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Sechstes Buch.

Die Freiheitskriege 1813-1815.

IV.

Erster Abschnitt.

Die Erhebung in Ostpreußen.

Von dem Verhängniß, das sich in Rußland erfüllt, hatte diesseits der Memel Niemand eine Ahnung. Seit Monaten hatten die Napoleonischen Bulletins mit gleißender Lüge den wirklichen Zustand verhüllt; auch als fie seltener wurden und zuletzt Wochen lang ganz verstummten, ward wenigstens in den Pariser und in rheinbändischen Zeitungen das unheimliche Schweigen durch einzelne Siegesnachrichten unterbrochen. Da kam mit einem Male die unerwartete Kunde, Napoleon selbst sei am 14. December in Dresden eingetroffen, allein, ohne seine Feldherren, ohne Heer, und habe sich nach kurzem Aufenthalt nach Paris begeben. Vergebens ward auch jetzt noch verkündet, die Erscheinung des großen Siegers sei die sicherste Bürgschaft für die jüngst erfochtenen glorreichen Siege)," Niemand glaubte es mehr. Nur wenige Lage, und jeder Trug mußte schwinden. Es erschien das neunundzwanzigste Bulletin, nach langer Täuschung endlich etwas Wahrheit, noch freilich nicht die ganze Wahrheit, aber doch genug, um auch aus dem Verschweigen und den knappen Geständnissen das Aergste und Unerhörteste zu deuten. Wer noch irgend zweifeln wollte, ward rasch überzeugt durch die leibhaftige Erscheinung des Unglücks, auf welches jenes Bulletin nur vorbereitet hatte. Am 19. Dec. kam Murat in Königsberg an; ein kleines Häuflein, das in tief verfallener Gestalt ihn begleitete, war der Rest der stolzen Kaisergarde, die fünfzigtausend Mann stark über den Niemen gezogen war. Täglich folgten unabsehbare Reihen von Wagen mit Verwundeten und Kranken, denen sich erschöpfte Fußgänger mühsam nachschleppten. Die militärische Haltung und Zucht war völlig geschwunden; was ankam, war in Pelze, Thierhäute und Weiberröcke gehüllt oder mit Lumpen umwickelt und erinnerte an alles Andere

*) Allg. Zeit. 1812 S. 1419.

eher, als an das Heer, das vordem der Schrecken der Welt gewesen. Ihr Aussehen und ihre Mienen ließen das unsägliche Elend ahnen, dem die große Armee unterlegen war; auch die Ueberlebenden erschienen nur wie bleiche Schatten, aus deren Gesichtern Stumpffinu und Verzweiflung sprach und die den Keim des Todes schon in sich trugen.

Der Eindruck, den dieser Anblick weckte, läßt sich schwer beschreiben. Wohl war die erste Empfindung, die bei diesem gränzenlosen Jammer wach ward, edles, menschliches Mitgefühl, und der Uebermuth, den der Sieger einst geübt, ward einen Moment über seinen Leiden vergessen. Aber es durchzuckte doch auch Alle blißesschnell der Gedanke: jest oder nie sei die Zeit gekommen, die verhaßten Ketten abzuwerfen. Der Himmel selbst schien jezt zu dem aufzurufen, worauf seit Jahren alles Denken und Trachten ausgegangen war.

Es bezeichnete die unnatürliche Lage der Napoleonischen Politik, daß jezt, als die Russen bis an den Niemen drangen, ihre weitere Abwehr von dem guten Willen Oesterreichs und Preußens abhing. Oesterreich, das fast zwei Jahrzehnte im Kampf gegen Frankreich gewesen und eben noch vor kaum vier Jahren den erbittertsten Krieg gegen Napoleon ausgefochten, und dies Preußen, dessen ganze Leidensgeschichte seit Tilsit nur namenlosen Haß hatte pflanzen und nähren können, das eben noch mit allen Zeichen der Demüthigung zum Bündniß gepreßt worden war in der Hand dieser Beiden lag es jezt, von dem Imperator die nächsten Folgen der russischen Katastrophe abzuwenden. Es hieß die Natur, die eignen Erinnerungen und die Politik verleugnen, wenn beide Staaten diesen einzigen, niemals so wiederkehrenden Augenblick unbenußt entschlüpfen ließen.

Was Oesterreich thun würde, war gleichwol vorerst noch zweifelhaft. Wer die Männer kannte, die dort regierten, durfte auf kühne und heroische Entschlüsse nicht hoffen, höchstens auf die lauernde und zuwartende Taktik, die schon im Laufe des Krieges zu bemerken war. Das Heer, das unter Schwarzenberg in Volhynien gefochten, hatte weder in Thaten noch in Leiden das Schicksal der großen Armee getheilt. Von Anfang an griff es mehr vorsichtig als feurig in den Kampf ein, bis es seit Herbst einem überlegenen Feinde gegenüberstand, der Minsk wegnahm und den Trümmern der großen Armee den Rückzug verlegte. Welche Katastrophe indessen eingetreten war, blieb dem österreichischen Feldherrn bis zuleßt verborgen. Noch als die bejammernswerthen Trümmer des Heeres die Beresina überschritten hatten, ließ Napoleon Depeschen an Schwarzenberg senden, die von erfochtenen Erfolgen sprachen und im Ton der Zuversicht verkündigten, der Kaiser werde die Winterquartiere beziehen. Ohne sichere Kunde von Napoleon und seinen Verfolgern stand dann Schwarzenberg zwischen Minsk und der polnischen Grenze; ich kenne, schrieb er am 14. December an Berthier, weder die Stellung noch die Richtung der großen Armee. Er ahnte nicht, daß die große Armee"

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