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vom Vormarsch österreichischer Kolonnen längs der Suzawa und der Kaiserstraße. Wo sich Dauns Gros befand, war nicht zu erfahren.

Am 17. mußte Friedrich mit dem Antritt des Vormarsches bis Nachmittag warten, da der von Nimburg herangezogene sechstägige Brotvorrat unterwegs von Baboczays Husaren aufgehalten wurde und die Befreiung die Entsendung eines Detachements nötig machte. Nun beschloß der König, gerade gegen Kolin vorzurücken, um Dauns rechte Flanke zu bedrohen, wenn dieser wirklich hinter Zasmuk stand, wie die letzten Nachrichten glauben ließen, und sich gleichzeitig in den Besitz der Kaiserstraße zu setzen. Der Vormarsch führte auf den linken Flügel der österreichischen Stellung, die der beim Vortrab weilende König plötzlich zu Gesicht bekam. Ein Angriff in der Front oder in der linken Flanke war unmöglich, weshalb sich Friedrich zum Abschwenken nach Norden entschloß. Längs des westlichen Ufers der Kaurimka abwärts rückend, kamen die Preußen in eine Stellung zwischen Kauřim und der Kaiserstraße). Als ihre Vortruppen sich letzterer näherten, berief GFWM. Beck die auf der Straße vorgetriebenen Husaren Baboczays nach Planian zurück und schob, um deren Marsch zu decken, die Kommandierten der Linieninfanterie, 800-1000 Mann, mit 4 Geschützen längs des westlichen Ufers der Kauřimka vor. Als sich aber die preußische Vorhut entwickelte und überlegene Artillerie in Tätigkeit brachte, mußten die Österreicher den Rückzug antreten, der ihnen von den anscheinend links. überflügelnden Preußen verlegt wurde, so daß sie sich über die Beczvarka in Sicherheit bringen mußten, was bei Žábonos geschah, wo sie sich festsetzten. (Bericht des FML. Freiherrn v. Schröder vom 22. Juni 1787.)

Friedrich sandte einige Bataillone auf die Höhen westlich Planjan vor, um seine linke Flanke zu sichern, gleiches geschah rechts durch Besetzung von Kauřim, wo sich die Trains sammelten. Vor der Front längs der Kauřimka standen die Husaren auf Vorposten. Als es Abend wurde, bemerkten sie große Staubwolken im österreichischen Lager, doch war nicht zu ermitteln, wohin der Abmarsch, auf den diese Erscheinung offenbar deutete, gerichtet war. Ging Friedrichs Hoffnung in Erfüllung, daß Daun jedem Kampf durch eiligen Rückzug ausweichen werde,

*) Situation am 17. Juni siehe Textskizze.
Streffleur 1911, I.

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oder versuchte er es, einen anderen Weg nach Prag zu ge. winnen?

Der Morgen des 18. Juni brachte keine Aufklärung. In Planjan und an allen Übergängen der Beczvarka wurden. Grenzer und Husaren festgestellt, die jeden Erkundungsversuch abwiesen; der im Talgrunde liegende dichte Nebel verwehrte den Ausblick auf die dahinter liegende Gegend. Friedrich entschloß sich zum Vormarsch längs der Kaiserstraße gegen Kolin. War Daun im Rückzuge, so wurde dadurch seine Bewegung beschleunigt, manövrierte er gegen die Suzawa, so benahm ihm wohl der Vormarsch gegen seine Magazine die Lust zu gefährlichen Abenteuern und bewog ihn zur schleunigen Umkehr.

Als GLt. Tresckow um 5h früh gegen Planjan vorging, genügten einige Kanonenschüsse, um einige kleine Abteilungen Grenzer und Husaren zur Räumung des Ortes zu veranlassen. Erstere wichen gegen Süden, letztere längs der Kaiserstraße zurück. Tresckow versicherte sich des Überganges, worauf die preußische Armee um 6h früh den Vormarsch begann. Der Train blieb unter Bedeckung der Manteuffel-Grenadiere bei Kauřim zurück.

