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nachfandte, sammelte sich die Kompagnie zu einem neuen Anlauf und ging, sobald sie formirt war, mit Schüßen in den Intervallen und schlagenden Tambours, voran die Lieutenants v. Krane, Graf v. Rittberg, Vizefeldwebel Scheele und Unteroffizier Kreuzinger, zu einem abermaligen Bajonettangriff vor. Die feindlichen Schüßen und Soutiens hielten denselben nicht aus, sondern traten, als die Kompagnie auf 50 Schritt herangekommen sein mochte, den Rückzug an. Lieutenant Graf v. Rittberg, ein braver junger Öffizier, fiel hierbei an der Spitze seines Schüßenzuges tödtlich getroffen. Auch bei diesem zweiten Sturm machte die 2. Kompagnie viele Gefangene, welche auf Befehl des Regimentskommandeurs gesammelt und zurück transportirt wurden.

Die 3. Kompagnie (Hauptmann v. Gfug) war__in= zwischen gemeinschaftlich mit dem 2. Halbbataillon Regiments Nr. 37 in den Wald östlich der Straße gedrungen und hatte die hier stehenden feindlichen Abtheilungen zurückgeworfen; von hier wandte sich Hauptmann v. Gfug, während das Füsilier-Regiment Nr.37 in dem Walde östlich der Straße verblieb, über die Chauffee gegen den Wald und folgte der 2. Kompagnie. Die beiden Kompagnien drangen nach den geschilderten Gefechtsmomenten in den Waldparzellen vor und suchten sie von den feindlichen Abtheilungen, die an vielen Stellen zurückgeblieben waren, zu säubern. So erreichten sie Sochors und vertrieben den Feind auch hier durch entschlossene Bajonettangriffe aus dem Gehöfte und dem daneben liegenden Steinbruch (912 Uhr). In dem Gehöfte setzte sich Lieutenant Werner fest, während die Kompagnien in den anstoßenden Waldungen Stellung nahmen. Kurz zuvor war der Regiments adjutant Premierlieutenant Cleinow im rechten Unterschenkel schwer verwundet worden. Er erhielt den Schuß in dem Moment, als er von seinem Kommandeur abreiten wollte, um die nachrückenden Halbbataillone zu dirigiren. Den Schmerz unterdrückend, suchte er den Auftrag noch auszuführen, bis er sowohl wie sein Pferd, welches bald darauf von einer Kugel getroffen fiel, infolge starken Blutverlustes nicht mehr weiter konnten.

Inzwischen waren feindliche Geschüße bei Schonow aufGesch. d. 3. Pos. Inf. Regts. Nr. 58. 2. Aufl.

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gefahren und richteten ihr Feuer auf das vom Lieutenant Werner besette Gehöft, in dessen Nähe sich die 2. und 3. Kompagnie einer momentanen Ruhe überlassen hatten. Die erste Granate schlug mitten unter Leute der 3. Kompagnie ein, welche gerade zum Wasserholen gehen wollten. Gleich darauf ging den Kompagnien die Nachricht zu, daß eine feindliche Kolonne im Walde von der Unterförsterei gegen sie im Anmarsch sei. Sofort warf sich Hauptmann v. Gfug, feine Offiziere, Premierlieutenant Baumann, Lieutenant Böhme, Vizefeldwebel Ruhnau und PortepeeFähnrich Dziobek an der Spike, dem Feinde entgegen, drängte ihn aus dem Walde heraus und verfolgte ihn bis in die westliche, in der Nähe der Unterförsterei von Schonow gelegene Waldparzelle. Hier sahen sich die Kompagnien bald anderen feindlichen Abtheilungen gegenüber, die von Schonow aus zum Angriff des Waldes vorgingen. Sie wurden durch Schnellfeuer der Schüßenzüge und kurze Vorstöße der Soutienszüge zurückgewiesen (10 Uhr).

