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Die staatliche Neugestaltung Deutschlands wird durch folgende Verträge und Gesetze begründet:

1. Durch die Friedenspräliminarien von Nikolsburg vom 28. Juli und den Frieden zu Prag 23. August 1866. Im Artikel 4 des letzteren erkennt der Kaiser von Oesterreich die Auflösung des bisherigen deutschen Bundes an, gibt seine Zustimmung zu einer neuen Gestaltung Deutschlands ohne Betheiligung des Österreichischen Kaiserstaates, verspricht das engere Bundesverhältniss anzuerkennen, welches der König von Preussen nördlich von der Linie des Mains begründen wird etc.; im Artikel 5 überträgt der Kaiser von Oesterreich an den König von Preussen alle seine im Wiener Frieden vom 30. Oktober 1864 erworbenen Rechte auf die Herzogthümer Holstein und Schleswig etc.; im Artikel 6 verspricht derselbe, die vom König von Preussen in Nord-Deutschland herzustellenden neuen Einrichtungen, einschliesslich der Territorial-Veränderungen, anzuerkeunen unter der Bedingung, den gegenwärtigen Territorialbestand des Königreichs Sachsen in dem bisherigen Umfang bestehen zu lassen.

2. Durch die Friedensverträge zwischen Preussen und Baiern vom 22. August und zwischen Preussen und dem Grossherzogthum Hessen vom 3. September 1866, bezüglich der in denselben getroffenen Bestimmungen über Gebietsabtretungen, Gebiets-Austausch oder theilweisen Anschluss an den Norddeutschen Bund.

3. Durch das Gesetz vom 20. September 1866 über die Vereinigung von Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. mit der Preussischen Monarchie. 4. Durch den am 27. September 1866 zwischen Preussen und dem Grossherzogthume Oldenburg abgeschlossenen Vertrag über die Abtretung eines holsteinischen Gebietstheiles an letzteres.

5. Durch die mit Preussen abgeschlossenen Bündniss-Verträge der Norddeutschen Staaten, betreffend die Gründung eines „Norddeutschen Bundes".

Die Süddeutschen Staaten Baiern, Württemberg, Baden, Hessen (für die Gebietstheile südlich vom Main) und Liechtenstein, welchem im Frieden von Prag (Artikel 4) das Recht zugestanden ist, in einen Bund zusammenzutreten, dessen nationale Verbindung mit dem Norddeutschen Bunde der näheren Verständigung zwischen beiden vorbehalten bleibt, und der eine internationale unabhängige Existenz haben wird," haben einen solchen Verein noch nicht geschlossen und sind mit den Norddeutschen Staaten bis jetzt, mit Ausnahme Liechtensteins, nur durch den Zollverein verbunden.

Das Verhältniss des ebenfalls zum Zollverein gehörenden Grossherzogthums Luxemburg und des niederländischen, bisher zum deutschen Bunde gehörigen Herzogthums Limburg zu den übrigen deutschen Staaten ist noch nicht endgiltig geregelt. Limburg wurde bei dem zu errichtenden Norddeutschen Bunde von Preussen nicht in Betracht gezogen. Letzteres übt das Besatzungsrecht auch nach Auflösung des deutschen Bundes aus.

§. 99. Bodenverhältnisse und Klima im Allgemeinen. Deutschland ist der mittlere Hauptkörper Europa's. In horizontaler Richtung dehnt es sich von Norden nach Süden (150 M.)

fast ebenso weit aus als von Westen nach Osten (140 M.). Es ist ein Kontinentalland, dessen Meeresgrenzen nur etwa 14 des Gesammtumfanges betragen, und die Küstenentwickelung ist verhältnissmässig eine geringe (1 M. Küste auf 72 M. Fläche).

Nach der vertikalen Erhebung des Bodens zerfällt es in drei Partien: das südliche Alpenland, die Hochebene Mitteldeutschlands und die germanische Tiefe bene in Norddeutschland. Das erste erstreckt sich von der Schweiz bis nach Ungarn, mit der Hauptabdachung nach Osten, die zweite, mit einer nördlichen und nordwestlichen Abdachung von den niederrheinisch-westphälischen Gebirgen und den Vogesen bis zu den Karpathen, dritte, mit der Abdachung nach Nordwest, gehört zum grossen europäischen Tieflande, welches sich im Westen und Süden der Nordsee bis an die sarmatische Ebene hinzieht, von welcher es durch die Weichsel geschieden wird.

