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Nach Versenkung der diese Urkunde und noch viele andre Gegenstände enthaltenden Kapsel in den Grundstein überreicht der bayerische Bundesratsbevollmächtigte Graf von Lerchenfeld-Köfering dem Kaiser Kelle und Mörtel, der Präsident des Reichstags von Buol-Berenberg den Hammer, beide unter Ansprachen. Hiernach vollzieht der Kaiser die drei Hammerschläge mit den Worten:,,Den Gefallnen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Erinnerung, den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung!" — Nachdem sodann die übrigen Fürstlichkeiten und eine Anzahl hoher Beamten den Hammerschlag vollzogen haben, hält Superintendent Faber eine Rede, die also schließt:

So nehme denn der allmächtige Gott, der ihn so treu geführt und so überschwenglich gesegnet hat, auch dies ihm gewidmete Werk in seinen Schuß und Schirm! Auf diesem Grundstein erstehe ein Denkmal, würdig des lichten Bildes, das wir von dem großen Kaiser im Herzen tragen, würdig der großen Liebe, die ihn ehren will, würdig des großen Tages, an dem die Pietät unsers Kaiserlichen Herrn diese Feier gerüstet hat, zur Freude aller patriotischen Herzen. Eure Majestät! Hohe Versammlung! Der Geist einer gewaltigen. Zeit umrauscht uns. Die Geister der Verklärten grüßen uns. Der heilige Geist rühre unsre Herzen an, daß wir durch Gottesfurcht und Pflichttreue dem Vollendeten das schönste Denkmal sezen im Geist und in der Wahrheit! Die Fülle des erfahrenen Segens treibt zum Gebet: Herr, wir sind geringe aller Barmherzigkeit und aller Treue, die du an deinen Knechten gethan hast! O, sei in Gnaden mit uns, wie du es mit unsern Vätern warst! Und die Macht der großen Erinnerungen zwingt zum Gelöbnis. Deutsche Männer und Jünglinge! Bei dem Gedächtnis Wilhelms des Großen geloben wir neue Treue. Angesichts jener glorreichen Fahnen heben wir die Schwert- und Schwurhand empor über den Gräbern unsrer Helden und rufen hinein in das weite, feierfrohe Vaterland: Das Herz für Kaiser und Reich! Gott unsre Hilfe! Das heilige Buch unser Kleinod! Amen.

Der Kaiser erläßt folgende Kabinettsbefehle: 1. An den Reichskanzler: Ich will aus Anlaß der fünfundzwanzigsten Wiederkehr der Siegestage des Feldzuges von 1870/71 das in diesem Kriege erworbne Verdienst erneut dadurch anerkennen, daß Ich denjenigen Besißern der Kriegsdenkmünze, die an einer der in dem anliegenden Verzeichnis aufgeführten Schlachten 2c. teilgenommen haben, die Berechtigung verleihe, auf dem Bande dieser Denkmünze nach beifolgendem Muster für jede der von ihnen mitgemachten Schlachten 2c. eine Spange mit dem entsprechenden Schlacht 2c. Namen zu tragen. Sie haben wegen der weitern Bekanntmachung dieser Ordre das Erforderliche zu veranlassen.

Schlacht

1. bei Spicheren, 2. bei Wörth, 3. bei Colombey-Nouilly, 4. bei VionvilleMars la Cour, 5. bei Gravelotte-St. Privat, 6. bei Beaumont, 7. bei Noisseville, 8. bei Sedan, 9. bei Amiens, 10. bei Beaune la Rolande, 11. bei Villiers, 12. bei Loigny-Poupry, 13. bei Orléans, 14. bei Beaugency-Cravant, 15. an der Hallue, 16. bei Bapaume, 17. bei Le Mans, 18. an der Lisaine,

19. bei St. Quentin, 20. am Mont Valérien, 21. Belagerung von Straßburg, 22. Belagerung von Paris, 23. Belagerung von Belfort.

2) An das preußische Staatsministerium: Ich will aus Anlaß der fünfundzwanzigsten Wiederkehr des Krieges von 1870/71 den Besizern des Eisernen Kreuzes einen erneuten Beweis Meiner Königlichen Gnade dadurch zu teil werden lassen, daß Jch ihnen die Be= rechtigung verleihe, nach der beiliegenden Probe auf dem Ordensbande drei Eichenblätter von weißem Metall mit der Zahl 25 darauf zu tragen.

