Central-Museum für Baiern, Akademie der Künste, reiche Kunstsammlungen, viele Humanitäts- und Sanitäts-Anstalten. Institute für mathematische und astronomische Instrumente, Steindruckerei (hier erfunden von Sennefelder 1786), weltberühmte Erzgiesserei, Glasmalerei, Maschinenfabrik, ausgedehnte Bierbrauereien u. s. w. In der Nähe die kön. Lustschlösser Nymphenburg (königl. Porzellanfabrik) und Schleissheim (landwirthschaftliche Centralschule).

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Freising (Isar), wissenschaftliche Lehranstalten; - Ingolstadt (Donau, 19.500 E.), Festung; Reichenhall, Mittelpunkt bedeutender Salzwerke und Soolbad; Berchtesgaden, in der Nähe des Watzmanns und des Königssees, grossartige Holzschnitzereien; Schlachtfelder: Hohenlinden (3. Dec. 1800, Mühldorf 1322).

2. Niederbaiern.

Passau (Donau, 13.400 E.

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Batava castra), ansehnlicher Handel; Passauer Vertrag 1552; Landshut (Isar 12.900 E.); Fabriksstadt; Straubing (Donau 10.800 E.), Handel, Bierbrauereien; Kehlheim (Ludwigskanal), wichtige Kalksteinbrüche (Kehlheimer-Platten).

3. Oberpfalz und Regensburg. Regensburg (Regen und Donau, 29.000 E., castra Regina), früher freie Reichsstadt und Sitz des Reichstages (1663 bis 1806), ehemals wichtiger Stapelplatz Deutschlands für den levantiner und indischen Handel; prächtiger Dom mit Grabdenkmälern. (Astronom Keppler, geb. am 27. Dec. 1571 zu Magstatt in Württemberg, † in Regensburg am 5. Nov. 1630.) In der Nähe (zu Donaustauf) der deutsche Ehrentempel Walhalla mit Büsten berühmter Deutschen. Amberg (12.000 E.), lebhafte Industrie.

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4. Schwaben und Neuburg. Augsburg (Lech 49.400 E., Augusta Vindelicorum), ehemals freie Reichs- und blühende Handelsstadt, wichtiger Industrieplatz (Damast-, Baumwoll-, Seiden-, Wollweberei, Maschinenbau), Wechselplatz; Reichstag 1530 (Augsburger Confession), Religionsfriede 1555. In der Nähe das Lechfeld, Schlacht 955. Donauwörth (Donau), Handelsplatz; Schlachtfelder von Hochstädt (1800) und Nördlingen (1634); Lindau (5000 E.), auf einer Insel im Bodensee, wichtiger Handel; ansehnliche Industrieorte sind: Kempten (10.700 E.), Memmingen, Kaufbeuern, Günzburg.

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5. Oberfranken. - Bayreuth (rother Main, 19.200 E.), viel Gewerbfleiss; Bamberg (Regnitz, 25.300 E.), k. Residenzschloss, schöner Dom (Grabmäler

Heinrich II. und Konrad III.), Erzbisthum, Lyceum; sehr gute Gartenkultur, Gemüseund Obstbau, Eisengiesserei, Schiffbau und Schiffahrt; Hof (Saale 13.200 E.). Industrie, Handel, Eisenbahn (Leipzig-Hof-Augsburg-Lindau, Augsburg - MünchenWien). Kranach, Geburtsort des Lucas Kranach, geb. 1472, † 16. Oct. 1553 in Weimar. Wunsiedl, Jean Paul (Friedrich Richter) geb. 1763, † 14. November 1825.