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Die Alpen bilden die Scheidewand zwischen dem germanischen und romanischen Kulturleben. An ihrem Fusse dehnt sich die bairische Hochebene (1500) hin. Die mitteldeutsche, an allen Agrikulturprodukten reiche Hochebene wird hie und da von Gebirgen durchzogen, deren mittlere Kammhöhe nur bis 2000' reicht, indessen die Hochebene nur mehr an 600' über dem Meere sich erhebt. Die norddeutsche Ebene mit einer Fläche von 7000 M. liegt nur wenig über, in einzelnen Strichen im Nordwesten sogar unter der Fläche des Meeres, gegen dessen Andrang das Land durch Dünen und Deiche geschützt werden muss. In dieser Ebene ziehen sich hie und da einige unbedeutende Hügelreihen, an deren Fusse sich dürre Haiden oder Moore zeigen; nur an den Ufern der bedeutenderen Flüsse findet sich fruchtbares Marschland*).

In der bairischen Hochebene und noch mehr in den norddeutschen Niederungen finden sich Sümpfe und Moore vor; zwischen der Weser und Elbe grössere und an der Oder kleinere Haidestrecken, doch haben deutscher Fleiss und deutsche Intelligenz manchen von diesen unproduktiven Flächen Nutzen abzuringen verstanden. (Die Gebirge Deutschlands siehe §. 25.)

Das Klima. - Deutschland nimmt in den klimatischen Verhältnissen eine Mittelstellung ein, da es in der Mitte der gemässigten Zone von der Armuth des Nordens fast ebenso weit entfernt ist, als von der üppigen Fülle des Südens. Die mittlere Jahreswärme ist im Ganzen ziemlich gleichmässig (8-9o R.), und diese Gleichförmigkeit wird dadurch noch erhöht, dass die Erhebung des Bodens nach Süden zunimmt, wodurch die Unterschiede zwischen dem tiefliegenden Norden und dem hochliegenden Süden zum grossen Theile ausgeglichen werden. Es bildet den glücklichen Uebergang vom Küstenklima Westeuropa's zum kontinentalen Klima von Osteuropa. Im Westen ist die mittlere Jahreswärme grösser als im Osten unter gleichen

*) Dünen Sandhügel; Deiche Erdwälle;

=

Gast- oder Geestland

Werfen 5-10'

Sandflächen, welche Moore umgeben oder durchziehen, mit Haidekraut überWachsen; Marschland fruchtbar, niederer als Geestland; hohe) Anhöhen im Marschland.

Breitengraden. Die Winde haben vorherrschend eine südwestliche, im Winter eine nordöstliche und östliche Richtung. Die mittlere Regenmenge beträgt 25"; in den Alpenländern fällt im Herbste, in Mitteldeutschland im Sommer der meiste Regen. Im Durchschnitte ereignen sich an einem Orte 19 Gewitter, die meisten im Sommer, doch herrscht hierin ein grosser Unterschied (Niederschlesien hat 29, Niederösterreich 8 Gewitter im jährlichen Durchschnitte). Im Ganzen ist das Klima gesund, für die Vegetation zuträglich und der Wechsel der Jahreszeiten ziemlich regelmässig.

§. 100. Gewässer.

A. Das Meer.

Deutschland grenzt an zwei Meere: an die Nordsee und die Ostsee. Besitzt auch die Ostsee in einer Länge von 83 Meilen eine grössere Küstenlänge als die Nordsee (36 Meil.); so ist doch die Nordsee, mit der kleineren Küstenlänge, für den Verkehr und den Handel Deutschlands von der grössten Bedeutung. Die Küstenentwickelung der Nordsee, ihre Verbindung mit der grossen Verkehrsstrasse des atlantischen Oceans, die bedeutenden einmündenden Flüsse, welche als Adern die Verkehrslinien bis tief in das Herz der gewerbreichen, von einer intelligenten Bevölkerung dicht bewohnten Hinterländer ziehen, der freieste Verkehr, der sich in den bedeutendsten Städten (Hamburg, Bremen), an den grössten einmündenden Flüssen (Elbe, Weser) entwickelt hat; dies alles übt den wohlthätigsten Einfluss auf die Kulturverhältnisse und den Handel Deutschlands aus, und macht die Nordsee zu einem deutschen Meere," welches von der Ems- bis zur Eider-Mündung Deutschland bespült. Die nieder gelegenen Küsten finden einen naürlichen Schutz in den vorgelagerten sandigen Eilanden und Watten (Untiefen), und einen künstlichen in den Dünen und Deichen. Die Watten sind allerdings auch ein Hinderniss für die Schiffahrt, weil zwischen ihnen häufig nur für kleinere Schiffe Fahrwasser ist, doch werden die Hauptkanäle bezeichnet. Die bedeutenderen Busen werden durch die Einmündungen der Flüsse Ems (Dollart - Busen), Jahde, Elbe und Eider gebildet.