Durch den Generalobersten von Loë läßt der Kaiser dem König Albert von Sachsen in Dresden folgendes Schreiben überreichen:

Durchlauchtigster, Großmächtigster Fürst, freundlich lieber Vetter und Bruder! Unter Ew. Majestät ruhmreicher Führung erwarb heute vor fünfundzwanzig Jahren das Königlich sächsische Armeekorps in heißer Schlacht bei St. Privat neue unvergängliche Lorbeeren für seine Fahnen. Schulter an Schulter mit Meinen Garden stürmte das Korps unter schweren Opfern die durch Natur und Kunst fast uneinnehmbar gemachte Stellung des Feindes und ́entschied damit das Schicksal des Tages. Weitere herrliche Siege der unter Ew. Majestät Befehl gestellten Maasarmee folgten dieser glänzenden Ruhmesthat und knüpften ein inniges Band engster Waffenbrüderschaft zwischen den sächsischen und preußischen Truppen, die Ew. Majestät, dem Heldenführer, begeistert zujubelten. Ich kann den heutigen bedeutungsvollen Erinnerungstag nicht vorübergehen lassen, ohne Ew. Majestät und des tapfern Armeekorps in wärmster Dankbarkeit zu gedenken. Ich darf Ew. Majestät erneut aussprechen, daß Ich und Meine Armee stets voll Verehrung zu Ew. Majestät ausblicken und alle Zeit dessen eingedenk bleiben werden, was Ew. Majestät in Krieg und Frieden, mit Geist und Schwert für die Einigung und Erhaltung des Reiches gewirkt und errungen haben. Mögen Ew. Majestät uns noch lange Jahre in voller Kraft und Frische zum Segen und Heile des Vaterlandes erhalten bleiben. Genehmigen Ew. Majestät die Versicherung der vollkommensten Hochachtung und wahren Freundschaft, womit Ich verbleibe Ew. Majestät freundwilliger Vetter und Bruder Wilhelm.

Auf dem Schloßberge bei Kruschwiß wird ein von den alten Soldaten des Verbandes der Landwehr- und Kriegervereine des Landwehrbezirks Inowrazlam gestiftetes Denkmal Kaiser Wilhelms I. enthüllt. König Albert von Sachsen erläßt folgenden Armeebefehl:

Ich verleihe am heutigen Ehrentage der Armee Meinem Leib-Grenadierregiment Fahnenbänder für die Fahnen seines 1., 2. und 3. Bataillons. Diese Fahnenbänder, die bei Meinem Leib-Grenadierregiment fortan getragen werden, sollen aber gleichzeitig ein Zeichen Meines Dankes und Meiner Anerkennung für alle Truppen Meiner Armee sein, die vor fünfundzwanzig Jahren unvergänglichen Ruhm mit den andern deutschen Stämmen für das Vaterland erkämpft und die Treue gegen König und die feierlich beschwornen Soldatenpflichten mit dem Blute vieler Tapfern besiegelt haben.

Bei der Schmückung der Fahnen richtet der König eine Ansprache an das Regiment. Kabinettsbefehl des Kaisers an das Königlich Sächsische Grenadierregiment Nr. 101 in Dresden:

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Am heutigen Ehrentage glänzender Bravour des Regiments in der Schlacht bei St. Privat übergebe Ich demselben, unter Zustimmung Sr. M. des Königs von Sachsen, beifolgende Fahnenbänder zum bleibenden Zeichen Meiner hohen Freude, Mich als Chef des Regiments zu wissen. Mögen die damit geschmückten Fahnen bis in die fernste Zukunft Zeugen erneuter Tapferkeit und Unerschrockenheit, neuer Ruhmesthaten und neuer Siege Meines braven Regiments sein das ist Mein herzlichster Wunsch.

19. August. Auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin findet eine Kriegserinnerungsfeier der Kriegervereinsverbände von Berlins Umgebung statt. Es sind fünfzehntausend Veteranen mit hundertfünfzig Fahnen anwesend. An sie hält der Kaiser folgende Ansprache:

Ich freue mich, die alten Kampfgenoffen Meines hochseligen Großvaters beisammen gesehen zu haben, die vor fünfundzwanzig Jahren unter seiner ruhmvollen Führung glanzvolle Thaten vollbracht und großartige Erfolge erzielt haben. Möge der heutige Tag der Ausgangspunkt sein zum Respekt vor dem Geseze, zur Pflege der Religion und Königstreue. Die Huldigung der Kameraden, die erschienen, gilt nicht Mir, sondern dem Vaterlande. Folgt den Ermahnungen, die die Feldprediger an euch richteten, wirkt weiter in treuer Gottesfurcht für des Vaterlandes Größe, tretet den Umsturzbestrebungen entgegen, die uns die Arbeit erschweren.