6. Mittelfranken. Ansbach (Rezat, 13.000 E.), viel Industrie; Nürnberg (Pegnitz, 70.500 E), ehemals freie Reichsstadt, repräsentirt vielfach das deutsche Mittelalter; Reichsschloss, Rathhaus (mit Gemälden von Albreht Dürer, St. Sebald- und Lorenzkirche mit Kunstdenkmälern und Glasmalereien, germanisches National-Museum; Gymnasium, politechnische Schule, Handelsschule, Kunstschule u. a.; die gewerbreichste Stadt in Südwest-Deutschland, schon seit dem Mittelalter (,,Nürnberger-Waaren"); k. Bank, wichtiger Handel. (Albrecht Dürer. Hans Sachs, Peter Helle [Erfinder der Sackuhren, „Nürnberger Eier"]u. v. a.); Fürth (Regnitz und Pegnitz, 21.000 E.), sehr viel Industrie, lebhafter Handel, jüdische hohe Schule (erste Eisenbahn in Deutschland zwischen Fürth und Nürnberg). Erlangen (Regnitz, 11.200 E.), prot. Universität; Eichstädt und Schwabach, ansehnliche Industrieplätze; Spalt, berühmter Hopfen.

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7. Unterfranken und Aschaffenburg. Würzburg (Main, 41.000 E.), Bisthum (gestiftet vom heil. Bonifacius 741), alte Universität, prächtiges Hospital; wichtige Fabrikstadt, Mainschiffahrt, Bergveste Marienberg. Schweinfurt (Main, 8000 E.), Weinbau, viel Industrie, besuchte Messen, Handel und Schiffahrt (Friedrich Rückert, geb. 1789); Aschaffenburg (Main, 10.500 E.), gewerbliche, landwirthschaftliche und Forstschule; Industrie, Holzhandel; - Kissingen, vielbesuchte Heilquelle, Salzwerke.

8. Pfalz am Rhein.

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Speier (Rhein, 13.000 E., Augusta Nemetum), ehemals Reichsstadt, berühmter Dom mit den Grabstätten mehrerer deutscher Kaiser (Rudolph von Habsburg u. a.), Lyceum; Wein- und Tabakbau, Freihafen, Rheinhandel; Reichskammergericht bis 1689; Reichstag 1529; Landau (12.200 E.), Bundesfestung; Ludwigshafen, Freihafen. Industrieorte sind: Kaiserslautern (13:500 E.) und Zweibrücken; Göllheim; Schlacht 1198 (Adolph von Nassau †). Kulturbild.

Die wichtigste Erwerbs- und Nahrungsquelle der Bewohner des Königreiches Baiern ist die Landwirthschaft in ihren verschiedenen Zweigen. Namentlich wird der Ackerbau, dem fast die Hälfte der Gesammtfläche gewidmet ist, eifrig betrieben; er liefert durchschnittlich noch erhebliche Mengen zur Ausfuhr nach der Schweiz und Tirol. Am ergiebigsten ist er in Niederbaiern, Franken, Schwaben und in der Pfalz. Der Anbau von Hülsenfrüchten, Gemüse und Küchengewächsen (um Bamberg) ist vom Belange. Unter den Handelspflanzen nimmt der Hopfen den ersten Platz ein, insbesondere in Mittelfranken („Spalter Stadtgut"), Oberfranken und Schwaben. Die ausgedehnten Gerstenfelder der bairischen Hochebene und die Sorgfalt für den Hopfenbau sind die Bedingungen für die schwunghaften Bierbrauereien. Hanf und Flachs werden in genügender Menge gebaut, am vorzüglichsten ist der Flachsbau bei Nordheim, der Hanfbau in der Pfalz. Tabak wird in der Pfalz und in Mittelfranken (um Nürnberg) stark gebaut; im Jahresdurchschnitte beträgt die Ernte 240.000 Zentner, wovon fast / auf die Pfalz und über / auf Mittelfranken kommen. Pfälzer-Tabak geht sogar nach Amerika. Der Obstbau liefert reichen Ertrag, selbst zur Ausfuhr (Pfalz, Franken, am Bodensee). In der Pfalz, am Main, in Ober- und Mittelfranken und am Bodensee wird auch die Weinkultur betrieben und liefert für den Export nach Thüringen und Sachsen. Die Wiesenkultur hat in neuerer Zeit ansehnliche Fortschritte gemacht.