Vergeblich hielt Friedrich vom Kirchturm in Planjan nach dem Gegner Ausschau, dessen Abmarsch immer wahrscheinlicher wurde, da sich der Ort beim Angriff Tresckows offenbar viel schwächer besetzt erwiesen hatte als am Vortage. Indessen trieb GLt. Zieten mit der Vorhut (4 Bataillone, 35 Eskadronen) die kleinen Husarenabteilungen, die bei Planjan auf Vorposten gewesen waren, mit leichter Mühe immer weiter längs der Kaiserstraße zurück. Als aber Zieten die von Chocenitz herabziehende Tiefenlinie überschritten hatte, sah er seinen bisherigen Gegner östlich Braditz bei einer dort haltenden Linie von Husarenpatrouillen Stellung nehmen und dahinter quer über die Kaiserstraße zwei lange, aber durch große Intervalle durchbrochene Kavallerietreffen, die den Raum zwischen Křečhoř und der Elbe absperrten. Dies veranlaßte Zieten zum Haltmachen westlich Braditz. Seine Infanterie unter GM. Hülsen dürfte hinter der Chocenitzer Tiefenlinie Stellung genommen haben.

Friedrich erhielt die Meldung von der Anwesenheit stärkerer feindlicher Kräfte etwa zur Zeit, als er an der Tete der Haupttruppe Noveměsto durchschritten hatte. Den Oberstock des nahegelegenen Wirtshauses zur goldenen Sonne (Zlaté slunce) aufsuchend, um die Gegend zu überschauen,

gewahrte er zu seiner Überraschung auf weiten Kanonenertrag in der südlichen Flanke die österreichische Armee in Schlachtordnung aufmarschiert.

Dauns Stellung). Beiderseitige Streitkräfte.

Daun hatte, als die Preußen am 17. nachmittags vor dem österreichischen Heere nordwärts defilierten, den nächsten Zug seines Gegners, den Vormarsch gegen Kolin, richtig erraten. Fest entschlossen, es auf den früher oder später doch unvermeidlichen Kampf ankommen zu lassen - ein Entschluß, der dem in diesem Fall mit Unrecht als Zauderer verschrienen Feldmarschall um so höher anzurechnen ist, als er das Heer Friedrichs nach allen Nachrichten auf 60.000 Mann angewachsen glauben mußte gedachte Daun, sich seinem Gegner auf den Höhen südlich der Kaiserstraße zur Schlacht zu stellen, wo das Gelände der Verteidigung viele Vorteile bot. Da den Preußen indessen zuzumuten war, daß sie bei zeitgerechter Erkenntnis der geänderten Situation geradeaus über den Beczvarka-Bach zum Angriff vorgingen, mußten auch dagegen Vorsorgen getroffen werden. So beschloß Daun, das Gros der Armee in jene Front zu bringen, die früher das Reservekorps als rechte Flankendeckung innegehabt hatte, hingegen dieses Korps als nunmehrige linke Flankendeckung die bisher vom Gros der Armee besetzte Stellung beziehen zu lassen.

zu dunkeln begann, um 8h abends, wurde die Bewegung angetreten, was ohne Zeitverlust geschehen konnte, da die großen Trains schon früher zurückgesendet und nachmittags, als die Preußen vor der Stellung erschienen, die Zelte abgebrochen worden waren. Doch gestaltete sich die Bewegung der Truppen infolge der Gegenmärsche sehr schwierig und stockend, so daß die ganze Nacht verging, ehe alles an Ort und Stelle stand.

Alle Angaben stimmen darin überein, daß sich der linke Flügel der Front auf der Höhe zwischen Boschitz und Pobor, der rechte auf jener südwestlich Chocenitz befand, welch letztere, Přerowsky-Höhe genannt, die westliche Kuppe des Kamhajek-Rückens bildet. Ferner wird allgemein als besonders erwähnenswert hervorgehoben, daß Daun sich von dem Herkommen insofern freimachte, als er der Geländegestaltung Rech

*) Hierzu Plan, Beilage 1.

nung trug und die Kavallerie des linken Flügels in der Mitte auf der zwischen der Poboř und der Přerowsky-Höhe gelegenen Talebene aufstellte und diese Kavalleriemasse durch drei Reiterregimenter des Reservekorps verstärkte.

Bezüglich des Details der Aufstellung liegt nur ein einziger brauchbarer zeitgenössischer Plan, von Trattner in Wien herausgegeben, vor, dem jener der Österreichischen Militärischen Zeitschrift« im großen folgt, jedoch Abweichungen zeigt, für welche eine Begründung nicht zu finden ist. Die neueste Darstellung des preußischen Großen Generalstabes bringt in Truppenverteilung und Frontlinie eine von obigen Plänen wesentlich verschiedene Auffassung zur Geltung, die jedoch einer Überprüfung nicht standhält.

Zunächst fällt auf, daß das Infanterieregiment Ahremberg der rechten Flügeldivision Andlau zugeteilt erscheint, während es nach der Ordre de bataille zur linken Flügeldivision Puebla gehörte. Tatsächlich zeigt es sowohl Trattner als auch die Österreichische Militärische Zeitschrift bei letzterer und es ist auch nicht einzusehen, warum Daun, der offenbar den Angriff gegen die Poboř-Höhe erwartete, die Division Puebla geschwächt haben sollte.

