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und 3600 Reiter, also eine Summe von 19.500 Mann und 16.000 Reiter.

Eine andere Möglichkeit, den Stand zu bestimmen, bietet eine bald nach der Schlacht verfaßte Zusammenstellung, wie stark die beteiligten Truppen ausrücken konnten. Den ausgewiesenen Gefechtsverlust zurechnend, müßte man die Gefechtsstärke in der Schlacht erhalten. Im Anhang III wurden diese Stände ersichtlich gemacht, gleichzeitig auch der sehr verschiedene Sollstand der Regimenter beim Einmarsch in Böhmen und der konstatierbare Gefechtsverlust in den früheren Kämpfen. Diese Zusammenstellung liefert im allgemeinen recht glaubhafte Resultate*). Nur bei den Regimentern Wied und Münchow zeigen sich Gefechtsstärken, die den ursprünglichen Sollstand übersteigen. Entweder hat sich hier bei den Angaben ein bedeutender Fehler eingeschlichen oder wurden vielleicht Verwundete, die dienstfähig waren, doppelt gezählt. Wahrscheinlich ist, daß der Verlust um 150, beziehungsweise 250 Mann zu hoch angesetzt ist. Der Abgang jener Regimenter, die nicht bei Prag fochten, jedoch in anstrengendem Zernierungsdienst standen, schwankt zwischen 164 und 325 Mann, wobei nicht ausgeschlossen ist, daß beim eiligen Abmarsch des Fürsten Moritz und Friedrichs Abkommandierte zurückblieben, so daß der Schwund durch Krankheit und Desertion geringer zu bewerten ist. Bei den übrigen Regimentern ist dieser nicht in seiner Gänze zu konstatieren, da wohl zahlreiche Verwundete aus den früheren Kämpfen schon wieder in der Front standen, so daß der Marschverlust sich tatsächlich höher stellt, als er hier mit 47-319 Mann zu errechnen ist. Überdies fehlt jeder Anhaltspunkt, welchen Zuwachs die preußischen Truppen seit dem Einmarsch in Böhmen erhielten. Er mag bei der üblichen Einstellung von Überläufern und gewaltsamen Aushebungen im besetzten feindlichen Lande keineswegs unerheblich gewesen sein.

Nach dieser Zusammenstellung wäre in der Schlacht die Infanterie über 21.000 Mann, die Linienkavallerie, ohne die Eskadron Garde du Corps, fast 9200 wenn man die meist höhere Einbuße an Pferden in Rücksicht zieht, nahezu 9600 Reiter stark gewesen. Die 50 Schwadronen Husaren hatten

*) Für die ansehnliche Stärke der meisten Bataillone spricht, daß sie bei Kolin nicht wie üblich in 8, sondern in 10 Pelotons geteilt wurden. Seit der beträchtlichen Erhöhung der Stände (bei der Mehrzahl der Bataillone um 250 Mann) waren die Pelotons offenbar zu groß geworden, um von einem Kommandanten beherrscht zu werden.

von ihrem geringen Sollstand (129 Reiter pro Schwadron) wegen ihres weit anstrengenderen und insbesondere während der Operationen Beverns das Pferdematerial sehr hernehmenden Dienstes gewiß schon so viel eingebüßt, daß sie kaum mehr 5000 Reiter zählten, so daß diese Rechnung die Kavallerie nur mit 14.000 Reitern beziffern läßt.

Wie dem immer sei, war Daun seinem Gegner an Infanterie jedenfalls bedeutend überlegen, mehr als anderthalbmal. Weniger machte sich die wohl auch vorhandene Überzahl an Reitern geltend, insbesondere da die österreichischen Husaren, vornehmlich für den kleinen Krieg geschult, in der Bataille rangée nicht als vollwertig zu zählen waren, während in der preußischen Armee zwischen Linienkavallerie und Husaren kein wesentlicher Unterschied bestand.

An Artillerie brachten die Preußen 28 schwere Geschütze und mutmaßlich nur die Linienartillerie von 31 Bataillonen, also 62 Stück, in den Kampf. Vermutlich führten die Grenadierbataillone Finck und Waldow, die nach der Prager Schlacht in ein Bataillon formiert, vor Kolin aber wieder getrennt wurden, was auf das Einrücken von rekonvaleszenten Verwundeten weist, nur 2 Geschütze mit. Nach einem Akt im preußischen geheimen Staatsarchiv soll diese Artillerie aus 3 Mörsern, 4 Haubitzen, 21 Zwölf-, 12 Sechs- und 50 Dreipfündern zusammengesetzt gewesen sein, doch stimmt dies insofern nicht, als sich unter den österreichischerseits erbeuteten 45 Geschützen 18 Sechspfünder befanden*), die also weit zahlreicher vertreten waren. Daun war an Stückzahl jedenfalls anderthalbmal überlegen und wenn die größeren Kaliber bei den Preußen stärker vertreten waren, so wurde dies durch die bessere Stellung und die wesentlichen Verbesserungen, die der Tätigkeit des Fürsten Wenzel Liechtenstein zu danken waren, reichlich wettgemacht.

