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stande. Der Feind marschierte schon auf Liao-Tong und Mukden und bedrohte die hauptstädtische Provinz. Der Kaiser verlangte eine Entscheidung. Zwanzig Jahre haben wir das Vorrecht gehabt, Ihrer heiligen Majestät (d. h. der Kaiserin-Mutter) zu dienen. Wie konnten wir dulden, daß Lärm ihre Wohnung störe? Der Himmel hat uns ein Zeichen geschickt. Die See überflutete die Küste, und die Lager gerieten unter Wasser. Die verschiednen Pläne über Angriff und Verteidigung quälten uns. Bei Nacht zitterten wir, und bei Tage arbeiteten wir und befümmerten uns. Nach sorgfältiger Erwägung faßten wir unsern Beschluß. Die uns zugestellten Denkschriften Lassen wichtige Punkte aus. Die Beamten und das Volk des Reiches dürfen sich die Schwierigkeiten nicht verhehlen. Der Vertrag ist einmal_ratifizirt, und so müssen die Gründe für den Abschluß des Friedens veröffentlicht werden. Mögen unsre Unterthanen die eingerissenen Mißbräuche ausrotten. Die drängenden Fragen der Ausbildung der Armee und der Steuerreform müssen gründlich untersucht werden. Keine Saumseligkeit darf geduldet und kein Vorwand gelitten werden. Die Wahrheit muß hinfort vom Staate unterstüßt werden, und dieser wird den Beamten der Hauptstadt und der Provinzen durchaus Vertrauen schenken.

25. Mai. Nachdem ein japanischer Vizekönig für Formosa ernannt und eine Truppenabteilung dahin geschickt ist, erklärt sich die Insel als Republik, die als Flagge einen gelben Drachen im blauen Felde führen will. Diese Bewegung wird vom bisherigen chinesischen Gouverneur der Insel unterstüßt.

2. Juni. Japanische Truppen landen auf Formosa und schlagen die Streitkräfte der Aufständischen in die Flucht.

6. Juni. General Tscheng, der bisherige chinesische Gouverneur, der sich zum Präsidenten der Republik aufgeworfen hatte, flüchtet mit dem 45 000 Doll. betragenden Kassenbestande der Verwaltung Formosas.

7. Juni. Das deutsche Kanonenboot "Iltis" bricht mittelst einiger Kanonenschüsse den Widerstand, den die Aufständischen im nördlichen Formosa dem Auslaufen eines deutschen Handelsschiffs auf dem Hafen Hobe entgegengesetzt hatten.

10. Juni. Der deutsche Gesandte v. Gutschmidt überreicht dem Kaiser von Japan die Kette zum schwarzen Adlerorden, die ihm der deutsche Kaiser in Erwiderung der Verleihung der Kette zum Chrysanthemumorden verliehen hat.

19. Juni. Die Missionsanstalten in Kiating und Yotschau werden von Chinesen zerstört. Die chinesischen Beamten weigern sich, einzuschreiten.

24. Juni. Abschluß einer russisch-chinesischen Anleihe von 16 Millionen Pfund Sterling zu 4 Prozent, rückzahlbar in 36 Jahren. Sie ist während der kommenden 15 Jahre nicht konvertirbar, und es ist ausbedungen, daß China vor Ablauf des gegenwärtigen Jahres keine andre Anleihe aufnehmen darf. Die

Anleihe ist sicher gestellt durch die Zolleinnahmen der Vertragshäfen und durch eine absolute Garantie der russischen Regierung.

Ende Juni. Abschluß eines Vertrags Chinas mit Frankreich wegen Regelung der chinesisch-indochinesischen Grenze. Ferner erhält Frankreich folgende Zugeständnisse: Konsularagentur in Tiengheng, Konsulat in Hokkow, das offner Hafen wird; verschiedne Ortschaften werden dem französisch-anamitischen Handel und französischen Ansiedlern eröffnet; französische Ingenieure haben das Vorrecht zur Ausbeutung der Bergwerke in chinesischen Südprovinzen; vor allem aber darf Frankreich die Eisenbahnen über Anam hinaus weiter bauen und eine Telegraphenleitung zwischen Shemao und Mu-Anghahin anlegen. Kampf der Japaner auf Formosa gegen die Seeräuber (Schwarzflaggen).

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Ende Juli. In Tschengtu, der Hauptstadt der großen und volkreichen chinesischen Provinz Szutschuan am obern Yangtsekiang, kommen ausgebreitete Unruhen gegen die christlichen Missionare vor.