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Die Ostsee oder das baltische Meer begrenzt Deutschland vom Eiderkanal bis an die Westgrenze der Provinz Preussen und bespült die letztgenannte - nicht zum deutschen Bunde gehörige Provinz bis nördlich von Memel. Sie hat eine mittlere Tiefe von 120', an einzelnen Stellen auch über 300', bei der Insel Bornholm 480, keine Ebbe und Fluth, wenig Salzgehalt, daher eine geringere Tragkraft, und friert im strengen Winter leicht zu. Bemerkenswerth ist die stete Abnahme des Wassers. Die wenig gegliederte Küste ist sandig und nieder (doch höher als jene der Nordsee), und hat nur wenige grosse gute Häfen. Die Schiffahrt ist wegen der Untiefen und der häufigen Stürme nicht gefahrlos. Die Ostsee ist die Verkehrsstrasse für Deutschlands Handel von und nach Russland und den nordischen Staaten. Eine Eigenthümlichkeit der südlichen Ostseeküste sind die Strandseen, Haff" genannt, und die „Nehrungen", welche aus den Sandablagerungen der einmündenden Flüsse

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durch den Wellenschlag zu Erdzungen verbunden werden. - Die bedeutenderen Busen sind: der Schleswiger Busen, die Lübecker Bucht (Mündung der Trave), der Busen von Greifswalde (Bodden), die Swinemünder Bucht (mit dem kleinen und grossen Stettiner Haff); in der Provinz Preussen die Danziger Bucht mit dem ,,frischen Haff" und Memel, in südwestlicher Richtung das ,,kurische Haff".

B. Gewässer des Festlandes.

Die Flüsse Deutschlands ergiessen sich in drei Meere : die Nord- und Ostsee, das schwarze Meer. Die bedeutendsten sind: die Donau, der Rhein, die Elbe, die Weser, die Weichsel, die Oder, der Niemen mit ihren Nebenflüssen. Ferners zahlreiche Küstenflüsse, als die Ems, die Eider, Trave, Pregel, u. s. f.

(Siehe topische Geographie §. 43.)

Seen. Der Süden und der Norden Deutschlands sind reich an Flussseen, dagegen hat Mitteldeutschland keine Seen im eigentlichen Sinne. Die meisten Seen sind in Süddeutschland auf beiden Seiten der Alpen, demnach in der Schweiz und Baiern. Deutschlands bedeutendster See ist der Bodensee, das „deutsche Meer", an welchem sich fünf Staaten (Oesterreich, Baiern, Württemberg, Baden und die Schweiz) zu gegenseitigem Verkehr und Handel die Nachbarhände reichen, und der von zahlreichen Dampfschiffen befahren wird. Ueber 1200 über dem Meere gelegen ist er an 82 M. gross, wovon 2/3 auf die deutschen Staaten und auf die Schweiz entfallen. Ausser diesem sind in Baiern der Walchen-, Ammer-, Tegern-, Chiem-See nennenswerth. In Norddeutschland sind Holstein, Mecklenburg und Pommern reich an Seen (Plöner-, Eutiner-, Schaal-, Schweriner-, Plau-, Müritz-, Tollen-See, der Ruppiner-See in Brandenburg u. s. w.). Insbesondere geben die vielen kleinen Seen in Pommern und die Strandseen längs der Küste der Ostsee der Gegend einen eigenthümlichen Charakter.

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Die meisten Sümpfe und Moräste kommen im norddeutschen Tieflande, hauptsächlich in Oldenburg und Hannover, dann in Mecklenburg und der preussischen Provinz Brandenburg, doch auch zum Theile auf der schwäbischen und bairischen Hochebene vor.