Auf dem äußersten rechten Flügel der Stellung war inzwischen das 1. Halbbataillon des Regiments (1. und 4. Kompagnie, Hauptmann Schreiner) ins Gefecht ge= kommen. Dieses Bataillon, ursprünglich bestimmt, auf dem linken Flügel mit vorzugehen, war, wie schon erwähnt, durch die divergirende Richtung der Wege, welche von der Höhe südlich Altstadt über den vor dieser liegenden Bergrücken führten, hinter den rechten Flügel gekommen und traf hier in dem Augenblick ein, wo das 1. Halbbataillon 37. Regiments der halben Jägerkompagnie folgte, welche General v. Löwenfeld gegen den Wald nördlich Wenzelsberg dirigirt hatte. Das Halbbataillon des Füsilier-Regiments besette den nach Altstadt zu gelegenen Theil der südlichen Waldlisiere gleichzeitig mit zwei Zügen Jäger, während das diesseitige, in Kompagniefolonnen auseinander gezogen, mit der 4. Kompagnie sich rechts daneben aufstellte. Die 1. Kompagnie (Hauptmann v. Baczko) bildete zu dieser Aufstellung eine Flanke rechts im Walde und deckte so die eigentliche Front. Es entspann sich nun ein lebhaftes Schüßengefecht mit den feindlichen Abtheilungen, welche Wenzelsbergbesezt hatten. In diese Zeit fällt ein gefährlicher Ritt, den der Adjutant des 1. Bataillons, Lieutenant

Baron, zu machen hatte. Sein Bataillonskommandeur, der sich, wie erwähnt, auf dem linken Flügel befand und über die Vorgänge auf dem rechten Flügel nicht orientirt war, sandte ihn zum 1. Halbbataillon mit dem Befehl, es solle sich an das 2. heranziehen. Lieutenant Baron ritt in den hohen Kornfeldern nahe an dem Kirchhof von Wenzelsberg vorbei, ohne zu ahnen, daß dieser von feindlichen Jägern besetzt war, welche zahlreich an der Umfassung standen. Er mußte die ganze Front des Kirchhofes passiren, wobei die Jäger ein lebhaftes Feuer auf ihn eröffneten. Sein Pferd hatte bereits den ganzen Tag gelahmt und stürzte, als er es zur Eile antreiben wollte, wobei sich im hohen Korn Halme um den linken Vorderfuß wickelten. Er löste die Halme und bestieg es wieder. Bald darauf stürzte er zum zweiten Male. Nur mit Mühe brachte Lieutenant Baron das Pferd wieder auf, führte es in den Wald, den er unversehrt erreichte, und überbrachte den Befehl an Hauptmann Schreiner, den dieser in Betracht der obwaltenden Gefechtsverhältnisse nicht auszuführen vermochte.

Nachdem so der erste Angriff der Brigade Hertweck ab= geschlagen war, begann die Brigade Jonak gegen 10 Uhr in das Gefecht einzugreifen, um die erstere zu degagiren. Das zwischen Prowodow und Wenzelsberg dicht an legterem Dorfe gelegene Wäldchen wurde von ihr besetzt und von da aus mehrfach versucht, mit kleinen Abtheilungen in das gegenüber liegende Gehölz zu dringen, was unserer 4. Kompagnie, sowie den übrigen hier fechtenden Abtheilungen Gelegenheit gab, sie wiederholt durch Schnellfeuer abzuschlagen. So stand das Gefecht gegen zwei Stunden. Wenzelsberg blieb vom Feinde besetzt.

Unterdessen hatte der Brigadekommandeur General v. Ollech auch den Rest des Gros der Avantgarde: 3. Halbbataillon des Regiments (Major v. Haugwit), 1. FüsilierHalbbataillon (Major du Plessis), welche anfänglich die Höhe füdlich Altstadt besetzt hatten, in die Gefechtslinie geführt. Das 3. Halbbataillon (5. und 8. Kompagnie, Hauptmann Wernecke), unter persönlicher Führung des Majors v. Haugwit, sollte im ersten Treffen vorgehen, das 1. Füsilier-Halbbataillon (9. und 12. Kompagnie, Hauptmann

v. Gronefeld), unter Kommando des Majors du Plessis, als zweites Treffen folgen. Der Vormarsch geschah über den bewaldeten Gebirgszug auf demselben Wege, auf dem das 2. Halbbataillon vorgegangen war, dem Schall des Infanteriefeuers folgend, in Richtung auf Schonow. Der Brigadekommandeur folgte mit den Füsilieren und ertheilte denselben auf dem Wege durch den Wald den Befehl, sich auf den linken Flügel der Stellung zu dirigiren und die Chauffee gegen Neustadt zu sichern. Auf dem Marsch dorthin erhielt das Halbbataillon beim Ueberschreiten der Neustädter Chaussee lebhaftes Gewehrfeuer aus derselben Waldparzelle, bei welcher die 2. Kompagnie ihre glücklichen Attacken begonnen hatte.