Grossen Reichthum hat das Land an Waldungen, welche fast 30% der Gesammtfläche bedecken.

Die Viehzucht ist nächst dem Ackerbaue der wichtigste Zweig der bairischen Landwirthschaft; sie deckt nicht bloss den inländischen Bedarf, es kann Vieh auch ausgeführt werden. Die Rindviehzucht ist am ausgebreitetsten in den Alpengegenden. Die Schweinezucht von Ober- und Niederbaiern, auf der Rhön und im Spessart erfreut sich eines besonders günstigen Rufes. Die besten Pferde sind in Niederbaiern und Mittelfranken. Veredelte Schafzucht ist in Mittel- und Unterfranken ausgebreitet und wird durch die landwirthschaftliche Lehranstalt in Schleissheim, welche jährlich 100 Merinoswidder an die Besitzer von Schäfereien abgibt, praktisch befördert. Die Bienenzucht ist in der Pfalz und in Franken sehr blühend, auch beginnt die Pflege der Seidenraupen an Ausdehnung zu gewinnen.

Unter den Produkten des Mineralreiches besitzt Baiern relativ am meisten Eisen und Salz; ersteres wird von besonderer Güte in der Pfalz (Kaiserslautern) und in Oberfranken (Wunsiedel), doch nicht ausreichend für den Bedarf gewonnen; letzteres in den königl. Salinen, worunter die grössten zu Reichenhall, Berchtesgaden und Traunstein sind, dann in Rosenheim, Kissingen, Orb, Dürkheim. Auch gewinnt das Land etwas Kupfer, Blei, Galmei, Zink, Quecksilber und Schwefel; in Oberbaiern, Oberfranken und der Pfalz Stein- und Braunkohlen, aber nicht in ausreichender Menge; viel Torf in Schwaben, Oberbaiern und in der Oberpfalz. Marmor, Alabaster, Kalksteine und Gyps findet man in Oberbaiern, Mittelfranken und Schwaben, schöne Porzellanerde bei Passau und in der Pfalz, lithographische Steine bei Solnhofen, schöne Bausteine (Kehlheimer Platten), Graphit bei Passau, und Siegelerde.

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Die gewerbliche Thätigkeit stand im Mittelalter auf einer sehr hohen Stufe der Ausbildung; später wurde Baiern von andern deutschen Staaten (Sachsen, Preussen, Oesterreich) überflügelt; in neuerer Zeit hebt sie sich wieder und mehrere Zweige erfreuen sich bereits eines ehrenvollen Rufes. In Rheinbaiern besteht Gewerbefreiheit, in den andern Theilen ein Concessionssystem. Am bedeutendsten ist die Industrie in Ober- und Mittelfranken, doch kommen eigentliche Fabriken meistentheils nur in den grösseren Städten vor. Die Baumwoll-Industrie hat zwar an Ausdehnung und Vervollkommnung gewonnen, doch befriedigt sie nicht den inländischen Bedarf. In der Spinnerei sind hervorragend: Augsburg, Hof, Kempten, Schweinfurt und Zweibrücken. Die weitere Verarbeitung des Garnes ist in Mittelsorten nicht unbedeutend. Die Weberei ist besonders in den kleinen Landstädten verbreitet, am bedeutendsten jedoch in München, Augsburg (trefflicher Kattun hier und in Kaiserslautern), Hof und Nördlingen (schöne Tuche, Teppiche, Strumpfwaaren u. s. w.). Der Import in Baumwollstoffen ist ziemlich gross.

Die Leinweberei liefert meist gröbere Waare, feinere wird importirt. Der Damast von Augsburg, München und der Pfalz wird im Handel geschätzt. Die Seidenwaaren von München, Augs

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