Anfang August. In Kutscheng und in Fatschan bei Kanton werden Missionare unter großen Grausamkeiten ermordet.

Ende August. In der chinesischen Provinz Kansu bricht ein Aufstand der muhammedanischen Dunganen aus.

1. September. Das Parlament von Japan bewilligt einen Kredit von 200 Millionen Yen (à 4 Mark) zum sofortigen Bau von 4 Hochseepanzern, 10 Küstenpanzern, 30 Torpedokreuzern und 50 Torpedobooten.

Anfang Oktober. Ein meistens aus Chinesen bestehendes Heer der Aufständischen auf Formosa wird von den Japanern besiegt. 18. Oktober. Infolge des Umschwungs, der die konservative Partei ans Ruder brachte, bricht Japan die diplomatischen Be= ziehungen zu Korea ab.

19. Oktober. Japan nimmt die von Deutschland, Rußland und Frankreich geltend gemachten Vorschläge an und ermäßigt die Entschädigung, die es von China als Ausgleich für die Räumung der Halbinsel Liaotong verlangt hatte, auf 30 000 000 Zaels; ferner erklärt sich Japan damit einverstanden, aus dem Abschlusse eines Handelsvertrags mit China keine Bedingung für die Räumung der Halbinsel Liaotong machen zu wollen; diese Räumung hat zu Ende des Januar 1896 stattzufinden. Endlich verpflichtet Japan sich, auf jede Kontrolle über den Kanal von Formosa zu verzichten, sowie Formosa und die Pescadoresinseln an keine andre Macht abzutreten.

Korea.

8. Januar. Der König Lihui erklärt in feierlichster Weise die Unabhängigkeit des Reichs. Es geschieht auf Antrieb Japans, das die von China beanspruchte Oberherrlichkeit über Korea nicht anerkennen wollte, woraus der japanisch-chinesische Krieg entstand.

Im Februar. Durch offne Aussprache mit dem König und der Königin gelingt es dem japanischen Gesandten Inouye, die Zusage zu erlangen, daß die Königin, die bisher alle der japanischen Regierung aufs feierlichste zugesagten Reformen hintertrieben hatte, sich nicht mehr in die Staatsgeschäfte einmischen werde.

17. August. Das infolgedessen eingeseßte Reform-Ministe= rium wird auf Betrieb der Königin gestürzt.

8. Oktober. Die auf Betrieb Japans neugebildeten drei Ba= taillone erheben, weil sie auf Anftiften der Königin aufgelöft wurden, einen Aufstand, stellen den frühern Regenten und Vater des Königs an die Spiße, erstürmen das königliche Schloß und ermorden die Königin.

Nordamerikanische Union.

1.

Rest der Session des 53. Kongresses.

11. Januar. Der Vorschlag des Schaßsekretärs Carlisle auf Schaffung einer Bankvaluta wird vom Repräsentantenhause mit 5 Stimmen Mehrheit abgelehnt.

25. Januar. Der Senat genehmigt die Garantie der Zinsen von 70 Millionen Dollar für den Nikaraguakanal.

27. Januar. Dem Repräsentantenhause geht eine Botschaft des Präsidenten der Republik zu, in der es heißt:

Der gefährlichste Punkt der Finanzlage sei, daß 500 Millionen Dollar in Gold einzulösender Billets in Umlauf seien, und daß das Geseß deren alsbaldige Wiederausgabe nach ihrer Einlösung verlange. Diese Billets entzögen

dem Schage dauernd die Goldreserve. Während des abgelaufnen Jahres seien über 172 Millionen Dollar dem Schaße behufs Ausfuhr entnommen worden. Eine genügende Goldreserve sei zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Kredits notwendig. Seiner, Clevelands, Ansicht nach müsse der Schaßsekretär ermächtigt werden, genügend Bonds auszugeben, um die Goldreserve zu erhalten, sowohl zur Einlösung und definitiven Tilgung der geseßlich zirtulirenden Billets, als auch für die in Gemäßheit des Gesezes von 1890 zum Ankauf von Silber ausgegebnen Billets. Diese Bonds würden nach 50 Jahren in Gold zurückzuzahlen, nur gegen Gold verkäuflich und nicht höher als dreiprozentig sein. Er sei gegen eine neue Emission von Bonds unter den gegenwärtigen Bedingungen, sei aber bereit, im Kongreß an jeder Maßregel mitzuarbeiten, die geeignet sei, den Verdacht, als wäre das Land nicht imstande, seinen nationalen Verpflichtungen ehrlich nachzukommen, zu beseitigen.