Der Vormittag des 18. Juni.

Der österreichische Heerführer hatte seinen Standpunkt auf der Poboř-Höhe, gegen die er den preußischen Angriff erwartete, vor der Front seines Infanterieregiments gewählt. (Nachträgliche Relation von Daun-Infanterie.) Zwischen 4 und 5 früh begann bei Planjan die Plänkelei der beiderseitigen

*) Das preußische Generalstabswerk gibt allerdings andere Zahlen für den Geschützverlust als die österreichische Nachweisung: 4 Haubitzen, 9 Zwölf-. 10 Sechs- und 22 Dreipfünder.

Vortruppen, um 6 brachen preußische Truppen aus dem Ort hervor, so daß Daun hoffen durfte, seine Voraussetzung eines Angriffes auf die Poboř-Höhe werde sich erfüllen. Er traf daher Vorbereitungen für den zu erwartenden Kampf. Da anzunehmen war, daß Friedrich mit dem Vorgehen seiner Infanterie einen mächtigen Reiterangriff gegen das Kavalleriezentrum in der Ebene einleiten werde, nahm der Feldmarschall darauf Bedacht, seine Infanterie für den Fall einer unglücklichen Wendung des Reiterkampfes sicherzustellen. GdK. Stampach erhielt Befehl, aus den Elitekompagnien seiner Kavallerieregimenter zwei Abteilungen zu formieren, die beiderseits hinter den anstoßenden Infanterie flügeln zu bleiben hatten, um sich Flankenattacken feindlicher Reiter entgegenzuwerfen. Das Ausscheiden dieser Reiter aus der Front erzeugte offenbar eine Lücke, denn Daun sah sich veranlaßt, das Bataillon Mercy des Reservekorps heranzuziehen, das am linken Flügel der Division Andlau neben Puebla - Infanterie aufmarschierte.

Die Aufstellung der Elitekompagnien und des Bataillons Mercy zeigt der Trattnersche Plan; daß sie erst am Morgen eingenommen wurde, lehrt die nachträgliche Relation von Mercy, der auch zu entnehmen ist, daß die hinter dem Bataillon aufgestellte Elitereiterei vom Obstlt. Burghausen der O'DonellKürassiere kommandiert wurde. Als Befehlshaber der anderen Abteilung nennt Stampach in einem Belobungsantrag den aggregierten Obersten Panovsky der Alt-Modena Küras

siere.

GFWM. Müffling besetzte mit seinem Detachement Poboř und schob anscheinend die Grenadiere bis in den Meierhof von Hradenin vor. Beide Örtlichkeiten wurden in Verteidigungszustand gesetzt. (Relation von Sachsen-Gothaund de Ligne-Infanterie)

Im Zusammenhang mit diesen Vorbereitungen verständigte Daun alle Kommandanten, daß bei einem unglücklichen Ausgang des Kampfes der Rückzug gegen Suchdol zu erfolgen habe, die natürlichste Richtung, falls Friedrich von Planjan her direkt angriff. In Erinnerung der zahlreichen Unfälle, die sich in früheren Schlachten und erst jüngst bei Prag durch das Herausbrechen einzelner Gruppen aus der Verteidigungsstellung zum Gegenangriff ergeben hatten, soll Daun überdies allen Kommandanten eingeschärft haben, sich auf die Behauptung der Stellung zu beschränken und Gegenstöße zu unterlassen. (Cognazzo, Geständnisse eines Veteranen.)

Wie verschiedene Ereignisse während der Schlacht zeigen, bestand ein solcher Befehl nicht. Es ist jedoch möglich, daß Daun am Abend nach der Schlacht planloses und bei der herrschenden Dunkelheit gefährliches Nachstoßen verbot.

