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das Recht hätte, über jeden Theil der religidsen Grundsätze und Wahrheiten zu urtheilen, aber so, daß ihr Urtheil nicht nothwendig gelte, und nicht die lette, unabånderliche Entscheidung abgebe. Der Satz aber: Die Vernunft hat das Recht, zu urtheilen, ohne daß ihr Urtheil entscheidet, oder gilt, hieße so viel: sie hat ein Recht, deffen Auss übung keine Folgen hat. Da nun als mögliche Folge ihres Urtheils nichts denkbar ist, als eine Entscheidung über Wahrheit und Irrthum in der Religion: so mußte, wenn diese Frage nicht Statt finden sollte, ihre Entscheidung entweder unrecht seyn; oder sie wäre etwas bloß Gleichgültiges. In jenem Falle dürfte man sie nicht gelten lassen; in diesem wäre es bloß frey, ob man sie gelten laffen wollte, oder nicht, ob sie gleich wahr wäre." Aus dieser Stelle (S. 39), die noch eine der deuts lichsten ist, erhellet. hinlänglich, daß diese Aufsätze keine Predigten find. Als philosophische Abhands lungen über die Religion hingegen verdienen sie, einzelner Paradoxien ungeachtet, mit Achtung ges gen den Scharfsinn ihres Berfaffers genannt zu werden. Sie verbreiten sich über folgende Haupt fåhe: Die Vernunft ist in Sachen der Relis gion die höchste Richterinn. Wie sich die Vernunft nach ihren Begriffen von sich selbst Gott denken könne, und wie sie den Grund, an Gott zu glauben, finde? Von der Wahrheit und Gewißheit unserer Religionserkennta niß, oder von den Gründen der Beruhigung bey unseren religiösen Vorstellungen.

Leipzig.

In der Weidmannischen Buchhandlung: Leonhard Ludwig Finke, der Arzneygelahrtheit Do&tor und Profeffor zu Lingen, Verfuch einer

allgemeinen medicinifch-practifchen Geographie.

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Zu

Dritter Band, welcher die Zufätze zu den beyden erften Bänden enthält. 1795. gr. Octav 784 Seiten. Da das Werk ein erster Versuch war, und dem Verf. nicht gleich alle die nöthigen Quels Ien zu Gebore standen: so mußte er bey fortgesetztem Studium manchen Stoff antreffen, Lücken auszufüllen; und vermuthlich wird dieß der Fall auch in den folgenden Zeiten seyn, daß noch Manches nachzutragen seyn wird. Wie bey Anzeige der ersten Theile (1793 S. 692) erinnert ward, muß das Werk als nüßliche Collectaneen, mit rühmlichem Fleiße zusammengetragen, betrachtet wer den, so daß sie eine heilsame Uebersicht des vorhandenen Stoffes gewähren; das Prüfen, Sichten, Vergleichen und Wählen ist demjenigen anheim ge= stellt, der die Materialien verarbeiten will. dem Ende sind die Quellen und Gewährsmånner überall beygefügt, aus denen die Notizen genommen sind, welche sich vom Physischen und Medici= nischen der Länder und Völker irgendwo finden. Der gegenwärtige Band enthält Zusätze und Ergänz zungen, die der Verf. auf eine geschickte Art so vorgetragen hat, daß sie sich einzeln, als Hauptstücke für sich, lesen lassen, amRande aber sind die Srel= len der vorhergehenden Theile angemerkt, wohin jede Nachricht, als Ergänzung, gehört. Als Anlage verdient das Werk allen Beyfall; dem Forfcher kann es als Leitfaden dienen; nur wünschen wir, daß nicht daraus über Gegenstände, welche die mannigfaltigsten wissenschaftlichen Kenntniffe, practische Einsichten, Scharfsinn und Urtheilskraft erfordern, neue Werke ohne weitere Beurtheilung compilirt werden mögen.

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London.