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Kanäle. Der bedeutendste ist der Ludwigs - Kanal (231⁄2 M. lang) zwischen Donau und Main in Baiern (Bamberg, Erlangen, in die Altmühl und mündet bei Kehlheim in die Donau); FinowKanal zwischen der Oder und Havel; der Müllroser-Kanal (oder Friedrich-Wilhelms-Kanal) zwischen der Spree und Oder; der Bromberger- Kanal zwischen der Weichsel und Netze (Warthe, Oder); - der Eider-Kanal aus dem Kieler Fjord in die Eider bei Rendsburg (Verbindung zwischen Ost und Nordsee); etc.

§. 101. Kulturbild.

Deutschland ist im Allgemeinen ein sehr fruchtbares Land. Der

mit vielem Fleisse bebaute Boden bringt alle Erzeugnisse der mitt

Klun's Handels-Geographie I. 3. Aufl.

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leren gemässigten Zone hervor. Die Grundlagen des Nationalwohlstandes sind der Ackerbau, die Viehzucht und in manchen Gegenden der Bergbau.

Die Landwirthschaft wird in den meisten Landstrichen sehr rationell betrieben, wozu die zahlreichen landwirthschaftlichen Vereine, Unterrichtsanstalten und Zeitschriften nicht wenig beitragen. Insbesondere steht der Ackerbau, wo die Bodenbeschaffenheit es nur immer zulässt, in hoher Blüte, er liefert alle Arten von Getreide in hinreichender Menge, selbst zur Ausfuhr. Die norddeutsche Ebene ist nebst der osteuropäischen die Kornkammer Europa's.

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Einer gleichen Sorgfalt erfreut sich die Viehzucht. Die vortrefflichen Pferde aus Mecklenburg, Holstein, Westphalen sind allbekannt; die Rindviehzucht ist besonders in den Marschländern des Nordens höchst bedeutend, das ostfriesische und holsteinische Vieh wird am meisten geschätzt. Einen ausserordentlichen Aufschwung hat die veredelte Schafzucht genommen, sächsische und schlesische Wolle wird sogar der spanischen vorgezogen. Die allgemein verbreitete Schweinezucht ist in Baiern und Westphalen bedeutend, der westphälische Schinken geniesst grossen Ruf. Die Bienenzucht ist, mit Ausnahme der Lüneburger Haide, minder verbreitet. Dem Seidenbau ist das Klima nicht günstig, doch macht er in Preussen beachtenswerthe Fortschritte.

Mannigfaltig sind die Produkte des Mineralreiches. Die Wissenschaft des Bergbaues ist recht eigentlich von Deutschland ausgegangen. Von Deutschland, und namentlich von Sachsen, vom Erzgebirge aus, ist nicht allein die erste gründliche Kenntniss der Mineralien zu den übrigen Völkern Europa's gekommen; sondern noch jetzt dient der deutsche Bergbau andern Völkern zum Muster, und Russen, Spanier und Portugiesen haben erst durch deutsche Bergleute den rechten Betrieb ihrer sibirischen und amerikanischen Schätze kennen gelernt. Bietet auch der Bergbau auf edle Metalle eine relativ minder reiche Ausbeute, so sind anderseits beinahe alle Gebirge reich an Blei, Kupfer oder Eisen, vorzüglich an brennbaren Fossilien und an Salz. Ferner besitzt Deutschland an 1000 Mineralquellen, von denen sich mehrere eines ausgebreiteten Rufes erfreuen.

Trotz der mancherlei Hindernisse, welche sich dem deutschen Gewerbefleisse entgegenstellten, hat die gewerbliche Thätigkeit doch eine hohe Stufe erreicht. Steht der deutsche Kunstfleiss auch nicht auf gleicher Höhe mit dem durch mancherlei Vortheile begünstigten Britanniens, so kommt er doch dem französischen und belgischen nahe. Viele Erfindungen im Gebiete der Technik wurden von Deutschen gemacht (Leinpapier, Taschenuhren, musikalische Instrumente, Porzellan u. a.), manche Zweige der Industrie sind von Deutschen zur höchsten Vollkommenheit ausgebildet (Glas-, Eisenund Stahlfabrikation), die Erfindungen anderer Nationen fanden in Deutschland bald Eingang, zum Theile auch Verbesserung, dass gegenwärtig deutsche Industrie überall einen ehrenvollen Platz behauptet. Manufakturen und Fabrikeu aller Art sind zahlreich vor

SO

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