Ein dreimaliges Hurra und Absingen der Nationalhymne folgt der Ansprache. Mit dem Ruf „Kameraden, lebt wohl" verabschiedet sich der Kaiser.

20. August. König Albert von Sachsen beantwortet das am 18. August an ihn gerichtete Schreiben des Kaisers also:

Durchlauchtigster, Großmächtigster Fürst, freundlich lieber Vetter und Bruder! Ew. Majestät sage Ich für das am Gedenktage der Schlacht von St. Privat durch den General Freiherrn von Loë Mir überbrachte Schreiben Meinen herzlichst und tiefstgefühlten Dank, zugleich auch im Namen Meiner Truppen, die von Ew. Majestät durch Verleihung von Fahnenbändern an das zweite Grenadierregiment Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ noch besonders zu ehren die Gnade gehabt haben. Wenn es Mir vergönnt war, in der nunmehr fünfundzwanzig Jahre hinter uns liegenden Zeit einen kleinen Teil haben beitragen zu dürfen zu den herrlichen Erfolgen, die wir unter Führung des unvergeßlichen Kaisers Wilhelm erkämpften, so verdanke Ich das nächst dem allmächtigen Gott den herrlichen Truppen, die Meinem Kommando unterstellt waren. Ew. Majestät Garde und das IV. Armeekorps unter Meinem Befehle gehabt zu haben, sie zum Siege haben führen zu können, wird stets Meine stolzeste Erinnerung bleiben. Sollten Ew. Majestät gezwungen sein, uns dereinst wieder unter die Waffen zu rufen, dann werden die Söhne meines Landes ihre Schuldigkeit thun wie bei St. Privat, und auch Ich stehe, so Gott Mir Kraft beläßt, des Rufes Ew. Majestät gewärtig.

22. August. Die katholische Schles. Volkszeitung" veröffentlicht folgenden Beschluß der Fuldaer Bischofskonferenz: „Zur Erinnerung an die göttliche Fügung, die in den glorreichen Ereig= nissen vor fünfundzwanzig Jahren gnädig über unserm Vaterlande gewaltet hat, verordnen wir, daß am 1. September in allen Kirchen unsrer Diözesen mit dem Hauptgottesdienste ein feierliches Tedeum unter Einläutung desselben am Vorabende verbunden wird. Der in Fulda versammelte preußische Episkopat."

26. Auguft. Die sozialdemokratische „Volkswacht“ in Breslau äußert:

Es werden immer noch in der Stadtverwaltung Beratungen gepflogen, wie am besten das Jubiläum des „heiligen“ Krieges würdig zu begehen sei. Nun, ihr Herren, die einzig würdige Feier ist: hängt am Tage von St. Sedan Trauerfahnen aus, erhebt feierlichen Protest gegen den Massenmord und ehrt diejenigen, die zum Kriege heßen, wie es ihnen gebührt: steckt sie als Verbrecher ins Zuchthaus!

27. August. In Bremerhaven landen hundertvierundneunzig aus Amerika angelangte deutsche Veteranen, die vom Kampfgenossenverein „Bremen" feierlich begrüßt werden. — In Köln wird die Ankunft eines auf Ersuchen vom Kaiser abgesandten Torpedoboots gefeiert, das bestimmt ist, an der Sedanfeier am Rhein teilzunehmen.

29. Auguft. Der sozialdemokratische Vorwärts" behauptet, die bevorstehende Feier des Sedanfestes solle zur Vorbereitung eines Staatsstreichs dienen. Das Blatt sagt:

Daß das Geschrei nach der Ermordung Carnots im vorigen Sommer einen Staatsstreich vorbereiten sollte, war uns von Anfang an klar und ist vor kurzem mit lobenswerter Offenheit eingestanden worden. Demselben Zweck, wie im vorigen Jahre das Geschrei vom „Schuß der Religion, Ordnung und Sitte," dient in diesem Jahre das angebliche Friedensfest zur Feier des Krieges von 1870/71. Der Plan stammt auch aus der nämlichen Quelle. Die reaktionären Instinkte und Leidenschaften sollen entfesselt und die Menschen und Völker dermaßen unter und gegen einander verheßt werden, daß eine dem Staatsstreich günstige Atmosphäre und Temperatur entsteht.