Nach der Verlesung dieser Botschaft bringt Springer einen Gefeßentwurf ein, der bezweckt, die Vorschläge Clevelands durchzuführen.

2. Februar. Der Antrag Springers wird abgelehnt.

8. Februar. Da keine Aussicht vorhanden zu sein scheint, daß das Repräsentantenhaus der Regierung in ihren Versuchen zur Finanzreform beisteht, so richtet Präsident Cleveland wiederum eine Botschaft an den Kongreß, worin er die Notwendigkeit betont, zur Aufrechthaltung der Goldzahlungen des Schazamts eine Anleihe aufzunehmen. Er habe mit einem Konsortium der Firmen Rothschild und Morgan wegen einer in 30 Jahren zurückzuzahlenden vierprozentigen Anleihe von 63 Millionen Dollars Gold abgeschloffen.

20. Februar. Im Senat wird eine von Jones beantragte Bill über die freie Silberprägung, obwohl sie bereits für dringlich erklärt war, unter dem Einfluß der Zeichnungen auf jene Anleihe zurückgezogen.

3. März. Der Senat genehmigt die Schiffs bill wegen Baues von 2 Panzerschiffen, 6 Kanonenbooten und 3 Torpedos. Der Kongreß bewilligt 5 Millionen Dollar für Zahlung der Zuckerausfuhrprämien während des laufenden Etatsjahrs.

-

II.

Einkommensteuergeseß.

20. Mai. Der oberste Gerichtshof erklärt das Gesetz, wodurch die Einkommen über 4000 Dollars mit einer Steuer von 2 Prozent belegt werden, für verfassungswidrig, weil diese Steuer eine direkte sei, nach der Verfassung aber direkte Steuern vom Kongreß nur nach Staaten und nach der Kopfzahl der Bevölkerung

auferlegt werden können, während die erwähnte EinkommensteuerBill alle Vermögen unter 4000 Dollars freiläßt und auch sonst Ausnahmen bestimmt.

III.

Staatswahlen.

5. Mai. Die Wahlen von Gouverneuren und geseßgebenden Körperschaften in dreizehn Staaten fallen zu Gunsten der Republikaner aus, wodurch der am 6. November 1894 von dieser Partei bei den Neuwahlen zum Repräsentantenhause errungne Sieg bestätigt wird.

IV.

1. Seffion des 54. Kongresses.

2. Dezember. Beginn der Seffion. Das Repräsentantenhaus wählt den Republikaner Reed zum Sprecher. Dem Kongresse geht eine Botschaft des Präsidenten der Republik zu.

"

Die Botschaft behandelt hauptsächlich die Finanzlage. Sie sei so verwickelt und schwierig, daß sie eine schleunige und wohlbedachte Behandlung erfordre. Die Botschaft berührt die außerordentlich große Goldentnahme aus dem Schaß seit dem 14. Juli 1890 und die sich daraus ergebende Herabminderung der Goldreserve des Schaßes, die somit praktisch nicht in Wirksamfeit getreten sei. Bezüglich der Frage der Einlösung von Noten der Vereinigten Staaten sei das einzig praktische Heilmittel die Einziehung und Vernichtung von den Greenbacks" genannten Staatsnoten und von den Schatnoten, die zur Zahlung von Silberkäufen ausgegeben sind; dies würde herbeigeführt werden durch Umtausch dieser Noten gegen langsichtige nedrig verzinsliche Bonds von teils hohem, teils niedrigem Betrage. Der Schaßsekretär müßte ermächtigt werden, im Bedarfsfalle diese Bonds im Auslande gegen Gold zu verwenden. Diejenigen, die im Namen des Bimetallismus für freie Münzprägung eintreten, urteilten von cinem trüben Standpunkt aus. In Bezug auf die Beziehungen zu Großbritannien weist die Botschaft auf eine Note vom Juli d. J. hin, in der bestimmt erklärt wurde, daß die Politik der Vereinigten Staaten entschieden gegen eine auf dem Wege der Gewalt erfolgende Gebietserweiterung irgend einer europäischen Macht auf dem amerikanischen Kontinent gerichtet sei. Die Vereinigten Staaten hätten daher Anlaß genommen, gegen eine Gebietsvermehrung von Britisch-Guyana, die den Rechten und Wünschen Venezuelas widerspreche, zu protestiren, die ganze Frage müßte ohne weiteres einem Schiedsspruche unterworfen werden, England habe auf diese Note noch nicht geantwortet. Sodann beklagt der Präsident den Konflikt auf Kuba. Trog der Sympathie einzelner Amerikaner für jene, die für größere Autonomie und

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