Sofort gingen die Lieutenants Kristen und v. Wartenberg mit den Schüßenzügen der 9. und 12. Kompagnie, bei denen sich auch Vizefeldwebel v. Jaraczewski und PortepeeFähnrich Liebert befanden, durch das Getreidefeld gegen die Waldremise vor, nahmen sie mittelst einer Schwärmattacke und schickten den feindlichen Schüßen ein lebhaftes Feuer nach, bis diese in den hohen Kornfeldern verschwanden.

Vorher schon war General v. Ollech den Halbbataillonen zur Rekognoszirung vorausgeritten und, begleitet vom Regimentskommandeur, bis zum Gehöft Sochors gekommen, welches die Schüßen der 2. und 3. Kompagnie beseßt hielten. Von hier begab er sich mit Oberst v. François, Major v. Eberhardt und Premierlieutenant Karnah nach einem südöst= lich vom Gehöft gelegenen höheren Punkte, um den Anmarsch des Feindes zu beobachten. Die Granaten folgten Schritt für Schritt, so daß es schien, als ob die feindliche Artillerie die vier Reiter zum Ziele genommen habe. Oberst v. François verlor ein Pferd unter dem Leibe, erhielt einen Schuß auf die Brust, der jedoch an seiner Geldtasche abprallte und einen Schuß in die linke Zügelfaust.

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Inzwischen sammelte die Brigade Hertweckt ihre frischesten Abtheilungen zu einem neuen Angriff gegen die von unserem Hegiment beseßten Waldstücke des linken Flügels. General v. Ollech ließ die nachrückenden Halbbataillone zur Beschleunigung des Vormarsches auffordern und gab dem Major v. Haugwiß die Richtung auf das Gehöft Sochors.

Bald darauf, gegen 11 Uhr, gingen feindliche Kolonnen zum Angriff gegen dieses Gehöft und die daneben liegenden Waldstücke vor. Der erste Zusammenstoß fand bei dem Gehöft selbst statt. Für eine Einrichtung zur Vertheidigung war bis dahin wenig geschehen; es konnte daher nicht verhindert werden, daß der sehr brav andringende Feind bis in das Gehöft gelangte, auch die daneben liegenden Punkte erreichte. In diesem Augenblick aber erschien Major v. Haugwik mit der 5. und 8. Kompagnie an dem gegenüber liegenden Waldsaume, warf sofort dem Feinde Schüßenzüge entgegen und vertrieb ihn aus dem Gehöft und dem daneben liegenden Steinbruch. Premierlieutenant v. Hoven drang, gefolgt vom Musketier Krojanker der 5. Kompagnie, in das Wohnhaus und fand dort etwa 10 Mann feindliche Infanteristen, welche sich sofort ergaben. Nur ein Mann versuchte es, sich durch die Flucht der Gefangenschaft zu entziehen, indem er durch das geöffnete Fenster sprang, wurde aber von einer Kugel des Musketiers Krojanker ereilt. Die Schüßenzüge der 2. und 3. Kompagnie (Lieutenant Werner und Vizefeldwebel Scheele), welche das Gehöft bis dahin besetzt hielten, folgten dem Feinde durch einen Vorstoß bis in die halblinks davor gelegenen Obstbäume, und Premierlieutenant v. Hoven übernahm mit einem Halbzug der 5. Kompagnie die Besehung. Auch die 2. Kompagnie unter Major v. Eberhardt hatte hier in das Gefecht eingegriffen und die Versuche des Feindes, die Waldlisiere zu nehmen, abgeschlagen. Bald darauf rückte eine neue Kolonne, Jäger mit Infanterie, von der Unterförsterei im Walde gegen das Gehöft vor und zeigte sich an der nördlich davon gelegenen Lisiere, welche hier nur 80 bis 100 Schritt vom Gehöft entfernt ist. Major v. Haugwit hatte die Tornister ablegen lassen und befahl den Sturm. Die Schüßenzüge der beiden Kompagnien unter Sekondlieutenant v. Madai und Portepeefähnrich Lau brachen zu beiden Seiten des Gehöftes gegen den Waldsaum vor. Feldwebel Bänsch der 5. Kompagnie, einer der Ersten, der das Gehöft verließ und mit erhobenem Degen seine Leute zum Folgen aufforderte, fiel sofort von einer feindlichen Kugel mitten durch die Brust getroffen; an seiner Seite Sergeant Schulz derselben Kompagnie.

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