Zu Ehren der deutsch-amerikanischen Veteranen findet in Hamburg ein großer Kommers statt. Sie besuchen den Fürsten Bismarck in Friedrichsruh, der auf ihre Ansprache erwidert:

Ich fühle mich einmal hochgeehrt durch die Auszeichnung, die mir passirt, und durch Ihren Besuch, die Sie über See so weit hierher finden in den Wald, und dann macht es mir eine sehr große Freude, daß Sie die alten Erinnerungen festhalten und mich damit einbeziehen; cs thut mir sehr leid, daß ich nicht alle Ihre Reisegenossen hier empfangen kann, aber ich bin nicht so gesund und so kräftig, wie ich war, und wenn ich spreche, habe ich doch immer Schmerzen. Es ist ja bei achtzig Jahren überhaupt Gott zu danken, daß man noch Schmerzen auszustehen hat und lebt. Aber man wird doch wrack angestrichen und getakelt, aber die Planken taugen nichts mehr. Und so gehts auch mir, ich kann wohl noch zusehen, aber nicht mehr mitmachen, sonst wäre ich ja zu der Ausstellung nach Chicago gekommen; ich würde überhaupt gern die Vereinigten Staaten von Amerika gesehen haben, das ist von allen fremden Ländern für uns noch das sympathischste. Nach allen Erfahrungen, die ich mit frühern Dienern, Hausgenossen und Arbeitern gehabt habe, die dorthin gegangen sind, nnd mit denen ich zum Teil korrespondirt habe, geht es ihnen wohl da, und sie fühlen sich behaglich. Das kann ich von den Auswandrern nach den andern Ländern doch nicht so sagen.

2. September. Der Sedantag wird aller Orten im Reiche großartiger als bisher gefeiert. Beim Paradediner im königlichen Schlosse zu Berlin bringt der Kaiser folgenden Trinkspruch aus:

Wenn Ich am heutigen Tage einen Trinkspruch auf Meine Garden ausbringe, so geschieht es froh bewegten Herzens; denn ungewöhnlich feierlich und schön ist der heutige Tag. Den Rahmen für die heutige Parade gab ein in Begeisterung aufflammendes ganzes Volk; und das Motiv für die Begeisterung war die Erinnerung an die Gestalt, an die Persönlichkeit des großen verewigten Kaisers. Wer heute und gestern auf die mit Eichenlaub geschmückten Fahnen blickte, der kann es nicht gethan haben ohne wehmütige Rührung im Herzen; denn der Geist und die Sprache, die aus dem Rauschen dieser zum Teil zerfeßten Feldzeichen zu uns redeten, erzählten von den Dingen, die vor fünfundzwanzig Jahren geschahen, von der großen Stunde, von dem großen Tage, da das deutsche Reich wiederauferstand. Groß war die Schlacht, und heiß war der Drang und gewaltig die Kräfte, die aufeinanderstießen. Tapfer kämpfte der Feind für seine Lorbeeren; für seine Vergangenheit, für seinen Kaiser, kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung die tapfere französische Armee. Für ihre Güter, ihren Herd und für ihre zukünftige Einigkeit kämpften die Deutschen; darum berührt es uns auch fo warm, daß ein jeder, der des Kaisers Rock getragen hat oder ihn noch trägt, in diesen Tagen von der Bevölkerung besonders geehrt wird, ein einziger aufflammender Dank gegen Kaiser Wilhelm I.! Und für uns, besonders für die Jüngern, die Aufgabe, das, was der Kaiser gegründet, zu erhalten!

Doch in die hohe, große Festesfreude schlägt ein Ton hinein, der wahrlich nicht dazu gehört; eine Rotte von Menschen, nicht wert, den Namen Deutscher zu tragen, wagt es, das deutsche Volk zu schmähen, wagt es, die uns geheiligte Person des allverehrten verewigten Kaisers in den Staub zu ziehen. Möge das gesamte Volk in sich die Kraft finden, diese unerhörten Angriffe zurückzuweisen! Geschieht es nicht, nun dann rufe Jch Sie, um der hoch= verräterischen Schar zu wehren, um einen Kampf zu führen, der uns befreit von solchen Elementen.

Doch kann Ich Mein Glas auf das Wohl Meiner Garden nicht leeren, ohne dessen zu gedenken, unter dem Sie heute vor fünfundzwanzig Jahren gefochten haben. Der einstige Führer der Maasarmee steht vor Ihnen! Seit fünfundzwanzig Jahren haben Se. Majestät der König von Sachsen alles Leid und alle Freude, die Unser Haus und Land betroffen, treulich mit uns geteilt. Desgleichen auch Württembergs König, dessen höchste Freude es ist, in den Reihen des Gardehusarenregiments gestanden und Kaiser Wilhelm gedient zu haben, und der herbeigeeilt ist, um mit uns in Kameradschaft den Tag zu feiern. Wir können, wie gesagt, nur

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