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Auch bei der Infanterie geschah viel für die Beweglichkeit und Ausrüstung.

Zur Verminderung des bis dahin ungeheuren Troffes führte der König die Tornister ein und schaffte fast sämmtliche Bagagewagen ab. Die Zelte und Kochkessel wurden auf Bagagepferden transportirt und außer den Brod- und Munitionswagen verblieben den Regimentern nur noch wenige ihnen gestattete Fuhrwerke, so daß sich die preußische Armee in dieser Hinsicht wenigstens bis zum Hubertsburger Frieden durch eine nachahmenswerthe Einfachheit auszeichnete. In der Ele= mentartaktik wurde bei der Infanterie gleichwie bei der Artillerie auf das Geschwindfeuer ein außerordentlicher Werth gelegt und find darin die Nachwirkungen der holländischen Schule unverkennbar.

Die „Instruction, Vor die sämtpl. Chefs und Commandeurs derer 5 Regimenter Infanterie so mit zu Felde gehen sollen.“ d. d. Berlin d. 8. Marty 1734

sagt in § 8 wörtlich:

„Nachdem auch das Font und die Stärke der Preuß. Infanterie ist, Das geschwinde Laden und schießen, also sollen die Chefs und Commandeurs der Regimenter wohl darauf halten, daß die Bursche wohl in Ordnung bleiben, auch allemal ihre 30 gute patronen bei sich haben."

Ferner in § 9:

,,Das Pulver sowohl als die Kugeln sollen die RegimenterInfanterie allemal von der Preußischen Artillerie in gemachten scharfen patronen, durchaus aber nicht in loß Pulver bekommen.“

„In Actionen soll auch die Artillerie nicht weit hinter die Regimenter-Infanterie so in der zweiten Linie stehen, die PulverWagens haben, daß wofern die Regimenter ihre scharfe patronen verschoffen hätten, sie gleich mehrere wieder bekommen können.“

„Es soll die Artillerie dahero jeder Zeit, außer denen 30 scharfen patronen so jeder Soldat bekommt, noch 40 bis 50 scharfe

patronen, vor jedem Soldaten in Vorrath haben, damit es hierunter niemals fehlen können.“

Die Muskete, welche die Pike schon unter Friedrich I. aus der Armee verdrängt hatte, war bereits mit dem französischen Steinschloß und dem Dillenbajonnet versehen und alle Dienstleistungen wurden mit aufgestecktem Bajonnet verrichtet, allein man scheint darauf doch noch kein zu großes Vertrauen geseht zu haben, da man sich des aus dem vorigen Jahrhundert stammenden spanischen Reiters, als Schußmittel gegen Kavallerie-Angriffe, immer noch nicht entschlagen konnte, wie aus § 10 der mehrgedachten Instruktion hervorgeht, worin es heißt:

„Bei denen Pulver-Wagens, so mit der Munition hinter die Regimentes - Infanterie die zweite Linie halten, sollen auch die Spanische-Reuter-Wagens sein.“

Es folgen hierauf weitere Bestimmungen darüber, wie 16 spanische Reiter 50 Schritt vor dem Bataillon durch 1 Ober- und Unteroffizier und 32 Grenadiers aufgestellt und aneinander gehängt werden, auch daß diese Grenadiere sich, wenn das Bataillon chargirt, platt auf die Erde niederlegen sollen, um nicht getroffen zu werden.

Dagegen wurden die Handgranaten bei der Infanterie außer Gebrauch gesezt und die Pallasche abgegeben. Von den alten Schußwaffen blieb nur noch der Brustharnisch der Kürassiere und die eiserne Blechkappe im Hute übrig.

Die Kavallerie saß zwar nicht mehr wie früher im Gefechte ab, um zu Fuß zu kämpfen, aber sie bediente sich der Feuerwaffen noch eben so wie vordem und wurde im Geschwindfeuer noch ebenso, obschon mit weniger Erfolg geübt, wie die Infanterie.