Essays on philofophical subjects. By the late

Adam Smith, LL. D. To which is prefixed an Account of the Life and Writings of the Author; By Dugald Stewart. 1795. 244 Seiten in Quart. Der Verf. hat kurz vor seinem Tode einen großen Theil seiner Manuscripte vor seinen Augen verbrennen lassen. Schon vorher hatte er mit seinen vers trautesten Freunden Abrede genommen, daß dieß ge= schehen sollte, wenn er unvermuthet stürbe; und Einrichtungen darnach gemacht. Daraus kann schon ein günstiges Urtheil für die aufbewahrten und hier mitgetheilten Auffäße entstehen. Unterbeffen hat auch über diese der Verf. bescheiden geurtheilt; und feinen beyden classischen Schriften, über die Quellen der National Reichthümer und über die fitlichen Gefühle, kann keiner davon an die Seite gesetzt werden. Die drey ersten: Ueber die Geschichte der Aftronomie, S. 1-93, der alten Physik

ཧྥུ,93,

S. III, und der alten Logik und Metaphysik

S. 129, stehen in einigem Zusammenhange mit einander, und sollen, als eine Art von angewandter Logik, den natürlichen Gang des menschlichen Verstandes bey seinem Streben nach zusammenhängens der, unter allgemeine Begriffe und Grundsätze geord= neter, Erkenntniß bemerklich machen. Sie find wahrscheinlich durch die öffentlichen Vorlesungen entstanden, welche der Verf. noch als Profeffor in ähnlicher Absicht gehalten hatte. Wenn man sie unter diesem Gesichtspuncte lieset und beurtheilt: fo fällt der Vorwurf der Unvollständigkeit von selbst weg; und man schätzt die manchen feinen Bemer= kungen und einige tiefere Blicke, wie sie es ver= dienen. Recensent hat besonders die Geschichte der Astronomie mit vielem Vergnügen gelesen. Diese historisch kritische Aufklärung der Hauptlehren der Astronomie schien ihm eine für den Liebhaber dies ser erhabenen Wissenschaft faßliche und lehrreiche Einleitung in dieselbe zu seyn. Was die Meister davon urtheilen möchten, maßt er sich nicht an zu bestimmen. Ueber die nachahmenden Rünste, S.133-184. Dieser Aufsatz betrifft die, zum Theil sehr verschiedenartigen, Ursachen des Vergnügens, so sie verschaffen; besonders aber die verschiedenen Arten und Grade der Nachahmung, die dabey Statt finden. Bey der Musik sucht der Verfasser, im Gegensatz auf eine sehr weit getriebene Rousseau'sche Behauptung, zu zeigen, daß sie zu den nachahmenden Künsten kaum gezählt werden kön= ne, wenigstens in der Nachahmung ihr kleinstes Verdienst habe, und dieses mit großer Vorsicht und Mäßigung suchen müsse. Warum die Mah= Leren Gegenstände wählen dürfe, welche in der Natur nicht intereffiren, und von der Bildhauer

Kunst nicht gewählt werden dürfen; warum Gemålde, neben Statuen aufgestellt, verlieren; diese und einige andere, in der Theorie der schönen Künste vorkommende, Untersuchungen sind auch hier so angestellt, daß die Kenner ihren Beyfall nicht versagen werden. Vergleichung gewisser Englischer und Italiänischer Versarten, S. 187-194, mag von denen gelesen und beurtheilt werden, in deren Fach es gehört. Ueber die äußern Sinne, S. 197-244. Aufsuchung der Gründe der auf die Eindrücke derselben sich bez ziehenden Vorstellungen und Urtheile; nicht lehre reicher, als sie in vielen, zum Theil ausführ= licheren, Schriften über den Gegenstand sich findet. Daß die mehr, als die jedesmahligen Eindrücke angeben, enthaltenden Anweisungen, zu einem den Gegenständen und deren Verhältnissen zu uns entsprechenden Verhalten, auch beym Menschen nicht bloß auf Erfahrung und Ideen-Adsociation fich gründen; sondern zum Theil, wie bey den Thieren es kaum bezweifelt werden kann, auf etwas Angebornes, Instincrartiges; dieß mich te, so wie es Recensent hier ausgedruckt hat, dem Verfasser wohl zugegeben werden können. Aber wenn er diese Anweisungen oder Antriebe zugleich für Vorstellungen, Anticipationen, ers klärt: so kann dagegen, sowohl in Beziehung auf Thiere als Menschen, noch erst die Frage ents stehen: Ob den Gegenständen oder den Bedürf nissen angemessene Bewegungen und Verrichtungen derselben überall durch Vorstellungen bewirkt werden müssen; ob sie nicht mitunter aus dem noch so unvollständig eingesehenen Mechanismus der Organisation und seiner lebendigen Kräfte ents springen können? Interessanter, als die meis

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