Hast du einen Ring am Finger, Schwer von Gold, mit Stein geschmückt ? Das ist echte Lieb' und Treue,
Wenn es recht am Finger drückt.
Liebchen! bist noch immer böse? Hast du so ein hißig Blut? Mußt dir's Zürnen abgewöhnen, Ist nicht für die Ehe gut.
Liebchen, frisch zum Elfentanze! Auf im Mond- und Sternenglanze!
Du sendest, Freund, mir Lieder Boll frischer Waldeslust,
Du regtest gerne wieder Auch mir die Dichterbrust. Du zeigst an schatt'ger Halde Mir den beschilften See, Du lockest aus dem Walde
Zum Bad ein scheues Reh.
Ob einem alten Buche Bring' ich die Stunden hin, Doch fürchte nicht, ich suche Mir trockne Blüthen drin! Durch seine Zeilen windet Ein grüner Pfad sich weit In's Feld hinaus und schwindet. In Waldeseinsamkeit.
Da sitt Merlin der Wilde Am See, auf moos'gem Stein, Und starrt nach seinem Bilde Im dunkeln Widerschein. Er sieht, wie er gealtet Im trüben Weltgewühl; ́ Hier, in der Wildniß, waltet Ihm neuer Kraft Gefühl.
Vom Grün, das um ihn thauet, Ist ihm der Blick gestärkt, Daß er Vergangnes schauet Und Künftiges ermerkt.
Der Wald, in nächt'ger Stunde, Hat um sein Ohr gerauscht, Daß es in seinem Grunde Den Geist der Welt erlauscht.
Das Wild, das um ihn weilet, Dem stillen Gaste zahm, Es schrict empor, enteilet, Weil es ein Horn vernahm.
Bon raschem Jägertrosse Wird er hinweggeführt, Fern zu des Königs Schlosse, Der längst nach ihm gespürt.
„Gesegnet sei der Morgen, Der dich in's Haus mir bringt, Den Mann, der, uns verborgen, Den Thieren Weisheit singt! Wohl möchten wir erfahren, Was jene Sprüche werth, Die dich seit manchen Jahren Der Waldesschatten lehrt.
Nicht um den Lauf der Sterne Heb' ich zu fragen an, Am Kleinen prüft' ich gerne, Wie es um dich gethan. Du kommst in dieser Frühe Mir ein Gerufner her, Du lösest ohne Mühe, Wovon das Haupt mir schwer.
Dort, wo die Linden düstern, Vernahm ich diese Nacht
Ein Plaudern und ein Flüstern, Wie wenn die Liebe wacht. Die Stimmen zu erkunden, Lauscht' ich herab vom Wall, Doch wähnt' ich sie gefunden, So schlug die Nachtigall.
Nun frag' ich dich, o Meister, Wer bei den Linden war? Dir machen deine Geister Geheimes offenbar,
Dir singt's der Vögel Kehle, Die Blätter fäuseln's dir; Sprich ohne Scheu, verhehle Nichts, was du schauest, mir!"
Der König steht umgeben Von seinem Hofgefind, Zu Morgen grüßt ihn eben Sein rosenblühend Kind. Merlin, der unerschrocken Den Kreis gemustert hat, Nimmt aus der Jungfrau Locken Ein zartes Lindenblatt.
Laß mich dies Blatt dir reichen, Lies, Herr, was es dir sagt! Wem nicht an solchem Zeichen Genug, der sei befragt: Ob er in Königshallen Je Blätter regnen sah? Wo Lindenblätter fallen, Da ist die Linde nah.
Du hast, o Herr, am Kleinen Mein Wissen heut erprobt, Mög' es dir so erscheinen, Daß man es billig lobt!
Löst' ich aus einem Laube Dein Räthsel dir so bald, Viel größre löst, das glaube! Der dichtbelaubte Wald."
Der König steht und schweiget, Die Tochter glüht von Scham. Der stolze Seher steiget Hinab, von wo er kam.
Ein Hirsch, den wohl er kennet, Harrt vor der Brücke sein, Und nimmt ihn auf und rennet Durch Feld und Strom waldein.
Versunken lag im Moose Merlin, doch tönte lang Aus einer Waldkluft Schooße Noch seiner Stimme Klang. Auch dort ist längst nun Friede; Ich aber zweifle nicht,
Daß, Freund, aus deinem Liede Merlin der Wilde spricht.
Die Bildsäule des Bacchus.
Kallisthenes, ein Jüngling zu Athen,
Kam einst, nach einer durchgeschwärmten Nacht, Den welken Epheukranz um's wilde Haar,
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