Nádasdy, über dessen Tätigkeit nur sehr dürftige Angaben vorliegen, scheint auf die Meldung vom Herausbrechen preußischer Reiter aus Planjan seine Husaren in den Raum nördlich Křečhoř vorgeführt zu haben. So berichtet das alte preußische Generalstabswerk, während das neue annimmt, daß sich die Husaren nördlich Břistwi aufstellten, wie Retzow erzählt. Nádasdy dürfte gleichfalls den Hauptkampf bei Poboř erwartet und beabsichtigt haben, den rechten Flügel des Corps de bataille gegen Umgehungen preußischer Husaren durch eine kordonartige Aufstellung zu schützen. Zu diesem Behufe ließ er die sächsischen Chevaulegers und die Kommandierten der Linienkavallerie hinter der Křečhoř-Höhe in einer sehr ausgedehnten Aufstellung zurück, so daß der linke Flügel, Prinz Karl-Chevaulegers, in der Staffel rechts rückwärts des Corps de bataille, der rechte, die Kommandierten der Linienkavallerie, nach dem Bericht eines Obrlt. Trux, zur Zeit der Schlacht Gemeiner von Jung Modena, südlich des kleinen Wäldchens von Křečhoř, Eichenbusch genannt, hinter der nach Radowesnitz ziehenden Tiefenlinie stand. Letztere wird in den verschiedenen Relationen teils als Hohlweg, teils als Ravin bezeichnet.

Mit den Husaren wollte Nádasdy offenbar in einem Haken vorwärts, mit dem Rücken gegen Kolin, den Raum bis zur Elbe absperren. Da nach dem Bericht des FML. Greven die diesem unterstellten 3 Schwadronen verschiedener Husarenregimenter den linken Flügel der Aufstellung bildeten und in den Raum zwischen dem Eichenbusch und Křečhoř gewiesen wurden, ist anzunehmen, daß sich die Front der Husaren von Křičhoř zur Elbe zog. Um diesen weiten Raum zu decken, ließ Nádasdy die einzelnen Abteilungen große Intervalle nehmen und stellte dahinter in gleicher Weise ein 2. Treffen derart auf, daß dessen Gruppen hinter den Intervallen standen, also schachbrettförmig, wie durch die preußischen Berichte. erwiesen ist. Eine derartige Formation war wohl zur Abwehr kleiner Streifabteilungen, nicht aber eines ernsten Reiterangriffes geeignet.

Als Stützunkt der ganzen Aufstellung wurde Křečhoř mit den beim Korps befindlichen Grenzern, nach den Verlusten zu urteilen zweifellos von den 2 Bataillonen Banalisten besetzt,

deren Einpfünder und mutmaßlich auch einige dem Korps Nádasdy zugeteilte leichte Geschütze der Reserveartillerie bei Křečhoř auffuhren. Daß auch nach Bristwi Grenzer kamen. wie das preußische Generalstabswerk annimmt, ist nirgends zu ersehen, auch nicht wahrscheinlich, und es findet sich im Verlaufe der Schlacht kein Moment, in welchem um diesen Ort gekämpft worden wäre.

Bis 8h früh war Daun so weit im klaren, daß er seine Voraussetzung, die Preußen würden von Planjan direkt gegen Poboř vorgehen, als irrig erkannte. Er sah nicht nur ihre Vorhut über Noveměsto längs der Kaiserstraße vorgehen, sondern auch die Haupttruppe in mehreren Kolonnen in der gleichen Richtung folgen. Noch schien es, als wenn sich ein Angriff über Břežan und Blinka gegen die eigene Front vorbereite, da die Preußen, als ihre Tete bei Zlaté slunce (Wirtshaus Zur goldenen Sonne) angelangt war, aufschwenkten und etwa 300 Schritte südlich vorrückten. Vielleicht bezweckte Friedrich damit Raum für die geordnete Aufstellung der aus den langgezogenen Kolonnen aufmarschierenden Truppen zu gewinnen, doch wurde diese Bewegung österreichischerseits als eine Verlockung aufgefaßt, die gute Stellung auf den Höhen zu verlassen und zum Angriff zu schreiten. (Französische Relation.)

Daun ließ sich indessen nicht aus der Ruhe bringen. Die Truppen, die beim Erscheinen des Feindes zu den Waffen gegriffen hatten, durften sich niedersetzen; gleiches tat Daun, der geduldig die weitere Entwicklung der Ereignisse abwartete. Gleichwohl waren es spannungsvolle Augenblicke. Die Beobachter glaubten demonstrative Bewegungen preußischer Truppen von deren linken gegen den rechten Flügel zu erblicken, mutmaßten aber, da sich die Front nicht verlängerte, daß Friedrich dieselben Abteilungen hinter der Front verdeckt wieder zurückmarschieren ließ; wo tatsächlich Anzeichen auf solche Märsche hindeuteten. Man wollte sogar die Rücksendung von Truppen nach Planjan wahrgenommen haben, was den Schluß erlaubte, der Gegner lenke absichtlich die Aufmerksamkeit auf jene Seite, um über seine Angriffsabsicht zu täuschen.

Dies gab Daun den Anlaß, gerade im Gegenteil hinsichtlich seiner rechten Flanke mißtrauisch zu werden, gar da er die geringe Stärke der nach Planjan abgegangenen Abteilung erkannte.

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