Der König war für diese Waffe nicht sehr eingenommen und sie wurde, wenn auch nicht in der Ausrüstung, so doch in der taktischen Ausbildung gegen die Infanterie vernachlässigt, wodurch ihre kriegerische Brauchbarkeit in einem von Friedrich II. späterhin sehr gerügten Maße litt. Noch 1727 stand sie in drei Gliedern und führte reglementsmäßig keine anderen Bewegungen aus, als die bei der Infanterie gebräuchlichen, wobei sie sich der Wendungen zu Vieren bediente.

Die Artillerie unter Friedrich dem Großen, im ersten

schlesischen Kriege.

Wir nähern uns jezt jener Epoche, welche mit dem Regierungsantritt König Friedrichs II. so ruhmvoll für die Armee und so reichhaltig für die Taktik der Artillerie werden sollte.

In den ersten schlesischen Krieg trat die preußische Artillerie mit dem unter der vorigen Regierung beschafften Material und mit derselben Taktik ein, welche wir so eben zu schildern versucht haben.

Außer den Regimentsstücken wurde nur eine schwache Positionsartillerie für diesen Feldzug ausgerüstet und beim Ausmarsche nach Schlesien im Dezember 1740 der Armee nachgeführt, so wie, da man auf einige Belagerungen rechnete, ein kleiner Park von Belagerungsgeschüßen, mittelst Wassertransports dahin dirigirt. Dennoch blieb, ungeachtet dieser schwachen Kräfte, die preußische Artillerie der in Material und Organisation ganz vernachlässigten österreichischen in den ersten schlesischen Kriegen stets überlegen.

Bei ihrem ersten Auftreten in der Schlacht von Mollwig, 10. April 1741, zählte sie 66 Bataillonsgeschüße und 28 Positionsgeschüße oder 3 Piecen auf 1000 Mann, gegen 36 leichte und 18 schwere österreichische. Sie eröffnete die Schlacht durch ein verheerendes Feuer gegen die zuerst aufmarschirten österreichischen Kavallerie-Regimenter und hatte beim Avanciren mit der Infanterie einen großen Erfolg gegen die im Verlaufe des Gefechts in dichte Massen zusammengedrängten feindlichen Bataillone.

Bei Czaslau, 17. Mai 1741, war sie bei 18000 Combattanten 80 oder mehr als 4 Geschüße auf 1000 Mann stark, während die Oefterreicher außer ihren Bataillonsgeschüßen nur 30 schwere Stücke hatten. Sie echarpirten mit einer vor dem rechten Flügel der Armee placirten schweren Batterie die österreichische Stellung sehr wirksam, während die übrigen Geschüße sich vor der Front, in mehrere Batterien vertheilt, befanden..

Erleichterung des Artilleriematerials nach dem ersten schlesischen Kriege.

Da man bei Mollwiz nahe daran gewesen war, bei den schweren Kalibern Mangel an Munition zu erleiden, so faßte der König eine

große Vorliebe für leichte Geschüße, theils weil für sie mehr Munition mitgeführt werden konnte, theils weil sie ein rascheres Feuer erlaubten.

Diese Vorliebe stand durchaus im Einklange mit den in der Armee üblichen Ansichten, nach welchen man den Hauptwerth der Artillerie in den Bataillonsgeschüßen des leichtesten Kalibers suchte, die schweren Geschüße aber als ein zwar nothwendiges, doch auf ein Minimum zu beschränkendes Uebel ansah. Es ist nicht zu bestreiten, daß diese Ansichten so lange eine Berechtigung hatten, als die Artillerie des Gegners zu ohnmächtig war, eine Aenderung derselben zu erzwingen.