Nach dem preußischen Generalstabswerk zog sich die Front der Division Puebla von der Kuppe der Poboř Höhe ostnordöstlich bis zur Tiefenlinie hin, so daß der Ort Poboř etwa auf 600 m vor der Front blieb. Die Österreichische Militärische Zeitschrift nimmt dagegen an, daß Poboř dicht vor dem rechten Flügel der Division lag, läßt aber die Front gleichfalls an der Tiefenlinie enden und zeichnet sie in einem flachen Bogen, derart, daß der linke Flügel nach vorne ausspringend erscheint. Trattner endlich bringt eine mehr gegen Nordwest gerichtete gerade Front knapp hinter Poboř, das rechte Flügelregiment Ahremberg jenseits der Tiefenlinie, das linke Flügelregiment Harrach auf der Kuppe der PoborHöhe im Haken links zurückgebogen.

Letztere Darstellung hat an und für sich, abgesehen davon, daß sie von einem offenbar gut unterrichteten österreichischen Offizier stammt, wegen der Geländegestaltung viel Wahrscheinlichkeit. Ostlich Poboř befindet sich eine Kuppe, die zwar sehr flach ist, jedoch in die Stellung einbezogen werden mußte, wollte man dem Gegner nicht einen. guten Stützpunkt unmittelbar vor der Front einräumen. Daß die flache Kuppe wirklich besetzt wurde, zeigt ein französischer, aus den Akten des Prinzen Karl von Lothringen

stammender Bericht (k. u. k. Kriegsarchiv). Es muß noch beigefügt werden, daß dieses 1. Treffen nicht wie üblich gerade gerichtet war, sondern in der Mitte einen ausspringenden Winkel bildete, um aus einer Terrainerhebung, die im Zentrum war, Nutzen zu ziehen. Es ist auch wahrscheinlich, daß der linke Flügel der Division nicht auf der Kuppe der PoborHöhe aufgestellt wurde, von wo der feindwärtige Anstieg nicht unter Feuer genommen werden konnte, sondern am nördlichen Rande des flachen Oberteiles, was jedoch den Divisionär zur Bildung eines Hakens gegen Osten, rücklaufend zur Kuppe, nötigte. Obiger französischer Bericht bestätigt dies durch folgende Anführung: Da der linke Flügel hätte angegriffen werden können und sogar mehr gefährdet schien als der rechte, machte man mit 4 Bataillonen auf dem Rücken der Höhe eine Flanke, welche die beiden Treffen verband.. Daß die Aufstellung derart erfolgte, wird einerseits durch den Umstand bestätigt, daß Daun eine starke Besetzung von Poboř mit Linieninfanterie für nötig erachtete, wozu er sich nicht entschlossen hätte, wenn der Ort nicht dicht vor der Front gelegen und gleichsam ein Stützpunkt derselben gewesen wäre, anderseits dadurch erhärtet, daß die 7800 Mann starke Division Puebla bei Formierung in 4 Gliedern eines Frontraumes von mindestens 1450 m bedurfte, wozu noch die etwa 250 m breite Lücke zu zählen ist, die hinter dem von anderen Truppen besetzten Ort Pobor einzuschalten war. Nun ist die Linie Kuppe der Pobor-Höhe Nordrand des Oberteiles-Kuppe östlich Poboř rund 1800 m lang, also gerade für die Division Puebla ausreichend.

In dem Raume zwischen der Kuppe östlich Pobor und dem Fuß der Prerowsky-Höhe stand die Kavallerie des linken Flügels zweifellos in der vorgeschriebenen Einteilung: Division Kolowrat im 1., Wöllwarth im 2. Treffen, dahinter die Brigade Castiglione und die sächsischen Karabiniers des Reservekorps, wie dies die Darstellung des preußischen Generalstabes zeigt. Auffällig ist, daß im Trattnerschen Plan und in jenem der Österreichischen Militärischen Zeitschrift eine andere Gruppierung angenommen wird. Letzterer, dem leider die Benennung der Regimenter fehlt, weist 5 Regimenter im 1., 3 im 2. und 1 im 3. Treffen auf, was insofern begründet erscheint, als der verfügbare Frontraum rund 1 km breit ist, wozu bei der Aufstellung in 3 Gliedern fast 3000 Reiter, also etwa 5 Regimenter nötig waren. Offenbar gründet sich aber die Annahme auf den Trattnerschen Plan,

aus der

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