Der König schreibt darüber unterm 11. August 1741 an den Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau Folgendes:

„Ich bin gesonnen für Ew. Liebden unterhabende Armee, auf das künftige Jahr eine neue Feldartillerie machen zu lassen, dergestalt, daß solche aus 60 Dreipfündern bestehen soll, hingegen Ich alle die Sechspfünder abschaffen und umgießen lassen will, weil erstere besser zu tractiren sind und damit geschwinder gefeuert werden kann.“

Darauf erwiederte der Fürst:

„Es ist gewiß andem, daß in einer Feldschlacht mit den dreipfündigen Kanons viel geschwinder fortzukommen und selbige insonderheit viel geschwinder können geladen werden, als die Sechspfünder. Hingegen werden Ew. Königliche Majestät nicht in Ungnade deuten, daß ich dieses ganz unmaßgeblichst doch pflichtschuldigst und unterthänigst beifüge und erinnere, daß wenn Ew. Majestät sollten nöthig finden, gnädigst zu befehlen, daß eine Armee von Euer Majestät einen Fluß passiren sollte, ich nach meiner wenigen Einsicht und Experience dafür halte, daß zu solcher Expedition die dreipfündigen Stücke zu klein sind, die daselbst befindlichen feindlichen Posten zu delogiren. Auch wenn die feindliche Armee anmarschirte, würde man sie mit solchen kleinen Kanons nicht weit genug obligiren können, von Weitem sich zu deployren und in Schlachtordnung zu stellen. Wegen dieser angeführten, mir däucht sehr klaren Raisons, halte ich dafür, daß eine komplette Feldartillerie von 2 oder 4 Haubißen, 6 zwölfpfündigen, 10 sechspfündigen, und 40 dreipfündigen Kanons für Ew. Majestät Dienst zu formiren, höchst nöthig sei."

aus:

Der König spricht sich hiernach unter Andern folgendermaßen

„Nach meinem Plan aber wäre Jch gesonnen, die Feldartillerie von 40 Bataillons auf folgenden Fuß zu sehen und zwar: 60 dreipfündige Kammerstücke nebst 100 Schuß zu jeder Kanone, nach des Major Holzmann Invention, daß nämlich alles, was dazu erfordert wird, auf solche mitgeladen und selbige nur von 2 Pferden gezogen, sonst aber kein besonderer Munitionskarren dazu erfordert wird. Ferner sollen bei dieser Feldartillerie sein, 6 sechspfündige Kammerstücke nebst 50 Schuß, jede Kanone zu 3 Pferden, 2 zwölfpfündige Kammerstücke nebst 24 Schuß zu 6 Pferden, 2 vierundzwanzigpfündige Kammerstücke zu 10 Pferden und 4 achtzehnpfündigen Haubißen zu 4 Pferden. Dies sind meine Gedanken, welchergestalt Ich gern eine solche Artillerie einrichten wollte und würde es mir lieb sein, wenn Ew. Liebden noch etwa hierbei ein oder anderes zu bemerken hätten, daß Dieselben Mir Dero solche Gedanken zu kommuniciren belieben wollten.“ In seiner Antwort erklärt sich der Fürst vollkommen einverstanden. Mit diesen der entschiedensten Offensive entsprechenden Ansichten des Königs, waren die Grundzüge einer neuen Feldartillerie ausgesprochen, wie sie nach dem ersten schlesischen Kriege im Jahre 1742 formirt wurde. Ihr Grundgedanke war Erleichterung des Materials und Erhöhung der Beweglichkeit. Die dreipfündigen Regimentsstücke bildeten, nach wie vor, ihren Hauptbestandtheil, alle schwereren Kanonen und sämmtliche Haubißen sollten zur Positionsartillerie gehören, jedoch nur in sehr beschränktem Maße vorhanden sein. Man wollte in allen Kalibern nur leichte Geschüße haben, verlangte daher, außer bei den Dreipfündern durchweg die Kammerkonstruktion.

Einführung von Kammerkanonen.

Kanonen mit konischer Kammer waren keine Neuerung in der Armee, sondern existirten schon unter dem großen Kurfürsten, allein man hatte ihnen noch unter König Friedrich Wilhelm I. auf jedes Pfund des Kugelgewichts 150 Pfd. Metall gegeben, während man jekt, unter den vorwaltenden Erleichterungsbestrebungen es für erlaubt hielt, unter dieses an sich sehr richtige und für glatte Kanonen noch in der

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